Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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erlauben.

      Wenige Tage später nahm sie von Michel Abschied und ermahnte ihn, besonders sorgfältig die Testserien zu dokumentieren. Traurig ließ Michel seine Geliebte davonziehen. Seine Gedanken waren in erster Linie auf eine künftige und bleibende Verbindung mit ihr gerichtet. Alles Andere war für ihn sekundär. Und doch wusste er, dass von den Tests sehr viel abhing. Es ging um das Überleben der Forschungsstation und des Krankenhauses. Ohne die erfolgreiche Entwicklung des neuen Medikaments würde es kein Überleben geben. Weder des Krankenhauses noch der vielen Patienten.

      Auch Hinrich verließ die Plantage mit vielfältigen Gedanken. Er überlegte, mit welcher spektakulären Aktion er seinem Vater imponieren könnte. Zunächst war es das Konzert, das zur Bewältigung anstand. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Was würde sein Lehrer Paulsen dazu sagen? Wer würde den Klavierpart übernehmen können und wollen? Michel kam dafür nicht in Frage, darüber machte er sich keine Illusionen. Zu tief war der Graben. Er war unüberwindbar. Zu groß waren die Vorurteile.

      Sorgenvolle Heimkehr

      Die Flugverbindung führte über Houston und Frankfurt nach München. Zwei Tage waren sie unterwegs gewesen. Die Maschine war pünktlich gelandet. Der Chauffeur, der seit vielen Jahren fast schon zur Familie gehörte, holte sie am Flughafen ab.

      - Wie geht es Vater?, erkundigte sich Hinrich.

      - Eigentlich ganz gut, sagte er etwas zögerlich, aber die Verantwortung für die Firma belastet ihn sehr. Ich fahre ihn – wie seit fast dreißig Jahren - noch immer jeden Tag ins Büro, aber man merkt ihm an, dass er alt wird. Er ist nicht mehr der sichere Fels in der Brandung. Das Beste wäre, er würde mit der Arbeit ganz aufhören, aber er kann sich nicht trennen.

      - Der Wagen hielt vor der Einfahrt zur Sämann-Villa am Starnberger See. Sie wurden von ihrem Vater und seiner Schwester am Eingang erwartet. Er stützte sich auf einen Stock, sie hielt ihn fürsorglich am Arm. Er löste sich von ihr und ging seinen Kindern ein paar zögerliche Schritte entgegen, umarmte seine Tochter und reichte seinem Sohn flüchtig die Hand: Wie schön, dass ihr wieder da seid. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, weil ihr so spät geflogen seid, und so viele Flüge ausgefallen sind. Aber nun seid ihr da, kommt herein. Möchtet ihr eine Tasse Kaffee oder lieber einen Tee trinken?

      - Ingrid gab ihrer Nichte einen Kuss und nickte ihrem Neffen zu: Kommt erst einmal herein. Wir treffen uns in der großen Halle am Kamin. Ihr werdet müde sein von dem langen Flug. Wollt ihr euch erst etwas ausruhen und die Beine hochlegen?

      - Nein, dazu habe ich jetzt nicht die Ruhe. Ich will mich nur ein wenig frisch machen und komme gleich zu euch. Gern nehme ich eine Tasse Kaffee.

      - Hinrich hatte sich zurückgezogen. Er sagte, er müsste erst einmal einen Blick auf seinen Schreibtisch werfen. Tatsächlich erwartete er nichts von Bedeutung, aber er wollte für einen Augenblick allein sein.

      - Wolfgang lässt sich entschuldigen, sagte Ingrid. Er fühlt sich noch ziemlich schwach. Eure Ankunft hat ihn ziemlich aufgeregt. Er wollte sich etwas hinlegen.

      - Wie geht es ihm?, erkundigte sich Julia beunruhigt.

      - Ingrid schenkte Kaffee in kleine Porzellantassen: Es geht so einigermaßen, aber er ist noch ziemlich schwach auf den Beinen. Er ist ständig in Behandlung, aber es geht nicht voran. Ich mache mir Sorgen. Er sollte sich mehr schonen und nicht mehr täglich ins Büro gehen. Aber er kann nicht loslassen.

      - Er sollte einen Nachfolger suchen, sagte Julia.

      - Das will er nicht. Er meint, er müsste die Firma erst wieder auf das richtige Gleis führen.

