Mirabili. Charline Dreyer

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Mirabili - Charline Dreyer

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dass sie isoliert bleibt. Allein lebt. Und, bei allen Monden – achte darauf, dass sie in ihrem Leben nicht den Hof der Königin auch nur von der Nähe sieht.“

      Auch wenn Gesagtes der Herzogin nie hinterfragt werden darf, tat ich es dennoch: „Was wird passieren, sollte es trotzdem geschehen? Was, wenn ich es nicht schaffen sollte ...“

      Ihr Blick war schneidend geworden, so scharf wie mein eigenes Schwert. Zerschmetternd. Unheilvoll. „Du wirst es nicht dazu kommen lassen, Jared. Diese Sache wird sonst zur Gefahr – und zwar für den gesamten Planeten!“ Worte, die keinen Widerspruch zulassen. Worte, denen man nicht ausweichen kann. Wie Giftsporen, die sich langsam in die Haut fressen.

      Ich hatte es damals dabei belassen. Nicht nachgefragt, wieso ich das Mädchen nicht gleich umbringen soll. Und heute bin ich dankbar dafür, auch wenn ich es niemals laut aussprechen würde. Etwas in mir hat sich verändert. Etwas in mir fühlt Schmerz und Abscheu vor mir selbst. Da ist diese … Angst. Angst, diesem zarten Mädchen auch nur eines ihrer seidigen Haare zu krümmen. Angst, sie könnte mich mit ihren ungewöhnlich großen Augen ansehen, während ich mein Schwert gegen sie erhebe. Angst, sie schreien zu hören. Ihr Schmerzen zuzufügen. Sie tatsächlich … zu töten.

      Ich versuche mir seit Monaten das Gegenteil einzureden. Ich versuche seit Monaten, diesen Gefühlen auszuweichen, sie abzustellen, wie sonst immer. Ich versuche, nur den Befehl der Herzogin zu sehen, an aller erster Stelle. Doch der physische Schmerz, der durch meine Gefühle ausgelöst wird, droht mich zu ersticken und da ist nur dieser eine Gedanke: Ich observiere sie nicht, um den Planeten vor ihr zu beschützen. Ich beschütze sie vor dem Planeten. Ich beschütze sie vor der Herzogin. Ich beschütze sie, damit es mir besser geht und beobachte sie nicht mehr, um der Herzogin willen.

      Ich observiere sie, weil ich keinen Tag mehr überstehen kann, ohne ihr Gesicht zu sehen und diese bittere Wahrheit bringt mich fast um. Diese Erkenntnis bringt mich ins Grab, dessen bin ich mir bewusst, weshalb ich eine unheilvolle Entscheidung treffen muss.

      G E N E V I È V E

      „Er ist wieder da, der dunkle Schatten. Ich sehe ihn ganz deutlich, im Schein der Sonne“, zische ich Turquoise zu. Die kleine Halbelfe blinzelt gegen das helle Licht, während sie an einem Bund Rosen zupft. „Ich kann nichts sehen, Geneviève.“

      „Dort ist ein Schatten, obwohl nichts Schatten werfen dürfte.“ Ich zeige unauffällig auf den schwarzen Punkt in der Menge.

      „Das ist unheimlich. Hör auf, so zu reden.“

      „Eine Kälte, die mich bis hier hin erreicht ...“

      „Vièvi! Mit deinem düsteren Geschwafel vertreibst du uns die Kundschaft.“ Turquoise ist die erste, die einst den vermeidlichen Verrat der Herzogin vorausgesehen hat. Sie ist halb Mensch, halb Elfe und besitzt die Fähigkeit, die Zukunft voraus zu ahnen. Aus dem Grund wird, beziehungsweise wurde, sie als Orakel bezeichnet. Das, ihr türkisfarbenes Haar und die spitzen Ohren sind der einzige Verweis darauf, dass ihre Mutter eine Elfe ist. Ihr Herz und ihr Mitgefühl jedoch sind rein menschlich, genauso wie ihre Impulsivität und ihre Stimmungsschwankungen.

      Ein Jahr ist es jetzt her, seitdem Will gegangen ist, um der Königin zu dienen. Drei Jahre, in denen der Frieden gewahrt wurde und selbst ich meine Skepsis der ungewöhnlichen Ruhe gegenüber beinahe verloren habe, seitdem Turquoise den Krieg prophezeit hatte. Das ist auch der Grund, weshalb Turquoise an ihren Fähigkeiten zweifelt und sich schon lange nicht mehr auf ihre Magie einlässt. Seitdem versucht sie jeglichem Ungewöhnlichen keine Beachtung mehr zu schenken. „Vielleicht bin ich doch mehr Mensch als Elfe“, seufzt sie oft vor sich hin und der Klang bitterer Enttäuschung schwingt jedes Mal in ihrem Tonfall mit. „Und das ist eher gut als schlecht“, versuche ich sie dann zu ermutigen.

