Schwingen des Adlers. Anna-Irene Spindler

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Schwingen des Adlers - Anna-Irene Spindler

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über den gesamten Raum.

      Nach einer, für einen Politiker ziemlich kurzen Einleitung, begrüßte Ferdi Tobler noch einmal ganz offiziell die neue Erzieherin und wünschte ihr auch im Namen des Gemeinderats von Oberkirch alles Gute. Sophia stand auf, bedankte sich artig für die freundlichen Wünsche und bestätigte, dass es ihr sehr gut in Saas Gurin gefalle. Damit war ihr Part erledigt. Sie konnte sich wieder hinsetzen und in aller Ruhe die Anwesenden studieren.

      Der Reihe nach wanderte ihr Blick über die Dorfbewohner. Gleichzeitig versuchte sie sich an die jeweiligen Namen zu erinnern. Zu ihrem eigenen Erstaunen klappte das ziemlich gut. Nur bei den Doppelnamen hatte sie noch so ihre Probleme. War der Mann mit dem dichten Vollbart und der dicken Zigarre nun der Andi Rügner-Kleinauer oder hieß er doch Kleinauer-Gestner? Auch bei der hageren Frau, die zwei Plätze neben Thomas saß, war sie nicht sicher. Der Vorname war gar kein Problem, sie hieß nämlich Cläre. Diesen Namen fand Sophia so außergewöhnlich, dass sie ihn sich sofort gemerkt hatte. Aber ob das jetzt Cläre Michler-Anninger oder Gestner-Michler war konnte sie nicht mehr genau sagen. Naja, mit der Zeit würde sie auch das lernen.

      Ihr Blick schweifte wieder über die Versammlung hinweg. Ihre Augen blieben an Mark Suttner hängen. Er saß leicht schräg versetzt an einem Tisch mit dem Bürgermeister und Pfarrer Maierhofer. Sie befand sich nicht in seiner direkten Blickrichtung und konnte ihn deshalb ungestört und in aller Ruhe beobachten. Ihr fiel auf, dass er nur sprach, wenn er von irgendeinem Anwesenden angeredet wurde. Dann äußerte er sich stets ruhig, sachlich und gelassen, auch wenn der Disput vorher lautstark und emotionsgeladen geführt worden war. Sobald er das Wort ergriff, verstummten sämtliche Gespräche und alle hörten ihm zu. War er mit seinen Ausführungen fertig, erhob sich in der Regel ein beifälliges Gemurmel. Die meisten Dorfbewohner nickten zustimmend und man ging zum nächsten Punkt über. Nur in ein, zwei Fällen wurde noch weiterdiskutiert. Aber bei Weitem nicht mehr so laut und heftig wie zuvor. Es war vollkommen einerlei, ob über die Größe einer Viehweide, die Menge des zu verkaufenden Ziegenkäses oder die Nutzung eines bestimmten Bergpfades diskutiert wurde. Seinen Ansichten und Vorschlägen wurde am Ende immer zugestimmt. Es war aber nicht nur seine Art zu sprechen, die ihn von den Anderen unterschied. Sophia konnte selbst nicht genau sagen, worin der Unterschied eigentlich bestand. Vielleicht empfand sie es auch nur so, aber irgendwie war er anders. Plötzlich drehte er seinen Kopf und sah zu ihr herüber. Sophia kam sich richtig ertappt vor. Sie spürte zu ihrem großen Ärger, dass sie rot wurde. Schnell wendete sie ihren Blick ab. Aus den Augenwinkeln heraus konnte sie das leichte Lächeln auf Marks Gesicht erkennen und die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich noch.

      Sie tat so, als würde sie höchst interessiert der alten Frau am linken Ende ihres Tisches zuhören, die sich heftig über zwei große Lebensbäume beklagte, die am Friedhof allen gepflanzten Grabblumen die Sonne nahmen. In ihrer langatmigen Beschwerde wurde sie von zwei weiteren Frauen wortgewandt unterstützt. Die Drei schilderten bis ins kleinste Detail, was für Schäden durch die Bäume verursacht wurden. Sophia gewann den Eindruck, sie hätten tagtäglich nichts anderes zu tun, als stundenlang über den Friedhof zu wandern und das Befinden der Grashalme zu beobachten.

