Tres Amigos 1. Michael Geigenberger

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Tres Amigos 1 - Michael Geigenberger

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das Mikro ist am Kragen befestigt. So stehen sie über Funk ständig in Verbindung. Tomas geht schnellen Schrittes durch die belebten Gassen. Er sieht sich seine Opfer im Vorbeigehen genau an. Wo tragen sie ihre Brieftasche? An welchem Arm die wertvolle Uhr? Sobald er sich ein Opfer ausgesucht hat, teilt er Susanne mit, für wen er sich entschieden hat. Dann macht er auf Kommando eine abrupte Kehrtwende, so dass er mit dem Opfer zusammenstößt. In diesem Sekundenbruchteil zieht Tomas die Brieftasche. Susanne, die folgt, öffnet nun wie rein zufällig ihren Umhängebeutel, so dass Tomas die Brieftasche darin entsorgen kann. Sollte der Bestohlene merken, dass seine Brieftasche verschwunden ist, ist es bereits zu spät. Selbst die herbei gerufene Polizei wird bei Tomas nichts mehr finden. Inzwischen sind die beiden so gut auf einander eingespielt, dass Tomas manchmal sogar zwei Personen gleichzeitig um ihre Brieftasche erleichtert.

      Zur Vorbereitung auf die Festspiele haben sie sich für diesen Abend noch eine Übung im Zentrum Wiens vorgenommen. Ziel ist der Stephansdom. Hier treiben sich zu dieser Zeit hunderte von Touristen herum, eine perfekte Gelegenheit. Da sie alle mit dem Fotografieren beschäftigt sind, hat man hier besonders leichtes Spiel. „Eigentlich ist es ja nur eine Fingerübung“, meint Tomas. Susanne weiß aber, dass der Leichtsinn der größte Feind ihres Handwerks ist. Nach zwei Stunden des Übens, wie sie es nennt, kommen sie ziemlich erledigt nach Hause zurück. Ein in Zivil umherstreichender Beamter hätte sie beinahe erwischt. Er muss im Viertel neu sein, denn die anderen Polizisten kennen Tomas und Susanne natürlich längst. Aber es ging noch mal gut, im letzten Moment, konnte Susanne den Schandi stoppen. Sie stolperte genau vor seine Füße. „Entschuldigung, aber das liegt an meinen neuen Schuhen“, stammelte sie gekonnt zum Schandi.

      „Ich bin der Ralph, es tut mir sehr leid“, diesen Satz haspelt er und sieht dabei Susanne in die Augen. Wie gut, dass sie eine Sonnenbrille trägt. Als Susanne die kleine Wohnung betritt, ist Tomas schon mit Geld zählen beschäftigt. „Hat es sich wenigstens gelohnt“, fragt sie aufgeregt. „Dafür, dass sie uns beinahe erwischt hätten, geht es. Es sind neunhundert Euro.“ Sie nehmen stets nur das Bargeld, mit den Kreditkarten wollen sie nichts zu tun haben. Aber was man sonst noch so in den Brieftaschen findet, ist manchmal sehr aufschlussreich. Zum Beispiel der Liebesbrief auf dem Firmenbriefpapier einer bekannten Modedesignerin. So gibt es immer wieder etwas zum Lachen. Samstag der Tag aller Tage. Es ist halb sieben Uhr morgens und es herrscht schon reges Treiben in den schmalen Gassen von Salzburg. Touristen sind zu diesem Zeitpunkt nur spärlich unterwegs, aber die Geschäfte bereiten sich für den Ansturm der Menschenmassen vor.

      Alles was sonst eine Stunde später geschieht, wurde heute eine Stunde vorverlegt. Sogar die Straßencafés sind schon geöffnet. Schließlich muss ja ein Uhrmacher und ein Dirndlverkäufer rechtzeitig seinen geliebten „Braunen“ schlürfen können. Zu diesem Zeitpunkt dreht sich der Graf nochmals in den weichen Daunen, mit der Satinbettwäsche um. Dies geschieht unter so lautem Grunzen, dass seine Frau meint: „Kannst du das nicht einmal etwas leiser tun?“ Für Ester ist es jedes Mal, als würde ein Wecker läuten. Nach dieser genüsslichen Wende ihres Gatten, die er täglich vollzieht, ist für sie an Schlafen nicht mehr zu denken. Sie döst noch ein paar Minuten vor sich hin, dann aber hält sie es nicht mehr aus und steht auf. Sie schlüpft in ihren weißen seidenen Hausmantel, geht auf die Terrasse und blinzelt in die Morgensonne. Was für ein Traumwetter für die Premiere! Lautes Bellen lenkt Esters Blick auf den kleinen Park, der vor ihrem Haus liegt. Ein Spaziergänger spricht mit seinem Schäferhund. Als dieser endlich zu bellen aufhört, kann sie seine Worte sogar hören. Er berichtet seinem Vierbeiner von seiner Frau, die anscheinend kürzlich verstorben ist. Er nennt seinen Hund „Bienchen“. Wie süß denkt Ester, einen ausgewachsenen Schäferhund „Bienchen“ zu nennen, das zeugt von inniger Liebe.

