Tres Amigos 1. Michael Geigenberger
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„Was für schöne Steine“, flüstert ihre innere Stimme. Dann aber muss sie sehen, dass die Dame ihren angewiesenen Platz einnimmt. Sie kann aber ihren Blick nicht von der wunderschönen Halskette lassen. Dass die Steine echt sind, erkennt sie am Feuer der Diamanten. Dann will es der Zufall, dass die Dame nochmals Hilfe benötigt. Sie muss anscheinend auf die Toilette. Susanne springt herbei und begleitet die Dame an das bekannte Örtchen und auch wieder zurück. Inzwischen hat die Vorstellung bereits begonnen und „Jedermann“ ist auf der Bühne. Es herrscht angespannte Aufmerksamkeit. Da tritt Ben Becker als Tod auf. Die Kostümierung ist einzigartig. Ein Raunen geht durch die Zuschauer. Susanne ist begeistert von der Aufführung, beinahe hätte sie vergessen, den Traum von Halskette zu verstauen.
Doch da erscheint die Buhlschaft. Das rote Kleid wird ein ewiger Traum von Susanne bleiben, das wird sie sich niemals leisten können. Mal davon abgesehen, dass es ihr überhaupt nicht stehen würde. Sie ist ja eher klein und die Buhlschaft ist ja eine große Person. Susanne sieht auf die Uhr und entscheidet sich dafür hinaus zu gehen. Neben dem Eingang entdeckt sie Tomas. Er hat bereits seinen Platz eingenommen. Sie gibt ihm ein kurzes Zeichen und reicht ihm ein Taschentuch mit dem kostbaren Schmuck. Schon beim Zugriff erkennt er, dass es ein Schmuckstück von besonderer Güte ist.
Nach zwei Stunden, ist der Applaus bereits verstummt. Es war wieder ein besonderes Erlebnis. Die Gäste begeben sich gerade auf den Domplatz um von hier die reservierten Lokale aufzusuchen. Kaum jemand wird nun einfach in sein Hotel gehen. Die umliegenden Restaurants werden in wenigen Minuten überfüllt sein. Das mächtige Gedränge ist natürlich die Stunde, auf die Tomas und Susanne gewartet haben. Tomas ist vollauf damit beschäftigt, die gut gefüllten Brieftaschen an sich zu nehmen. Susanne ist dicht bei ihm, um diese in ihrer Umhängetasche verschwinden zu lassen. Dann macht sie ihn auf den Grafen und die Gräfin aufmerksam, deutet kurz auf die linke Brust.
Tomas versteht den Hinweis und hat auch schon einen heftigen Zusammenstoß mit dem Grafen. „Verzeihung“, sagt Tomas an den Grafen gewandt. Dabei bekommt er von der Gräfin einen Blick zu geworfen, der ihn nervös macht. Als Susanne an ihm vorbeigeht, flüstert er ihr zu: „Die Gräfin ist gefährlich, die sucht ein Abenteuer.“ Tomas beobachtet, wie der Graf und die Gräfin im „Hirschen“ verschwinden. Susanne hakt nach und verlangt Aufklärung: „Wie kommst du darauf, das die ein Abenteuer sucht?“ „So einen Blick kenne ich nur von dir, wenn du ausgehungert bist!“, antwortet Tomas mit breitem Grinsen. Susanne bittet ihn um eine Verschnaufpause. „Lass uns kurz zum Wohnmobil gehen, die Tasche mit den Wertsachen wird zu schwer.“
„Dann gehe bitte, hier sind die Schlüssel! Vergiss aber das Absperren nicht und sieh keinesfalls in die Umhängetasche, bevor du nicht die Vorhänge geschlossen hast. Es könnte sein, dass dich jemand beobachtet. Die Konkurrenz ist ebenfalls hier.“ „Ich bin doch keine Anfängerin!“ Kaum hat sich Susanne abgewandt, entscheidet Tomas beim „Hirschen“ vorbeizuschauen. Er will nochmals einen Blick auf die Gräfin werfen. Durch das Fenster entdeckt er die beiden an einem Ecktisch. Auf einen Wein an ihrer Seite hätte er jetzt große Lust. Aber seine Vernunft siegt. Auf dem Weg zum Wohnmobil spricht er mit sich selbst. „Wenn es sein soll, werde ich die Gräfin nochmals treffen…“ Sie haben ein Klopfzeichen vereinbart. Das Licht im Wohnmobil ist gelöscht. Susanne sieht dennoch erst durch die Gardinen. „Komm herein, ich glaube wir haben für die nächsten Monate ausgesorgt.“ „Du willst morgen nicht weiter arbeiten?“, fragt er.
