Showdown Jerusalem. Hans J Muth

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Showdown Jerusalem - Hans J Muth Die Fälle des Commissario Sparacio

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die sich vom Jochbein bis unter den Haaransatz ausbreitete. Es musste eine sehr tiefe Wunde gewesen sein, die sich Rosenbaum dort irgendwann einmal zugezogen hatte.

      Ein Verkehrsunfall vielleicht, dachte Lafette. Oder ein Überfall dieser … Räuberbanden, denen George Dumont und ich fast in die Hände gefallen wären.

      Der Professor spürte den Blick Lafettes auf seinem Gesicht und strich unwillkürlich mit der Hand durch sein Haar.

      „Auch das ist ein Andenken an das Land, dessen rechtschaffener Bürger ich immer war. Rechtschaffen wie meine Eltern, deren einziger Makel daraus bestand, nicht in die grundlegenden Elemente der nationalsozialistischen Weltanschauung zu passen. Denn wir Juden strebten ja als fremdartige und minderwertige Rasse die Weltherrschaft an.“

      Es klang sarkastisch und traurig zugleich. Der Professor verstummte, wische sich mit der Linken die Haare zurück und setze seinen Hut wieder auf. Er wendete seinen Kopf aus der Blickrichtung Lafettes und schaute über die sonnenreflektierende Ebene, dort wo sich seiner Meinung nach vor langen Zeiten Wasserstellen befanden. Dort, wo er glaubte, dass sich vor langer Zeit die Fellachen niedergelassen hatten.

      „Diese Hitze ist manchmal unerträglich“, sagte er, nur um etwas zu sagen, um von dem Thema abzuschweifen, das er eigentlich nicht hatte anschneiden wollen.

      „Was ist mit Ihren Eltern geschehen?“

      Lafette ahnte die Antwort bereits.

      „Sie starben 1944“, antwortete Rosenbaum knapp.

      „Im Konzentrationslager?“

      „Was wissen Sie denn schon von Konzentrationslagern, Monsieur Lafette? Sie als Franzose …“

      „Ich als Franzose war zu dieser Zeit noch nicht geboren, das stimmt. Aber glauben Sie, unser Land würde sich nicht auch zur Zeit meiner Generationen und auch davor und danach mit dem beschäftigen, was damals geschah?“

      „Dennoch werden Sie von den Geschehnissen nie die Spur einer Ahnung haben.“

      Rosenbaum hielt kurz inne. „Aber was rede ich? Es tut mir leid, Monsieur.“

      „Sie waren damals zu jung ...“

      „Zu jung, um im KZ zu verfaulen?“ Der Professor lachte kurz auf, doch es war kein Lachen. Es war eine verbitterte Geste.

      „Niemand von uns war zu jung dafür. Der gewaltsame Tod machte vor keinem Alter halt.“

      „Verzeihen Sie, Herr Professor, ich möchte nicht …“

      „Nein, es ist schon gut. Verzeihen Sie einem alten Mann, dem schon wenige Sätze genügen, ihn wieder mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren.“

      Rosenbaum erhob sich von seinem Stuhl und ging ein paar Schritte. Lafette sah ihm nach und plötzlich kam ihm dieser Mann zerbrechlich vor, wie er mit dem Rücken zu ihm stand, leicht nach vorne übergebeugt. Ein alter Mann, der die Bürde seiner Vergangenheit nicht abwerfen konnte.

      Schließlich drehte Rosenbaum sich um, nahm seinen Hut ab, schlug aus ihm imaginären Sand auf seinem Oberschenkel aus und setzte ihn wieder auf.

      Die Sonne brannte.

      Es ist zu heiß hier draußen. Wir sollten das Zelt aufsuchen, dachte Lafette. Doch etwas hielt ihn zurück, ließ ihn die brennende Sonne aushalten. Der Jude Rosenbaum fesselte ihn. Es war wie ein Bann. Etwas in ihm wollte seine ganze Geschichte erfahren. Doch der Professor musste bereit sein, sich preiszugeben. Noch war er es nicht, das spürte Lafette.

