Mordsriecher Tatort Böblingen. Heinrich Düllmann

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Mordsriecher Tatort Böblingen - Heinrich Düllmann

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nutzte die Gelegenheit, um vom Geländer wegzukommen. Er ging in die Mitte des Balkons und wippte seine Tochter. Beide beruhigten sich und genossen die innige Verbindung.

      »Ich will runter!«, bat sie nach einiger Zeit ihren Vater, der sie auf den Boden stellte.

      »Komisch!«

      Linda stand vor dem Balkontisch.

      »Was ist komisch?«

      Gert eilte sofort zu ihr hin.

      Das Mädchen starrte auf den Aschenbecher, der auf dem Tisch stand. Das abgedimmte Licht des Wohnzimmers beleuchtete ihn spärlich. Clara hatte ihn von einer Dienstreise mitgebracht. Er gefiel ihr so gut, dass sie manchmal sagte, dass er zu schön sei, um ihn zu benutzen. Dennoch benutzte sie täglich das getöpferte, kunstvoll verzierte Mitbringsel. Das ausladende, runde Prachtexemplar stand auf einem viereckigen Teller, dessen Ecken nach oben geformt waren. Der Aschenbecher selbst bestand aus zwei Teilen, einer Schale, in der sich ein beweglicher Einsatz befand. Darin drückte Clara die gerauchte Zigarette gewohnheitsmäßig aus und hob ihn sofort an, damit Asche und Kippe in der Schale verschwanden. Sie konnte den kalten Rauch nicht riechen. Sie leerte jeden Abend die Schale in der Hoffnung, dadurch ihre Sucht endgültig begraben zu können.

      »Ja, das ist komisch! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie schon einmal vergessen hätte, die Zigarette wegzudrücken«, konstatierte Gert.

      »Da war Mama aber schlampig!«, kommentierte Linda die Beobachtung.

      »Wir verändern nichts, bis Mama wiederkommt!«, sagte sie, ohne den Sinn der Aussage zu begreifen.

      »Okay«, willigte ihr Vater ein, »die Zigarette liegt so tief, dass sie der Wind nicht wegblasen kann. Jetzt wird geschlafen!«

      Er schnappte sich Linda. Nachdem er sie ins Bett gebracht und zugedeckt hatte, forderte Linda:

      »Beten, Papa!«

      Bevor er antwortete, hob sie die Bettdecke und lud ihn ein:

      »Kuscheln, Papa!«

      »Klar, das machen wir wie immer.«

      Er legte sich ganz dicht neben Linda, die auf der anderen Seite Friedi drückte. Gemeinsam sprachen sie.

      »Komm, kuschel dich ganz nah an mich,

      dann spürst du mich und ich spür dich.

      Genauso nah wie du bei mir,

      so ist der liebe Gott bei dir.

      Und ich weiß ...

      ganz genau wie mich,

      so liebt Gott - auch dich.«

      »Und Mama!«, ergänzte sie lautstark das auswendig gelernte Gebet.

      Kapitel 4

      »Zur Sache, bitte!«, eröffnete Hauptkommissarin Helene Krautkopf mit einem Schmunzeln im Gesicht die Beratung, an der ihr Assistent Jens Knospe sowie Kommissar Volker Strathmann teilnahmen. Jens, der seit zwei Wochen zum Team gehörte, wunderte sich nicht mehr über die Marotte seiner Chefin, jede Besprechung mit »Zur Sache, bitte!« zu beginnen. Das war das eindeutige Signal an alle, sie augenblicklich auf den aktuellsten Stand der Ermittlungen zu bringen. Dieses Mal hatte er das Vergnügen, das zu tun. Er war nervös, weil er am Vortag zum ersten Mal eine Untersuchung geleitet hatte. Umständlich überprüfte er nochmals die Notizen, um nichts zu vergessen. Daraufhin blickte die Hauptkommissarin ihn ungeduldig.

