Mirabili. Charline Dreyer

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Mirabili - Charline Dreyer

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nicht ernst zu nehmen seid, wenn Ihr schon nicht den Mumm habt, mich gleich zu töten?!“

      Ich verziehe meine Lippen zu einem bitteren Lächeln. „Ja, Ihr scheint wahrlich mutiger zu sein als ich, Geneviève“, erwidere ich sarkastisch.

      „Spart Euch Eure Kommentare und lasst mich zufrieden. Ihr wollt mich nicht umbringen, sonst hättet Ihr es längst getan.“ Sie entspannt sich in meinem Griff und lässt meinen Arm los.

      „Ich werde Euch nicht töten. Ich nehme Euch mit.“ Mir bleibt nichts anderes übrig. Jetzt, wo ich es versäumt habe sie auszuschalten, weiß sie von meiner Existenz und von dem Interesse der Herzogin an ihr und das ist nicht gut.

      „Ach, und wohin? Wenn Ihr mich zur Herzogin bringen wollt, tötet mich lieber!“ Das kommt so ernst und so kalt, dass ich fast zusammenzucke.

      „Meint Ihr das wirklich so?“

      „Sehe ich etwa aus, als wäre mir nach Späßen zumute?“ Sie schnaubt verächtlich, wieder wie ein kleines trotziges Kind. Da ist sie, die Enttäuschung. Geneviève ist keine Göttin. Sie ist kein Engel. Sie ist tatsächlich bloß ein Kind.

      Ich schlucke hart. „Das ist wirklich alles andere, aber kein Spaß. Der gesamte Hof der Herzogin wird auf der Suche nach Euch sein, wenn sie bemerkt dass ich versagt habe.“ Und mich wird sie gleich mit hinrichten lassen. Ich habe versagt, sie unbemerkt zu observieren und ich habe versagt, sie auf eigene Faust auszuschalten. Ob die Herzogin mir gedankt hätte, hätte ich das Mädchen tatsächlich getötet, oder ob sie mich nur noch mehr dafür bestraft hätte spielt jetzt auch keine Rolle mehr.

      „Ich verstehe nicht … Was habe ich getan? Nur weil ich ihr nicht dienen wollte? Ich bin verwirrt.“ Nun wirkt sie nichts weiter als verletzlich und klein. Ihr schlankes Gesicht in meiner großen Hand. Warme weiche Haut an kalter, glatter. Vorsichtig lasse ich sie los und sie macht keine Anstalten auf einen weiteren Fluchtversuch, sondern fängt an zu blinzeln und flach zu atmen. Das tut sie immer, wenn sie sich aufregt.

      „Niemand weiß genau, was Ihr an Euch habt. Aber eins ist klar, die Herzogin ist voller Furcht vor Euch“, erkläre ich.

      „Vor mir?“, sie lacht laut auf, nur um danach noch einmal nervös zu blinzeln. „Warum sollte sie sich vor mir fürchten? Ich tue doch niemandem etwas. Ich bin doch bloß ...“

      „Ein gewöhnlicher Mensch“, vollende ich den Satz.

      Erzürnt schnappt sie nach Luft. „Das ist nicht das, was ich sagen wollte!“

      „Nicht?“ Ich bin wirklich verwundert.

      „Schon einmal daran gedacht, dass Mut und Stärke nicht darüber zu definieren sind, welcher Abstammung man ist?“ Nun wirkt sie eingeschnappt. Ihre Angst vor mir und die Nervosität scheinen wie verflogen. Ihre Stimmungen sind eine Berg- und Talfahrt und überfordern mich, mir fällt es immer schwerer, sie zu durchschauen.

      „Hm, nein. Ehrlich gesagt nicht“, erwidere ich schließlich. Ich habe tatsächlich nie darüber nachgedacht. Es ist für mich ganz offensichtlich, dass jede erdenkliche Eigenschaft mit der Abstammung zusammenhängt. „Doch darüber können wir uns jetzt nicht streiten, wir müssen aufbrechen.“

      „Wir?“

      „Ich werde Euch mitnehmen, sagte ich doch bereits.“

      „Und was, wenn ich nicht will? Ich kann gut alleine auf mich aufpassen.“

      „Ja? Mit den zwei Spielzeugmessern dort?“, ich deute auf die kleinen Klingen.

