100 Tage. Team epubli

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 100 Tage - Team epubli страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
100 Tage - Team epubli

Скачать книгу

doch auf!“

      Jonas entschuldigte sich schnell und hob die Kartoffeln auf, die hinaus gefallen waren. Liam bückte sich und half ihm beim Auflesen.

      „Mir mangelt es an nichts.“, sagte er.

      Jonas hielt inne, richtete sich auf, zog zweifelnd die Augenbrauen in die Höhe und seufzte. Sein Blick fiel auf den großen Fleck auf Liams T-Shirt, der nicht auszuwaschen war und wanderte hinunter zu den ausgefransten, zu kurzen Hosenbeinen.

      „In dem Aufzug ist es kein Wunder, dass du keinem Mädchen auffällst. Die Hose ist mindestens drei Jahre alt, das T-Shirt habe ich schon mal an einem der Jungs im Heim gesehen.“

      Liam verzog den Mund und machte kehrt, die nächste Kiste holen, doch Jonas packte ihn am Handgelenk und zwang ihn, sich ihm wieder zuzuwenden.

      „Das war keine Beleidigung.“

      Liam schüttelte den Kopf. „Nein, bloß ein gutgemeinter Ratschlag meines besten Freundes. Ich schätze deine Ratschläge sehr, aber es ist nun mal nicht, worauf ich aus bin. Warum sollte ich mir neue Sachen kaufen, wenn diese noch ihren Zweck erfüllen? Und was Mädchen angeht...“

      „Willst du eine, der es egal ist, was du trägst.“

      Liam nickte.

      „Du bist viel zu beschäftigt. Dir würde es gar nicht auffallen, wenn dir eine hinterher gucken würde.“

      Darauf zuckte er die Schultern. „Solange es kein Mädchen gibt, dass mich von der Arbeit ablenkt, lasse ich mich auch von keiner ablenken.“

      Jonas verdrehte die Augen, lächelte aber. „Du bist der pragmatischste Mensch, den ich kenne.“

      Liam erwiderte nichts und ging erneut zum Truck.

      Es dämmerte, als die beiden Freunde sich auf der Straße trennten und sich in die entgegengesetzten Richtung davon machten. Liam schlenderte in den letzten warmen Sonnenstrahlen nach Hause und ließ sich von ihnen sein Gesicht wärmen. Seine Haut hatte eine gesunde Bräune, weil sie an den Tagen, an denen Markt war, permanent der Sonne ausgesetzt war, die schon relativ stark strahlte.

      Seine Muskeln schmerzten, aber es störte ihn nicht, denn der Schmerz war nur vorübergehend und machte ihn stärker.

      Er hatte einen weiten Weg bis zum Waisenhaus, den er jeden zweiten Tag ging. Zu dieser Uhrzeit aßen die meisten zu Abend und die Straßen waren leer gefegt, bis auf ein paar streunende Katzen, die sich auf Essenssuche begaben.

      Ein weißes Tier, dessen Fell allerdings so schmutzig war, dass es grau wirkte, kam auf Liam zu und setzte sich einen Meter vor ihm auf den Boden. Es reckte den Kopf zu ihm in die Höhe und sah ihn hungrig an.

      Er blieb stehen und kramte in seiner Hosentasche. Ganz unten ertastete er einen Rest Futter, den er für die Tiere immer dabei hatte. Das Waisenhaus nannte sich stolzer Besitzer von drei gefräßigen Katzen, aus deren Näpfen er ab und zu etwas raus nahm. Die Katzen auf den Straßen hatten das Futter viel dringender nötig.

      Er bückte sich und öffnete die Hand. Die Katze sprang mit einem Satz auf ihn zu und verschlang gierig das Futter von seiner Handfläche. Er kraulte ihr den Kopf, kam aus der Hocke wieder in den Stand und setzte seinen Weg weiter fort.

      Das Abendessen war nahezu beendet, als Liam in den Speiseraum kam, wo alle an den Tischen saßen und sich lautstark unterhielten.

      Er setzte sich mit einem Teller Suppe an einen Tisch zu Amanda, die so alt wie er war und keine Arbeit hatte, weswegen sie sich auch keine eigene Wohnung leisten konnte.

      Aber eigentlich war sie noch genauso wenig bereit, das Heim zu verlassen, wie Liam. Den ganzen Tag war sie damit beschäftigt, den Kinder essen zu machen und sie zu betreuen.

