100 Tage. Team epubli

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100 Tage - Team epubli

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style="font-size:15px;">      Er lachte verbittert.

      Die Polizisten in ihren dunkelblauen Anzügen guckten ihn komisch an und packten seine Arme fester. Sie glaubten, der Mann wäre verrückt geworden. Erst wagte er sich über den Zaun, eine gefährliche Kletterpartie, dann in eine öffentliche Einrichtung, was regelrecht lebensmüde war, schrie wie ein Durchgedrehter und brach nun in eine gruselige Heiterkeit aus. Diese verflog so schnell wie sie gekommen war.

      Der Mann brach völlig unerwartet zusammen. Er sackte auf den Boden und sie konnten ihn nicht aufrecht halten. Also gingen sie mit ihm in die Hocke und warteten, ob er wieder aufstehen würde. Diese Gefühle passten besser zu dem, was ihm bevor stand. Natürlich wusste er es und fing an zu verzweifeln. Er musste sterben, Corvin würde ihn sicherlich nicht am Leben lassen.

      Während die beiden Polizisten sich also fragten, was in dem Mann vorging, dachte er nicht über seinen eigenen Tod nach, so wie sie es vermuteten.

      Er erinnerte sich seines Sohnes, der ein Waise wäre, wenn seine Mutter schied und er nicht zurückkehrte. Sein Sohn hätte weder Vater noch Mutter. Es war genug, dass er seine geliebte Frau verlor, doch seinen Sohn ließ er auch im Stich. Er hatte die Verantwortung für beide.

      Die Polizisten verloren die Geduld und zogen den unglücklichen Mann an den Armen hoch. Er wehrte sich nicht und ließ sich widerstandslos weiterziehen.

      Er hatte aufgegeben. Alles war verloren, nichts war mehr zu retten. Jetzt konnte er sich auch abführen lassen, denn er hatte begriffen, dass er machtlos war. Er wollte für die kämpfen, die er über alle Maßen liebte, aber es machte doch keinen Sinn. Seine Frau würde sterben und er konnte seinen Tod genauso wenig verhindern, denn er konnte den Polizisten nicht entkommen.

      Sie waren zufrieden, dass der Mann sich nicht mehr wehrte. Sie dachten, sie hätten gewonnen, ihn endlich still bekommen.

      Doch wer den Mann besiegt hatte, war die Verzweiflung. Die Erkenntnis der bitteren Realität.

      In die Menschen auf dieser Seite des Zauns hatte er jegliche Hoffnung verloren. Sie hatten die Macht über die Leute auf der anderen Seite, weil sie über deren Tod und Leben entscheiden konnten. Sie hatten sich für den Tod entschieden.

      Der Palast war gewaltig. Er stand im Herzen der Stadt und die armen Menschen sahen davon nur die goldene Spitze der Kuppel, was ihnen gemeinerweise den Reichtum des Bürgermeisters vor Augen führte.

      Es war ein riesiges weißes Gebilde. Zu beiden Seiten eines Zylinders, auf der die Kuppel saß und in die das mächtige, prunkvoll verzierte Tor eingelassen war, gingen rechteckige Steinbauten ab, in die hunderte Fenster mit gelben Rahmen eingesetzt waren. Zum Palast führte ein langer, sandiger, breiter Weg. Am Tor, auch der Palast war abgetrennt von seinem umhüllenden Häuserring, aber mit einer hellen Sandsteinmauer in einer Höhe von fast zwei Metern, standen mehrere Wachen, die es von innen öffneten und die Polizisten mit ihrem Gefangenen reinließen.

      „Das wird den Herrn freuen!“, sagte einer der Männer mit einem ekelhaften Grinsen.

      Er schob das Tor hinter ihnen wieder zu und stellte enttäuscht fest, dass der Gefangene keine Anstalten machte, zu fliehen oder schwierig zu werden, geschweige denn, auf seine provokanten Worte wütend zu reagieren.

      Der Mann wurde am Palast vorbei auf den Hinterhof geführt. Dort stand ein Gebäude, das von außen mit seiner hellblau angestrichenen Fassade ganz und gar nicht den Eindruck machte, als halte man dort Männer und Frauen gefangen, die meisten wegen Kleinigkeiten verurteilt wurden, weil sie etwas gesagt oder getan hatten, dass dem Bürgermeister nicht gefiel oder weil sie geklaut oder handgreiflich geworden waren. Nur die Wenigsten unter ihnen waren ernsthafte Verbrecher, wie Mörder oder Vergewaltiger.