      „Wollt Ihr mich etwa infrage stellen?“ Ihre Miene verdüstert sich und schon wieder springt ihre Stimmung um.

      „Geneviève“, stöhne ich.

      „Ich komme mit, aber dann müsst Ihr mir alles erzählen, was Ihr wisst.“

      „Gut.“

      „W- was?“, stammelt sie verblüfft. Damit hat sie nicht gerechnet. Aber da ich nach diesem schwerwiegenden Fehler heute Nacht ohnehin wegen Hochverrats zum Tode verurteilt werde, macht es auch keinen Unterschied mehr, wenn ich all die dreckigen Geheimnisse der Herzogin ausplaudere.

      „Ich werde Euch alles erzählen, was Ihr wissen wollt.“

      „Und Ihr werdet nicht mehr versuchen, mich zu töten?“

      „Nein.“

      „Und keine Magie mehr. Wie ich das hasse ...“

      „Keine Magie mehr gegen Euch“, versichere ich nachdrücklich. Ungeduldig schaue ich aus dem Fenster in die tiefe Nacht. Die Herzogin wird bereits wissen, was ich getan habe. „Und ich möchte ein eigenes Pferd“, wirft sie ein, doch ich höre kaum zu. Jade weiß immer, wo ich mich aufhalte und vor allem mit wem. Wir müssen als erstes ihre Spitzel los werden … Ein Funken Panik steigt in mir auf. War es das Leben der Kleinen wert? War es das wert, mein Dasein als erster Krieger der Herzogin Jade aufzugeben und für immer auf der Flucht zu leben? Mit einem Zittern wird mir bewusst, was ich bei den Monden nochmal für einen Fehler begangen habe. „Und ich will, dass Ihr freundlich zu mir seid. Ich bin kein Vieh oder keine Gefangene, ich will wie ein Mensch behandelt werden. Obwohl, das sollte ich vielleicht nicht sagen, denn Ihr behandelt Menschen ja offensichtlich wie Vieh ...“

      „Es reicht!“, entfährt es mir. „Das wird kein Spaziergang!“ Mit einem Schritt baue ich mich vor ihr auf, mit geballten Fäusten und zitternden Muskeln. „Ihr seid nicht in der Position, Forderungen zu stellen. Wenn Ihr mich nicht begleitet, seid Ihr tot!“

      „Nun, Ihr aber auch, nicht wahr?“, giftet sie zurück und macht sich so groß, wie es eben möglich ist. „Euch werden sie wohl als erstes umbringen, habe ich recht? Ein Krieger der zu feige zum Töten ist, das ist eine Schande.“

      Die Wut wird heiß, kalt, dann wieder heiß. „Könnt Ihr mir nicht einfach danken?“, seufze ich schließlich und versuche, tief durch zu atmen.

      „Wofür denn? Ich wäre lieber tot, als auf der Flucht“, jedes ihrer Worte trifft mich direkt ins Herz.

      „Das kann nicht Euer Ernst sein.“ Ich schüttele den Kopf. „Lieber tot, als am Hofe der Herzogin. Lieber tot, als auf der Flucht. Gebt Ihr immer so schnell auf?“

      Sie sieht zu Boden und ihre Schultern sacken nach vorn. Schon wieder ein Umschwung ihrer Emotionen.

      „Ich werde Euch beschützen Geneviève, das verspreche ich. Ihr seid bei mir sicher.“

      „Sagt mir nur eins“, setzt sie an, „wieso habt Ihr mich verschont. Wieso nehmt Ihr all das auf Euch?“

      Etwas in mir wird weich, bei dem Klang, den ihre Stimme nun angenommen hat. Sanft, vorsichtig. Lieblich, wieder zu ihrer Gestalt passend und nicht mehr schnippisch und trotzig. „Ich kann Euch darauf keine Antwort geben.“

      „Findet Ihr nicht, Ihr seid mir eine schuldig?“

      „Doch“, murmle ich, „hebt Euch die Frage für später auf, wir sollten nun wirklich fort von hier.“

      Sie schaut mich von unten durch ihre langen Wimpern hinweg an, direkt in die Augen und mir fällt es schwer den Ausdruck in ihnen zu deuten. „Ich vertraue Euch nicht, aber ich habe keine andere

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