Alte Männer - böser Traum. Linda Große

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Alte Männer - böser Traum - Linda Große

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erdrückt?“, wollte Clea wissen.

      „Sag bloß, du weißt das nicht?“

      „Carmen?“

      „Ohne sie wäre es ein total gemütlicher Abend gewesen!“

      „Das tut mir leid für dich!“

      „Na ja, so schlimm war’s auch wieder nicht.“

      „Wenn Marlies dich fragt, sag es ihr.“

      „Aber das wäre doch sehr unhöflich.“

      „Nein wirklich nicht. Sie ist noch eine Berlinerin vom alten Schrot und Korn, wie man so sagt. Du kommst am besten mit ihr klar, wenn du vollkommen offen und ehrlich zu ihr bist. Alles andere würde sie nicht so gut verkraften.“

      „Okay, aber das wird mir schwer fallen.“

      „Tja, dann musst du vielleicht mal wieder einen Abend mit Carmen in Kauf nehmen!“

      „Also, Diplomatie scheint wirklich keine Stärke von euch Berlinern zu sein!“, stellte Nikolas amüsiert fest. „Es war ein sehr aufschlussreicher Abend!“

      „Ich bin froh, wenn ich endlich im Bett liege. Kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich gestern früh noch am Meer war. Jedenfalls ein ziemlich langer und ereignisreicher Tag! Hoffentlich müssen wir nicht so lange nach einem Parkplatz suchen!“

      Leider mussten sie doch. Es war einfach schon zu spät. Die meisten Bewohner der Straße lagen anscheinend schon brav im Bett. Am nächsten Tag begann die neue Arbeitswoche.

      Kapitel 15

      „Was für ein wohlerzogener junger Mann. Und sooo charmant!“, schwärmte Lilo begeistert. „Wie schade, dass er noch eine Verabredung hatte!“

      „Ja, war wirklich ein witziger Nachmittag“, stimmte Clea zu. „Ich werde mich auch so langsam auf die Socken machen. Habe noch einen Berg Bügelwäsche zu erledigen.“

      „Ach nein“, protestierte Lilo. „Du warst über vier Wochen nicht mehr hier. Bleib doch wenigstens noch bis zum Abendbrot.“

      Clea runzelte die Stirn, wollte erst protestieren. Allerdings war Lilo zu ihrer eigenen Überraschung im Recht. Die letzten vier Wochenenden war sie ständig auf Achse gewesen. Und immer mit irgendwelchen Männern: Nikki, Antoine und mit Marlies verrücktem Schwager. Wow, dachte sie, mein neues Leben ist voll im Gange, ohne das es mir aufgefallen ist!

      „Okay, du hast recht. Ich bleib noch ein bisschen. Bügeln kann ich auch morgen, während der Mittagspause. Geh du ruhig mit Kaspar, ich räume derweil die Küche auf.“

      Simon nutzte die Zeit für ein kurzes Nickerchen. Clea räumte den Esstisch ab und trug das Kaffeegeschirr in die Küche. Dort stapelte sich schon das Essgeschirr und der Herd sah aus wie nach einem Granateinschlag. Lilo hatte für Antoine ihre leckeren deutschen Rouladen zubereitet. Und so wie er zugelangt hatte, war er entweder völlig ausgehungert gewesen, oder sie schmeckten ihm wirklich genauso gut wie Simon. Clea staunte immer wieder, mit was für einem Appetit ihr alter Vater solche Mengen verdrücken konnte, als würde er jeden Tag halbe Wälder abholzen. Jedenfalls hatte er mit Antoines Appetit mühelos mithalten können.

      Clea räumte die Geschirrspülmaschine leer, verteilte das saubere Porzellan in den Küchenschränken, dann begann sie die schmutzigen Teller und Tassen in die Körbe einzuordnen. Nachdem sie die Maschine eingeschaltet hatte, machte sie sich mit einem leisen Seufzer an dem Chaos auf und um den Herd zu schaffen. Das Durcheinander, total bekleckert mit Lilos dunkler Rouladensoße, die sich wie brauner Schlamm über die kreuz und quer liegenden Küchengeräte zog, erweckte bei Clea eine gewisse Assoziation zu den Schlachtfeldern, von denen Simon vorhin erzählt hatte.

