Showdown Jerusalem. Hans J Muth

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Showdown Jerusalem - Hans J Muth Die Fälle des Commissario Sparacio

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scherte ihn die Kleidung der Garde? Es gab Wichtigeres für ihn.

      Zanolla sah, dass sich die beiden Gardisten trennten und jeder zu seinem Wachhäuschen marschierte. Er entschloss sich, einen Versuch zu wagen und steuerte zielstrebig auf den Wachmann an der linken Seite des Portals zu. Angesichts der vermeintlichen Bedrohlichkeit, die sein Gegenüber auf ihn ausstrahlte, straffte sich der Körper des Gardisten und seine Augen verengten sich, bereit, jederzeit auf einen Angriff reagieren zu können. Auch der Wachmann an der anderen Seite des Tores sah zu ihnen herüber, bereit, im Falle einer Notwendigkeit einzuschreiten.

      „Ich habe eine Meldung zu machen“, begann Luigi Zanolla mit zittriger Stimme, als er die Wache erreicht hatte und innerlich bebend vor dem Gardisten stehenblieb. Schweiß hatte sich auf seiner Oberlippe gebildet und er leckte ihn mit einer schnellen Zungenbewegung weg.

      Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, hätte er sich auch sogleich ohrfeigen können. Was rede ich da? Geht man so mit einer weltbewegenden Meldung um? Ich bin es doch, der die Forderungen stellt.

      Er sah in das Gesicht seines Gegenübers, der mit zusammengekniffenen Augen voller Erwartung vor ihm stand. Dann atmete er tief durch und wagte einen neuen Versuch.

      „Ich muss mit jemandem sprechen!“, begann er und überlegte fieberhabt, wie er einen glaubwürdigen Satz zustandebringen konnte.

      „Was heißt: Sie wollen mit jemandem sprechen? Haben Sie was getrunken?“ Der Hellebardiere baute sich in bedrohlicher Haltung vor Zanolla auf.

      „Nein, ich habe nichts getrunken“, stotterte Luigi. „Aber ich muss mit jemandem reden. Mit jemandem, der befugt ist, Erkenntnisse entgegenzunehmen, die fundamental für die katholische Kirche sein werden. Bitte, bringen Sie mich mit Ihrem Vorgesetzten oder einem Monsignore zusammen. Es ist äußerst wichtig!“

      Zanolla versuchte, seine Stimme forsch klingen zu lassen, doch ihm selbst kam sie vor wie das Krächzen eines ungeölten Türscharniers.

      „Einer wie Sie wird das Fundament der Kirche nicht zum Schwanken bringen. Gehen Sie weiter!“ Die Anordnung des Gardisten war kurz und knapp. Er sah Zanolla auffordernd und drohend zugleich an. Trotz aller Ernsthaftigkeit in der Miene des Gardisten konnte Zanolla darin den Hauch eines mitleidigen Lächelns erkennen.

      „Hören Sie!“, begann Zanolla erneut und versuchte seiner Stimme einen eindringlichen Klang zu geben. Sein Herz schlug ihm fast zum Hals heraus. „Sie werden Ihre Konsequenzen ziehen müssen, wenn sie verhindern, dass meine Nachricht den Vatikan erreicht. Ich würde es mir an Ihrer Stelle gut überlegen.“

      Zanolla hatte eine Idee, die ihm Oberwasser geben würde. „Wenn Sie mich nicht augenblicklich zu jemand Kompetentem geleiten, werde ich mich von hier aus zur Presse begeben. ‚La Stampa“ oder ‚La Republica‘ oder auch ‚Libero‘ werden mir aufmerksam zuhören, darauf können Sie sich verlassen.“

      Zanollas Stimme klang nun fest und fordernd, so dass er über sich selbst erstaunt war. Er stellte mit Genugtuung fest, dass der Gardist zusammenzuckte und hörte seine knappe Frage.

      „Und um was genau geht es?“

      Ich habe gewonnen, dachte Zanolla hocherfreut. Er wird mich vorlassen. Siegessicher sah er den Gardisten an. „Ich kann es Ihnen nicht sagen. Aber ich verspreche Ihnen: Man wird es Ihnen danken, wenn Sie mich melden.“

      „Warten Sie hier!“ Kopfschüttelnd drehte sich der Gardist ab und winkte seinen Kollegen achselzuckend zu sich. Sie wechselten einige Worte, worauf der andere den Platz des ersten einnahm und Zanolla weiterhin den Weg in das Innere des Gebäudes versperrte.

      Der von Zanolla angesprochene Wachmann drehte sich um und begab sich hinter dem wuchtigen schmiedeeisernen Tor in das Innere des Gebäudes, dessen Tür er hinter sich ins Schloss fallen ließ.

