Alte Männer - böser Traum. Linda Große

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Alte Männer - böser Traum - Linda Große

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auf der anderen Seite der Veulesmündung. Die Handvoll Angler vor ihr war weit genug weg. Und doch nah genug, um sich sicher zu fühlen falls Rüdiger diesen Weg nehmen sollte.

      Mit wem konnte sie darüber reden? Mit wem wollte sie überhaupt darüber reden. Diesmal nicht einmal mit ihrem Vater. Irgendwie hatte sie das dumpfe Gefühl, das ihn diese Sache endgültig überfordern würde. Clea wusste hinterher nicht, wie lange sie dort gesessen hatte. Die ersten Spaziergänger, die an ihrer Bank vorbeiliefen, schienen jedenfalls nichts Außergewöhnliches an ihr zu bemerken.

      Schließlich rappelte sie sich auf. Irgendwann musste sie zurück zu den anderen, zu Simon, Lilo, Monique und Claudine.

      Was ist passiert? fragte sie sich. Was ist denn wirklich passiert? Nichts ist passiert. Du hast einen heißblütigen Verehrer in die Schranken gewiesen. Dir ist nichts geschehen, Clea. Geh nach Hause! Dein Verstand spinnt nur etwas! Zuviel Sonne abbekommen! Das Leben geht weiter. Schöne Ferien! Be a rolling stone, Clea. Be a rolling stone!

      Kapitel 14

      Trotz der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit erschien die Stadt ihr fremd. Alles war irgendwie anders. Die Straßen enger, die Häuser kleiner. Und der Geruch. Nie zuvor war ihr aufgefallen, dass die Stadt roch. Und alles schien, trotz des schönen Wetters, mit einer grauen Lasur überzogen. Wenigstens fand sie sofort einen Parkplatz und das gar nicht einmal sehr weit von ihrer Haustür entfernt. Sie stellte ihren Koffer auf den Gehsteig, holte dann ihre Reisetasche vom Rücksitz, klemmte sich die Handtasche unter den Arm und schloss das Auto ab. Auf der Straße war es vollkommen ruhig, keine Menschenseele zu sehen. Ganz Berlin schien an der Havel zu sein. Oder an einem der vielen Seen im Umland.

      In den vierzehn Tagen hatte sie auch völlig vergessen, wie schwer die Haustür war. Sie stemmte sich mit ihrer ganzen Körperkraft dagegen, weil sie die Taschen nicht absetzen wollte. Am Briefkasten blieb ihr dann doch nichts anderes übrig. Sie suchte vergeblich nach ihrem Briefkastenschlüssel im Bund, bis ihr endlich einfiel, dass sie nur einen einzigen besaß und den hatte sie Frau Lembke überlassen. Leise seufzend steckte sie die Schlüssel wieder ein und griff nach dem Koffer. Dabei sah sie das neue Namenschild auf dem Briefkasten unter dem ihren: Nikki von Falkenstein. Eine Dame von Adel in unserem Haus, dachte sie. Hat es doch nicht mit Marlies` Maler geklappt.

      Selbst ihre Wohnung wirkte verändert. Zum ersten Mal sah sie sie mit den Augen eines Besuchers. Sie ließ den Koffer und die Reisetasche in der Diele stehen. In der Küche roch es nach trockenen Kräutern. Auf dem Küchentisch war ihre spärliche Post von Frau Lembke akkurat sortiert worden. Eine Ansichtskarte, eine Handvoll Briefe, nur Rechnungen und der größte Stapel mit den Reklamesendungen. Neugierig nahm sie die Postkarte zur Hand. Sie konnte sich nicht vorstellen, wer ihr geschrieben haben könnte. Die Karte zeigte irgendeinen, ihr total unbekannten Pariser Brunnen. Überrascht und nun erwartungsvoll drehte sie die Karte um. Viel stand nicht drauf, die Hälfte wurde von einer schwungvollen Unterschrift eingenommen. Zum Glück einer gut lesbaren: Antoine.

      Antoine! freute sich Clea. Das ist aber eine nette Überraschung. Postwendend fiel die Erschöpfung der langen Autofahrt von ihr ab. Er würde also wirklich nach Berlin kommen und sie besuchen. Bis dahin musste ihr noch einiges einfallen, das sie ihm zeigen konnte. Jedenfalls liebte er urige Kneipen. Die gab es in Berlin mehr als genug und für jeden noch so ausgefallenen Geschmack. Mitten in ihre Überlegungen hinein schrillte das Telefon. Das kann nur Marlies sein, dachte sie.

