Waldesruh. Christoph Wagner

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Waldesruh - Christoph Wagner Hauptkommissar Travniczek ermittelt inHeidelberg

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Ihres Mitbürgers Dieter Maurischat geworfen. Er wurde dabei schwer verletzt und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Kann jemand von Ihnen dazu sachdienliche Hinweise geben?“

      Die Männer starrten krampfhaft auf ihre Biergläser – nur der Maler Mostacci nippte an seinem Weinglas und schien ganz gelassen zu sein.

      „Wollen Sie uns ernsthaft weismachen“, übernahm Brombach, „dass in diesem winzigen Dorf niemand mitbekommen hat, wie eine große Dreifachglasscheibe zu Bruch gegangen ist?“

      Auch jetzt rührte sich niemand.

      „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte Frau Gerster, die hinter der Theke stand.

      „Nein, dürfen Sie nicht, wir sind im Dienst“, gab Brombach bissig zurück.

      „Es handelt sich im Übrigen um ein Verbrechen mit Ansage“, sagte Travniczek jetzt wieder und versuchte, ganz ruhig zu bleiben.

      „Gestern erhielt Wolfgang einen Drohbrief, unterschrieben von fast allen erwachsenen Einwohnern dieses Dorfes. Ich nehme an, auch von Ihnen allen hier. Der Inhalt des Briefes erfüllt den Tatbestand der schweren Nötigung – nach Strafgesetzbuch § 240 zu bestrafen mit Freiheitsentzug bis zu drei Jahren. Die Frage, ob und gegen wen Anklage erhoben wird, das wird die Staatsanwaltschaft sicher davon abhängig machen, inwieweit Sie zur Sachaufklärung dieses Verbrechens beitragen.“

      „Wollen Sie uns etwa drohen?“, fragte plötzlich Adalbert Schittenhelm und sah den Kommissar herausfordernd an. Travniczek sah zu Schittenhelm hin und musste unwillkürlich an einen Geier denken.

      Er fixierte ihn intensiv. „Ich drohe nicht. Ich informiere Sie lediglich über Fakten und weise auf die möglichen Konsequenzen hin.“

      Da polterte einer der Männer, die am vergangenen Sonntag nicht beim Frühschoppen dabei waren, los: „Das ist doch immer wieder das Gleiche in diesem Land. Geschützt werden die Verbrecher, und wenn sich unbescholtene Bürger dagegen wehren, werden sie kriminalisiert!“

      „Recht hat er!“, brüllte Brinkmann. „Wir dürfen uns von diesen Witzfiguren nicht ins Boxhorn jagen lassen.“

      „Wir sind im Recht und müssen uns wehren! …“

      Die Stimmung war in Aggression umgeschlagen. Waldemar Schittenhelm flüsterte dem Wirt etwas ins Ohr. Der erhob sich, gab den anderen einen Wink, ruhig zu sein, und baute sich in seiner ganzen Breite gebieterisch vor den Kommissaren auf.

      „Ich habe hier das Hausrecht! Sie verlassen jetzt augenblicklich diesen Raum!“

      Die Männer blickten gespannt auf die drei. Brombach und Travniczek blieben, ohne mit der Wimper zu zucken, ganz gelassen stehen. Gerster wusste nicht recht, wie er weitermachen sollte. Zu offener Gewalt fehlte ihm der Mut. Er wirkte wie ein Ballon, der immer mehr an Luft verlor.

      „Meine Herren, hören Sie mir noch für drei Sätze zu“, rief Travniczek mit sonorer Stimme und betont langsam in den Raum. „Dann gehen wir.“

      „Nichts da! Bullen raus! Wir wollen nichts hören!“

      „Seid doch vernünftig“, unterbrach Dr. Wollzogen das sprachliche Durcheinander. „Hören wir uns an, was er zu sagen hat. Dann sind wir ihn los.“

      Es wurde doch noch einmal still. Travniczek sprach ganz ruhig und leise.

      „Erstens: Ich bitte Sie, jetzt einfach nach Hause zu gehen.

      Zweitens: Wir oder einer unserer Kollegen werden Sie noch im Laufe des Abends besuchen, um Sie zu den vorhin erwähnten Taten zu befragen.

