Mirabili. Charline Dreyer

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Mirabili - Charline Dreyer

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Vision?“

      Ich runzele die Stirn. „Ich kann es Euch nicht sagen! Ich… Bei den Monden ...“

      „Beruhigt Euch“, raunt er und streicht mit den Daumen über meine Haut. Ich trage noch immer mein Nachthemd und seine Hände liegen auf meinen nackten Oberarmen. „Was ist mit mir passiert, Jared?“, hauche ich verzweifelt und halte mir eine Hand vor die Stirn.

      „Von so etwas habe ich noch nie gehört“, gibt er zu. „Ihr könnt Euch wirklich an nichts erinnern? Daran, wie Ihr mich angepöbelt habt wie ein Bauer und Euch wegen jeder Kleinigkeit beklagt habt und ...“

      „Nein“, jammere ich und löse mich aus seinem Griff. „Ich habe gepöbelt?“, hake ich nach und kann mir ein Kichern nicht unterdrücken.

      „Und ob.“

      „Tut mir leid.“

      Er grinst schief. „Da war also ein Korridor, ja?“

      „Ich werde Euch erst mehr davon erzählen, wenn Ihr mir erzählt, was ich in der Realität verpasst habe.“ Seufzend streiche ich über das dunkelbraune Fell des Maultiers. „Das ist wirklich frustrierend und unheimlich.“

      „Nicht viel“, beginnt er tonlos, „ich bin mit Euch vor einem Spion geflohen, der mich im Auftrag der Herzogin beschatten sollte und habe Euch weit weg von Eurem Heimatdorf bis zum Morgengrauen schlafen lassen. Als Ihr dann aufgewacht seid, habt Ihr mich beschimpft und mir vorgeworfen, ich hätte mein Versprechen gebrochen. Die Gespräche waren einfältig und es ging ständig um Dinge, mit denen Ihr nicht einverstanden wart … Seid.“

      „Wow“, entgegne ich, „Ihr könnt ja richtig sarkastisch sein.“

      „Ist dem so?“ Lachend schüttelt er den Kopf. „Ich dachte eher, das ist Euer Fachgebiet.“

      „Ihr glaubt mir kein Wort, oder?“

      „Ich bin misstrauisch.“

      „Dann war ich wirklich so schlimm?“

      „Ihr wart wirklich schlimm.“ Er atmet laut aus, nimmt die Zügel seines Pferdes fest in die Hände und macht Anstalten, wieder aufzusteigen.

      „Wartet!“, rufe ich viel zu laut aus. Er sieht mich an, seine Augen wirken im hellen Morgenlicht noch blauer. „Ihr müsst mir glauben, bitte. Was hätte ich davon, Euch zu belügen?“

      „Ich weiß es nicht, Geneviève. Vielleicht eine weitere Gehässigkeit.“ Ich muss wirklich gemein gewesen sein.

      „Ich weiß nicht mehr, wie unhöflich ich zu Euch gewesen bin. Aber es tut mir aufrichtig leid. Was auch immer ich alles gesagt habe, ich … Es ist einfach zu viel.“ Ein Schluchzer verrät meine Unsicherheit und ich weiß, dass ich nicht in der Lage bin, jetzt weiter zu reiten.

      „Hört auf zu weinen. Bitte“, flehend sieht er mich an, lässt die Zügel wieder los und presst seine fein definierten Lippen zusammen.

      „Dann glaubt mir ...“

      „Ich glaube Euch.“

      „Danke“, schluchze ich. Eine leichte Böe weht unter mein Nachtgewand und ich beginne zu frösteln. Je näher man den Bergen kommt, desto kühler wird es.

      „Wir müssen Euch etwas Warmes zum Anziehen besorgen. Um den Gebirgskamm herum zu reiten, würde viel zu lange dauern“, wirft Jared ein und streicht mit seinem Zeigefinger über die Gänsehaut an meinem Arm. „Und Ihr erzählt mir mehr von diesem unbekannten Ort Eures Unterbewusstseins.“

      „Ja. Damit bin ich einverstanden.“

      Er lächelt. „Was Ihr nicht sagt, dass ich das noch aus Eurem Munde hören darf.“

      Ich verdrehe die Augen. „Vergesst einfach alles, was während meines … Blackouts geschehen ist. Scheinbar war ich nicht ich selbst.“ Bedauernd zucke ich die Schultern.

