Vampire in den Highlands. Heike Möller

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vampire in den Highlands - Heike Möller страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Vampire in den Highlands - Heike  Möller

Скачать книгу

… verurteilst mich nicht?“, fragte sie vorsichtig.

      „Gott bewahre!“ Tobias stellte sein leeres Glas auf dem Tisch. Er löste seinen Zopf und wuschelte kurz die verschwitzen Haare durch. „Rona, Tristan ist mein ältester und bester Freund. Er war der erste Vampir, der mir nach meiner Wandlung begegnet ist. Wir haben festgestellt, dass wir über einige Ecken tatsächlich miteinander verwandt sind. Er ist mir wichtig.

      Und du bist mir auch wichtig. Ich habe mich dir gegenüber geöffnet, wie niemand anderem gegenüber. Du weißt Dinge, die nicht einmal Tristan weiß. Das liegt vielleicht auch an unserer gemeinsamen, wenn auch zeitlich getrennten Erfahrung in Vilgard. Du verurteilst mich auch nicht, nach allem, was ich getan habe. Und im Vergleich zu dem, was ich getan habe, ist euer Vergehen eher … missverständlich, nicht tödlich.“

      Rowena musste kurz auflachen. „Du hast manchmal eine merkwürdige Sicht der Dinge, Tobi.“

      Er grinste breit. „Danke.“

      Rowena trank ihr Glas auch aus, stellte es neben das Glas von Tobias. „Kannst du in nächster Zeit bitte ein Auge auf Tris haben? Ich muss dringend nach Schottland und ich möchte nicht, dass er Trübsal bläst oder so.“

      „Meinst du nicht, ihr solltet das Ganze klären?“

      Sie druckste ein wenig herum. „Schon, aber nicht jetzt. Es ist noch zu früh, er ist noch sehr verletzt.“

      „Ja. Tristan ist ein sehr stolzer Mann. Sehr ehrenhaft. Ein wahrer Ritter des Mittelalters.“

      Rowena lachte kurz auf, dann fiel ihr etwas ein. „Sag mal, ihr beide seid doch seit etwa 150 Jahren fast immer zusammen gewesen, nicht wahr?“

      „Ja. Vielleicht mal drei oder vier Jahre nicht. Warum?“

      „Hat er jemals …?“ Sie schluckte, wusste nicht so Recht, wie sie es formulieren sollte. „Hat Tristan in der Zeit jemals mit einer anderen Frau geschlafen?“

      Tobias sah der Frau überrascht ins Gesicht. Dann holte er sich seine Begegnung mit Tristan Kadian ins Gedächtnis, ging ihren gemeinsamen Weg der letzten 150 Jahre durch. Verblüfft fiel ihm die Kinnlade hinunter. „Nein! Obwohl ich immer gedacht hatte, er hätte. Ich habe nur am Anfang gesehen, wie er Frauen zwar becirct hatte, sich dann aber lediglich von ihnen nährte. Geschlafen hat er mit keiner von denen.“

      „Verdammt.“ Sie rieb sich wieder über die Stirn. „Er liebt mich wirklich immer noch so intensiv.“

      Er streichelte sanft über ihren Rücken. „Mach’ dir keine Vorwürfe. Irgendwann wird er auch über dich hinwegkommen. Und du über ihn. Und dann werdet ihr Freunde und lacht über den gestrigen Tag.“

      Rowena sah in die ihr so vertrauten grünbraunen Augen und seufzte. Dann kuschelte sie sich in die Arme des Freundes und genoss einen Moment der Stille.

      „Wie lange wirst du in Schottland bleiben?“

      „Hhm. Das hängt davon ab, ob ich den Wilden finde und in welchem Zustand er ist.“

      Tobias zuckte zusammen. „Den Wilden? Verstehe ich das richtig?“

      Rowena rückte ein wenig von ihm ab und sah ihm fest in die Augen. „Tobi, was ich dir jetzt erzähle, weiß wirklich niemand. Nicht einmal Tristan. Kein einziger Vampir auf dieser Welt weiß davon. Kann ich auf deine Verschwiegenheit zählen?“

      Die Ernsthaftigkeit, mit der Rowena zu ihm sprach, verursachte bei Tobias eine leichte Gänsehaut. „Selbstverständlich, Rowena. Du hast mein Wort.“

      Das reichte ihr. Sie wusste, dass Tobias verschwiegen war und ein sehr verlässlicher Freund.

