Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss. Axel Birkmann
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Читать онлайн книгу Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss - Axel Birkmann страница 15
»Er ist nicht mein Freund, Alois.«
»Wer ist nicht dein Freund, Melanie?«
»Der Burger!«
»Ach ich dachte bloß.«
»Blödmann!«
Der Fotograf
Dienstagmorgen.
Während Melanie sich im Keller mit Rainer Zeidler und Josef Schurig traf, um die Spuren aus Sascha Krügers Wohnung zu katalogisieren und mit den Datenbanken des BLKA und des BKA abzugleichen, erschien bei Alois im Büro ein Mann mittleren Alters: dunkelbraune ungekämmte Haare, braune Augen, eine eindrucksvolle Nase und einen Tagesbart. Der Mann trug eine abgewetzte Cordhose, ein kariertes Hemd und einen dunkelblauen Marinemantel. Um seine Schulter baumelte eine stabile Fototasche.
»Guten Morgen«, sagte er, »ich suche einen Alois Kreithmeier, angeblich Hauptkommissar der Mordkommission. Bin ich hier denn richtig? Der junge Mann am Empfang hat mich hierher in den ersten Stock geschickt.«
Alois sah überrascht auf, dann stand er auf und schritt auf den Mann zu. »Wie kommen Sie denn hier herein? Normalerweise holen wir unsere Gäste unten an der Pforte höchstpersönlich ab.«
»Ach Sie meinen wohl, ich könnte ein Attentäter sein. Haben Sie keine Angst, mein Name ist Simon Werner, ich bin Fotograf, und Ihre Kollegen im Erdgeschoss kennen mich. Ich mache immer mal wieder Fotos für die Zeitung von Unfällen und anderen Kuriositäten in und um Freising. Unter anderem mache ich auch hin und wieder Bilder für Eure Polizeizeitschrift „Bayerns Polizei“. Und der Dallinger ist ein guter Freund von mir. Er hat bei mir zu Hause angerufen und mich gebeten mich bei einem Herrn Kreithmeier zu melden. Ich gehe davon aus, das sind Sie. Und er hat mich nach oben geschickt. Und da bin ich jetzt.«
»Ja, Alois Kreithmeier, da Sie sind hier vollkommen richtig. Aber warum sind Sie hier? Was wollen Sie von mir? Womit kann ich Ihnen helfen?«
»Sie hatten doch dem Dallinger den Auftrag gegeben, einen Fotografen für Sie zu besorgen, oder?«
»Ja, das ist richtig, aber keinen Bildjournalisten, sondern einen Künstler, der sich mit Aktfotografie auskennt.«
»Jetzt kränken sich mich aber Herr Kommissar. Nur weil ich mein Geld mit Enthüllungsjournalismus, Pressefotos und Bildern von Massenkarambolagen auf der Autobahn verdiene, muss ich schon lange kein Künstler sein, oder? Da verurteilen Sie mich meiner Meinung nach zu schnell. Meine Berufung ist die ästhetische Fotografie, nur damit kann ich leider kein Geld verdienen. Es sei denn ich heiße Gunter Sachs, David Hamilton oder Lord Snowdon.«
»Das heißt, Sie kennen sich wirklich mit Akt Fotografie aus?«
»Das kann man wohl sagen. Eines meiner Bilder ist im letztjährigen Pirelli Kalender. Und im Jahr 2008 habe ich bei Computerbild den ersten Platz gemacht. Titel: die schönsten 100 Aktfotos in Deutschland. Und es gibt einen Bildband von mir: Münchens hübscheste Mädels.«
»Also gut, ich entschuldige mich bei Ihnen und glaube Ihnen. Wir ermitteln in einem Mordfall und da brauchen wir die Hilfe eines Profis.«
»Es geht um den Toten auf dem Domberg, sehe ich das richtig, Herr Kommissar?«
Alois druckste etwas herum, bevor er antwortete: »Bevor ich Ihnen etwas über den Fall mitteile, brauche ich Ihre absolute Diskretion, ohne die gibt es keine Information.«
»Aber natürlich Herr Kommissar, Sie können mir hundertprozentig vertrauen.«
»Und genau das tue ich nicht, Herr Werner. Ich kenne euch Fotografen und Journalisten. Für eine gute Story würdet ihr eure Großmutter dem Teufel verkaufen. Wenn Sie für uns in Betracht kommen sollten, müssen Sie zu allererst eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben. Wenn Sie die brechen, droht Ihnen eine Haftstrafe bis zu zwei Jahren, und das ohne Bewährung.«
»Olala!«, sagte Werner und pfiff zwischen die Zähne.