      Es wird klappen! Es muss einfach klappen! Luigi Zanolla umfasste seine kleine hochauflösende Digitalkamera in seiner Hosentasche. Wenn sie Beweise wollen, dann bekommen sie Beweise, frohlockte er. Alles ist festgehalten. Klar und deutlich. Makro-Aufnahmen. Man kann alles genau erkennen.

      Natürlich befanden sich nicht alle Aufnahmen auf dem Chip der Kamera. Oh nein! dachte Zanolla. Die eigentlichen Trümpfe habe ich versteckt. Dort bleiben sie bis zu dem Moment, an dem man mich entlohnt hat. Nur ich weiß von dem Versteck. Und Merlot, mein Freund. Falls mir etwas zustoßen sollte.

      Zanolla hatte sich alles genau überlegt. Jean-Pierre Merlot, einen Franzosen mit Wohnsitz in Paris, hatte er im Suff eingeweiht. Er war der einzige, dem er sich anvertrauen konnte, der so war wie er selbst. Einer, der das Leben nicht allzu ernst nahm und stets auf seine Chance lauerte. Das glaubte Zanolla ernsthaft.

      Dass er selbst im Moment dabei war, seinem Forscherteam in den Rücken zu fallen, es zu verraten und die gesamte Arbeit der vergangenen Monate in Frage zu stellen, kam ihm nicht in den Sinn. Zanolla sah nur seinen Profit. Geld, das er durch den Verrat für sich herausschlagen würde. Viel Geld. Man würde eine große Summe zahlen für sein Wissen, dessen war er sich sicher.

      Der erste Schritt war getan. Obwohl Zanolla innerlich bebte, war er dennoch zufrieden. Es lief alles nach seinem Plan. Er drehte sich langsam um und betrachtet das rege Treiben auf dem Petersplatz. Menschen, die teils eilig umher eilen, andere, die über den riesigen Platz flanieren und sich an den Schönheiten dieser Stelle Roms ergötzen.

      Und Tauben. Graue Tauben, keine weißen, dachte Zanolla. Und das hier auf dem Petersplatz. Eigentlich müsste es hier doch von weißen Tauben wimmeln. Wenn nicht hier, wo denn dann?

      Zanolla schaute langsam wie aus der Sicht eines Weitwinkelobjektivs von links nach rechts über den Platz und nahm plötzlich einen kleinen weißen Blitz wahr, der auf dem Dach des ersten Hauses an der linken Seite der Piazza Pio XII für den Bruchteil einer Sekunde aufflammte.

      Als er den Schmerz mitten in seiner Brust verspürte, war das kleine Licht schon erloschen und mit ihm das seines Lebens, das so viele Hoffnungen in sich trug.

      Er spürte nicht einmal mehr den Aufprall auf dem Pflaster vor der Wache der Schweizer Garde, spürte nicht, wie sich sein Blut den Weg durch die brutal geschaffene Öffnung seines Körpers suchte, um die Pflastersteine des Petersplatzes um seinen Körper herum mit einem tiefen Rot zu färben.

      Kapitel 2

       Vier Tage zuvor. Ägypten, Jabal ar Rukbah Gebirge

      Henri Lafettes Magen rebellierte. Lange würde er diese Fahrt nicht mehr durchhalten können. In seinem Mund bildete sich Kinnwasser. Er würde sich gleich übergeben. Er kannte diesen Zustand nur zu gut. Er kannte ihn aus den Zeiten, wo der Alkohol sein liebster Freund gewesen war. Ein Freund, der ihn vergessen ließ, der ihm sein Wohlbefinden in beschissenen Situationen zurückbrachte. Der von einer Sekunde zur anderen auch zu seinem Feind werden konnte. Er, der verlangte, in den zerrütteten Körper geschüttet zu werden, um mit seiner Essenz das Vergessen zu beschleunigen, hatte oft auf sein Recht gepocht, den Körper auf gleichem Wege wieder zu verlassen, so, als habe er mit seiner Umhüllung nur gespielt.

      Heute war es nicht der Alkohol. Es war schon lange nicht mehr der Alkohol, der ihn an den Rand seiner selbst trieb. Nein, darüber war er hinweg. Er hatte es geschafft. Alleine. Trotz seiner Einsamkeit. Ohne Freunde, ohne eine Frau, die ihm beigestanden hätte. Alleine eben. Konsequent, diszipliniert. Aus Angst vor dem Tod, der allgegenwärtig war und ihm Tag für Tag die volle Flasche gereicht hatte. Morgens, mittags und abends.

      Henri Lafette

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