Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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lieber auf ihn.

      - Wie kommt der hierher?, erkundigte sich Hinrich fast feindlich.

      - Ich habe Vater gebeten, ihn einzuladen. Er war damals für den Start-up-Wettbewerb zuständig, bei dem ich den ersten Preis gewonnen habe. Er hat mir geholfen, die Business-Pläne zu erstellen. Sie dienten den Risikokapitalgebern als Grundlage zur Finanzierung meines Unternehmens.

      - Und dann kam die Frau von Stephano ins Spiel?, wollte er wissen.

      - Ja, genau. Hier schließt sich der Kreis. Du tätest gut daran, dich mit den Beiden gut zu stellen. Wer weiß, ob du sie nicht später einmal brauchst.

      - Ich habe dich verstanden, aber das ändert nichts daran, dass diese Frau ein höllisches Weib ist. Ich rieche den satanischen Gestank von Schwefel.

      - Sie begann nun wirklich ärgerlich zu werden: Hinrich, reiß dich zusammen. Du machst dich lächerlich. Lass uns lieber noch einmal gedanklich die ersten paar Takte durchgehen.

      - Ja, lass uns auf die himmlischen Töne konzentrieren. Wir wollen das Negative ausblenden. Wir brauchen die göttliche Eingebung. Ohne die wird es nicht gehen.

      - Die ersten paar Takte sind wichtig. Davon hängt das Gelingen des ganzen Konzerts ab. Dein Lehrer wird das Taktmaß vorgeben, aber ich muss mich auf meine innere Stimme einstellen.

      - Sie versuchte beruhigend zu wirken: Mach dir keine Sorgen, wir werden das schon schaffen.

      - Voller Unruhe blickte er in den Raum. Seine Augen wanderten umher, ohne einen ruhenden Punkt zu finden: Wenn mir nur nicht die Nerven versagen.

      - Warum sollten Sie? Du kennst das Werk in- und auswendig.

      - Das ist wohl wahr, aber ich bin sehr aufgeregt, weil Vater da ist. Du kennst ihn. Er will immer, dass alles perfekt ist. Manchmal habe ich den Eindruck, als ob er nur auf meinen kleinsten Fehler warte. Nie ist er mit mir zufrieden. Nichts kann ich ihm recht machen. Das regt mich auf. Sieh mal: Mein rechter Arm zittert schon jetzt. Ich kann den Bogen nicht richtig kontrollieren. Ich werde die Saiten nicht gleichmäßig mit dem richtigen Druck streichen können. Dann klingt die Geige nicht.

      - Mach dir keine Sorgen, die meisten Gäste werden die Feinheiten der Musik nicht hören.

      - Ganz so ist es nicht: Es sind viele Kenner im Saal, die kennen fast jede Note dieses Werkes. Sie haben die großen Geigenvirtuosen unseres Jahrhunderts des Öfteren im Konzertsaal erlebt. Sie werden mich mit ihnen vergleichen.

      - Die brauchst du nicht zu fürchten. Dein Spiel ist herausragend. Sie werden begeistert sein.

      - Das mag schon sein, aber wen ich wirklich fürchte, das ist unseren Vater. Er ist so kritisch, besonders mit mir. Nie kann ich ihm etwas recht machen. Schon wenn er mich so fordernd und abschätzend ansieht, beginne ich zu zittern und bringe keinen richtigen Ton heraus.

      - Sie sah ihn etwas besorgt an: Hinrich, du musst dich zusammenreißen. Ich habe hier ein Beruhigungsmittel. Nimm es, und du wirst schnell wieder dein inneres Gleichgewicht finden und wirst ganz ruhig sein.

      Sie reichte ihm eine Tablette und ein Glas Wasser. Er schluckte die Tablette und spülte sie mit einem kräftigen Schluck hinunter.

      - Sie musterte ihn mit großer Intensität: Und? Geht es dir besser?, fragte sie und hoffte, dass er sich schnell wieder in den Griff bekäme.

      - Er reagierte etwas verunsichert: Ich glaube schon. Hoffentlich macht mich das Mittel nicht müde und stört meine Konzentration.

      - Sollte es eigentlich nicht. Es lässt dich deine Umgebung in freundlicherem Licht erscheinen. Du wirst alles um dich herum in hellen Farben erleben, als ob du in den Himmel schwebst. Ich hoffe nur, dass sich das Publikum mit störendem Applaus zurückhält. Ich kann es nicht ausstehen, wenn zwischendurch geklatscht wird. Selbst während der Pausen zwischen den Sätzen kann ich es nicht leiden.

