Schwingen des Adlers. Anna-Irene Spindler

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Schwingen des Adlers - Anna-Irene Spindler

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links ist unser Hotel.“

      Aufgeregt fuchtelte er mit den Händen vor ihrem Gesicht herum und deutete einmal hierhin und einmal dorthin.

      Sophia konnte mit den Augen kaum folgen.

      Schmunzelnd fragte sie: „Sehr schön. Aber wohin müssen wir denn?“

      „Da hinten. Unterhalb der Kirche geht die Straße rechts ab.“

      Sie sah in die Richtung, die ihr der ausgestreckte Arm ihres Beifahrers wies. Langsam fuhren sie durch den Ort. Der Baustil gefiel Sophia ausgesprochen gut. Die Häuser sahen mit einigen wenigen Abwandlungen alle gleich aus. Das Erdgeschoss war aus grob zurecht gehauenen Bruchsteinen gemauert und der erste Stock war in der Regel aus dunklem, fast schwarzem Holz. Bei den meisten Häusern war über die ganze Breite der Giebelseite ein Holzbalkon angebracht und die flachen Dächer waren mit Schieferplatten gedeckt. Bis auf das Gebäude der Tourist-Information und das Hotel sahen die Häuser allesamt reichlich alt aus. Aber sie wirkten keinesfalls heruntergekommen und verwahrlost, sondern vielmehr ehrwürdig und gediegen. So als hätten sie in vielen hundert Jahren so manchen Sturm über sich hinwegfegen sehen, schweren Schneelasten getrotzt und in Ehren Patina angesetzt.

      Die schmale Straße, in die sie einbog, mündete in einen kleinen Parkplatz.

      „Da wären wir! Das ist unser Kindergarten!“

      Sophia stellte den Motor ab und stieg aus.

      Das Gebäude gefiel ihr auf Anhieb. Der Baustil war fast genauso wie bei allen anderen Häusern im Ort. Das Erdgeschoss war gemauert und das Obergeschoss aus Holz. Aber die Fenster im Parterre waren wesentlich größer und das Holz war noch hell und unverwittert. Auch das Dach war wesentlich steiler als bei allen übrigen Häusern. Eine hölzerne Treppe führte hinauf zu einer zweiten Eingangstür im ersten Stock.

      „Vor neun Jahren haben wir ihn eingeweiht. Das war damals ein großer Tag für Saas Gurin“, sagte Pfarrer Maierhofer nicht ohne Stolz.

      Er zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche und sperrte die Tür im Erdgeschoss auf.

      Bereits ein paar kurze Blicke genügten um Sophia zu überzeugen, dass sie sich in ihrer Einschätzung, einen Dorfkindergarten ‚Marke Vorkriegsmodell‘ vorzufinden, gründlich getäuscht hatte. Die Räume waren hell, freundlich und in allen Belangen den Bedürfnissen von Kindern angepasst. Das vorhandene Spielzeug entsprach zwar nicht hundertprozentig ihren Vorstellungen, aber sie wusste nur zu gut, dass man diesbezügliche Unzulänglichkeiten oft mit nur geringem Aufwand beheben konnte.

      Die Toiletten und der Waschraum waren in Ordnung und die Küche übertraf ihre kühnsten Erwartungen. In München hätte sie viel darum gegeben, wenn sie für die zwanzig Kinder in ihrer Gruppe eine nur halb so große Küche gehabt hätte.

      „Wie viele Kinder wurden hier bisher betreut? Sieben?“

      Ungläubig vergewisserte sie sich, ob sie diese Zahl tatsächlich richtig im Gedächtnis hatte. Und als ihr Begleiter nickte, meinte sie anerkennend:

      „Da haben Sie aber ein Angebot, das mehr als üppig ist. Von solch großzügigen Einrichtungen können Kinder in München nur träumen.“

      Und in Gedanken fügte sie hinzu: ‚Und Erzieherinnen auch!‘

      Sie trat an die Fensterfront, die beinahe die gesamte Südseite des großen Gruppenraumes einnahm. Direkt vor dem Fenster befand sich ein gepflasterter Vorplatz, der überdacht war und auf dem ein wuchtiger Holztisch mit zwei Bänken stand. Beides war aus dicken Baumstämmen gefertigt und sah so aus, als ob es noch hundert Kindergartengenerationen überdauern könnte. Auf der Wiese, die sich unmittelbar an die Terrasse anschloss, standen die üblichen Spielgeräte: Rutsche, Kletterturm, Schaukel. Alle aus dem gleichen soliden Holz gefertigt.