      Als Herr und Hund ihren Spaziergang fortsetzen, geht sie zurück ins Haus und nimmt den Weg in ihr Badezimmer. Sie und Maximilian haben beide ein eigenes Badezimmer, darauf hat sie bestanden, als das Haus vor etlichen Jahren geplant und gebaut wurde. „Wenigsten hier will ich meine Ruhe haben“, sagte sie damals zum Architekten. Sie ordnet die Utensilien, die sie auf die Reise mitnehmen wird. Es sind zwar nur drei Tage, aber schließlich trifft man ja Freunde und Bekannte, da muss man schon Top aussehen. Gerade bei einer solchen Veranstaltung wird man besonders scharf beäugt. In den letzten Jahren wurde für diesen Anlass stets ein neues Kleid gekauft, aber das hat sich dieses Jahr der Graf gespart. „Schließlich muss man ja mit gutem Beispiel vorangehen, wo doch die Kanzlerin und ihr Finanzminister immer sagen: „gespart muss werden!“

      Bei Tomas und Susanne herrscht noch absolute Stille. Sie liegen eng umschlungen im Bett. Susanne lutscht an seinem Unterarm und träumt wohl von einer großen Portion Eis, die sie gerade genießt. Tomas hingegen scheint im Traum Geld zu zählen, zumindest machen Daumen und Mittelfinger eine ähnliche Bewegung. Es müssen viele Scheine sein, denn er zählt und zählt. Als er endlich wach wird, verrät ihm der Wecker, der auf seiner Nachtischseite steht, dass es eigentlich Zeit ist aufzustehen. Susanne wird von ihrem Liebsten in besonders zärtlichen Stunden immer Susi genannt und so flüstert er ihr ins Ohr, „Susi meinst du wir könnten noch mal…?“ Susanne dreht sich auf den Rücken, „Wenn du meinst…Jetzt gleich, oder später? Ich würde gerne vorher duschen.“

      „Wenn du vorher unbedingt ins Bad willst, dann vergess es!“, da Tomas die Chance auf ein Spielchen im Bett schwinden sieht, richtet er sich auf und sagt: „Ich setze schon mal den Kaffee auf.“ Schlaftrunken wandert er zuerst ins Badezimmer und anschließend in die Küche. Susanne murmelt: „Du könntest ja wenigsten die Badezimmertüre schließen wenn du…“

      „Schon gut, ich fange mal an, den Tisch zu richten.“ Damit er das nicht alleine tun muss, macht er es mit viel Tamtam. Die Tür des Geschirrschrankes schlägt mehrmals laut zu. „Wo hast du denn gestern den Zucker hingestellt“, fragt Tomas. Susanne weiß nun, dass es mit dem Dösen vorbei ist. „Ich komm ja schon!“ Sie ist Langschläferin und es bedeutet nichts Gutes, wenn sie so plötzlich das Licht des Morgens erblickt. „Hast du irgendwo meine Sonnenbrille gesehen?“, fragt sie schlaftrunken und tastet sich ins Badezimmer vor. Als Kaffeeduft durch die kleine Wohnung zieht, ruft Susanne durch die geschlossene Badezimmertür, „Könntest du uns vielleicht beim Bäcker ein paar Kipferl holen?“

      „In Unterhosen, oder wie hast du dir das vorgestellt?“ „Du könntest dir ja den Regenmantel überziehen“, kommt es von Susanne zurück. „Und dann stelle ich mich an die Ecke und provoziere älteren Damen?“ „Du musst den Mantel ja nicht unbedingt aufmachen…“

      „Okay, ich gehe ja schon, du lässt mir ja keine andere Wahl.“ Tomas kramt im Geldbeutel von Susanne nach ein paar Münzen und zieht nun tatsächlich den Regenmantel über. Darunter trägt er nichts weiter als seine Unterwäsche. Susanne öffnet die Badezimmertüre und ruft ihm hinterher, „Honig brauchen wir auch!“ Nach zwanzig Minuten kommt Tomas zurück und hat statt Honig ein Glas Marmelade mitgebracht. Susanne runzelt die Stirn. „Ich sagte Honig!“ Sie sitzen sich schweigend gegenüber, das ist das abgesprochene Ritual. Jeder weiß vom anderen, dass es einfach noch zu früh für eine Unterhaltung ist. Tomas hat sich noch die Tageszeitung besorgt.

      Er hatte zwar nicht das erforderliche Kleingeld, aber versicherte dem Zeitungsautomaten: „Das Geld bekommst du später!“ Er beginnt im Express zu blättern. Für ihn ist heute nur der Salzburger Teil wichtig. Den findet er auf der Seite Sieben. „Ach sieh mal die Krautwinkels sind auch wieder da! Hat ihnen wohl jemand Karten geschenkt.“ Bemerkt er mit einem zynischen Unterton. Susanne antwortet auf so eine unwichtige Feststellung nur mit einem dunklen Murren. „Ach, die…“ Doch dann sieht sie Tomas an und fragt: „Wann fahren wir eigentlich los? Was für ein Zimmer hast du für uns reserviert?“

      „Wir fahren in zwei Stunden, aber ich dachte, das mit den Zimmern hast du erledigt.“ „Warum denn ich? Du weißt doch, dass das deine Angelegenheit ist“, meint sie etwas gelangweilt. „Dann nehmen wir das Wohnmobil von Markus und Fanny. Ich rufe sie an. Hoffentlich sind sie überhaupt in Wien.“ Eigentlich heißt Fanny Bettina, aber auf einem Faschingsfest erhielt sie den Spitznamen „Fanny“, weil sie als Dirne verkleidet war. Wie Tomas

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