»Anders geht es nicht. Es geht um die Persönlichkeitsrechte eines Toten und aller in den Fall verwickelten Personen. Es muss ein absolutes Stillschweigen darüber gegen Presse und Öffentlichkeit gewahrt werden. Wir stehen am Anfang unserer Ermittlungen und da ist Diskretion unabdingbar. Verstehen Sie das, Herr Werner?«
Der Angesprochene nickte. »Also gut, wo haben Sie den Zettel, wo soll ich unterschreiben?«
»Und noch etwas, Sie bekommen kein Geld für Ihre Dienste. Es ist Ihre vaterländische Pflicht uns zu helfen.«
»Große Worte Herr Kommissar. Wie lange gedenken Sie denn sich meiner zu bedienen?«
»Das kommt ganz darauf an.«
»Bekomme ich wenigstens eine Tasse heißen Kaffee und ab und zu mal ein warmes Mittagessen? Das müsste doch drin sein, Herr Kommissar, in Ihrem Budget, oder?«
Alois lachte. Der Kerl war ein Unikum.
»Von mir aus. Fangen wir mit dem Kaffee an, so lange können Sie es sich noch überlegen. Folgen Sie mir bitte unauffällig.«
Simon Werner nickte, legte seine Tasche ab und folgte Kreithmeier in die Küche. Alois füllte zwei Haferl von der braunen Brühe ab, die Melanie im Allgemeinen als Muckefuck bezeichnete und übereichte dem Fotografen einen der Becher.
»Und was meinen Sie, können Sie damit leben, Herr Werner? Vor allem mit der Qualität des Kaffees?«
»Sie haben mich neugierig gemacht, Herr Kommissar, mich hat bis jetzt noch nie die Polizei gebeten ihr in einem Mordfall zu helfen. Meistens war es umgekehrt, oder man hat mich behindert an einer Unfallstelle Aufnahmen zu machen. Ich denke, ich mache mit und unterzeichne den Vertrag. Ich werde ihn hoffentlich nicht mit Blut unterschreiben müssen? Apropos Kaffee, der könnte wirklich besser sein.«
»Sie haben eine leicht makabre Art, Herr Werner, das bringt wohl Ihr Beruf so mit sich. Waren Sie schon mal im Ausland unterwegs?«
»Ja, mehrmals. Unter anderem auf dem Balkan, in Afrika und ein paar Wochen in Afghanistan. Ich habe da viel Geld verdienen können. Aber ich bevorzuge im Moment Portraits von 80 oder 90 jährigen, Bilder von Hochzeiten und Taufen, ein paar Verkehrsunfälle und in der Freizeit Schnappschüsse hübscher Körper. Ich verdiene weniger, aber kann dafür besser atmen und muss mir keine Sorgen machen, ob ich den nächsten Tag erlebe oder nicht.«
»Wieso denn das?«
»Weil einige meiner Kollegen ihr Leben auf den Schlachtfeldern und Kriegsschauplätzen dieser Welt verloren haben. Auf dem Balkan sind wir gezielt in das Visier von Scharfschützen gekommen. Es wurde regelrecht Jagd auf Fotografen und Journalisten gemacht. Das brauche ich alles nicht mehr. Mein Leben und meine Ruhe sind mir heute wichtiger als Nervenkitzel und die schnelle Mark.«
»Gut, dann nehmen Sie den Kaffee mit. Ich gebe Ihnen die Erklärung. Dann machen wir uns ans Werk. Und ich warne Sie, wenn Sie etwas davon an die Öffentlichkeit bringen, dann .......«
».....dann erschießen Sie mich, Herr Kommissar?«
»Nein, ich nicht«, lachte Alois seinem Gast verschmitzt ins Gesicht. »Das macht dann meine Kollegin für mich.«
»Ihre