      »Sie sind heute so unkonzentriert. Was ist los, junger Mann? Oder gibt es nichts zu berichten?«

      »Doch, doch, einen Moment, ich komme gleich zur Sache.« Er lief rot an und schüttelte sich einmal kräftig.

      »Es gibt einen Zeugen, der den Sturz sah. Den Aufprall der Mutter mit ihrem Kind beobachtete er aus etwa fünfzehn Meter Entfernung. Allerdings konnte er nicht sagen, wie es geschah. Der langgezogene Schrei eines Kindes aus einem der oberen Stockwerke hatte ihn auf dem Nachhauseweg aufgeschreckt. Als er nach oben blickte, fielen die beiden gerade über die Brüstung.

      »Was genau hörte er?«, fiel ihm Helene ins Wort.

      »Das Mädchen rief den Namen Friedi. Bei der Protokollaufnahme wurde Dirk Schnabel, so heißt der Zeuge, regelrecht hysterisch. Er hielt sich die Hände vor die Ohren und sagte erregt: >Ich kann´s nicht mehr hören, diesen fürchterlichen, schrillen Schrei! Friediiiiiiiii!<, schrie er. Daraufhin sackte er, schwer atmend, in sich zusammen. Es dauerte lange, sehr lange, bis sich der traumatisierte Mann beruhigt hatte.«

      »Mmh, Friedi? ... Das ist doch das Kuscheltier des Mädchens, ein flauschiger Dackel!«, sprach Helene mit voller Überzeugung.

      »Häh...«

      Jens schaute sie entgeistert an und brauchte einen Moment, um zu antworten.

      »Das stimmt! Es ist ein zotteliger Dackel, auf den Clara Schröder mit dem Kopf aufprallte. Aber ... woher wissen Sie das?«

      Helene grinste und fragte:

      »Gibt es bereits Ergebnisse von der kriminaltechnischen Untersuchung des Stofftieres?«

      »Nein. Das Mädchen hat Friedi mit ins Krankenhaus genommen.«

      »Mit ins Krankenhaus genommen? Es ist nicht untersucht worden? Das verstehe ich nicht!«, entgegnete Helene ärgerlich und steigerte die Lautstärke.

      Ihr Assistent erschrak, weil er diesen rauen Ton von seiner Chefin noch nicht gehört hatte. Deshalb setzte er auch ziemlich verunsichert fort:

      »Es ging nicht, weil das Kind unbedingt das Kuscheltier mit in die Klinik nehmen wollte. Es flehte entsetzlich und ich konnte es nicht übers Herz bringen, das zu verhindern, nachdem auch der Vater und der Arzt es wollten.«

      »Ich fasse es nicht! Sie haben ein vielleicht wichtiges Beweisstück aus der Hand gegeben. Und das nur wegen einer Sentimentalität. Ich fasse es nicht!«

      »Helene, komm runter von deinem hohen Ross! Ich war dabei und hatte das gleiche Empfinden wie Jens. Nach diesem Schock-Erlebnis konnten wir dem Kind den Wunsch nicht abschlagen. Das ging nicht, Helene! Und außerdem, alles deutete auf einen Unfall hin. Und das tut´s immer noch.«

      »Okay, Okay. Passiert! Ich will kein Drama daraus machen. Fakt ist, dass ich nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort war!«

      »Hier ist das Protokoll mit dem Augenzeugen!«

      Jens reichte es ihr.

      »Danke. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Aber ich gehe bei solchen Ereignissen automatisch von einem Gewaltverbrechen aus. Es hat ein Gschmäckle, sagt mir mein Riecher. Entschuldigt bitte meine überzogene Reaktion!«

      »Kaffee?«, fragte der Kommissar und schaute beide an, die zustimmend nickten. Er ging ins Nebenzimmer und holte drei Tassen Kaffee.

      »Warum kamst du gestern so spät zum Einsatz?«, fragte er die Kollegin, nach dem er ihr die Tasse

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