      Drittens: Wer nicht angetroffen wird oder die Aussage verweigert, erhält zeitnah eine staatsanwaltschaftliche Vorladung ins Polizeipräsidium Heidelberg.

      Schönen Abend noch.“

      Er drehte sich um und verließ mit Brombach das Lokal.

      13

      Als sie zurück in die Wohnung von Maurischat kamen, hatten sich sechs Kollegen des KDD eingefunden. Zusammen mit den beiden Streifenbeamten sollten sie jetzt mit den Befragungen beginnen. Brombach hatte die nötige Adressenliste mitgebracht.

      „In einer halben Stunde geht’s los“, bestimmte Travniczek.

      Wolfgang Maurischat kochte für alle Tee.

      Es klingelte. Breithaupt kam mit seinen Technikern zurück. Sie hatten draußen die Spuren aufgenommen.

      „Habt ihr was Interessantes gefunden?“, fragte Travniczek.

      „Nicht viel“, entgegnete Breithaupt, der sich mit ausgestreckten Beinen auf der Couch lümmelte, die Hände über seinem beeindruckenden Bauch gefaltet. „Die Arbeit war nahezu Zeitverschwendung. Draußen war so gut wie gar nichts zu machen. Der starke Schneefall unmittelbar nach dem Anschlag hat fast alle vorhandenen Spuren ausgelöscht. Es ist leider ein sehr trockener Schnee, bei dem nichts unterhalb der obersten Decke erhalten bleibt. Was wir ziemlich sicher sagen können: Zwei Personen sind wohl bis ganz an das eingeschlagene Fenster herangegangen. Ob sie groß oder klein, schwer oder leicht waren, ist aus den Spuren nicht mehr zu ermitteln.“

      „Wenigstens etwas“, kommentierte das Travniczek. „Denn wenn der Stein von dort geworfen wurde, musste der Werfer wissen, dass nur der alte Maurischat im Wohnzimmer war.“

      „Ja, wenn er von dort geworfen hat“, gab Breithaupt zu bedenken. „Aber das ist keinesfalls sicher. Es kann natürlich auch sein, dass der Werfer erst nach dem Wurf ans Fenster gegangen ist, um zu sehen, was er da eigentlich angerichtet hat.“

      Travniczek schüttelte missmutig den Kopf. Er hatte sich mehr von Breithaupts Untersuchungen erhofft.

      „Es gibt eine kleine Chance, doch noch etwas mehr herauszufinden. Wir haben alle Scherben der Fensterscheibe fein säuberlich eingepackt und vorher fotografiert, wie sie lagen. Wir werden morgen den ganzen Tag Puzzle spielen und die Fensterscheibe wieder zusammenlegen. Dann können wir – hoffentlich – den Aufschlagwinkel des Ziegelsteins und seine Wurfgeschwindigkeit annähernd bestimmen und daraus die Wurflinie errechnen. Dabei könnte – mit viel Glück – herauskommen, von wo der Stein genau geworfen wurde und wie groß der Werfer war. Eines kann ich aus der Lage der Glassplitter jetzt schon schließen: Der Stein war nicht sehr schnell. Also, den amtierenden Weltmeister im Kugelstoßen könnt ihr als Verdächtigen streichen. Ansonsten haben wir nur noch am Ziegelstein Spuren von Fingerabdrücken gesichert. Ob man die so aufbereiten kann, dass wir damit jemanden identifizieren können, ist zweifelhaft. Das sehen wir morgen im Labor. Mehr haben wir nicht zu bieten.“

      Er und seine Mitarbeiter tranken noch einen Tee und verabschiedeten sich dann.

      Die Anderen begannen jetzt mit den Vernehmungen. Zweier­teams sollten alle Bewohner des Ortes befragen, wie der Drohbrief entstanden sei und ob sie sachdienliche Hinweise zu der Attacke auf Maurischat machen könnten.

      Travniczek und Brombach selbst wollten Adalbert und Waldemar Schittenhelm vernehmen, da sie die beiden nach ihrem Auftritt in der Jägerstube für die Wortführer im Ort hielten. Und natürlich wollten sie dabei auch gleich die Zeugen im Prozess gegen Wolfgang Maurischat kennenlernen.

      Sie gingen wieder

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