Mirabili. Charline Dreyer

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Mirabili - Charline Dreyer

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Und das nicht einmal darum bemüht, leise zu sein. Eine hohe Gestalt betritt das Schlafzimmer und schaut sich suchend um. Ich erkenne schemenhaft, dass es sich um einen Mann handeln muss. Auch das noch.

      „Stehen bleiben, oder diese Messer treffen erst Euer Herz und dann Eure Kehle! Und glaubt mir, ich bin mehr als nur fähig dazu!“, donnere ich aus meinem dunklen Versteck und halte die Klingen abwehrend vor mir ausgestreckt. Ich nehme ein leises, verächtliches Lachen wahr, was meine Gewaltbereitschaft nur noch mehr provoziert.

      „Mir wurde schon gesagt, Ihr würdet mir drohen ...“ Seine Stimme klingt heiser und tief, ein bisschen angsteinflößend.

      „Was wollt Ihr in meinem Haus?“, zische ich und wage es nicht, ins Licht zu treten.

      „Ich bin im Auftrag der Herzogin gekommen, Geneviève.“ Das wird ja immer besser. „Warum flüstert Ihr?“, ich denke, ich klinge klar und gefasst, doch mein Herz rast.

      „Ihr wohnt hier allein, nicht wahr?“, da er jetzt laut spricht, komme ich in den Genuss des schmeichelnden Klangs seiner ungewöhnlichen Stimme. Das ist wohl genau das, was ein Fremder nicht wissen sollte, wenn er nachts bei dir einbricht. Langsam trete ich nun doch hervor und mustere den Mann in meinem Zimmer von oben bis unten. Lederne Weste, dunkle Hosen. Das Gewand eines Kriegers, ein Gürtel mit Waffen und besonders auffällig ist das lange Schwert an seiner Hüfte. Das Wappen des Herzogtums in Form einer Brosche ziert den Kragen seiner Weste. Zarte Flügel und ein gebogener Säbel, der sich schützend über sie legt. Was für eine Ironie, wenn man bedenkt, dass die Herzogin selbst sich für den Schutz der Feenwesen einzusetzen hat und diese aber seit Jahren als ihre Diener versklavt. Das Haar des Mannes ist dunkel und reicht ihm vermutlich bis zur Schulter, weshalb es hinten im Nacken zusammen gebunden ist. Seine Augen sind einschüchternd blau, im Mondlicht wie flüssiger Türkis und er trägt den Ansatz eines Bartes, was seinen markanten Kiefer noch härter aussehen lässt. „Wie nennt Ihr Euch?“, frage ich bestimmt und nehme weiterhin eine abwehrende Haltung ein, meine Messer gezückt.

      „Jared. Mein Name ist Jared. Ich bin erster Krieger der Herzogin.“

      Ich wusste es. „Was Ihr nicht sagt.“ Weiterhin skeptisch mustere ich diesen einschüchternden Mann. Dann ist ihm nicht zu trauen. Es ist allseits bekannt, dass Kriegern der Herzogin stets das Blut Unschuldiger an den Händen klebt. Das war auch der Grund, weshalb ich mich dagegen entschieden habe, ihren kleinen Machtspielchen beizutreten und sie zu unterstützen.

      Der Krieger, Jared, blickt mich unentwegt an und steht steif wie eine Salzsäule vor mir. Beinahe wie ein Geist, bewegt sich nicht und seine Augen fesseln mich im Mondlicht dieses kleinen Zimmers und ich fühle mich erdrückt, spüre einen Druck auf der Brust. Ein Verlangen danach, dieser Situation zu entkommen. Ihm zu entkommen. Ich möchte wegrennen, möchte fliehen.

      „Was starrt Ihr mich so an?“ Meine Stimme ist scharf und voller Misstrauen. Der Krieger scheint verwirrt, verzieht das Gesicht, was ihn irgendwie menschlicher aussehen lässt. Ist er nicht! Er ist nicht menschlich, er ist in erster Linie gefährlich! Doch dieser Moment der Unsicherheit reicht aus, dass meine Hände wie von selbst nach unten sacken und die Messer scheppernd auf den Holzdielen landen. „Was tut Ihr da?“, keuche ich und sinke zu Boden. Eine unendliche Kälte legt sich um mein Herz, drückt zu und nimmt mir die Luft. Der Krieger tritt näher, beugt sich über mich wie ein unheilvoller Schatten. Schatten … Schatten! Bilder der letzten Jahre schießen mir wie kleine Rückblicke durch den Sinn. Bilder von dem Schatten auf dem Markt, beim Jagen im Wald, in meinen Träumen, beim Schwimmen am Steinbruch … „Du … Du bist ...“, ich ringe nach Luft, versuche die Worte auszusprechen, doch es kommen nur Fetzen heraus und die Kälte fängt schon zu brennen an, beißt sich in jede meiner Zellen und lässt nicht los. „Der … Schatten.“

      „Was?“, stöhnt er und fällt neben mir auf die Knie. Die Kälte wird schwächer, noch immer einnehmend aber ich bekomme wieder Luft. Ich sehe ihn an, direkt in diese unergründlichen Augen und flüstere: „Du bist mein Schatten.“

      „Geneviève ...“ Wie er meinen Namen sagt, das jagt mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper.

