Mitternachtswende. Melanie Ruschmeyer

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Mitternachtswende - Melanie Ruschmeyer

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gewesen und hatte Fen vorher über ihren Test informiert. Flora war schlau, schließlich war sie bei den Maguire groß geworden. Sie wollte nicht, dass man sie als Lügner beschimpfte. So klärte Fen schließlich alles auf.

      ››Wenn ich so an den Abend denke, wo ich Chang-Ying auf die Probe gestellt habe‹‹, sagte sie und ließ ihre Gedanken frei, ››ist mir das irgendwie peinlich.‹‹

      Fen lachte herzlich. ››Glaubst du, du warst die Erste, die das getan hat?!‹‹

      Sie schmunzelte. ››Vermutlich nicht, aber ich kann auch nur für mich sprechen.‹‹

      Danach nahm die Stille beiden wieder in ihre Fangarme. Ohne Worte und gleichbleibender Miene nahmen sie Stufe für Stufe hinab ins Tal.

      Die Stadt lag unter einer dicken Schneeschicht begraben. Wie dicker Zuckerguss klebte er an den Dächern. Teilweise funkelte etwas. Flora vermutete, dass es die Eiszapfen waren, die von den Dachrinnen herunterhingen. Von nahmen sahen sie bedrohlich aus, von hier waren sie nicht zu erkennen.

      Als die ersten Häuser links und rechts neben der breiten Hauptstraße auftauchten, bog die Königin auf einen kleinen Pfad ab. Flora kannte ihn gut, denn sie war ihn bereits etliche Male gegangen. Damals im Sommer und Herbst führte er direkt auf die Felder, nun war er trostlos. Der Schnee war platt getreten. An manchen Ecken von Lehm bräunlich verfärbt.

      Das ehemalige Dienstmädchen wollte nicht in die Einöde dieser weißen Landschaft, sie hatte geglaubt Fen würde mit ihr in die Stadt gehen. Dort war sie fest der Meinung gewesen ihre Ablenkung zu finden. Vermutlich würden die Menschen mit den Vorbereitungen für Weihnachten beginnen und die unterschiedlichen Häuser würden in einem farbenfrohem Glanz erfüllt sein. Ein Treiben dem sie gerne verfallen wäre, was sollte sie also hier?

      Fen drehte sich leicht zu ihr herum, wodurch Flora bewusst wurde, dass sie stehen geblieben war. Etwas verlegen biss sie sich auf die Unterlippe und lugte zu den Gebäuden hinüber.

      Ohne das Gesicht zu verziehen schüttelte die Asiatin den Kopf und wandte sich wieder ihrem Spaziergang zu. Tief gruben sich die Augenbrauen der Blondine nach unten und sie stutzte. Allmählich wurde ihr mulmig. So energisch und gleichzeitig ruhig und bestimmend kannte sie diese Frau nicht. Nur sehr langsam wagte sie ihr zu folgen.

      Während der Schnee unter ihren Sohlen knirschte und schmatze, fühlte sie sich leer. Obgleich sie gerne auf eine Idee gekommen wäre, es entglitt ihr alles. Die unendliche, weiße Weite kam ihr in diesem Augenblick bedrohlich vor, doch wagte sie es nicht Angst zu empfinden. Flora war eher auf der Lauer; lauschte jedem Geräusch, beobachtete jede Bewegung der Königin.

      Nach geraumer Zeit schlich die Kälte durch den Mantel. Er suchte sich Wege um sie frösteln zu lassen, aber auch dies zeigte Flora nicht.

      Der Weg war lang und langweilig. Bis auf ein paar kahle Bäume gab es hier nichts zu sehen.

      Schließlich blieb Fen vor einem dieser Bäume stehen. Breit und mächtig hob er sich neben dem Pfad empor und spendete an schönen Sommertagen viel Schatten. Jetzt sah er eher dunkel, schwarz und leblos aus.

      Die Königin blickte in die Krone und wartete. Worauf wusste Flora nicht. Sie war ein paar Meter hinter der Frau zum Stehen gekommen, da sie den gesamten Spaziergang nicht gewagt hatte, zu ihr aufzuschließen.

      ››Warum hast du mich hierher gebracht?‹‹, machte sie endlich ihrer Frage Luft und schaute finster drein. Ohne es zu wollen spannte sie sich an und wurde aggressiv. Angst trieb sie.

