Mitternachtswende. Melanie Ruschmeyer

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Mitternachtswende - Melanie Ruschmeyer

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Weise wie sie sprach, ihre drängende Tonlage und die eindringliche Mimik dahinter, beeindruckten Flora. Trotz einem seltsamen Gefühl im Magen nickte sie.

      ››Gut, ich danke dir. Ich weiß, dass man deine Briefe an Sarah nicht kontrolliert. Verstehe mich nicht falsch, aber man sieht in dir keine Bedrohung. Für die meisten bist du ein kleines Licht. Ich mag dich Flora, du hast etwas, was mich fasziniert. Ich weiß um dein Leid und teile es in gewisser Weise mit dir, denn während deine Familie getötet wurde, hat mich meine verstoßen. Ich war kein Werwolf wie sie; konnte mich nicht verwandelt, war gewöhnlich. Das wollten sie nie in ihrer Familie haben; es war eine Schande. So kam ich hierher zu meiner Oma und lernte den König kennen und lieben. Jahr für Jahr veränderte er sich. Aus Güte würde Gleichgültigkeit. Zwar wusste er sein Volk zu führen, aber er zog sich immer mehr vor mir zurück.‹‹ Tief atmete sie ein und schlang die Arme um ihren Körper, als fröstelte sie. Doch Flora wusste, dass es nicht die Kälte war, sondern ihre Gefühle. ››Seitdem Alexander in unser Leben getreten ist, komme ich nicht mehr an ihn heran. Er ist … Er giert nach etwas. Er liegt auf der Lauer wie ein hungriger Wolf, der auf Beute wartet. Qing kann es nicht erwarten, dass das passiert, was er erwartet. Ich habe versucht seine Gespräche zu belauschen und habe ihn verfolgt, wann immer es meine Tätigkeit zuließ, aber ich habe keinen Erfolg.‹‹

      ››Wieso versucht du nicht ein paar Dienstmädchen mit ein zu beziehen?‹‹ Flora kannte am besten die Vorzüge von diesen Mädchen und Frauen. Sie waren überall, hörten und sahen alles. Ein jeder benutzte sie und sprach in deren Gegenwart über Dinge, die man nicht hinaustragen durfte. Zwar war es diesen Frauen verboten darüber zu sprechen, aber oft ließen sie sich kaufen.

      Verzweifelt schluchzte Fen. ››Weil niemand wissen darf, was ich vermute, oder das etwas nicht stimmt. Qing hat überall seine Spitzel. Wenn ich zufällig einem von ihnen vertraue, laufe ich in eine Falle. Du bist quasi ein Außenseiter, denn du bist weder eine von uns, noch erkennen sie an, dass du zu den Vampiren gehörst. Gerade wegen deiner Vergangenheit, denkt ein jeder hier, dass du die Vampire genauso wie sie hassen musst.‹‹

      Inbrünstig und laut konterte Flora: ››Aber das ist nicht wahr,... jedenfalls nicht alle...‹‹

      ››Darauf will ich hinaus. Du musst Sarah schreiben, was hier vor sich geht.‹‹

      Plötzlich und unmissverständlich wurde ihr klar, was die Königin ihr offenbaren wollte und obwohl sie diese Erkenntnis abwies, hakte sie nach: ››Was darf niemand wissen, dass du vermutest?‹‹

      ››Qing ist fast ausschließlich in seinem Thronsaal, oder den untersten Katakomben zu finden. Er geht allen meinen Fragen aus dem Weg. Er hetzt und wütet, dass Alex endlich eins mit sich selbst sei. Er nimmt Kontakt zu Außenposten auf, von denen ich noch nie etwas gehört habe. … Oft habe ich versucht Chang-Ying zu befragen, aber es ist ihre Pflicht dem König gefügig zu sein. Pflichten erfüllte sie schon immer sehr gewissenhaft.‹‹

      Auf einmal fing Fen an zu schluchzen und zu weinen. Dicke Tränen rannen über ihre Wange. Hände und Ärmel wischten wild durch ihr Gesicht. Schnell war der Stoff mit dunklen Flecken versehen, doch sie beruhigte sich einfach nicht.

      Flora war erstarrt. Sie wusste nicht, wie sie ihr helfen sollte; wusste nicht, was sie überhaupt von alle dem halten sollte.

      Immer wieder erfüllte lautes Schluchzen die Umgebung und schien sie mit Leid zu bedecken. Die Königin konnte nichts mehr sagen. Ein scheinbarer Klos, hervorgerufen durch das Weinen, hinderte sie vehement daran. Aus einem Schleier aus dicken Tränen sah sie die Blondine an und machte einen Schritt auf sie zu.

