Herzbrecher. K.P. Hand

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Herzbrecher - K.P. Hand

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nur mit den Schultern, öffnete den Kühlschrank und holte ein kühles Bier hervor, das er mit einem Feuerzeug aus seinem Jackett öffnete.

      Jan musterte ihn argwöhnisch. »Wer hat vorhin angerufen?«

      Norman lehnte sich mit einem verwirrten Blick gegen den Kühlschrank und sah Jan in die blauen Augen. »Wie bitte?«

      »Vorhin, als du einfach verschwunden bist?«, wollte Jan wissen. »Kurz nachdem du halluziniert hast, hat jemand angerufen und du bist einfach davongerauscht.«

      Es war untypisch für Jan, eifersüchtig zu sein. Sie hatten eine Vereinbarung, eine Abmachung, keine echte Beziehung. Das hatte Norman auch Alessandro erklären wollen, aber vermutlich wäre es für Alessandro ohnehin nur Haarspalterei. Jedenfalls waren Jan und Norman gewiss kein Liebespaar. Sie hatten Sex und wussten, dass sich der andere noch mit anderen Leuten traf.

      Und wer nun glaubt, Norman wäre das Arschloch, der sollte wissen, dass Jan eigentlich ganz offiziell ein liebender Ehemann und Vater von zwei Töchtern, sieben und drei Jahre alt, war. Jan hatte eine wunderschöne junge Frau, die gerade nichtsahnend zuhause saß, auf ihren Mann wartete, der angeblich die Nacht durcharbeitete – wie so oft – während er tatsächlich bei seinem schwulen Liebhaber war und schwulen Sex ausübte.

      Aber das war nicht Normans Sache.

      »Also?«, hakte Jan sauer nach. »Warst du wieder bei ihm?«

      Mit ›ihm‹ meinte er Alessandro, ohne zu wissen, dass er ihn meinte. Denn Jan kannte ihn lediglich als Normans Exfreund. Sie waren sich nie begegnet – offensichtlich, sonst würden Norman und Alessandro beide im Gefängnis sitzen – und sie haben sich nie gesprochen. Trotzdem war Alessandro der einzige, auf den Jan eifersüchtig war. Vermutlich, weil er spürte, dass Alessandro die Macht besaß, Jan zu verdrängen, sollte er es denn wollen.

      Und das obwohl Norman damals Jan vorgemacht hatte, er hätte Alessandro für Jan verlassen. Aber dem war nicht so, Norman hatte nur versucht, sich Jan zu sichern. Und es hatte offensichtlich geklappt.

      »Nein«, log Norman glaubwürdig. »Ich war beim Vermieter, es ging um den zweiten Parkplatz, für dich.«

      Jan war nicht überzeugt. »Deshalb hast du einfach einen Tatort verlassen?«

      »Fundort«, korrigierte Norman.

      »Haarspalterei.«

      »Wenn du es unbedingt wissen musst«, Norman stellte lautstark die Bierflasche auf dem Tresen ab, anschließend zuckte er schüchtern mit den Schultern, »ich musste einfach da weg, okay? Ich habe mich zum Affen gemacht und brauchte mal kurz etwas Privatsphäre um mich wieder zu sammeln.«

      Das zog. Jans Blick wurde weicher.

      Sie hatten eine wichtige Regel: Sobald die Arbeit beendet war, würden sie nicht weiter darüber reden. Wenn sie sich nach Feierabend trafen, waren sie ausschließlich Sexpartner, wenn sie auf der Arbeit waren, waren sie nur Kollegen. Beide wollten nicht, dass ihr Geheimnis aufflog.

      Die Sache zwischen ihnen hatte ebenso unkompliziert begonnen. Norman war in einem Schwulenclub gewesen, Jan auch. Sie haben sich gesehen, aber so getan, als hätten sie sich übersehen. Tagelang hatte bei der Arbeit angespanntes Schwiegen geherrscht, das Jan gebrochen hatte, indem er ohne Umschweife Norman zum Essen einlud. Norman hatte angenommen, sie waren ausgegangen und hatten im Wagen noch auf dem Parkplatz des Restaurants Sex gehabt.

      Warum?

      Na weil Norman ein Idiot war und nicht hatte ablehnen können. Es war nicht einmal so sehr die Versuchung, es war vielmehr das einfache Spiel gewesen und die Tatsache, dass schneller, unkomplizierter Sex ihn aus der Realität hatte fliehen lassen.

