Schwingen des Adlers. Anna-Irene Spindler

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Schwingen des Adlers - Anna-Irene Spindler

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muss zugeben, dass ich ganz schön irritiert wäre, wenn Sie das so aus dem Stegreif sagen könnten“, lachte Sophia.

      Nach ein paar Minuten gemeinsamen Suchens in der Portoliste, fanden sie tatsächlich den entsprechenden Betrag. Da die passende Marke nicht vorrätig war, zierten schließlich sieben verschiedene Briefmarken das Kuvert.

      Thomas warf einen neugierigen Blick auf die Adresse.

      „Katie Römer! Eine Verwandte?“

      „Ja, meine Tochter“, antwortete Sophia.

      „Sie haben eine Tochter in Afrika?“

      Die Verblüffung stand ihm nur allzu deutlich im Gesicht geschrieben.

      „Ja, aber erst seit drei Wochen. Seit 1. Juli arbeitet Katie in einem Lepradorf in einer Schule. Sie hatte keinen wirklichen Plan, was sie nach dem Abitur anfangen sollte und wollte sich ein Jahr Überlegungszeit gönnen. Dass sie diese Zeit ausgerechnet in Gabun verbringen will, fand ich nicht so berauschend. Aber es ist ja ihr Leben.“

      Sophia machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:

      „Ich habe ihr übrigens geschrieben, dass ich es hier in Saas Gurin versuchen werde. Zumindest für ein Jahr.“

      „Das ist ja großartig! Beat wird sich vor lauter Freude gar nicht mehr beruhigen können. Weiß er es schon?“

      „Nein, Sie sind der Erste, dem ich es erzählt habe.“

      Sophia musste schmunzeln, als sie seine Begeisterung bemerkte.

      Strahlend trat Thomas vor sie hin, küsste sie wieder auf beide Wangen und sagte sehr würdevoll:

      „Es ist mir eine besondere Ehre, Sie im Namen aller Einwohner von Saas Gurin herzlich willkommen zu heißen. Es wird Ihnen hier bestimmt gefallen.“

      „Wir werden sehen“, meinte Sophia und zuckte mit den Schultern.

      „Eine gewaltige Umstellung wird es sicher werden. München und Saas Gurin. Da besteht doch ein klitzekleiner Unterschied.“

      „Ja, München ist vielleicht ein ganz klein wenig größer, aber Kinder sind doch überall auf der Welt gleich. Oder etwa nicht?“

      Lachend nickte sie: „Richtig.“

      „Wissen Sie schon wann Sie anfangen werden?“

      „Keine Ahnung. Aber was ich so von Pfarrer Maierhofer mitbekommen habe, wäre es ihm am liebsten, wenn ich gleich hierbleiben würde.“

      „Das kann ich mir denken“, lachte Thomas und fuhr nach einer kurzen Pause fort „aber Sie müssen das ja auch erst mit Ihrer Familie klären.“

      Sophia bemerkte den prüfenden Blick mit dem er sie ansah. Sie beschloss ihn ein wenig auf die Folter zu spannen und sagte:

      „Meine Familie ist in Gabun, das ist also kein Problem. Aber ich muss es natürlich erst mit meinem bisherigen Arbeitgeber klären und das ganze Drumherum mit meiner Wohnung regeln. Das wird alles noch ein ganz schöner Stress ehe ich hier anfangen kann.“

      „Ach, das ist doch für Sie alles kein Problem. Sie sind doch eine so tatkräftige, energische Frau.“

      Zur Bekräftigung klopfte er ihr so kräftig gegen die Schulter, dass sie aus dem Gleichgewicht geriet.

      „Wenn Sie meinen“, brummte Sophia unsicher und rieb sich den schmerzenden Oberarm.

      Thomas Anninger hatte anscheinend einige überschüssige Kräfte. Wenn die Bergdörfler alle so waren, konnte sie sich ja auf Einiges gefasst machen. Aber seine direkte, herzliche Art gefiel ihr sehr. Er erinnerte sie an Schwester Marie-Agnes.