      „Ich hatte gehofft, dass du schon da bist“, freute sich Marlies. „Und? Alles paletti?“

      „Super“, lachte Clea, „bin wie neugeboren. Es war fantastisch!“

      „Und, hast du schon ausgepackt?“

      „Nein, bin gerade erst eingeflogen. Wollte gleich loslegen. Will noch eine Waschmaschine stopfen, bevor ich in die Wanne steige.“

      „Na, da hab ich ja Glück. Was hältst du davon, wenn du statt in die Wanne in unseren Swimmingpool steigst? Wir wollen nachher grillen. Hunger hast du doch garantiert?“

      „Sehr verlockend. Die Wäsche kann ich auch noch morgen machen.“

      „Na, fein“, sagte Marlies, „allerdings habe ich noch eine Bitte, könntest du Nikolas mitbringen? Seine Wohnung ist noch eine totale Baustelle, kochen kann er auch noch nicht.“

      „Nikolas?“, fragte Clea. „Wer ist das denn?“

      „Ach so, weißt du noch gar nicht. Der junge Maler. Er ist vorgestern über dir eingezogen.“

      Clea brauchte einen Moment. Nikki - Nikolas. Also doch kein adeliges Fräulein, sondern ein adliger Künstler.

      „Wann kannst du losfahren?“, fragte Marlies in ihre Überlegungen hinein. „Dann sag` ich ihm Bescheid, wann er bei dir klingeln soll.“

      „So etwa eine halbe Stunde, ist das okay?“

      „Ja gut, dann bis gleich. Und vergiss deinen Bikini nicht!“

      Nikolas klingelte dreimal kurz hintereinander, so als wären sie alte Bekannte. Ein ganz forscher Typ, dachte Clea, das kann ja heiter werden. Sie öffnete die Tür und hielt für einen Moment die Luft an. Vor ihrer Tür stand ein verdammt gut aussehender Typ um die dreißig. Ich glaube, ich leide unter Verfolgungswahn, dachte sie. In ihrem ganzen bisherigen Leben hatten noch nie so viele attraktive Männer ihren Weg gekreuzt, wie in den letzten zwei Wochen.

      „Hallo, ich bin Nikki, dein neuer Nachbar“, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand entgegen.

      „Clea“, erwiderte sie. „Auf gute Nachbarschaft! Moment, ich muss nur noch meinen Autoschlüssel holen. Wenn du kurz reinkommen willst?“

      Er lief ganz unbefangen hinter ihr her, während sie nach dem Autoschlüssel suchte. Am Ende fand er sich in ihrer Hosentasche. Jedenfalls hat er auf diese Weise schon mal meine Wohnung kennen gelernt. Ich hoffe, das hat eine abschreckende Wirkung, dachte sie. Nach Rüdiger habe ich endgültig genug von gut aussehenden Männern. Während der kurzen Autofahrt zu Wittkes Schrebergarten erzählte er ungefragt einiges über sich selbst. So erfuhr sie, dass er zum ersten Mal so viel Platz zum Arbeiten habe. Er schien richtig glücklich zu sein über die große Wohnung mit den hohen Decken.

      „Machen dir denn die vier Treppen nichts aus?“, wollte Clea wissen. „Da hast du doch ganz schön zu schleppen mit deinen Bildern?“

      „Da spare ich halt das Geld fürs Fitness Studio!“

      „Und, was malst du so für Bilder?“, wollte Clea nun wissen.

      „Ach, alles Mögliche“, antwortete er mit einer vagen Handbewegung. Komm doch einfach mal gucken, wenn ich meine Sachen ausgepackt habe. Zurzeit bin ich noch beim Renovieren. Aber so in drei, vier Tagen müsste zumindest das Atelier fertig sein.“

      „Gerne, allerdings habe ich von moderner Kunst nicht viel Ahnung. Seit meiner Schulzeit habe ich mich nie wieder dafür interessiert.“

      „Macht nichts“, erklärte Nikki, „solche Besucher sind für mich die anregendsten. Sie reagieren in der Regel völlig unvoreingenommen auf meine Malerei. Und wenn sie mir dann erzählen, wie die Bilder auf sie wirken oder was sie darin sehen, ist das für mich wiederum sehr inspirierend.“

      „Na, wenn das so ist, komme ich gerne mal einen Abend vorbei, wenn ich den Laden zugemacht habe“, antwortete

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