„Sieh mal, bei dem Grafen war in der Brieftasche ein Kuvert.“ „Und?“ „Es sind zwanzigtausend darin! Er wollte sie wohl bei einer Bank einzahlen. Ein Zettel mit einer Kontonummer ist ebenfalls dabei.“ „Lass mich mal sehen!“ Tomas nimmt Susanne das Kuvert aus der Hand. „Das ist sicher ein Schwarzgeldkonto, oder siehst du das anders?“, fragt sie. Nun überlegt Tomas tatsächlich, ob es nicht besser ist, die Segel zu streichen, man soll das Glück nicht herausfordern, das war schon immer seine Meinung. So entscheiden sie sich aufzubrechen. „Wenn wir durchfahren, dann sind wir gegen fünf Uhr in Wien.“
Susanne schaudert es beim Anblick des Kuverts. „Lass uns fahren! Sofort! Ich habe ein komisches Gefühl. So üppige Beute hatten wir noch nie.“ Tomas aber spürt, dass ihm die Gräfin nicht aus dem Sinn geht. Zu aufregend war ihr Blick. „Die Festspiele dauern ja vier Wochen. Uns bleiben noch weitere Beutezüge, wenn wir wollen. Vielleicht nächsten Samstag?“ „Lass uns fahren!“, sagt Susanne. Tomas setzt sich hinter das Steuer, doch er beschließt dass er die Gräfin nochmals treffen wird. Er ist sich sicher, dass in der Brieftasche ein Hinweis auf eine Anschrift sein wird. Ohne dass Susanne es bemerkt, steckt er die Geldbörse des Grafen ein. Sie lassen sich beide viel Zeit auf der Rückfahrt. Sie legen sogar noch eine Rast an einer Autobahnraststelle ein. Natürlich parken sie so, dass sie von der Überwachungskamera nicht erfasst werden.
Susanne zieht sich ein großes Kopftuch über und setzt ihre Sonnenbrille auf, obwohl es draußen schon stockdunkel ist. Sie will einkaufen, denn Tomas hat plötzlich Hunger. Der Mann an der Kasse deutet auf Susannes Sonnenbrille und fragt, „ist denn der Mond so hell, dass man die Sonnenbrille braucht?“ Susanne lächelt ihn an und entgegnet, „ich will einfach nicht erkannt werden, ich bin heute ganz privat unterwegs.“ Als die Türe der Zahlstelle ins Schloss fällt, brummt der Tankwart: „Immer diese verrückten Wiener!“
Der Graf muss inzwischen feststellen, dass seine Brieftasche abhanden gekommen ist. „Das war der junge Kerl, der dich so angelächelt hat.“ Ich muss die Kreditkarten sperren lassen“, sagt er bitter und greift nach seinem Handy. „Warum trägst du auch so eine dicke Brieftasche mit dir herum? Du hättest sie in den Safe legen müssen.“ „Das Kuvert für die Bank ist auch weg!“, meint der Graf erschrocken. „Du hattest Geld für die Bank dabei? Wie sollen wir das denn der Polizei erklären.“ „Wieso der Polizei?“
„Na, wir müssen die Diebe doch anzeigen, schon wegen der Versicherung!“ „Unsinn, die sind schon über alle Berge. Ich habe keine Lust, zu allem Übel jetzt noch stundenlang auf einer Polizeiwache rumzustehen.“ „Da bin ich aber froh, dass ich meine Geldbörse in der Handtasche habe! Ich nehme einfach meine Karte zum Zahlen.“ Der Graf und die Gräfin bestellen sich noch ein Zitronen-Sorbet zum Nachtisch und einen doppelten Grappa. Es vergeht noch eine gute halbe Stunde, bis sie sich auf den Weg in ihr Hotel machen. Inzwischen ist es wesentlich ruhiger in der Getreidegasse. Sie betrachtet die Schaufenster. Bei einem Uhrengeschäft, stellen sie fest, dass es viertel vor zwölf ist. „Zeit um ins Bett zu gehen“, meint Ester. Doch kaum haben sie die Hotelzimmertür hinter sich geschlossen, schüttelt der Graf mürrisch den Kopf, „Ich kann jetzt noch nicht schlafen. Ich geh noch einmal raus.“ „Was hast du denn?“, fragt ihn Ester sorgenvoll. „Es ärgert mich, dass dieser Kerl mich beklaut hat!“
„Aber es ist doch nur Geld…“, versucht Ester zu beruhigen. Doch als sie sieht, wie düster ihr Gatte dreinblickt, winkt sie ab. „Na dann geh nur, ich werde noch ein bisschen lesen. Falls ich schon schlafe, wenn du zurückkommst, sei bitte leise.“ „Ist schon recht, ich werde die Schuhe vor der Türe ausziehen.“ Maximilian nimmt sich einen Hunderter aus Esters Börse, wirft sein Cape über und steckt den Zimmerschlüssel in die Innentasche. Im nächsten Moment ist er auch schon aus der Türe. Er geht ärgerlich die Straße entlang ohne genau zu wissen, wohin er eigentlich will. So ein unverschämter Kerl! Beklaut ihn und macht Ester schöne Augen!
Da wird er angesprochen. „Maximilian, was machst du denn hier zu so später Stunde?“ Es ist Dieter, er ist Besitzer eines Dirndlgeschäftes in der Getreidegasse. Er ist ein unehelicher Sohn von Maximilian. Die Affäre ist bereits sechsundzwanzig Jahre her. Als Abfindung hat Maximilian damals Dieters Mutter einen Betrag von zweihunderttausend Mark gegeben. Es wurde ein Vertrag aufgesetzt, indem festgelegt wurde, dass es keine weiteren Ansprüche gäbe. Das Geld investierte