      - Mir geht es auch so. Manchmal stören mich die geringsten Kleinigkeiten. Dann genügt es, wenn jemand mit einen Bonbonpapier raschelt. Dann möchte ich am liebsten mein Spiel unterbrechen und sagen: Nun nehmen Sie doch endlich das Bonbon aus dem Papier und hören Sie mit dem nervenden Rascheln auf!

      - Meistens nehme ich kaum wahr, was das Publikum macht, ich sehe keine Individuen, nur eine unpersönliche amorphe Masse.

      - Aber hier ist es anders: Die Menschen sitzen viel dichter am Podium. Du kannst die einzelnen Gesichter sehen. Außerdem kennst du die meisten, das macht es viel schwieriger. Es ist so wie früher, wenn wir unter dem Tannenbaum vor der Familie in kleinem Kreis ein Gedicht vortragen mussten. Auf der großen Bühne in der Aula der Schule war es viel leichter.

      - Der Senior betrat die Bühne, wendete sich an seine beiden Kinder, die hinter dem Vorhang warteten: Seid ihr so weit? Lasst uns anfangen, die Gäste werden langsam unruhig.

      Die etwa zwanzig oder dreißig Gäste hatten auf den Stühlen, die für dieses Konzert in vier Reihen aufgestellt worden waren, Platz genommen und blickten erwartungsvoll auf die Bühne. Für die Nachzügler wurden weitere Stühle an der Seite bereitgestellt. Konselmann hatte im letzten Augenblick noch einen freien Platz hinter dem Gastgeber gefunden. Langsam kehrte erwartungsvolle Stille ein.

      - Ja, wir sind so weit, sagte Hinrich. Wir müssen noch unsere Instrumente ein Wenig nachstimmen.

      - Wolfgang Sämann wandte sich an das Publikum: Liebe Freunde und liebe Gäste, ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung zu unserem heutigen Hauskonzert gefolgt sind. Es ist mir eine besondere Freude, dass Sie aus Anlass meines Geburtstags zu mir gekommen sind. Ich freue mich, dass meine Kinder Julia und Hinrich mir und uns allen an diesem Abend eine besondere Freude bereiten wollen. Sie haben mir dies heutige Geschenk gemacht, denn sie wollen mein Lieblingsstück: Das Doppelkonzert von Johannes Brahms spielen.

      Verhaltener Applaus unterbrach die Stille. Der Patriarch machte eine Pause und stützte sich auf eine Stuhllehne. Er nahm einen Schluck Wasser.

      - Der Senior dankte mit einer schwachen Verbeugung und nahm den Faden wieder auf: Zunächst möchte ich unseren verehrten Generalmusikdirektor Bernd Paulsen herzlich begrüßen. Er ist Ihnen von vielen Konzerten als herausragender Brahms-Interpret bekannt.

      Heftiger Applaus brandete auf als Paulsen das Podium betrat und sich routiniert verbeugte.

      - Bei seinem Erscheinen auf der Bühne wandte sich der Patriarch direkt an ihn: Lieber Herr Paulsen, Sie sind gerade von einer Tournee nach Japan und China zurückgekehrt. Umso mehr freue ich mich, dass Sie sich trotz Ihrer vielfältigen internationalen Verpflichtungen die Zeit genommen haben, den gesamten Orchesterpart dieses anspruchsvollen Werks auf dem Klavier zu übernehmen. Eine nicht leichte Aufgabe. Es ist eine große Ehre für mich und unser Haus, Sie hier bei uns im Hause zu haben.

      - Lieber Herr Sämann, ich bin Ihrer Einladung gern gefolgt, antwortete der Musikdirektor. Ich weiß, was Sie in unserer Stadt für die Musik und die Förderung junger Musiker getan haben, so nehmen Sie meinen Beitrag gleichsam als Dankgeschenk an Sie und Ihre liebe Familie.

      - Der Senior verneigte sich leicht und fuhr mit seiner Ansprache fort: Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, die Solisten des heutigen Abends mit Applaus zu empfangen.

      Julia mit ihrem Cello und Hinrich mit seiner Geige im Arm betraten das Podium. Applaus brandete auf. Langsam trat Stille ein, das Räuspern und Husten ebbte ab.

      - Paulsen bat um

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