      „Meine Eltern hat man im Konzentrationslager umgebracht“, hörte Lafette den Professor sagen. „Sie hatten große Schuld auf sich geladen. Sie waren Juden. So wie ich Jude bin. Doch ich habe überlebt. Obwohl ich eigentlich tot sein sollte.“

      Rosenbaum setzte sich wieder neben Lafette.

      „Man hat Sie also doch ins KZ gebracht?“

      „Nein, nein, das wäre mein sicherer Tod gewesen. Nein, es war anders.“ Der Professor erhob sich. Sein Gesicht hatte sich verfinstert. Seine Miene schien wie eingefroren.

      „Ich möchte Sie nicht mit meiner Lebensgeschichte belasten, Monsieur Lafette. Kommen Sie, sehen wir nach, wie weit George mit seiner Gruppe ist!“

      Kaum hatten Lafette und Rosenbaum sich von ihren Stühlen erhoben, kam ihnen auch schon George Dumont entgegengelaufen, roten Sand mit seinen schweren Schuhen nach hinten aufwirbelnd.

      „Herr Professor, Sie müssen kommen! Sofort!“, rief er außer Atem schon von weitem, gerade mal, dass er in Hörweite der beiden war.

      „Das klingt gut“, lächelte der Professor und sein Gesicht zeigte einen verklärten Ausdruck. als er Lafette ansah. „Sie werden sehen, Monsieur: Die Fellachen hat es doch hierhergezogen.“

      *

      George Dumont hatte sich auf einem Felsbrocken am Rande der Grabungsstätte niedergelassen, löste die Schnürriemen an seinen knöchelhohen Lederschuhen und streifte sie ab. Als er sie mit der Sohle nach oben kehrte, suchte sich ein Rinnsal von feinem rotem Sand den Weg nach außen und rieselte zu seinen Füßen nieder.

      Seine Fußsohlen brannten. An diesem Tag hatte er kaum Gelegenheit zum Ausruhen gehabt, war nicht dazu gekommen, seine Beine mit den schmerzenden Füßen auszustrecken oder sie vorübergehend in kühles Wasser einzutauchen.

      Während er die brennenden Bereiche mit dem Handballen massierte, schweiften seine Blicke über das Tal bis hin zu den Erhebungen des Jabal ar Rukbah Gebirges.

      Hinter sich hörte er die scharrenden und hackenden Geräusche der Arbeiter, die damit beschäftigt waren, den Eingang der Höhle von Sand und Geröll zu befreien. Abweichend von der eigentlichen Suche würden sie anschließend das Innere der Höhle durchsuchen und feststellen, dass die ganze Arbeit umsonst gewesen war.

      Warum sich der Professor auf diese Gegend hier versteift hatte, war selbst George, der das innigste Verhältnis von allen zu Rosenbaum hatte, nie klargeworden. Das geistige Konzept des Professors, nach welchem sich die Fellachen gerade an diesem Ort angesiedelt haben sollten … na ja. Ihm sollte es gleich sein, solange man ihn für seine Arbeiten bezahlte, auch wenn sie sich als nicht allzu befriedigend herausstellten.

      „Ich glaube, Sie denken das gleich wie ich“, hörte er von leichtem italienischen Akzent durchsetzte Stimme von Luigi Zanolla hinter sich.

      „Ich weiß nicht, was der Alte sich dabei denkt. Ich verstehe es einfach nicht“, sagte Zanolla in ruhigem Ton, doch der Unterton seiner Stimme war umso vielsagender.

      „Was gedenkt er hier zu finden? Was gibt es hier außer Wüstenreptilien und Spinnen Interessantes zu erforschen?“

      Zanolla ließ sich seufzend auf den Felsbrocken neben Dumont nieder und wischte sich mit einem riesigen Tuch, das er anscheinend stets mit sich führte, über die Stirn und das spärliche Kopfhaar. Seine khakifarbene Hose und das dunkelgrüne Hemd waren völlig durchschwitzt. Kaum hatte er sein Tuch in der Tasche seiner Hose verschwinden lassen, stand ihm bereits wieder der Schweiß auf der Stirn.

      „Ich weiß nicht, ob ich das hier noch lange mitmachen werde“, hörte ihn George Dumont, der immer noch dabei war, die Berge mit seinen Blicken abzutasten,

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