      ››Mein Mann ist ungerecht zu dir‹‹, begann die Königin und hielt kurz inne, als sie nach links zum Palas blickte, ››Er ist blind in der Hinsicht, dass er Alex sehr fordert und so viel abverlangt. Qing bemerkt dabei nicht, dass er keine Zeit für seine Freundin hat. Er sieht in ihn lediglich den Erben Herons.‹‹

      Flora wusste darauf nichts zu erwidern. Hatte Fen etwa Mitleid mit ihr? Trauer umfing sie und zerrte an ihren Augen. Nur zu gerne wollte sie ihren Tränen erliegen, aber das durfte sie nicht. Niemand sollte es wissen. Niemand durfte es wissen!

      Instinktiv ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Weißlich drückten sich die Knochen hervor. Aber auch das tiefe Schlucken brachte keine Abhilfe. Gegen ihren Willen musste sie an ihn denken.

      Langsam drehte sich Königin Fen zu ihr um. Das Gesicht in Sorge und Betrübtheit gelegt, guckte sie sie an. ››Du tust es schon wieder.‹‹

      Ein Ruck ging durch Flora und sie wurde steif wie ein Eiszapfen. Mit großen, weit geöffneten Augen musterte sie ihren Gegenüber.

      ››Du verheimlichst es gut, aber mir kannst du nichts vormachen. Ich habe so viel Leid in meinem Leben erfahren, dass ich einem jeden seine Gefühle anzusehen vermag.‹‹

      Noch immer konnte Flora nicht aus ihrer Starre fliehen. Ihre Sorge wurde zu Angst; panischer Angst. Der Brustkorb hob und senkte sich unheimlich schnell, eine Kurzatmigkeit, wobei jeder Atemzug in der Lunge brannte. Inständig redete sich Flora ein, dass es ihr egal sei, wenn jemand um ihre Gefühle wüsste, doch was wenn man sie an Alexander weitertrug? Konnte sie dann immer noch seine Freundin sein? Durfte sie noch in seiner Nähe bleiben, oder würde er sie fort schicken, damit sie keine Schmerzen mehr erleiden musste?

      Doch dann, ganz unerwartet, wurde ihr klar, dass sie umsonst besorgt war. Selbst wenn Fen ihr ansah, dass sie litt, wusste sie dennoch nicht warum. Die Schultern sackten herunter und die Gewalt über ihren Körper kam zurück. Auch wenn der Herzschlag noch in keinem gesunden Maß schlug, schien das Adrenalin die Frau nicht mehr vollends zu vereinnahmen.

      Mit leicht heiserer Stimme, die sie in diesem Moment verfluchte, sagte sie: ››Ach das. Mach dir keine Sorgen, Fen, ich habe nur etwas Heimweg.‹‹ Als wäre es eine Banalität winkte sie mit der rechten Hand ab.

      Halb fielen Fen die Lider auf die Augen. In wenigen Sekunden glaubte Flora, dass sie aus Glas und leicht zu durchleuchten war.

      ››Wie dem auch sei‹‹, erneut schaute sie zum Palast und verzog den Mund, ››Ich bin aus einem anderen Grund mit dir hierhin gegangen.‹‹ Ernst wurde ihre Miene und allmählich wurde die Frau Flora extrem unheimlich. Sie waren allein. Hier würde so schnell niemand ihren Weg kreuzen. Eigentlich hatte sie immer geglaubt, sie müsse vor Fen keine Angst haben. War sie doch stets eine gütige Frau gewesen, aber nun sah sie eine ganz andere Person. Eine Person, die sie plötzlich gar nicht mehr einzuschätzen vermochten.

      ››Wie ich eben schon sagte, mein Mann nimmt Alexander zu sehr ein. Ich kann verstehen, dass er unsere Bräuche, die Politik und allem voran seine Werwolfskräfte zu beherrschen wissen muss, aber...‹‹ Wie auf der Fluch blickte sich die Königin verstohlen um. Flora tat es ihr gleich und stellte fest, dass sie wirklich alleine waren. Nicht einmal ein Vogel schien in der Nähe zu sein.

      ››Flora, ich weiß, dass du Sarah schreibst. Du musst mir einen Gefallen tun.‹‹

      Diese zuckte mit den Schulter und wusste nicht recht, was sie sagen sollte, lediglich etwas dummes verließ ihre Lippen: ››Du vertraust ihr noch nachdem sie Chui so misshandelt hat?‹‹

      ››Was soll die Frage? Ich weiß doch von Chang-Ying, dass sie nicht sie selbst war. Sarah wurde von anderen Fäden geführt. Gut, ich verstehe diese Deutung von meiner Oma auch nicht so recht und ich gebe zu, dass ich mehr als wütend war, aber sie ist vielleicht unsere einzige Hoffnung!‹‹

      ››Einzige Hoffnung worauf?‹‹, fragte Flora verwirrt.

      ››Hör

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