Alte Männer - böser Traum. Linda Große

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Alte Männer - böser Traum - Linda Große

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Marlies hat es mir erzählt.“

      „Ja, ja, Mutter Marlies. Die Schutzheilige aller Singles. Hat sie dich auch unter ihre Fittiche genommen?“

      Nikki musste lachen über Cleas Bemerkung.

      „Sie ist wirklich sehr fürsorglich. Hat mir nicht nur die Wohnung besorgt, sondern auch noch alles Mögliche an Geschirr und Hausrat. Und morgen Abend will sie mit mir zu irgendwelchen Leuten, einen Herd holen.“

      „Das ist typisch Marlies. Sie hat uns auch nur für heute Abend eingeladen, weil sie befürchtet, wir könnten beide verhungern!“

      „Also in meinem Fall wäre das wohl wirklich passiert. Hab wirklich allen Grund, ihr dankbar zu sein! Und du?“

      „Nach zwei Wochen Urlaub mit hervorragender französischer Küche könnte mir eine kleine Hungerkur wahrlich nicht schaden!“

      „Ach, was“, stellte Nikki nach einem kurzen Seitenblick auf Clea fest. „Mit einer Rubensfigur kannst du wirklich nicht dienen. Sonst hätte ich dich schon als Modell engagiert!“

      „Sag bloß, du stehst auf fette Frauen?“, staunte Clea.

      „Ich bin Maler!“

      Mit seiner Antwort wusste sie nicht so recht etwas anzufangen, also sagte sie nichts dazu. Den Rest der Strecke legten sie fast schweigend zurück, nur ab und an machte Clea ihn auf einige Besonderheiten aufmerksam.

      „Und da ist die Bushaltestelle. Falls du mal allein zum Garten willst.“

      „Sind wir schon da?“

      „Ja. Da vorn, am Ende der Brücke, ist der Eingang zu den Gärten.“

      In Marlies‘ Swimmingpool dümpelte eine kleine, total gelangweilte Blondine mit hängenden Mundwinkeln. Clea schätzte sie auf allerhöchstens achtzehn Jahre. Das Mädchen zeigte keinerlei Regung, als Clea den Garten betrat. Dadurch bemerkte sie erst, dass Nikki hinter ihr zurückgeblieben war. Sein Künstlerauge schien in einem der Gärten irgendeine fesselnde Eigentümlichkeit entdeckt zu haben. Aber Marlies kam freudestrahlend auf sie zugelaufen und begrüßte sie überschwänglich. Plötzlich entstieg die kleine Blonde den Fluten des Schwimmbeckens mit eingezogenem Bauch und herausgestrecktem Busen. Selbst ihre Mundwinkel hoben sich.

      Aha, dachte Clea. Nikki ist eingetrudelt. Marlies Mutterinstinkt hält wohl Frischfleisch für den Künstler nötig. Und so war es auch. Nachdem Marlies Wittke zu Cleas Verblüffung den jungen Maler mit Küsschen rechts und Küsschen links begrüßt hatte, wandte sie sich der platschnassen Venus zu und stellte sie Nikki mit den Worten vor:

      „Das ist Carmen. Sie ist sehr an Kunst interessiert.“

      Na, dann, dachte Clea, der Abend kann ja lustig werden.

      Auf der Veranda saß ein Ehepaar, das Clea flüchtig kannte. Herr Wittke stand am qualmenden Grill, eine Bierflasche in der Hand. Sie begrüßte ihn zuerst und er war wortkarg wie gewohnt. Selbst als Clea sich auch bei ihm für den wunderbaren Urlaubstipp bedankte, kam nicht mehr als ein undefinierbares Geräusch zwischen seinen Zähnen hervor. Einmal mehr fragte sich Clea, wie ihre Freundin es mit diesem Mann aushielt. Sie trottete ergeben zur Veranda, begrüßte das Paar, dessen Namen sie sofort wieder vergaß und setzte sich. Die beiden outeten sich postwendend als stolze Eltern der kunstinteressierten Bikinischönen.

      „Das Kind ist ja so begabt. Sie will unbedingt Kunst studieren an der Universität der Künste. Marlies meint, der Herr von Falkenstein kann ihr bestimmt sehr nützlich sein, um die Aufnahmeprüfung zu bestehen.“

      Ach, dachte Clea, da würde vielleicht ein Swimmingpool völlig ausreichen. Bei der Oberweite.

