Mirabili. Charline Dreyer

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Mirabili - Charline Dreyer

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der mir eben noch Sicherheit versprochen hat.“

      „Es gibt auch Dinge, die für mich sprechen“, erwidere ich und mein rechter Mundwinkel zuckt wie von selbst nach oben. Etwas in ihren Augen verändert sich und sie hält für einen kurzen Moment die Luft an. „Und die wären?“ Herausfordernd stütz sie die Hände in die Hüften.

      „Nun ja, ich kann kämpfen. Ich bin der erste Krieger der Herzogin.“

      „Wart“, verbessert sie und zeigt mit ihrem Finger auf mich, „Ihr wart es.“ Ich will ihre ausgestreckte Hand nehmen und …

      Schluss jetzt.

      Ich habe das ungute Gefühl, dass sich draußen jemand herumtreibt. Sofort spanne ich mich an und höre angestrengt nach einem verräterischen Geräusch. „Wir müssen umgehend hier weg“, zische ich und wende mich der Tür zu, der ich bis eben noch den Rücken zugewandt hatte. Ich schließe die Augen und versuche mein Gehör zu sensibilisieren. Genevièves Atem ist das erste, was ich höre. Dann ihr Herzschlag, das Blut in ihren Adern. Mein Herzschlag, mein Blut … Eine Maus unter den Dielen - „Was ist?“, sie flüstert zwar, doch ihre Stimme wirkt so laut, dass meine Ohren klingeln. Mit einer ruckartigen Geste bringe ich sie zum Schweigen. „Wir sind nicht länger allein“, raune ich. - Also, die Maus unter den Dielen. Irgendwo tropft etwas. Wasser. Vor der Tür. Vermutlich in die Regentonne. Weiter weg das Rascheln von Gefieder, eine Eule. Das Surren von Insekten – Glühwürmchen?

      Und dann – ein weiterer Herzschlag, langsam. Der, eines Menschen. Oder jemand meinesgleichen. Etwa fünf Riesenlängen weit weg.

      Ich öffne die Augen. „Hat das Haus einen weiteren Eingang?“, ich spreche so leise ich kann.

      Sie runzelt die Stirn. „Nein.“

      Verdammt. „Hör mir jetzt genau zu, Kleines. Du hast keine Zeit irgendetwas von hier mit zu nehmen. Du wirst nie wieder an diesen Ort zurück kehren. Alles, was Teil deines alten Lebens war wirst du hinter dir lassen und wenn du mit mir kommst, wirst du mir vertrauen müssen. Du wirst mir keine Vorwürfe machen wenn ich Entscheidungen treffe, die dir nicht gefallen und du wirst nichts von dem Anzweifeln oder infrage stellen, was ich tue.“ Sie kneift die Augen zusammen und versucht meine Worte zu verarbeiten. Dann beginnt sie langsam mit dem Kopf zu schütteln und ihr entfährt ein leiser Schluchzer. „Schht“, mache ich und lege einen Finger auf ihre Lippen, sie zuckt zusammen und eine Träne blitzt an ihrem Augeninnenwinkel auf. „Dafür werde ich dich mit meinem Leben beschützen Geneviève.“

      „Wieso ...“

      „Lass mich dein Krieger sein.“ Ich nehme ihre Hand und in dem Moment als die Haustür mit einem Scheppern in Kleinholz geschlagen wird, hülle ich uns beide in dunkle Schatten und fange ihren schlanken Körper auf, als meine Magie sie in einen tiefen Schlaf versetzt.

      G E N E V I È V E

      Da ist ein Korridor, endlos lang. An den Seiten sind Schränke aus Metall in kühlem Blau und das Licht von oben blendet meine Sicht. Akustisch nehme ich nichts weiter als ein Gewirr aus Stimmen wahr. Laut und durchdringend. Dann ein Quietschen, das sich zwischen das Gemurmel mischt. Immer wieder abgehackt, kurz, dann wieder abklingend.

      Ich blinzele verwirrt. Das ist ein Traum, oder? Wo bin ich?

      Ich versuche mich krampfhaft an etwas zu erinnern. - Der Krieger, der mich töten wollte und mir dann seine Treue geschworen hat. Dunkelheit. Ich erinnere mich an die Kälte und an ein lautes Krachen. An den Geschmack von Salz. Tränen. Meine Tränen.