      Ihre Schuhe rutschten weg und sie sackte in den Schnee am Rande des Weges. Prompt entließen Flora ihre imaginären Fesseln und sie setzte sich in Bewegung. So schnell sie konnte, war sie bei ihr und wollte ihr auf helfen. Die Königin wand sich hin und her. Anfangs glaubte Flora sie sei abwesend, denn sie nahm sie überhaupt nicht wahr. Sie hielt ihre Schultern fest und schüttelte Fen. Nichts. Klagend jammerte sie und gab sich vollends ihrer Trauer hin.

      Nach Sekunden, die Flora vorkamen wie Stunden, wurde ihr klar, dass sie diese Zeit brauchte. Also blieb sie bei ihr. Nässe drang von ihrer Kleidung zu den Knien und den Unterschenkeln durch.

      Aber dann regte sich Königin Fen. Schniefend und mit roten Augen sah sie Flora direkt an. ››Ich... Ich will das nicht. Ich... kann das nicht! Ich habe bereits meinen geliebten Mann an ein Monster verloren, ich will nicht noch meinen Sohn verlieren.‹‹ Sie schüttelte geistesabwesend den Kopf. ››Nein. Nein. Nein... und erst recht kann und will ich nicht dabei zu sehen, wie unzählige Leben ausgelöscht werden.‹‹ Nachdem sie hörbar die Nase einzog und schluckte, redete sie weiter, wagte aber nicht den Blickkontakt, der Dringlichkeit ihrer Worte willen, aufzugeben: ››Ich befürchte, nein, ich bin mir sicher, Qing will einen neuen Krieg heraufbeschwören, mit Alexander an seiner Seite.‹‹ Ihre Finger krallten sie in Floras ausgestreckte Oberarme. Sie überging den leichten Schmerz und beugte sich zu ihr hinüber, um sie zu umarmen.

      Noch lange verharrten die beiden Frauen in dieser Position. In der Umarmung gab Flora der wimmernden Fen Geborgenheit. Es dauerte bis beide wieder die Kraft fanden, sich zu bewegen. Jeder wusste um die Kraft dieser Worte. Sie waren heiß wie Feuer und so wild wie das Meer. Beide Naturgewalten forderten ihre Opfer, aber dennoch gehörten sie zur Welt des Gleichgewichts. Allerdings, dieses eine Wort -Krieg- würde das gesamte Gefüge auseinanderreißen.

      Irgendwann traten sie letzten Endes den Heimweg an. Betrübt waren die Gesichtszüge. Wie Roboter bewegten sie sich vor; ohne Gefühle, der völligen Leere verschrieben. Keiner sagte mehr ein Wort.

      Kurz vor der langen Treppe zum Palast brach Fen das Schweigen. Leise flüsterte sie: ››Ich weiß nicht, ob es ein Fehler ist die Vampire darüber zu informieren, aber was soll ich tun? Ich weiß mir selbst nicht zu helfen. Ich hab Angst um Tian. Er wächst momentan so schnell und ich will ihn nicht in einem sinnlosen Krieg verlieren.‹‹

      Flora traute sich nicht aufzuschauen. Sie betrachtete die Steine der Hauptstraße. ››Ich versuche es lediglich als Vermutung weiterzugeben. Sarah wird sicher wissen, was sie damit anfangen soll, aber ich weiß nicht, ob sie meinen Brief bekommt.‹‹

      ››Wie meinst du das?‹‹

      ››Sie hat mir nicht ein einziges Mal geantwortet.‹‹ Sie seufzte.

      ››Hm‹‹, gab die Königin von sich, ››Vielleicht werden ja ihre Briefe abgefangen! Wenn dem tatsächlich so ist, durchleuchten sie deine Briefe auf Umwegen. Du musst das in deinem nächsten Schreiben berücksichtigen und ihr mitteilen!‹‹

      Flora nickte.

      Als sie die ersten Treppen ansteuerten, ergriff Fen wieder das Wort: ››Und noch etwas: Ich habe vorhin deine Gefühle angesprochen. Ich habe nicht nur einmal gesehen wie du Alexander ansiehst. Es ist mehr als Freundschaft, da bin ich mir sicher.‹‹

      Prompt versteifte sich Flora wieder und hielt die Luft an.

      ››Lange war ich im Glauben ich würde den König noch lieben, doch tue ich dies lediglich aus längst vergangenen Tagen. Jetzt ist er nicht mehr der, den ich einst geheiratet habe. Trotz allem habe ich Zeit gebraucht dies anzuerkennen und somit vielleicht annähert das durchgemacht, was dir widerfährt.‹‹

      Erhaben hob sie das Kinn, da sie bald den Torbogen zur Aussichtsplattform durchschreiten würden und Flora vermutete, dass sie niemanden ihre Ungewissheit und Sorge anmerken lassen wollte.

      ››Ich rate dir, vergiss ihn. Das es schwer ist, verstehe ich gut, aber dennoch liebt er Sarah und das wird

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