      Zu ihrer großen Freude sah sie, dass die Spielfläche nahtlos in Almwiesen überging und keine Hecken und Zäune die Kinder einsperrten. Das bedeutete zwar, dass die Betreuer doppelt wachsam sein mussten, aber für die Kinder war so etwas geradezu himmlisch.

      „Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen jetzt die Wohnung, die für die Erzieherin eingerichtet worden ist“, sagte Pfarrer Maierhofer, als sich Sophia alle Räume des Erdgeschosses angesehen hatte.

      „Gerne!“ Sophia nickte zustimmend.

      Gewissenhaft sperrte der Pfarrer die Eingangstür des Kindergartens ab.

      „Hier hinauf!“ Er wies mit der Hand auf die Holztreppe, die an der Vorderseite des Hauses hinaufführte und gleichzeitig als Überdachung für den Kindergarteneingang diente.

      Sophia war mittlerweile doch reichlich neugierig. Denn seit sie den Kindergarten gesehen hatte, fand sie den Gedanken hier zu arbeiten gar nicht mehr so abwegig. Wenn ihr die Wohnung nur halb so gut gefiele wie die Räume unten, müsste sie die Vorstellung in Saas Gurin einen Neuanfang zu wagen tatsächlich genauer in Betracht ziehen.

      Ihr Herz schlug ein bisschen schneller als sie dem Pfarrer in die Wohnung folgte.

      Und dann war es auch schon passiert. Kaum hatte sie das Appartement betreten, wusste sie, dass es um sie geschehen war. Es war Liebe auf den ersten Blick! Die Sonne schien durch das riesige Fenster, das die gesamte Giebelseite einnahm und vom Boden bis unter die Dachspitze reichte.

      Sie hatte schon immer eine besondere Schwäche für Mansardenwohnungen gehabt, aber diese hier übertraf alles was sie bisher gesehen hatte.

      Da das Dach des Kindergartens wesentlich steiler war, als bei allen anderen Häusern in Saas Gurin, war die Wohnung ausgesprochen hoch. Durch den leicht rötlichen Farbton der Holzverkleidung zwischen den mächtigen Dachbalken, wirkte das Ganze trotz der enormen Höhe anheimelnd und gemütlich.

      Aber das Beste war die Galerie, die unmittelbar vor dem Fenster unter dem Giebel eingezogen war. Eine steile Holztreppe führte auf der rechten Seite hinauf und soweit sie es von unten sehen konnte stand dort oben, direkt vor dem Fenster das Bett.

      Bereits ein flüchtiger Blick genügte, um sich zu vergewissern, dass der Pfarrer nicht übertrieben hatte. Die Wohnung war tatsächlich komplett eingerichtet. Und das bedeutete, dass nicht nur sämtliche Möbel vorhanden waren, sondern auch so ‚Kleinigkeiten‘ wie Flachbild-Fernseher, Stereoanlage, Spülmaschine und Mikrowelle.

      Als Sophia einen der Küchenschränke öffnete, stellte sie fest, dass sogar Geschirr, Gläser und Töpfe blitzblank geputzt im Regal standen.

      Sie ging zurück in den Wohnraum, drehte sich langsam im Kreis und sah danach ihren Begleiter mit gerunzelter Stirn an.

      „Und wo ist der Haken bei der ganzen Geschichte?“

      Verständnislos musterte der Pfarrer Sophia.

      „Ich verstehe Sie nicht recht. Was meinen Sie mit Haken?“

      „Naja, irgend etwas stimmt doch bei der ganzen Sache nicht. Jede normale Erzieherin muss doch bei der Vorstellung in einem toll ausgestattetem Kindergarten eine Gruppe mit nur sieben Kindern zu betreuen schon begeistert sein. Wenn dann auch noch eine derartig phantastische Wohnung mietfrei - so haben Sie zumindest in Ihrem Brief geschrieben - zur Verfügung gestellt wird, sollte man meinen, dass die Bewerber in Dreierreihen Schlange stehen. Es hat sich aber Ihrer Aussage nach niemand gemeldet. Folglich muss doch ein Haken dabei sein.“

      Erwartungsvoll sah sie den Pfarrer an.

      Ein

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