      Nach dem Mittagessen hatte er seine Fotoalben aus der Kriegszeit hervor geholt, um Antoine Paris während des zweiten Weltkrieges zu zeigen. Alben voller kleiner quadratischer Schwarzweißfotos mit weißem Bogenrand. Antoine zeigte sich äußerst interessiert an Simons Kriegserlebnissen und so erzählte Simon eine Anekdote nach der anderen. Zum ersten Mal war er nach Paris gekommen, als er den stellvertretenden Kommandanten, einen jungen Leutnant zu einem Offizierspuff fahren musste, wo dieser für etliche Stunden verschwand. Statt draußen im Wagen zu warten, hatte Simon die Kerzen am Motor ausgebaut und war losgezogen, Paris bei Nacht zu entdecken, Montmartre, Moulin Rouge. Durch die Frontzulage besaß er genug Geld um dort eine Lage zu schmeißen und den Zigeunergeiger für sich fiedeln zu lassen. Auf seiner weiteren Streiftour kam er in eine tolle Hotelbar rein. Dort saßen nur Offiziere. „Die haben mich zwar blöde angeguckt, aber keiner hat mich rausgeschmissen!“

      Weinselig kehrte er spät nachts zum Auto zurück, und baute die Zündkerzen wieder ein. Der Leutnant erschien pünktlich auf die Minute und sie fuhren zurück zur Kommandantur. Simon war natürlich sehr müde und wachte plötzlich auf, als sie mit dem Wagen durch einen Graben hindurch auf ein Feld holperten. Der Leutnant reagierte ziemlich sauer darauf und fuhr den Rest der Strecke selbst.

      Diese Anekdote war auch Clea noch unbekannt gewesen. Sie übersetzte teilweise für Antoine ins Englische, Simon konnte auch einige Brocken Französisch und Englisch. Lilo wollte natürlich auch nichts versäumen, obwohl sie für gewöhnlich keinen Wert auf die Kriegserinnerungen ihres Mannes legte. Also gab’s dann noch eine Wiederholung in Deutsch, was wiederum Antoine veranlasste, seine Deutschkenntnisse zu erweitern. Es war ein wahrhaft amüsantes Sprachgewirr gewesen.

      Clea hatte Simon animiert, ihre Lieblingsgeschichte aus Sizilien zu erzählen. Antoines Reaktion darauf war derart mitreißend ausgefallen, das Clea bei dem Gedanken daran laut auflachen musste. Die Story war wirklich mehr als komisch: Simon hatte zwei Tage gelinden Arrest bekommen wegen Übertreten des Zapfenstreichs. Den verbrachte er in einer kleinen Steinhütte am Weinberg, die er selber von innen verriegeln musste! Der Weinbauer verkostete die beiden Tage mit ihm seinen Wein und so hatte Simon nur gesoffen und geschlafen. Zum Essen kam er dabei nicht. Die Teller mit seinen Essensrationen reihten sich draußen vor der Tür auf. Als die Zeit vorüber war, ging Simon zum Kommandanten um sich über den Arrest zu beschweren, zu dem ihn ein Leutnant („so ein Lackaffe mit langem, wehenden Mantel“) verdonnert hatte.

      „Aber Paps, du hast nicht erzählt, wie es überhaupt dazu gekommen ist“, hatte Clea ihren Vater an dieser Stelle unterbrochen.

      „Pourquoi? Ah oui, Pourquoi!“ , das wollte auch Antoine wissen.

      „Das war wegen dem Baron Arezzo aus Ragusa!“, klärte Lilo ihn stolz auf.

      „Der Baron hatte irgendwie einen Narren gefressen an dem jungen deutschen Soldaten, dessen Vater ‘der rote Burggraf‘ genannt wurde und wegen seiner politischen Überzeugung im KZ saß. Eines Abends nahm er Simon mit ins Offizierskasino. Und da die angekündigte Band verhindert war, wurde der Frust darüber in Strömen von Alkohol ertränkt. Simons gutes Herz gewann dank der Promille die Oberhand und er legte ein mitreißendes Schlagzeugsolo hin. Die anwesenden Piloten spendeten frenetischen Beifall und Simon steigerte die Stimmung noch durch einige Stücke auf dem Klavier, die wohl alle für Jazz vom Feinsten hielten. Keinem fiel auf, dass er nicht nur keine einzige Note kannte, sondern auch nicht Klavier spielen gelernt hatte. Simons Armbanduhr war der ganzen Situation wohl nicht gewachsen, sie blieb um 21:30 einfach stehen. Das da was nicht stimmen konnte, fiel ihm erst gegen 24 Uhr auf. Da hätte er schon seit fast zwei Stunden in seinem Quartier sein müssen. Der Baron brachte ihn zwar selbst

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