      „Woher kennt Ihr ...“

      „Es tut mir so leid.“ Er streckt seine Hand nach mir aus doch ich schrecke zurück, presse mich halb auf dem Boden liegend gegen die Wand. Ein völlig fremder Mann, in meinem Haus scheint erst Konversation führen zu wollen, um mich danach umzubringen? Sich dann entschuldigend vor mir auf die Knie fallen zu lassen, das ist so gar nicht die Art, die ich einem stolzen Krieger zugetraut hätte. Erst recht nicht im Auftrag der Herzogin.

      „Das ist ein Trick, nicht wahr?“, wachsam drücke ich mich in eine aufrechte Position, mein Blick huscht zu den Messern rechtes neben mir auf dem Boden.

      „Bitte? Was?“ Seine Verwirrung nutze ich aus. Blitzschnell greife ich nach meinen Waffen, packe ihn von hinten und halte ihm eine Klinge an die Kehle. Seine Haut ist kalt wie Stein und glatter, als ich gedacht hätte. „Das“, knurre ich dicht an seinem Ohr.

      Er zieht scharf die Luft ein und spannt sich an. „Tut das nicht“, warnt er.

      „Ich tue, was immer ich will“, erwidere ich trotzig. „Was wollt Ihr wirklich hier? Seid Ihr ein Auftragsmörder?“

      „Nehmt das Messer weg.“ Er klingt ganz ruhig. Unheimlich ruhig. Die Stimmungen in diesem Raum scheinen in jeder Sekunde umzuschwenken, genauso wie die Position desjenigen, der die Oberhand gewinnt. Jetzt drücke ich die Klinge noch fester an seinen Hals, doch das scheint ihn herzlich wenig zu interessieren. Mit einer Bewegung die schneller ist als ein Luftzug, haben wir zu meinem Erschrecken die Plätze getauscht. Doch hält er mir keine Klinge an die Kehle sondern seine Hand auf meinen Mund und drückt mich, jetzt stehend, gegen seine harte Brust. „Genau das bin ich, Geneviève – und ich bin hier, um dich umzubringen.“

      Dämonen und Engel

      J A R E D

      Tausende von Szenarien spielen sich in meinem Bewusstsein ab. Tausende Szenarien, wie ich sie ermorde. Und keine erscheint mir auch nur im Ansatz als machbar. Ihr warmer Körper an meiner Brust und ihre weichen Lippen an meiner Handfläche, dann das Geräusch ihres Herzens. Ein schnelles, lautes Pochen. Das rauschen ihres Bluts und der Geruch nach … ihr. Immer dieser Geruch.

      „Hmm!“, stöhnt sie an meiner Hand, windet sich unter meinem Griff. Ihr Haar kitzelt mein Kinn und ich verspüre den Drang meine Lippen auf ihren Scheitel zu pressen und ihren Geruch noch tiefer einzuatmen. Noch mehr von ihr aufzunehmen. Ihre Aura ist einfach unglaublich. Ihre Präsenz mächtig. Kaum zu vergleichen mit der der Herzogin. Die Herzogin hat eine prachtvolle Aura, das war es auch, was ich einst anziehend an ihr gefunden habe. Doch verglichen mit der des Mädchens ist sie nichts … In dem Moment keimt eine Vermutung in mir auf, was der wahre Grund für die Angst der Herzogin vor Geneviève sein könnte, doch bevor ich die Idee auf mich wirken lassen kann, hat sie mir in die Hand gebissen und sich aus meinem Griff befreit.

      „Wirklich geschickt“, murmle ich und sehe gelassen zu, wie sie zur Tür hastet. In dem Bruchteil einer Sekunde stehe ich neben ihr und packe ihr Kinn mit einer Hand. Sie schlägt um sich, krallt sich an meinem Arm fest und sieht mir stur in die Augen, wie ein kleines Kind. Nun, mehr ist sie auch nicht. Ein Kind.

      „Lasst mich los!“, faucht sie mit purer Abscheu.

      Sie will mich hassen? Gut, dann spiele

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