Mordsriecher Tatort Böblingen. Heinrich Düllmann

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Mordsriecher Tatort Böblingen - Heinrich Düllmann

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Umwege eilte er ins Wartezimmer der Intensivstation und setzte sich. Die ausliegenden Zeitschriften interessierten ihn nicht. Vielmehr schaute er mehrmals gebannt auf die Tür zum Untersuchungszimmer, aber sie blieb verschlossen, was seine Unruhe nach und nach steigerte. Er spazierte nervös durch das Zimmer. Gelegentlich setzte er sich wieder auf die Bank, auf der er es jedoch immer nur wenige Augenblicke aushielt. Je länger es dauerte, desto kribbliger wurde er. Er fühlte sich, als ob eine Armada von Ameisen in ihm herumkrabbelte. Es juckte an Leib und Seele und alle Versuche, sich innerlich zu kratzen, scheiterten jämmerlich.

      Das Handy klingelte. Nervös holte er es aus der Tasche und sah die Nummer seines Bruders Heinz auf dem Display. Er nahm das Gespräch an, doch das Sprechen fiel ihm unheimlich schwer, sodass er es schnell beendete.

      »Ich will im Moment niemanden sehen, auch dich nicht! Bitte versteh´ das!«

      Abrupt drückte er die Verbindung weg. Kaum hatte er sein Handy weggesteckt, hörte er die Stimme seiner Tochter. Blitzschnell drehte er sich um.

      »Papa, Papa!«, rief Linda begeistert. Sie riss sich von der Hand des Arztes los und rannte auf ihren Vater zu, der sie auffing, als sie ihn stürmisch ansprang.

      »Wie war´s, Knuddel«, erkundigte er sich fast teilnahmslos, weil ihn die Sorge um Clara gefangen hielt.

      »Super!«, antwortete sie euphorisch und zeigte ihm im gleichen Moment eine Spritze ohne Nadel.

      Der Vater schaute sie fassungslos an, denn er kannte ihre Angst vor Spritzen. Deshalb fragte er auch sofort:

      »Und du hast nicht gebrüllt?«

      »Nein, Papa!«

      »Ich kann Ihnen das erklären, Herr Kunkel«, begann der Arzt zu dozieren.

      »Linda hat mir von ihrer Angst erzählt, und wissen Sie, ich konnte sie davon überzeugen, dass Spritzen hilfreich sind. Glauben Sie, dass sie sonst eine Spritze von mir verlangt hätte?«, beendete er zufrieden lächelnd seinen Vortrag.

      »Alles schön und gut, aber ich will jetzt wissen, wie es meiner Frau geht!«

      »Das ist doch klar. Mein Kollege wird Sie informieren.«

      Kaum gesagt betrat ein Mann das Wartezimmer und ging auf Gert zu.

      »Grüß Gott, Herr Kunkel. Mein Name ist Heribert Strohbeck. Ich leite die Untersuchungen. Der Zustand Ihrer Frau ist unverändert kritisch. Die Verletzungen am Körper sind nicht besorgniserregend. Sorgen macht uns allerdings das Schädel-Hirn-Trauma. Wir wollen ein Hämatom entfernen, um mögliche Nachblutungen zu verhindern. Dazu brauchen wir jedoch Ihre Zustimmung. Wir haben bereits alles für die Operation vorbereitet.«

      Gert spürte, wie ihm die Kraft aus dem Körper gezogen wurde. Er konnte seine Tochter nicht mehr halten und stellte sie sofort auf den Boden. Sein Kreislauf sackte ab, und seine Haltung erschlaffte. Sascha Kienle griff ihm geistesgegenwärtig unter die Arme und schleifte ihn auf eine Bank.

      »Danke, Herr Doktor. Es geht schon wieder«, sagte er nach kurzer Zeit.

      »Sind Sie sicher?«

      Der Arzt blickte ihm in die Augen und setzte die Untersuchung unbeeindruckt fort.