      - Das könnte auch ein anderer tun, warf Julia ein.

      - Ingrid blickte aus dem Fenster: Vielleicht. Aber er lässt sich nichts sagen.

      - Er ändert sich nicht.

      - Ingrid lenkte ab: Wie kommt ihr mit den klinischen Tests voran?

      - Viel zu langsam und sehr mühsam.

      - Die Berichte, die ich von euch bekommen habe deuten darauf hin, dass die Ursache der Krankheit wahrscheinlich an der Zuckerverarbeitung und möglicherweise auch an den Pestiziden zur Schädlingsbekämpfung liegt. Stimmt das? Habt ihr inzwischen die wirkliche Ursache der Niereninsuffizienz herausgefunden?

      - Julia zögerte mit der Antwort: Nein, noch nicht richtig. Aber wir sind zufällig auf eine interessante Entdeckung gestoßen. Es gibt viele unterschiedliche Dahlienarten bei uns. Einige Pflanzen produzieren Inulin, eine Substanz, die den Menschen bei Verdauungsstörungen hilft. Die Azteken kannten ihre heilsame Wirkung und die anderer ätherischen Öle. Die Azteken haben den Kranken die geriebenen Knollen zum Verzehr gegeben. Das hat ihnen geholfen, ihre Darmflora zu stabilisieren. Diese Entdeckung hat uns auf eine neue Spur gebracht, der wir nun nachgehen. Wir müssen wieder die heilsamen Kräfte der Natur nutzen: Es sieht so aus, dass ein Zusammenhang zwischen der Zuckergewinnung und der Nieren-Krankheit besteht. Es scheint zu einer Verdauungsstörung zu kommen. Über den genauen Wirkungszusammenhang tappen wir noch im Dunkeln. Die Inhaber der Plantage unterdrücken alle sachdienlichen Informationen. Sie fürchten eine Klagewelle der Geschädigten. Aber irgendwann wird die volle Wahrheit ans Tageslicht kommen. Wir werden ihnen helfen, Gerechtigkeit zu erlangen, so hoffe ich wenigstens.

      - Sei vorsichtig. Es ist nicht günstig, die mächtigen Konzerne zum Feind zu haben. Sie stecken alle mit der Drogenmaffia unter einer Decke. Man hört hier so einiges. Sie schrecken vor nichts zurück. Es soll wiederholt zu Morden gekommen sein, wenn ihnen jemand in die Quere kommt.

      - Wir passen sehr gut auf und fahren nie allein übers Land. Wir haben viele Freunde in der Bevölkerung. Einige betrachten uns fast als ihre vom Himmel gesandten Retter. Sie warnen uns, wenn uns Gefahr droht.

      - Du hast mir ein Bild von einem jungen Mann geschickt, sagte Ingrid. Er sieht wirklich gut aus. Offenbar unternehmt ihr viel gemeinsam und macht Ausflüge an die Pazifikküste.

      - Ja, das ist Michel. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Er ist ein verlässlicher Mann. Er ist für die Organisation, Durchführung und Überwachung der klinischen Tests zuständig. Er macht die statistischen Auswertungen.

      -Verfasst er die Testberichte?

      - Ja, das ist seine Aufgabe. Natürlich hat er Hilfskräfte zu seiner Verfügung.

      - Kontrollierst du seine Berichte?

      - Meistens. Nicht immer habe ich die Zeit. Michel macht das weitgehend allein.

      - Ingrid zögerte einen Augenblick, als sei sie sich nicht sicher, ob sie das Thema weiter besprechen sollte: Ein Mitarbeiter sagte mir neulich, dass eure Berichte nicht immer vollständig seien. Es fehle die zeitnahe Dokumentation der an die Probanden verabreichten Substanzen und der medizinischen Befunde.

      - Ich kann mich nicht um alles kümmern. Aber ich werde mir die Berichte künftig genauer ansehen.

      - Das solltest du unbedingt tun, denn kürzlich erhielt ich eine Mitteilung, dass es besonders während der letzten Tests zu mehreren Todesfällen gekommen sein soll.

      - Ja, das stimmt, wir hatten in der Tat einige Todesfälle zu beklagen, aber Geburt und Sterben ist dort allgegenwärtig. Es regt sich niemand darüber auf.

      In diesem Augenblick kam der Patriarch herein, der offenbar die letzten Sätze gehört hatte, und setzte sich

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