Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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habe. Du musst viel geübt haben.

      - Habe ich auch, aber ich muss es heimlich tun, weil Vater mein Spiel nicht hören will. Er meint, ich vernachlässige meine Arbeit.

      - Und, ist es so? Hat er recht?

      - Hinrich antwortete ausweichend: Es kommt drauf an, von welchem Standpunkt man es betrachtet. Jedes Ding hat zwei Seiten. Vater lebt nur für die Firma. Die Firma ist für ihn sein Ein und Alles, wie du weißt. Ich arbeite, um zu leben. Ich versuche, mein inneres Streben nach dem richtigen Klang mit den Notwendigkeiten des Berufs in Einklang zu bringen. Das ist nicht immer leicht, denn Vater verlangt meinen ungeteilten Einsatz. Für mich ist das anders. Die Firma dient mir dazu, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Du weißt, dass ich ziemlich anspruchsvoll bin, vor allem, was die Musik betrifft. Ich gehe oft auf Reisen, besuche Konzerte in New York, San Francisco, Paris oder London. Ich bin immer auf der Suche nach den perfekten Klang. Das ist mir wichtig und kostet viel Geld. Ich muss es verdienen. Dividenden zahlen wir schon lange nicht mehr, denn seit Jahren machen wir keine Gewinne. Von den Zinsen meiner Kapitalanlagen kann ich nicht leben. Mein Gehalt ist ziemlich bescheiden. Es reicht kaum zum angemessenen Leben.

      - Steht es denn so schlecht um die Firma? Das wusste ich nicht. Ich dachte immer, es läuft alles einigermaßen vor dem Winde.

      - Leider nicht. Die Geschäfte laufen seit einiger Zeit schlecht. Sehr schlecht sogar. Unsere Wettbewerber mit günstigeren Standorten im Ausland machen uns das Leben schwer. Uns fehlen neue Medikamente, die bessere Margen bringen.

      - Julia verstand den kritischen Hinweis: Tag für Tag bemühe ich mich, forsche und teste. Mehr kann ich wirklich nicht tun. Aber das war die vergangenen Jahre immer so. Was ist neu daran?

      - Stimmt, aber früher konnten unsere Wettbewerber im Ausland die geforderte Qualität nicht halten. Jetzt aber liefern die Maschinenbauer ihre Maschinen sowohl an uns als auch an unsere Wettbewerber in Indien und in Japan. Auch China ist stark im Kommen. Jetzt kommt dazu noch Osteuropa. Das macht es für uns nicht leichter.

      - Lass uns jetzt nicht mehr davon reden. Wir haben später noch Zeit. Zuerst müssen wir unser Konzert erfolgreich über die Bühne bringen. Anschließend sprechen wir in Ruhe miteinander. Jetzt kann ich mich nicht darauf konzentrieren.

      Konzertvorbereitung

      Die folgenden Tage vergingen wie im Fluge. Die Beiden übten so intensiv wie es ihre Zeit erlaubte. Endlich war der ersehnte Tag des Geburtstags gekommen. Tische und Stühle waren neu arrangiert. Das Haus glänzte festlich vom Schein vieler Hunderten von Kerzen, die als Armleuchter die Tische zierten oder an blankgeputzten Messingblakern an den Wänden glänzten.

      Nach und nach betraten ein paar elegant gekleidete Damen und Herren mit großen Blumenbuketts den Saal. Kurze Begrüßung durch die Gastgeber. Ein Diener wartete mit einem Tablett und einigen Gläsern Champagner und frisch gepresstem Orangensaft. Die meisten Gäste kannten sich seit vielen Jahren. Man befand sich im Kreis der bürgerlichen Aristokratie und der Wohlhabenden, gesellte sich locker in kleinen Gruppen, sprach über das letzte Konzert in der Philharmonie, das von den meisten besucht worden war. Schließlich war man wer und wollte als Kenner der gehobenen Kunstszene angesehen werden. Kurz: Man wollte dazu gehören.

      - Julia übernahm die Rolle der Gastgeberin und gesellte sich zu der ersten Gruppe: Ich freue mich, dass Sie den weiten Weg zu uns gefunden haben. Es ist eine Ehre für uns, Sie bei uns als Gast zu haben.