      Jedenfalls bin ich meinen Prinzipien treu geblieben und habe tatsächlich auf den Dienst der Herzogin verzichtet. Auf dem Markt der Hexen verkaufe ich Blumenkränze, Sträuße und manchmal sogar Heilkräuter, zusammen mit Turquoise. Ich bin keine Magierin und nicht in der Lage dazu, die Wirkung der Kräuter zu intensivieren. Trotzdem mache ich akzeptablere Preise als die Hexen und meine Gesellschaft ist auch um einiges angenehmer … Es war nicht einfach, hier verkaufen zu dürfen. Die Hexen sind die älteste aller Gattungen von magischen Wesen auf Mirabili. Sie folgen strengen Traditionen und sind eher dazu gezwungen uns Menschen auf ihrem Planeten zu akzeptieren, als uns wirklich zu tolerieren. Doch die Älteste scheint einen Narren an mir gefressen zu haben, wie Turquoise immer so schön sagt. Einst sah sie, wie ich die Wächter des Baumes ganz ohne Magie zu überlisten weiß, um im Wald jagen gehen zu können. Hexen ist es, genauso wie uns Menschen, nicht mehr erlaubt den Wald zu betreten. Die Herzogin verabschiedete dieses Gesetz aus Angst, wir könnten die Wälder einnehmen und uns so gegen sie auflehnen. Die magischen Wälder waren das ursprüngliche Heim der Hexen, ihre Zufluchtsstätte und gleichzeitig der Ort von stärkster Magie, da sie ihre Macht aus den Bäumen ziehen. Um diese Macht einzuschränken verbot die Herzogin allen Hexen den Zutritt zum Wald. Den Menschen verbietet sie allgemein so gut wie alles, ohne jeglichen Grund. Aber man vermutet, sie traue uns „ungehobelten Bestien“ die Zerstörung des Waldes zu und würde uns deshalb den Zugang verbieten. Angeblich um den Wald zu schützen.

      Jedenfalls stehen die Hexen seither mit der Herzogin auf dem Kriegsfuß und die Älteste war beeindruckt von meinem Mut, den Wald dennoch zu betreten. Ich bringe ihr Kräuter und Wurzeln von dort mit, die nirgendwo anders auf Mirabili zu finden sind und darf im Gegenzug dazu auf ihrem Markt meine Waren verkaufen.

      „Du schwebst wohl in Gedanken an deinen Schatten?“, zieht die Halbelfe mich auf.

      „Und du wünschtest dir wohl, die Kunst des Schwebens zu beherrschen“, kontere ich trocken. „Die blauen kosten Euch etwas mehr Lisbeth“, gehe ich dann auf das alte Mütterchen ein, das schon den ganzen Vormittag versucht, die Gestecke zu einem viel zu niedrigen Preis zu ergattern.

      „Du bist heute wieder ausgesprochen witzig“, zischt Turquoise mir zu, lächelt aber belustigt und verdreht die Augen.

      „Aber Kindchen, es ist der Hochzeitstag meiner Enkelin. Macht mir ein faires Angebot und ich werde Euch beim nächsten Einkauf zwei Hühner dazu schenken.“ Sie sieht mich aus liebevollen Augen an.

      „Das Angebot habe ich schon vor einer Stunde ablehnen müssen“, erwidere ich bedauernd. „Wenn ich könnte, würde ich sie Euch schenken. Aber leider sind die Zeiten schlecht.“

      „Wann waren sie denn jemals gut“, murmelt Turquoise hinter mir. Wo sie recht hat, hat sie recht.

      J A R E D

      Diesmal sehe ich den Mond am Himmel und denke an sie ... Bilder von ihr und saphirblauen Rosen tauchen vor meinem inneren Auge auf. Wie sie lächelt. Wie sie die Augen verdreht, als die dünne Elfe mit dem Namen Turquoise ihr etwas zuflüstert. Doch dazu leider auch Bilder von ihr aus meiner schlimmsten und düstersten Vorstellung, wie ihr lebloser zarter Körper blutverschmiert vor mir liegt … Mein Schwert, das ihr im Rücken steckt. Ich atme zitternd aus und spanne mich an. Nicht daran denken. Nicht daran denken!

      Die Nacht ist schneller eingebrochen, als mir lieb ist, doch ich habe eine Entscheidung gefällt. Eine Entscheidung, die ich längst hätte fällen müssen, beim Namen meiner Herzogin. Mit großen Schritten rausche ich durch das hohe Gras über die Lichtung, auf der ihr kleines Haus steht.

      Langsam pirsche ich mich nun an der südlichen Hauswand entlang, darauf bedacht keine Schatten im Mondlicht zu werfen. Ich strenge meine Sinne an und höre das Mädchen leise und gleichmäßig im inneren des Hauses atmen, sauge ihren Geruch nach Rosenblättern, Lavendel und Sommerregen in meine Lungen und schließe die Augen. Sie schläft offensichtlich. Als ich ausatme und die Augen wieder öffne,

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