      „Da habt Ihr wohl recht.“ Er greift in seine Satteltasche und reicht mir einen schwarzen Umhang aus dünnem Stoff. „Der muss fürs erste reichen.“

      Ich nehme das Kleidungsstück entgegen und hülle mich hinein. Es riecht herb, nach Kiefernharz und etwas anderem, was ich nicht deuten kann. „Ich danke Euch.“

      „Ihr habt Euren Anstand zurück“, murmelt er.

      „Bitte, was?“

      „Steigt auf, wir reiten weiter.“ Ich tue, was er sagt und frage kein weiteres Mal nach meinem fragwürdigen Verhalten, welches ich anscheinend während der Abwesenheit meines Bewusstseins an den Tag gelegt habe.

      J A R E D

      Ein dürrer Krieger mit blassgrüner Haut und Augen, in denen buchstäblich das Feuer brennt, steht in den zerschlagenen Trümmern der Holztür. Er scheint von innen zu glühen, sein magisches Blut pulsiert laut und heiß in den geschwollenen Venen an seinem Hals. Er ist im vollen Jagdmodus, nur darauf ausgerichtet zu töten. Der Blick aus den reptilienartigen Augen gleitet ruckartig durch den Raum, doch ich bin vollkommen in Schatten gehüllt, das bewusstlose Mädchen eng an meine Brust gepresst. Er könnte sie nicht einmal atmen hören, wenn er direkt vor uns stünde. Wabernde Dunkelheit umgibt uns und schirmt uns vor dem unheimlichen Wesen ab.

      Ich kenne seinen Namen nicht. Doch die Brosche am Stoff über der Stelle seines Herzens, beweist seine Herkunft aus dem Herzogtum. Keine Überraschung. Das bestätigt nur meine Befürchtungen. Die Herzogin wird rasend vor Wut sein. Nie hat sie meine Treue und Loyalität angezweifelt. Nicht im übelsten Traum würde sie damit rechnen, dass ich sie verrate. Davon gehe ich jedenfalls aus.

      Ob ich Reue empfinde?

      Ich schaue auf den zierlichen, schlafenden Körper in meinen Armen herab. So leicht und so weich. Ihr Haar hängt in langen Wellen herunter und die Tränen, die sie vor wenigen Sekunden vergossen hat, sind noch nicht getrocknet und glitzern auf ihrer porzellanweißen Haut.

      Nein. Ich empfinde keine Reue. Nicht im geringsten. Nie könnte ich einem Geschöpf, welches so unschuldig und lieblich ist auch nur das kleinste antun.

      „Du bist ein grandioser Kämpfer, ein gnadenloser Mörder und ein Krieger der Schatten und der Finsternis. Du bist stark und du bist mächtig. Du bist würdig, an erster Stelle meiner Garde zu stehen und mich mit deinem Leben zu beschützen“, hatte Jade vor vielen Jahren gesagt, als ich ihr meine Treue schwor. „Du bist dämonisch, ein Wesen der Nacht und der Unterwelt.“ Sie hatte mich berührt, ihre kalte Hand auf meine Wange gelegt und mich mit ihrem jadegrünen Blick gefesselt. „Dennoch, du hast ein weiches Herz. Ein Herz voller Flammen und Leidenschaft. Heiße Poesie, strahlendes Leben. Wenn ich in deine Seele blicke, sehe ich ein Wesen voller Hingabe zur Liebe und zur Lust.“ Sie hatte ihren nackten Körper an mich geschmiegt und wir hatten uns geliebt. Nein, falsch. Ich hatte sie geliebt. „Wenn diese Schwäche deines närrischen Herzens dich jemals dazu verleiten wird, mich zu hintergehen, mich zu betrügen, Jared … Dann werde ich dir dieses mit meiner eigenen Hand aus dem Leibe reißen und du wirst spüren, worin meine Leidenschaft liegt.“

      Kalte Worte von einer noch kälteren Person. Das Leben ist schon seit Jahrhunderten aus ihr gewichen und doch lebt sie weiter. Eine Hülle, eine Gestalt. Böse und voller Hass. So schön sie auch augenscheinlich ist, so hässlich ist ihre Seele.

      „Krieger,

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