      „Das wird eine lange Geschichte, Tobias. Du siehst eigentlich ziemlich müde und abgespannt aus, also wenn …“

      „Nein, Rona. Alles ist in Ordnung. Mach´ dir mal um mich keine Sorgen.“

      Rowena setzte sich in den Schneidersitz und nahm eines der Sofakissen, legte es auf ihre Knie und stützte sich leicht darauf.

      „Ich bin im Jahr 63 vor Christi geboren. Im heutigen Schottland. Als Angehörige eines Piktenstammes. Die Pikten waren zu dieser Zeit ein Volk mit mehreren Gemeinschaften, aber ohne eine zentrale Macht, wenn du so willst. Mein Stamm lebte am Loch Oich. Damals hieß der See noch anders, aber die Topografie hat sich nicht sehr verändert.

      Wie du weißt, wurde ich ausgewählt und zur Schamanin ausgebildet. Dann nach Vilgard geschickt und dort von Druiden weitergebildet.

      Was du nicht weißt ist, dass ich, bevor ich Vampirin wurde, drei Kinder geboren habe.“

      Tobias sah Rowena mit großen Augen an. „Drei Kinder? Wann? Was wurde aus ihnen?“

      „Ich war 15, als mein ältester Sohn geboren wurde. Mit 18 bekam ich meine Tochter und mit 23 meinen zweiten Sohn. Die Lebenserwartungen waren damals nicht sehr hoch, das Durchschnittsalter lag bei etwa 40 Jahren. Also war es nur natürlich, dass man als Frau früh Kinder bekam.

      Als ich aus Vilgard zurückkehrte kam ein Fremder in unser Dorf. Er lebte eine Zeitlang bei uns, beschützte uns, als wir zweimal von einem benachbarten Stamm angegriffen wurden. Er war ein Vampir. Sein Name war Leander. Er wanderte schon seit einigen Jahrhunderten durch das damalige Europa, kam ursprünglich aus Griechenland.

      Wir freundeten uns an, verliebten uns. Ich hatte keine Angst vor ihm und das imponierte ihm offensichtlich. Als ich dreißig Jahre alt wurde sagte er, dass er bald weiterziehen werde. Aber er mochte mein Dorf, meinen Stamm und wollte uns nicht schutzlos zurücklassen. Ich schlug ihm vor mich zu wandeln, damit ich meinen Stamm beschützen konnte. Und er wandelte mich, nachdem wir den Segen der Ältesten eingeholt hatten. Nach der Wandlung blieb Leander noch etwa vier Monate bei uns, dann verschwand er. Ich habe ihn nie wiedergesehen.

      Von da an beschützte ich meinen Stamm, mein Dorf bei jeder sich bietenden Gelegenheit Andere Stämme fielen über uns her, Römer, Skoten, Kelten, später die Engländer Ich vertrieb sie jedes Mal über Jahrhunderte hinweg.

      Irgendwann erkannte ich aber, dass mein Stamm sich zu sehr auf mich verließ und ich begann, die Welt zu erforschen. Alle paar Jahrzehnte kehrte ich für eine Weile zurück, sah die Veränderungen, war stolz. Und das bin ich heute noch, Tobias.“

      Rowena lächelte den jungen Vampir wehmütig an. „Meine Kinder haben Kinder bekommen, die dann auch Kinder bekommen haben. Ihre Nachfahren, meine Nachfahren, leben heute noch am Loch Oich in verschiedenen Dörfern und Gemeinden. Das ist meine Familie, mein Clan!“

      Tobias keuchte etwas. „Das ist … unglaublich. Ich weiß ja durch Adolar und Jannik, dass manche Vampire ihre Nachkommen, die sie zur Zeit ihrer Sterblichkeit gezeugt haben, im Auge behalten. Aber wir reden jetzt hier über 2000 Jahre!“

      „Ich weiß.“ Rowena lächelte warm und ihre violetten Augen schimmerten hell. „Ich bin vom Glück gesegnet. Weißt du jetzt, warum ich sage, dass unser Dasein nichts mit einem wie auch immer gearteten Fluch zu tun hat?“

      Tobias nickte. „Und Tristan weiß von all dem nichts?“

      „Doch. Bis dahin weiß er Bescheid. Aber er weiß nicht, dass etwa ein Dutzend der Anwohner des Loch Oich über meine Existenz Bescheid wissen. Unsere … Existenz“

      Tobias

Скачать книгу