Marijke - Honiglippen. Swantje van Leeuwen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Marijke - Honiglippen - Swantje van Leeuwen страница 8
Mit einem Anflug von Verlegenheit wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie ihn nicht nur kurz betrachtet, sondern förmlich angestarrt hatte – und als er näherkam, senkte sie ihren Blick zurück zum Boden. Wees onderdanig, Marijke[17], dachte sie bei sich. Gedraag je als een slaaf ... Moet ik voor hem knielen? In einem plötzlichen Anfall von Unsicherheit, erkannte sie, dass sie überhaupt keine Ahnung davon hatte, wie man sich unterwürfig verhielt. Sicher, sie hatte die Mädchen im Club immerzu mit gesenkten Köpfen gesehen, aber mehr auch nicht. Das eigentliche Protokoll, das dem zugrunde lag, vorschrieb zu welchem Zeitpunkt oder in welcher Reihenfolge welches Verhalten erwartet wurde, Rangfolgen, Abläufe, Kleidervorschriften und allgemeines Verhalten, war ihr fremd.
»Het is goed, meisje. Je kunt gewoon je hoofd opheffen en naar me kijken. Het is niet nodig om elke knoop van het tapijt te bestuderen.[18]«
Sie schaute zu ihm auf und sah ihn breit lächeln. Er benimmt sich ganz normal, dachte sie und lachte fast über sich selbst, als sie sich ihrer Ängste und Vorstellungen erinnerte. Und warum sollte er nicht auch normal aussehen? Sehen hier nicht die meisten Kunden so aus, als hätten sie erst wenige Minuten zuvor das Büro verlassen? Nur die wenigsten von ihnen verkleiden sich zum Spielen. »Marijke«, murmelte sie leise.
»Wie bitte?«
»Es tut mir leid, Mijnheer, aber ich möchte nicht ›Meisje‹, sondern Marijke genannt werden. Und schon gar nicht, möchte ich wie die anderen Mädchen herabwürdigend betitelt werden.«
Der Mann setzte sich neben sie auf die Couch, wandte sich ihr zu und legte dabei ein Bein entspannt auf seinen Oberschenkel. »Natürlich, Marijke.« Er bemerkte ihr Unbehagen. »Es ist vollkommen in Ordnung, dass du mit mir sprichst. Ich weiß, dass du nicht wie die anderen Mädchen hier bist ... Genau deshalb wollte ich dich treffen. Ich will die anderen Mädels nicht.«
Als Marijke spürte, wie ihre Nervosität etwas nachließ, war sie überrascht, wie angespannt sie doch zuvor noch gewesen war. Ein Blick sagte ihr, dass er bemerkt haben musste, mit welchem Ausdruck der Angst in den Augen sie ihn angesehen hatte. Jetzt fühlte sie sich ein wenig sicherer – nicht gerade entspannt, aber auf jeden Fall um einiges wohler. Ungeachtet dessen, dass sie wusste, was er ihr anzutun gedachte, strahlte er etwas aus, was ihr ein gutes Gefühl vermittelte – Sicherheit.
Er lächelte wieder dieses charmante, knabenhafte Lächeln, das warm und weich über sie hinwegfloss. »Mijn naam is Maarten, Marijke. Während wir zusammen sind, erwarte ich, dass du mich mit Mijnheer ansprichst.« Seine Stimme war sanft, als er fragend hinzufügte: »Verstehst du, warum das so sein muss?«
Marijke schüttelte den Kopf. »Nein, Maar ... Mijnheer. Ich weiß wirklich nichts von all diesen Dingen.« Sie schüttelte leicht den Kopf. »Es tut mir leid.«
Maarten gluckste. »Das ist in Ordnung, Marijke. Ich bin mir sicher, dass dir sehr vieles ungewöhnlich erscheinen muss, ja, ... vielleicht sogar beängstigend.«
Sie nickte.
»Ich wünsche nicht mit Vornamen angesprochen zu werden, weil du verstehen sollst, dass du mir gehörst«, erklärte er ihr. »Das Mijnheer, wenn du mich ansprichst, ist ein Zeichen deiner Unterwürfigkeit und zu deinem Vorteil ...«
»Vorteil?«, kam es ihr leise über die Lippen.