      Als Sophias Meinung nach ein genügend langer Zeitraum verstrichen war, warf sie wieder einen verstohlenen Blick auf Mark Suttner. Er unterhielt sich mit Pfarrer Maierhofer und drehte ihr den Rücken zu. Sophia beobachtete, dass der Pfarrer nickte und sein Gegenüber sich an die Frau wandte, die nicht weit von Sophia entfernt saß.

      „Was hältst du davon, Maria, wenn wir den älteren der beiden Bäume umsägen und den kleineren stehen lassen? Der große wirft sicherlich den meisten Schatten. Wenn der weg ist, haben fast alle Gräber wieder Sonne. Glaubst du, du könntest dich mit dieser Lösung anfreunden?“

      Bei dieser letzten Frage setzte er ein so strahlendes Lächeln auf, dass die Frau, die Sophias Schätzung nach schon weit über siebzig war, rote Wangen bekam. „Aber freilich, sind wir damit zufrieden, Mark. Nicht wahr?“

      Diese Frage war an ihre zwei Mitstreiterinnen gerichtet. Auch diese beiden kämpferischen Damen schmolzen unter seinem charmanten Lachen wie Butter in der Sonne und beeilten sich eifrig zuzustimmen.

      ‚So sind wir Frauen! Sobald uns ein Kerl anlacht verlieren wir all unsere hehren Ziele aus den Augen‘, ging es Sophia durch den Kopf.

      Aber auch sie musste sich eingestehen, dass dieser strahlende Blick aus den leuchtend blauen Augen sie angenehm berührte. Dabei hatte er ja noch nicht einmal ihr gegolten.

      ‚Vielleicht sieht er dich ja eines Tages auch so an.‘

      Als Sophia dieser Gedanke durch den Kopf schoss, merkte sie wie ihr wieder das Blut in die Wangen stieg. Hastig sah sie zur Seite, damit er es ja nicht bemerkte, falls er zufällig in ihre Richtung schaute.

      Das war jetzt schon das zweite Mal an diesem Abend, dass sie wegen dieses Mannes rot wurde. Schon seit einer Ewigkeit war ihr das nicht mehr passiert. Es war höchst beunruhigend.

      Als die Versammlung um kurz vor elf endlich endete, atmete sie erleichtert auf. In dem allgemeinen Gedränge, das gleich darauf entstand, verabschiedete sie sich schnell von Thomas und Frau Gestner und schlängelte sich als Eine der Ersten zur Tür hinaus.

      „Gott sei Dank!“, seufzte sie leise und schlug eine flotte Gangart an, um möglichst schnell vom Gasthaus wegzukommen. So brauchte sie sich wenigstens nicht von Mark Suttner zu verabschieden. Womöglich wäre sie wieder rot geworden. Und das wäre dann ja der Gipfel der Peinlichkeit gewesen.

      In ihrer Wohnung schenkte sie sich ein Glas Wasser ein und färbte es mit einem Spritzer Rotwein rosa. Mit dem Glas in der Hand trat sie auf den Balkon hinaus. Aus dem Dorf war noch eine kurze Zeit das leise Gemurmel der nach Hause gehenden Frauen und Männer zu hören. Dann war es still.

      Diese Ruhe war für sie immer noch ein Grund zum Staunen. Das einzige Geräusch, das bis zu ihr drang, war das verschlafene Gebimmel einer Glocke, wenn sich deren vierbeiniger Träger im Schlaf bewegte. Sophia sah hinauf zu den Sternen. Auch diese leuchteten hier so sehr viel heller als in München. Schräg vor ihr strahlte das Sternbild des Orion. Von den drei Gürtelsternen wanderten ihre Augen aufwärts bis zu den breiten Schultern des Himmelsjägers. Unvermittelt kam ihr wieder Mark Suttner in den Sinn. Sie ertappte sich dabei, wie sie versuchte sich an Einzelheiten seines Aussehens zu erinnern.

      Erstaunt über sich selbst schüttelte sie den Kopf, so als ob sie damit die absonderlichen Gedanken loswerden könnte. Sie trank das Glas leer und stellte es energisch auf die Balkonbrüstung.

      „Lass den Unsinn und geh’ lieber ins Bett, altes Mädchen“, sagte sie zu sich selbst, ging hinein und zog die Glastüre hinter sich zu.

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