100 Tage. Team epubli

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100 Tage - Team epubli

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      Wer meinte, es sei ein Hindernis, altruistisch zu sein, kannte das wahre Geheimnis nicht. Es machte glücklich.

      Die Menschen hatte verlernt bescheiden zu sein. Sie waren furchtbar eigennützig und kannten das Geheimnis nicht. Sie machten sich überhaupt nicht die Mühe, darüber nachzudenken. Denn sie glaubten materielle Dinge würden ihnen ein glückliches Leben bescheren.

      Imani überlegte nicht lange. Selten bat Kaneschka jemanden um etwas. Es musste ihr wirklich wichtig sein.

      „Natürlich. Ich rede mit ihm.“, sagte sie.

      Danial schüttete geschmolzenes Gold in den steinernen Topf. Die Waage kam wieder ins Gleichgewicht. Er stellte den leeren Behälter ab und sah zu, wie Gold und Pech in den zwei Töpfen versickerten. In dem Topf, in dem das Gold gewesen war, saß auf einmal ein Vogelküken. Ein winziges, wunderschönes Geschöpf, das die verklebten Augen aufschlug und sich aufplusterte. Sein Gefieder war golden. Er war aus Vergebung geboren und gereinigt worden.

      Es war eine Seele eines gestorbenen Körpers. Danial hatte die Seele gut gemacht. Der Vogel schoss aus dem Topf in den Himmel. Dort oben breitete er seine Schwingen aus, die auf einmal gewachsen waren. Sein ganzer Körper war gewachsen. Er erstrahlte in hellem, weißen Licht. Die Seelen waren das Schönste, was es gab. Doch nur, weil sie rein und schuldfrei waren. Er befreite sie von all ihrer Schuld, die sie auf der Erde gesammelt hatten.

      Aus dem Augenwinkel bemerkte er Daya.

      Er wusste nicht, wie lange sie schon dort stand, aber auch sie schaute in den Himmel und betrachtete ihre angekommene Seele. Der Vogel glitt durch die Luft auf sie zu. Sie streckte ihm ihren Unterarm hin, auf dem er sanft landete. Sie schauten sich in die Augen.

      Daya lächelte ihn liebevoll an. Sie hob die andere Hand und strich dem leuchtenden Vogel über den Kopf. Sein Gefieder schimmerte von Näherem betrachtet in hellen Pastelltönen. Dann hob sie den Arm und übertrug ihm ihre Gedanken, sagte ihm, wohin er fliegen sollte und von nun an hin gehörte.

      Der Vogel flog davon, stieg immer höher in den Himmel auf, bis er nicht mehr zu sehen war.

      Nur noch ihre Sonne, die ein angenehmes, nicht blendendes und harmloses Licht abstrahlte, war am blauen Himmel ohne eine einzige Wolke zu erkennen. Hier gab es nie schlechtes Wetter. Kein Regen, kein Sturm, keine tristen, grauen Tage.

      Gerne hätte Danial Daya gefragt, wohin die Vögel flogen und auch sie flog, wenn sie sich verwandelte und zum prächtigsten, größten aller Vögel wurde, aber sie konnte nicht sprechen.

      Sie kam auf ihn zu, lächelte mild und trat an die Waage.

      In den Töpfen sammelte sich neue Flüssigkeit und stieg an. Es war halb so viel Gold wie Pech. Die Waage kippte zur einen Seite. Daya verzog das Gesicht.

      „Nicht bei einer Seele überwiegt das Gute.“, sagte Danial.

      Er sah sie von der Seite an und konnte die Enttäuschung von ihrem Gesicht ablesen.

      Er ging zur Goldschmelze, ein großer Kessel, dessen Boden ein glühend heißer Draht erhitzte. Er beugte sich darüber und sah sein eigenes Spiegelbild in dem flüssigen Gold. Seine braunen Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden, sein Mantel hatte die Farbe des Goldes.