      -Ich schaue mich um. Neben mir sind Mädchen in merkwürdigen Gewändern. Sie lachen und sprechen in einer mir unbekannten Sprache. Sie haben merkwürdige Taschen über ihren Schultern hängen und sind auffällig stark angemalt in ihren Gesichtern, die fremdartig verzerrt wirken. Der Raum dehnt sich, zieht sich in die Länge und mir ist schwindelig. Ich schwanke, halte mich an der Schulter des Mädchens rechts neben mir fest. Sie schaut mich an, scheinbar besorgt – ich kann es nicht genau erkennen – und redet auf mich ein. Es hört sich an, als hätte sie mir eine Frage gestellt, doch ich verstehe sie nicht.

      „Was sagst du?“, stöhne ich. Mein Kopf schmerzt so sehr, als würde meine Schädeldecke zersplittern. Ich sinke zu Boden, halte mir die Ohren zu. Das Quietschen wird lauter und viele, viele schemenhafte Gestalten in bunter Kleidung betreten den Korridor. Ich kann so schlecht sehen, dass sie mir wie eine einzige, wabernde Masse vorkommen. Die Menge läuft einfach an mir vorbei, wie Wassermassen die den Gang fluten. Sie fließen um mich herum, engen mich ein, ich bekomme keine Luft mehr und - …

      „Das habe ich! Aber es war ein Notfall, verdammt!“ Jereds zornige Stimme donnert über mich hinweg. Worte, die mir wie aus der Luft gegriffen entgegen geworfen werden, einfach zusammenhangslos. „W- was ...“, völlig außer mir reiße ich die Augen auf. Die Kopfschmerzen sind weg, der Korridor, die Menschenmasse und meine verklärte Sicht ebenfalls. Ich sitze auf einem Pferd. Oder besser gesagt – einem Pferd, welches vom Körperbau eher einem Esel gleicht.

      „Das ist immer noch ein Maultier, Geneviève.“ Liest er Gedanken?! Doch dann scheint seine Wut verflogen, die er scheinbar vorher gegen mich gehegt hat und er blickt mich besorgt an. „Moment, ist alles in Ordnung? Ihr schaut so verblüfft.“ Der Krieger sitzt auf einem schwarzen, wunderschönen Rappen und reitet neben mir her. Ich betrachte die Landschaft um mich herum. Den atemberaubenden Gebirgskamm, der vor uns aus dem Horizont sprießt und das Licht des Feuerballs bricht. In den Bergen spukt es, sagte meine Großmutter immer. Sie ist als junges Mädchen oft dort gewesen und hat nach einer verwunschenen Quelle gesucht, die in einer alten Sage Badenden ewige Jugend verspricht. Ich sehe auch die Erde, wie sie mit dem Feuerball vor uns aufgeht. - Ich bin ganz klar wieder im Hier und Jetzt.

      „Muss ich mich sorgen? Warum seid Ihr so teilnahmslos?“, fragt der Krieger nachdrücklich und beide Tiere bleiben ruckartig stehen. „Geneviève, sprecht mit mir!“

      „Ich … das ist unmöglich“, stammele ich und versuche angestrengt, nicht in Panik auszubrechen. Was ist mir da passiert? „Gerade war ich noch in meinem Haus, es war Nacht und ich bin bewusstlos geworden, als jemand uns angegriffen hat!“

      Jared zieht die dichten Augenbrauen zusammen. „Richtig, das ist ein paar Stunden her.“

      „Ein paar Stunden?!“ Eher ein paar Minuten, wenn überhaupt!

      „Was ist los mit Euch?“, er wird wieder lauter und sein Blick ist bohrend.

      „Ich war im Haus, bin ohnmächtig geworden und bin an einem merkwürdigen Ort wieder aufgewacht ...“

      „Ich habe Euch in Schatten verhüllt und in Sicherheit gebracht, das Gespräch hatten wir doch bereits“, er klingt verzweifelt und rauft sich das schwarze Haar. „Es tut mir leid, dass ich Magie gegen euch angewandt habe, obwohl ich versprach, es nicht mehr zutun. Doch sagte ich auch bereits dreimal, dass es ein absoluter Notfall gewesen ist und ich Euer und mein Leben gerettet habe ...“

      „Lasst mich sprechen!“, bitte ich. „Ich bin an einem fremden Ort gewesen! Bis vor ein paar Sekunden, war ich nicht hier! Jedenfalls nicht bewusst ...“

      „Wie bitte? Nicht hier?“

      „Ich erinnere mich, wie ich bewusstlos wurde. Danach ist alles weg. Na ja, jedenfalls alles aus dem Hier und Jetzt.“

      „Ihr meint … Ihr hattet einen Blackout?“ Er steigt vom Pferd und ich tue es ihm nach. Meine Knie sind weich und ich wäre zusammen gesackt, hätte er mich nicht an den Schultern gehalten.

      „Ja

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