      Auch wenn Herr Wittke keinen Sommerabend ausließ, seine Grillkünste zu verfeinern, geriet bei ihm doch jedes Fleischstück zur Schuhsohle. Mit leiser Sehnsucht dachte Clea an Moniques Kochkünste. Pflichtschuldigst nahm sie ein totgegrilltes, fast vollständig dehydriertes Schnitzel entgegen und spülte jeden Bissen mit reichlich Cola hinunter. Zum Glück waren Marlies Salate dafür wie immer frisch aus dem Garten und super lecker. Da alle mit Essen beschäftigt waren, nutzte Carmen die Gelegenheit, Nikolas von ihren Qualitäten als kommender Stern am Kunsthimmel zu überzeugen. Der schien aufmerksam zuzuhören, doch als er bemerkte, dass Clea ihn beobachtete, zwinkerte er ihr zu und zog gleichzeitig unmerklich die Schultern hoch. Kleine, frühreife Blondinen schienen wohl nicht sein Fall zu sein.

      Plötzlich fand Clea ihn richtig sympathisch. Er schien ein sehr unkomplizierter Mensch zu sein. Jedenfalls waren auch Carmens Eltern unübersehbar von ihm eingenommen. Der einzige, bei dem sein Charme keinerlei Wirkung zeigte, war Herr Wittke. Als alle satt waren, verzog er sich mit seiner Bierflasche, die mit seiner linken Hand verwachsen zu sein schien, in die Laube und setzte sich vor den Fernseher. Auch das machte Marlies anscheinend nicht das Geringste aus. Sie widmete sich nun ganz entspannt ihren Gästen.

      „Nun erzähle doch mal ein bisschen über Veules les Roses!“, forderte sie Clea auf.

      Das fiel Clea nicht schwer. Sie kam sogar richtig ins Schwärmen.

      „Kennst du auch Moniques Mann Henry?“, fragte sie Marlies. „Und die beiden Kinder?“

      Marlies verneinte das. Sie und ihr Mann waren nur ein paar Tage dort geblieben.

      „Betty und Jean-Paul hatten bei ihrem Besuch einen Freund dabei, einen jungen Schauspielschüler aus Paris. Antoine, so heißt er, will zur Love Parade nach Berlin kommen. Er war bereits zweimal dabei. Als ich heute nach Hause kam, lag schon eine Postkarte von ihm im Briefkasten. Dabei habe ich ihm nur meine Telefonnummer gegeben. Jedenfalls will er mich besuchen kommen. Ich freu mich schon drauf. Er ist ein witziger Kerl, hält Kinski für den größten Mimen aller Zeiten!“

      „Warst du schon mal bei der Love Parade dabei?“, fragte Carmen jetzt Clea direkt, obwohl sie sie bisher vollkommen ignoriert hatte.

      „Nein“, antwortete Clea ihr überrascht, „noch nie. Und du?“

      „Ja, bin sogar schon auf einem der Wagen mitgefahren. Wenn du willst, können wir uns verabreden und zusammen hingehen. Und du kannst doch auch mitkommen. Ein Künstler muss doch die Love Parade miterlebt haben“, wandte sie sich an Nikolas. Ach, daher weht der Wind, dachte Clea amüsiert. Ein Künstler und ein Schauspielschüler, da nimmt man auch so eine alte, langweilige Tante wie mich in Kauf.

      „Und wie geht es Claudine?“, nahm Marlies ihren Faden wieder auf.

      „Gut, soweit ich das beurteilen kann. Sie und Simon haben Abend für Abend ihre Kriegserlebnisse ausgetauscht. War aber ganz interessant für mich.“

      „Dein Vater war Soldat?“, fragte Nikolas.

      „Ja, er hoffte, dadurch seinen Vater vorm KZ zu bewahren. Hat leider nicht lange funktioniert.“

      „Ich hasse die Nazis!“, sagte Nikolas.

      Plötzlich war es ganz still. Ungemütlich still, wie Clea fand. Doch Nikolas schien mit seinen Gedanken ganz weit weg zu sein. Jedenfalls machte er keinerlei Anstalten, irgendetwas hinzuzufügen. Marlies rettete die Situation, indem sie anfing das Geschirr abzuräumen. Clea warf Nikki einen fragenden Blick zu. Das Geklapper der Teller hatte ihn in die Gegenwart zurückgeholt. Er nickte ihr zu. So half Clea noch beim Abräumen. Danach verabschiedeten sie sich und gingen durch die verlassen wirkende Kolonie zu Cleas Wagen.

      „Kann

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