      - Eine ältere Dame, mit doppelter Perlenkette und Brillanten im Ohr, legte freundschaftlich ihre Hand auf ihren Arm: Aber verehrte Frau Sämann, die Ehre gebührt ganz allein Ihnen. Wenn Sie ein Konzert geben, dann ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dabei zu sein. Mein Mann und ich freuen uns schon sehr auf das Konzert. Gerade das Doppelkonzert von Brahms schätzen wir sehr. Und dass Sie es mit Ihrem Bruder spielen, erfüllt uns mit großer Bewunderung für diese so angesehene und hoch musikalische Familie. Das trifft man nicht alle Tage, dass eine erfolgreiche Unternehmerfamilie so vielseitig ist. Wir schätzen Ihren Herrn Vater sowohl als erfolgreichen Unternehmer als auch als Kunstmäzen. Er tritt immer in vorderster Reihe in Erscheinung, wenn es um die Unterstützung junger Talente geht.

      - Ich hoffe, wir werden Sie nicht enttäuschen, sagte Julia mit einem bescheidenen Lächeln.

      - Ganz sicher nicht. Wir fragen uns, wie Sie die Zeit zum Üben finden, denn Sie sind bestimmt sehr beschäftigt.

      - Das kann man wohl sagen, aber zwischendurch nehme ich mir eine Auszeit, um zu mir selbst zu kommen. Die Musik hilft mir, zur inneren Ruhe zu kommen. Das brauche ich.

      - Wie ich höre, leben Sie zurzeit in Nicaragua und arbeiten auf einer Zuckerrohrplantage. Sie sollen dort ein Forschungsinstitut gegründet haben, um die erkrankten Menschen mit den von Ihnen entwickelten Medikamenten zu versorgen. Das finde ich bewundernswert. Vielleicht finden wir nachher noch etwas Zeit, damit Sie uns von Ihren Erlebnissen in der Fremde berichten können. Wir waren nur einmal mit einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik, es war sehr schön, aber man gewinnt keinen richtigen Eindruck von dem wirklichen Leben dort.

      - Später haben wir bestimmt noch genügend Zeit, uns zu unterhalten. Jetzt muss ich mich noch etwas zurechtmachen und mich auf meinen Part konzentrieren. Ich sehe dort gerade meinen Bruder kommen. Wir müssen uns noch etwas abstimmen.

      - Das verstehe ich. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.

      - Vielen Dank. Julia entfernte sich mit einer leicht angedeuteten Verbeugung, indem sie nur den Kopf neigte.

      Die Geschwister trafen sich hinter der provisorisch errichteten Bühne, die mit einem Vorhang gegen die Blicke des Publikums abgetrennt war.

      - Sie öffnete einen kleinen Spalt im Vorhang und blickte auf die Gäste: Sieh mal Hinrich, dort die elegante Frau in dem roten Abendkleid in der vordersten Reihe, die sich mit Vater unterhält. Das ist die Finanzmaklerin Doktor Isabelle von Stephano, von der ich dir schon berichtet habe. Sie hat vor Jahren mein Start-up-Unternehmen finanziert. Wir haben sie kürzlich auf dem Diner des Grafen Ebersbach wiedergesehen.

      - Ich kenne sie. Ich habe sie schon ein paar Mal in Begleitung unseres Vaters gesehen, sagte Hinrich mit einem Gemisch aus Bewunderung und tiefer Ablehnung. Ich kann sie nicht ausstehen. Vater hält große Stücke auf sie. Aber ich finde, sie übertreibt etwas. Sie benimmt sich, als wäre sie hier die Gastgeberin, die Herrin des Hauses. Es ist fast peinlich, wie sie durch unsere Räume schwebt und angelegentlich mit den Gästen plaudert.

      - Du wirst dich an sie gewöhnen müssen, wenn du hier unternehmerisch tätig bleiben willst, denn sie hat in allen großen Finanzgeschäften ihre Finger drin. Sie kennt hier fast jeden von Rang und Namen. Was sie so im Einzelnen macht, kann ich dir nicht sagen, aber Vater braucht ihre Hilfe bei einigen Krediten, die er von den Banken nicht bekommen kann. Die Banken sind derzeit sehr zurückhaltend mit der Kreditvergabe.

      - Aber ich will sie hier nicht sehen. Guck dir mal das affektierte Gehabe an. Ich kann es nicht ertragen. Vor allem ihr aufdringliches Lachen macht mich verrückt. Sie benimmt sich, als wäre sie ein berühmter Hollywood-Star, der die Bewunderer zu Füßen liegen.

      - Guck einfach nicht hin. Vor allem nicht während unseres Vortrags. Konzentriere dich voll auf dein Spiel.

      - Das ist nicht so einfach. Von dieser Frau gehen negative Schwingungen aus. Sie hat den bösen Blick. Ich spüre es: Sie durchbohrt mich förmlich. Sie will mich vernichten.

      - Julia wies ihn zurecht: Hinrich, sei nicht albern. Im Übrigen, dort drüben am Fenster steht Herr Konselmann. Er ist Berater

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