      Mit Alessandro war es anders gewesen. Jedes Mal, wenn Norman ihn angefasst hatte, waren Bilder von damals aufgeblitzt, als sei Alessandro der Auslöser für alles. Liebe konnte eben noch so stark sein, aber das nützte nichts, wenn man psychisch angeschlagen, wenn nicht sogar total kaputt, war.

      Und Norman hatte seine Probleme – seelische und auch körperliche Probleme – vor Alessandro geheim gehalten, weil er nicht als Schlappschwanz vor ihm dar stehen wollte. Er wollte nicht bemitleidet werden, und er hatte Angst gehabt, dass Alessandro ihn nicht mehr als den Norman sah, den er kennengelernt hatte.

      Deshalb war ihm Jan gerade recht gekommen. In Jans Augen war Norman ohnehin ein alternder Ermittler, der die besten Jahre hinter sich hatte und auf dem Weg nach ganz unten war. Wenn Norman bei ihm etwas falsch machte, sich blamierte oder sonst irgendwie etwas schieflief, konnte es ihm egal sein. Sie waren nicht einmal wirklich Freunde, sie vögelten nur miteinander.

      Es war nur Sex.

      Außer für Alessandro, er interpretierte mehr dahinein und glaubte, Jan wäre jetzt Normans fester Freund. Was nicht stimmte. Jan war verheiratet. Mit einer Frau.

      Nachdem er seine Situation im Kopf einmal durchgegangen war, fiel Norman auf, dass es wohl für alle Beteiligten wohl das Beste wäre, wenn er das Verhältnis zu Jan beendete. Für Jans Frau, für seine Töchter, für Alessandro und für Jan selbst wäre es auch das Beste ...

      Aber nicht für Norman.

      Doch er sollte vielleicht einmal in seinem Leben nicht egoistisch sein und es einfach tun. Es wäre ihm auf jeden Fall hilfreich bei Alessandro, wenn er ihm sagen könnte, dass er und Jan wieder nur Kollegen waren.

      Norman dachte daran, dass Alessandro die Stadt verlassen wollte. Es wäre vor Jahren undenkbar gewesen, aber an diesem Tag hatte Norman entschieden, dass er ihn begleiten wollte. Er würde Alessandro nur dann gehen lassen, wenn er mitkommen konnte.

      Er spürte mehr und mehr, wie ihn die Vorstellung reizte, diese Stadt und die Erinnerungen, die mit ihr verbunden waren, einfach hinter sich zu lassen. Etwas Neues zu beginnen, irgendwo fernab. Eine einfache aber harte Arbeit auszuüben, die ihn anstrengte und von den Alpträumen ablenkte, statt ihm neue zu bescheren.

      Er wünschte es sich so sehr, hatte sich eine einfache Familienidylle schon vor Jahren ersehnt. Aber Alessandro hatte es nie gewollt.

      »Was willst du von mir, Norman?«, hatte Alessandro einmal genervt gefragt, als Norman ihm zum Verkauf stehenden Vorstadthäusern präsentiert hatte. »Ein Haus kaufen, heiraten, Kinder adoptieren? Wo lebst du? Hinterm Mond? Ich bin ein gesuchter Verbrecher, Norman! Ein Verräter obendrein. Und ich hasse Kinder! Sorry, aber ich bin eher der seltsame Onkel, der mit einer Schrotflinte im Schuppen hinter dem Haus wohnt, statt eines leibenden Vaters.«

       Ich hasse Kinder.

      Diese Worte hatten sich tief in Norman eingebrannt.

       Ich hasse Kinder.

      Er hätte doch selbst nie geglaubt, dass er sich nach einer eigenen Familie sehnte, zumal er als Waise aufgewachsen war und überhaupt keine Ahnung vom Familienleben hatte. Aber mit Alessandro war alles anders gewesen. Mit ihm wollte Norman all das.

      Alessandro hatte jedoch jegliche Diskussion darüber beendet, als er einmal sagte: »Norman, meine Eltern wurden von verfeindeten Organisationen umgebracht als ich gerade erst fünf Jahre alt war. Glaubst du, es wäre bei uns anders? Sie jagen uns, bis sie uns kriegen, und dann sind es unsere Kinder, die allein zurückbleiben. Willst du ihnen das antun, was ich durchleiden musste?«

      Nein, das wollte er bestimmt nicht. Trotzdem hatte er immer

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