      „Jetzt werde ich Sie aber nicht mehr länger aufhalten. Ich will mir den Ort noch ein bisschen genauer anschauen und den Kindergarten muss ich auch noch unter die Lupe nehmen. Es war schön, dass wir uns wiedergesehen haben. Bis bald, Herr Anninger!“

      Sophia streckte ihm die Hand hin, die er sofort ergriff und herzhaft drückte. „Die Freude war ganz meinerseits, Frau Römer. Auf Wiedersehen!“

      Sophia stand schon vor der Tür, als sie sich plötzlich umdrehte.

      „Beinahe hätte ich es vergessen. Wie geht es eigentlich Ihrem Freund? Ist er wieder ganz gesund?“

      „Sie meinen Mark? Aber ja. Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass er hart im Nehmen ist? Seinetwegen war ich vorhin unterwegs. Ich habe ihn in Oberkirch am Bahnhof abgeliefert. Morgen früh um halb sechs geht sein Flugzeug. Er fliegt für vier Wochen nach Kanada.“

      Als Thomas ihren erstaunten Blick sah, fuhr er fort:

      „Mark hat sich auf dem Gebiet der Greifvogel-Auswilderung einen gewissen Namen erworben. Sie haben ihn nach Edmonton eingeladen, damit er dort an der Universität Seminare hält.“

      „Schön, ...schön, dass es ihm wieder gutgeht. Also dann auf Wiedersehen.“ Sophia drehte sich um und ging langsam die Dorfstraße entlang.

      Thomas sah ihr nach, bis sie hinter einem der Häuser verschwand. Ihm war das Stocken in ihrem letzten Satz nicht entgangen. Er hatte beinahe das Gefühl, dass eine gewisse Enttäuschung in ihrer Stimme mitgeschwungen hatte. Aber vielleicht war das auch nur Einbildung. Er pfiff fröhlich vor sich hin als er zurück in sein Büro ging. Prima, dass nun der Kindergarten bald wieder offen sein würde.

      XI.

      Sophia warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ja, jetzt war es gut!

      Fünfmal hatte sie sich umgezogen, bis sie mit ihrer Wahl zufrieden war. Die blauen Leinenschnürschuhe waren trendy, die beige Cargohose modisch, das blaue Polo-Shirt sportlich und die beige Strickjacke wirkte äußerst solide.

      Von jedem etwas!

      ‚Konntest du dich wieder nicht entscheiden!‘ wäre sicherlich Katies spöttischer Kommentar gewesen. Ihre Tochter hatte immer wieder über Sophias Kleidungskompromisse gelästert. Das war ja jetzt Gott sei Dank vorbei! Sie konnte anziehen was immer ihr gefiel. Wenn ihr danach war sogar karierte Hosen und Blümchenbluse.

      Aber heute war es ihr nicht leicht gefallen, das Richtige zu wählen. Sie wollte auf keinen Fall großstädtisch-mondän wirken, aber natürlich auch nicht altbacken. Den ganzen Tag hatte sie schon die eine oder andere Zusammenstellung durchdacht und wieder verworfen.

      Anna hatte sie zur Dorfversammlung eingeladen. Anscheinend fand dieses Treffen der Dorfbewohner von Saas Gurin in einem vierteljährlichen Rhythmus statt. Angelegenheiten wurden beredet, die den Einwohnern wichtig erschienen. Als Sophia die Gemeindesekretärin ganz erstaunt gefragt hatte, was sie denn bei einer solchen Versammlung sollte, war die schlichte Antwort gewesen:

      „Alle Einwohner von Saas Gurin kommen. Sie wohnen seit drei Wochen dort, also müssen Sie auch hingehen!“ Das klang so bestimmt, als wäre eine Absage unmöglich.

      In München hatte sie gelegentlich bei Veranstaltungen von Katies Schule die eine oder andere Ausrede erfunden, wenn sie keine Lust gehabt hatte hinzugehen. Einladungen oder vorbestellte Theaterkarten wurden als Hinderungsgrund

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