      Mit Grauen entdeckte der Mann den Klotz, der aus der Erde ragte, als er seinen schlaff herunter hängenden Kopf hob. Er war quadratisch, der Lack glänzte und die Sonne spiegelte sich darauf. Sie brannte auf die Arena. Angst durchfuhr ihn und er zuckte zusammen. Die Polizisten spürten seine plötzliche Aufgebrachtheit und einer von ihnen machte endlich den Mund auf. Der Mann erschrak, er hatte nicht geglaubt, das diese Männer tatsächlich mit ihm sprechen würden.

      „Zwei Drittel sind in die Erde versenkt. Unterirdische Gänge führen von dort“, er zeigte auf das Gefängnis, das dem Mann so harmlos vorkam, „in die Arena.“

      Dann sagte er nichts mehr, tauschte mit seinem Partner einen Blick aus und sie zogen den Mann weiter.

      Sie brachten ihn in einen Raum im blauen Haus. Von innen strahlten ihm weiße Wände entgegen, in die Türen in geringem Abstand eingelassen waren. Er dachte daran, dass hinter einer dieser Türen der Gärtner, den sie vor drei Tagen erst festgenommen hatten, sitzen könnte oder der Junge, der noch nicht mal achtzehn Jahre alt war und einen Leib Brot gestohlen hatte.

      Die Polizisten drückten den Mann in einem kleinen Raum auf einen Stuhl.

      Er sah sich um. Das Fenster war ausbruchsicher vergittert, es standen noch drei weitere Stühle da und sonst war der Raum leer. Er kam sich unbehaglich vor.

      Die Polizisten hatten ihn losgelassen und beobachteten ihn aus dem Stand, statt sich ebenfalls zu setzen. Warteten sie auf etwas? War das hier der Verhörraum, der Entscheidungsraum, was man nun mit ihm anstellte?

      Er räusperte sich.

      „Es sieht nicht aus wie ein Gefängnis hier.“, sagte er und meinte die blaue Fassade und die hellen Flure, sowie auch dieses Zimmer weiß war.

      Es kam ihm merkwürdig vor, denn warum sollte ein so schrecklicher Ort, ein Gefängnis, einladend für die Leute aussehen? Das passte nicht. Irgendwas stimmte damit nicht.

      Der Polizist, den er noch nicht reden gehört hatte, antwortete ihm. Er hatte ein hartes, unfreundliches Gesicht und stechende Augen, erkannte der Mann, jetzt, wo er ihn ansehen konnte und sie ihn nicht festhielten.

      „Das ist eine gute Vorbereitung auf den Tod.“, sagte der Polizist völlig ungerührt.

      Der Mann hätte ihn wütend angeschrien, doch er hatte keine Kraft dazu und war so ruhig geworden, dass es ihn selbst fast erschreckte. Er hatte aufgegeben und er hatte es akzeptiert.

      „Es ist grausam.“, murmelte er.

      Die Polizisten lachten beide auf, als hätte er einen guten Witz gerissen. Er sah sie nicht an, sondern aus dem Fenster, durch das er die Arena im Blick hatte. Darin spielten sich schlimme Dinge ab, die er sich lieber nicht vorstellen mochte, bevor es für ihn so weit war, dort hinein zu gehen. Er hoffte, der Bürgermeister würde ihm einen anderen Tod gewähren, ihn an den Galgen hängen oder einfach erschießen. Er wollte nicht zum Mörder werden. Er hatte Angst davor.

      „Wenn sie sterben, wollen sie es dunkel um sich herum, das quält sie weniger. Aber diesen Luxus gönnt Herr Corvin ihnen nicht. Du wirst es schon verstehen, sehr bald, sehr bald sogar.“, sagte der Polizist mit den harten Zügen, die letzten Worte nur noch murmelnd.

      Er war dem Mann nicht geheuer, nichts war ihm hier geheuer. Obwohl die Sonne durchs Fenster schien und niemand eine Waffe auf ihn richtete.

      Einer seiner Diener überbrachte ihm die freudige Botschaft.

      Er klatschte in die Hände und rief durch den Saal: „Fein, fein!“

      Dann schlug er die Beine auf seinem ledernen Thron übereinander und setzte ein zufriedenes Lächeln auf.

      „Ein

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