      Er schöpfte einen Becher aus dem Kessel und trug ihn zu der Waage. Als er den Schöpfbehälter über den Topf hielt und ihn darüber entleeren wollte, löste sich Dayas Gestalt auf einmal neben ihm auf und die Umrisse ihrer menschlichen Gestalt veränderten sich zu denen eines Vogels. Sie flog noch während ihrer Verwandlung in den Himmel, stieg höher und höher und verschwand aus Danials Blickfeld. Er sah ihr hinterher, einem leuchtenden Vogel aus weißem Licht. Sie konnte ihren Körper auflösen und dann war von ihr nur noch ihre Seele übrig, ihre wahre Erscheinungsform. Der Körper, an den sie zeitweise gebunden war, war nur eine Hülle. Ihr Wesen lag in dem Körper des Vogels.

      Nach der Schachpartie setzten sich Asher und Arwan zu Caspar und Farouk. Sie redeten eine Weile, bis Farouk das Gespräch unterbrach.

      „Caspar, du tust es wieder.“

      Caspar sah ihn an, noch in Gedanken versunken, bis er verstand, was sein Sohn meinte, schüttelte den Kopf, als wollte er seine Gedanken abschütteln und entschuldigte sich.

      „Lasst uns teilhaben.“, bat Arwan.

      „Es ist nichts Wichtiges, das ihr wissen solltet.“, sagte Caspar.

      Farouk sah ihn scharf an. Er hatte die Lüge erkannt.

      Ich brauche Bedenkzeit. Sie werden meinen Entschluss erfahren, doch jetzt will ich sie damit nicht belasten, formulierte Caspar seine Gedanken für Farouk.

      Farouk gab sich damit zufrieden. Caspar räusperte sich.

      „Ich habe das Gefühl, dass sich die Lage verschärft und immer weiter zuspitzt. Erzählt mir, was ihr mit euren Gaben empfindet.“

      „Das Licht wird schwächer.“, sagte Arwan.

      Caspar runzelte die Stirn und goss sich Saft in ein Glas ein.

      Arwan war ebenso groß wie sein Zwilling Aviram, nur deutlich schmaler. Durch ihre Gesichter waren sie nicht zu unterscheiden. Ihre Augen hatten einen warmen Braunton und die Farbe ihrer Haare war von einem hellen Nussbraun.

      Aviram war stark, Arwan furchtlos.

      Der Mut der Menschen war sein Licht, in einem Raum des Schlosses, der immer dunkler wurde. Das Licht schwand.

      Die vier Männer merkten auf einmal den Stimmungsumschwung, den es gegeben hatte. Ashers Gesichtsausdruck war ernst geworden. Um seine Mundwinkel zuckte kein Muskel. Sein langes Hemd hatte die Farbe gewechselt. Es war nun nicht mehr strahlend gelb, sondern grau, als hätten sich Wolken vor die Sonne geschoben.

      Bevor die Sonne ganz verschwindet, dachte Caspar, muss ich etwas unternehmen.

      3

      Danish schob ein fertig geschriebenes Buch in eines der Regale, die bis unter die Decke reichten.

      Er war stolzer Besitzer von tausenden Büchern, die alle ihren Platz in den hohen, schmalen Regalen fanden. Ihr gesamter Inhalt war aus seinem Kopf aufs Papier geflossen. Es gab nichts, das Danish nicht wusste und es gab immer neues Wissen, das er dokumentierte.

      Wenn er ein Buch vollgeschrieben hatte und es seinen Platz in einem seiner Regale bekam, gab er das Wissen, das in diesem Exemplar stand, für die Menschen auf der Erde frei. Erst dann waren sie dazu befähigt, etwas Neues zu entdecken. Die Menschen wurden demnach immer klüger, doch sie wendeten ihr Wissen völlig falsch an. Danish schenkte ihnen etwas, das ihnen Macht gab und sie handelten dennoch nicht weise, wie er es sie hatte lehren wollen. Die Menschen hatten ihren eigenen Kopf und wurden schnell zu schlechten Dingen verleitet.

      Sein Blick fiel auf ein besonders dickes Buch mit schwarzem Einbund. Er zögerte mehrere Augenblicke, bis er danach griff und es langsam aus dem Regal zog. Es war so schwer, wie es aussah. Er betrachtete sein Werk und strich über den Umschlag.

      Dieses Buch durfte nicht mehr existieren. Es brachte zu viel Unheil.

      „Sag mir...“

      Danish

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