Nun war er es wieder, der nickte. »Oh, ja, ... denn es erinnert dich jedes Mal aufs Neue daran, was du bist, wo du in der Hierarchie stehst und wem du gehörst.«
Marijke spürte, wie ihr eine Welle aufkommenden trotzigen Zorns eine Erwiderung über die Lippen schieben wollte. Ich gehöre niemand, nur mit selbst. Wie kannst du es nur wagen, mich so zu sehen? Sie biss sich auf die Lippen, um ihre Worte zurückzuhalten, und brachte sich wieder das Geld in Erinnerung.
Er betrachtete sie von oben bis unten und hielt unverhohlen an ihren vollen Brüsten inne, die von ihrem Lederkorsett auf eine Weise angehoben wurden, dass man den Blick unwillkürlich auf sie richten musste. »Gut. Du bist also eine blutige Anfängerin ... Warum erzählst du mir nicht, was du von den Dingen hältst, die hier im Club so vor sich gehen?«
Sie schaute ihn erschrocken an.
»Bitte, Marijke«, bat er sie. »Ich erwarte absolute Ehrlichkeit von dir, ... zumal«, er lächelte wissend, »du mir nichts sagen könntest, das mich noch überraschen würde.«
Den Kopf senkend, starrte sie auf eine Stelle des Teppichs zwischen ihren Beinen, bis Maarten ihr sanft das Kinn mit einem Finger anhob. »Bitte, Marijke, sprich mit mir, wie mit jedem anderen.«
»Nein, Mijnheer«, begann sie, besorgt, dass sie ihn beleidigen würde, mit was auch immer sie nun sagte, »einen großen Teil, von dem, was ich mir allabendlich anschauen muss, mag ich ganz und gar nicht. Täglich sehe ich viele der Mädchen, die sich von den Kunden auspeitschen lassen. Eine Menge von ihnen kommen mit übelsten, blutroten Striemen aus den Suiten, oder sie sind mit blauen Flecken am ganzen Körper übersät. Ich fühle mich schlecht, wenn ich das ansehen muss. Ich kann einfach nicht verstehen, warum sie das mit sich machen, warum sie sich derart von jemandem schlagen lassen.«
Maarten nickte während sie sprach. »Du magst Schmerzen nicht?«
Entschlossen den Kopf schüttelnd, starrte sie ihn an. »Das kann niemand mögen! Nein, tue ich nicht. Schon allein der Gedanke daran macht mir Angst!«
»Hmm, ich verstehe, Marijke«, erwiderte er mit seiner sanften, beruhigenden und sonoren Stimme.
Trotz des Zorns, der in ihr aufstieg, fühlte sie sich von diesem weichen, besänftigen Ton wie eingelullt.
»Es erschreckt eine Menge Leute«, fuhr er fort. »Nicht viele verstehen die Anziehungskraft, die eine Bestrafung bedeutet ... und deshalb können sie es auch nicht akzeptieren. Die wenigsten verstehen, dass Schmerz bei richtiger Darreichung und in genauer Dosierung wie ein positiv stimulierendes Medikament sein kann.« Er schaute sie an und strich ihr mit einem Finger sanft über die Wange. »Für dich muss das sehr grausam aussehen, ... und ja, ich muss zugeben, dass einige Leute dabei viel zu weit gehen. Ich selbst mag es nicht besonders, meinen Subs Schmerzen zuzufügen ... Hast du das verstanden, Marijke?« Er drehte ihren Kopf mittels des Fingers unter ihrem Kinn, sodass sie ihn unmittelbar anblicken musste. Dann strich er zärtlich die Konturen ihrer sinnlich geschwungenen rubinroten Lippen nach. »Welch' süße Honiglippen du hast«, bemerkte er, und seine Lachfältchen traten etwas hervor.
»Tust du nicht?« Marijke war verwirrt, auch wegen des Kompliments, zugleich aber seltsam berührt, wegen der Wortwahl, von der er nicht wissen konnte, dass sie für sie eine ganz besondere, eine sehr intime Bedeutung hatte. Eine leichte Röte huschte über ihr Gesicht. »Ich dachte alle Dominas und Doms erregt es, wenn sie ihre Subs verletzen und zutiefst erniedrigen können.«
»Oh, überhaupt nicht«, lachte Maarten. »Dieser Lebensstil zieht ein breites Spektrum von Menschen an, von denen jeder seinen eigenen Geschmack hat. Manche mögen Seile, andere mögen es geschlagen zu werden. Manche lieben es gedemütigt und zum Objekt degradiert zu werden. Manche mögen es sogar, wenn man sie mit Nadeln oder Klingen verletzt .... Ich habe vor langer Zeit herausgefunden, was mir gefällt, und für mich