      »Ja, wirklich. Ich bin mit der Operation einverstanden«, entgegnete er gefasst und schaute dabei Doktor Strohbeck an.

      »Ich gebe Ihnen aber auf jeden Fall eine kreislaufstärkende Spritze!«, erwiderte Sascha Kienle.

      »Nein, das ist nicht mehr nötig!«

      »Doch, Papa, die Spritze hilft dir«, bestärkte Linda. Gert konnte es immer noch nicht fassen, dass Linda keine Angst mehr vor Spritzen zu haben schien, wo sie früher schon bei Erwähnung des Wortes losbrüllte.

      »Wenn es denn sein muss, dann machen Sie doch, was sie nicht lassen können. Aber danach will ich meine Frau sehen«, antwortete er patzig.

      »Das geht natürlich. Bei der Operation allerdings können Sie nicht dabei sein. Ich bleibe bei Ihnen, bis mein Kollege zurück ist.«

      Wenig später stand er mit der Spritze in der Hand wieder vor Gert. Ohne weitere Erklärungen griff er seinen Arm und setzte die Spritze an.

      »Siehste, Papa, du hast gar nicht gebrüllt!«

      »Ja, Knuddel, ich fühle mich schon viel besser.«, reagierte er ein wenig schmunzelnd.

      »Gehen Sie mit mir!«, bat Doktor Strohbeck.

      »Mein Kollege bleibt so lange bei Ihrer Tochter.«

      »Ich will mit!«, protestierte das Mädchen energisch. Während die Männer sich kurz anschauten, rannte sie schon Richtung Intensivstation. Kienle erwischte sie gerade noch vor dem Öffnen der Tür.

      »Also gut, du darfst mit, Linda, aber du musst dich ganz ruhig verhalten und darfst nichts anfassen. Versprichst du mir das?«

      »Ja, Herr Doktor«, entgegnete sie sehr folgsam.

      »Noch was. Wir müssen alle eine Schutzkleidung anziehen«, erklärte der Mediziner.

      »Schööön«, antwortete sie begeistert, denn bei der Krankenhaustour hatte sie bereits eine anprobieren dürfen, was ihr viel Spaß gemacht hatte.

      Gert und Linda waren fassungslos, als sie Clara sahen. Sie waren einiges von der Unfallstelle her gewohnt, doch dieser Anblick schockierte sie. Sie trauten sich nicht, sie zu berühren, weil so viele Schläuche an ihrem Körper angeschlossen waren und die Apparate ständig Geräusche machten. Das flößte ihnen Angst ein. Linda klammerte sich ans Hosenbein des Vaters. Gerade hatten sich die beiden vom ersten Schock erholt, da bat sie der Arzt, sich zu verabschieden.

      »Darf ich meine Frau zum Abschied streicheln«, fragte Gert verunsichert.

      »Ja, natürlich«

      Er streichelte Clara mehrmals übers Gesicht und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.

      »Du schaffst das, Clara! Ich liebe dich!«, flüsterte er ihr zu. Währenddessen zerrte Linda kräftig an seinem Hosenbein:

      »Ich will Mama einen Kuss geben!«

      Gert hob sie hoch.

      »Höher«, bat sie. Linda küsste ihre Mutter auf die Wange und sagte ihr:

      »Wir klettern bald wieder!«

      Ihre Mutter hatte extra für sie eine Kletterwand in ihrem Spielzimmer errichten lassen, an der sie bergsteigen lernte.

      »Komm, Linda, jetzt müssen wir gehen«, sagte der Vater und trug sie aus der Intensivstation. Nach dem Ausziehen der Schutzkleidung gingen die beiden mit dem Arzt in den Warteraum.

      »Es ist besser, wenn Sie mit Ihrer Tochter nach Hause gehen. Die Operation kann sehr lange dauern. Wir benachrichtigen Sie sofort über das Ergebnis.«

      »Wir bleiben!«, antwortete er kategorisch.

      »Okay, wenn Sie etwas brauchen, bitte klingeln!«

      Der

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