Ilka. null crodenius
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Fortan war nichts mehr wie zuvor, denn alles, woran ich geglaubt, woran ich mich geklammert hatte, all meine Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume waren zerbrochen. Mir war, als stünde ich plötzlich am Ende einer Treppe, die in einen tiefen Abgrund mündet ... Aber was rede ich. Selbst jetzt, nach all den Jahren, bekomme ich Herzweh, denke ich daran zurück... nun, was soll ich noch sagen: Das Etui hatte sich ein Jahr später wieder eingefunden, es war hinter den Sekretär gerutscht und hatte sich dort so unglücklich verklemmt, dass es die ganze Zeit unbemerkt geblieben war.“
Schweigen. Die Frau wischte die Scheibe frei, indes ein erster purpurner Schimmer den erwachenden Morgen verriet. Im Dämmerlicht flogen Landschaften vorbei, mal hüglig, dann flach, von Buschgruppen und aufgefächerten Baumreihen durchschnitten. Eine verlorene Einsamkeit lag über dem Land.
Ringsum war es längst still geworden, alles schlief, nur das dumpfe Klacken der stählernen Räder, das den Zug auf ganzer Länge durchrollte, zerriss das tiefe Schweigen.
„Haben Sie denn niemals versucht, die Sache aufzuklären?“, wollte Ilka nach einer Weile wissen, wobei in ihren Worten eine gewisse Entrüstung lag.
Die Frau zögerte. Offenbar wollte sie nicht weiter daran erinnert werden und begann von anderen Dingen zu reden, von ihrer Familie und ihren Kindern, die mittlerweile längst erwachsen waren. In gequälter Heiterkeit suchte sie sich darüber zu verbreitern und geriet regelrecht ins Schwärmen, als sie von ihren Enkeln sprach. Und dennoch nagte der tiefe Kummer an ihren Zügen. So kehrte sie denn irgendwann von selbst zu diesem Thema zurück.
„Wissen Sie, vieles in unserem Handeln ist allein mit Vernunft kaum zu erklären. Denn obwohl ich wusste, dass es falsch war, blieb ich aus irgendeinem Grunde passiv. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich war unfähig, überhaupt etwas zu tun, was nur im entferntesten unsere Beziehung hätten erhalten können, weil... nun, weil...“, sie unterbrach sich und holte tief Luft, bevor sie weiter sprach, „vielleicht weil mir meine Karriere am Ende doch wichtiger war - und heute schäme ich mich dafür.“
Erneutes Schweigen. Einen Moment schien ihr Geständnis sie zu bereuen, war Scham und Wut in ihren Zügen, doch dann lächelte sie verlegen.
Das kurz darauf einsetzende Quietschen der Bremsen begann sie zu erlösen. Eine allgemeine Unruhe entstand. Die Fahrgäste erwachten und begannen ihre Sachen zu richten. Draußen zogen einige blasse Laternen vorüber, der Zug fuhr in den Bahnhof ein. Sie waren angekommen.
Ilka erschrak, denn sogleich fiel ihr der Matrose ein, der ihretwegen die ganze Zeit auf seinen Platz hatte verzichten müssen.
Oh, wie tat er ihr jetzt leid, wie schämte sie sich für ihren Egoismus, dass sie nur noch einen Wunsch hatte, so schnell wie möglich zu verschwinden.
Die Frau unterdes erhob sich, zog ihre Jacke zu und drückte ihr zum Abschied noch mal die Hand.
„Also dann, alles Gute - und mögen Sie niemals am Ende einer solchen Treppe stehen.“
Ohne darauf etwas zu erwidern, erhob sich Ilka und war sogleich bemüht, ihre Tasche aus dem Fach zu zerren. Doch sie steckte so fest, dass sie sie ohne fremde Hilfe kaum herausbekäme.
Unterdes begann sich der Gang zu füllen, drängte man, das Gepäck vor sich herschiebend, träge den Ausgängen entgegen. Und plötzlich stand er wieder neben ihr, völlig übernächtigt, mit geröteten Augen und aschfahlem Gesicht. Er war gekommen, um seinen Seesack zu holen.
Oh wie erbärmlich war ihr jetzt zumute, zumal sie zu allem noch begann, an ihrer Tasche herumzudrücken, allein darauf bedacht, jeden Augenkontakt zu vermeiden. Und obwohl sie es nicht wagte, ihn um Hilfe zu bitten, beschämte er sie, indem er ihr die Tasche herunter reichte und einen schönen Urlaub wünschte.
Wie schäbig kam sie sich jetzt vor. Doch ihn um Verzeihung zu bitten, fehlte ihr der Mut. So nahm sie denn trotzig ihre Tasche auf und verließ das Abteil, ohne ein Wort des Dankes, einzig in der Hoffnung, das alles schnellstmöglich zu vergessen.
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