      „Guten Abend.“, sagte er.

      Er ließ sich auf dem freien Stuhl nieder und schaute sich am Tisch um.

      Danny war noch so klein, dass seine Nase unter dem Tisch verschwand und er den Löffel nur umständlich in seinen Mund bekam. Er rief fröhlich Liams Namen und verschüttete die Suppe auf seinem Löffel. Amanda wischte mit einer Serviette über den Tisch und Dannys Pullover. Dabei warf sie einen Blick zu Liam rüber und lächelte. Er lächelte zurück.

      Sie war eine sehr kinderliebe Frau. Jedes Mal, wenn er sah, wie sie mit einem der Kleinen spielte oder sie bemutterte, dachte er sich, was für eine gute Mutter sie wäre. Natürlich war sie noch sehr jung, doch ihr Umgang mit Kindern war besonders. Es gab diese Leute, die sich veränderten, wenn sie Kinder um sich hatten. Kinder konnten das Beste aus einem Menschen heraus holen. Das sah Liam am Besten an Amanda.

      Sie war schon länger hier als er und war wie eine Schwester für ihn, sowie alle Kinder und junge Erwachsene die in diesem Heim lebten.

      Es war nicht immer ein friedliches Zusammenleben.

      Häufig begann jemand Streit. Einige Jungen konnten ihre Aggressionen nicht kontrollieren und es gab Mädchen, die sich beleidigten, bis beide in Tränen ausbrachen. Es waren nun mal viele Leute auf engem Raum zusammen. Liam kannte diese Komplikationen.

      Er selbst war nie ein schwieriges Kind gewesen und hatte Streitereien immer geschickt umgangen. Er war ein ruhiger Junge gewesen, sehr in sich gekehrt und nach Vermutungen der Heimmutter Amelie stark traumatisiert. Doch alle Sorgen, die sie sich um seine Entwicklung gemacht hatte, waren grundlos gewesen, denn er war ein junger, selbstständiger Mann geworden, dessen Psyche durchaus belastbar war.

      Dennoch mied er noch heute Auseinandersetzungen und hatte ein erstaunlich gutes Gespür dafür, wann sich etwas anbahnte, und entschärfte es, bevor ein Streit ausbrach.

      Charlie war ein unberechenbarer Junge, am Anfang der Jugend, der oft einen Wutausbruch bekam. Er war leicht zu provozieren und gefährlich wie ein Bombe, die jeden Moment in die Luft gehen konnte. Liam war der Einzige, der Charlie im Griff hatte. Um so weit zu kommen, hatte er sich schon mehrere Schläge von dem Jungen eingehandelt, bis er das Vertrauen geweckt und die Blockade gebrochen hatte. Außerdem erriet nur Liam, was in Charlie wirklich vorging und hatte eine Methode entwickelt, ihn zu beruhigen.

      Es war bloß ein umgekippter Becher, dessen Inhalt sich auf Charlies Hose ergoss, der ihn aufspringen ließ und aggressiv machte.

      „Du Idiot!“, klaffte er den Jungen an, der den Becher aus Versehen um geschmissen hatte.

      Shane rutschte ängstlich von ihm ab und starrte auf den nassen Fleck in Charlies Schoß. Charlies Ohren liefen blitzschnell rot an, ein gefährliches Warnsignal.

      Liam wurde augenblicklich aufmerksam. Er kannte die Zeichen eines ausbrechenden Wutanfalls gut, denn er hatte viel Zeit mit dem Jungen verbracht. Er wollte ihm helfen, seine Aggressionen in den Griff zu bekommen.

      Im nächsten Moment war er an dem Tisch, wo der Streit drohte auszubrechen.

      Shane entschuldigte sich bereits eilig und Charlie warf ihm Verfluchungen an den Kopf.

      Liam redete auf Charlie ein, hielt aber Abstand, weil er entdeckt hatte, was diesen provozierte und in die Enge trieb. Er wusste, wie bedrängt Charlie sich in Wirklichkeit fühlte und jeder Reiz konnte zu viel für ihn werden.

      „Das war keine Absicht. Du brauchst ihn dafür nicht beschimpfen. Hör doch mal, er entschuldigt sich aufrichtig.“,

Скачать книгу