Aldemakros. Dubhé Vaillant

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Aldemakros - Dubhé Vaillant

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Dolores - sie hiess eigentlich Betty Smith - dieses Tauchunternehmen leitete, regte sie nichts mehr auf als Taucher, die nicht bei der Sache waren. Seit sie als 32-jährige Investmentbankerin ihre Karriere bei der Wells Fargo Bank in Seattle beendet hatte, lebte sie in Belize und verwirklichte ihren Traum als Tauchlehrerin mit einer eigenen Tauchschule. Die winterliche Kälte im Nordwesten der USA war letztlich ausschlaggebend für sie, so dass sie ihre Zelte im Süden, in Belize neu aufschlug. Sie war im Beruf recht erfolgreich, was man von ihren zahlreichen Beziehungen nicht sagen konnte. Obwohl man sie als äusserst attraktiv bezeichnen konnte, klappte es nie lange mit ihren Liebhabern. Sie sei zu langweilig oder zu pingelig, ja geradezu pedantisch, meinten einige ihrer Ehemaligen.

       »John, noch eine halbe Stunde, wirst du fertig?«, rief sie ihrem Mitarbeiter und seit einem halben Jahr ihrer neuen Flamme zu, der für das Füllen der Tauchflaschen verantwortlich war.

      »Alles im grünen Bereich, Honey«, antwortete John. Jede Flasche war nummeriert, und er trug die Füll- und Mischmengen ins entsprechende Logbuch ein. Seine lockere Art hinterliess oftmals den Eindruck, dass er mit seinen Gedanken nicht so bei der Sache war. Dies täuschte aber sehr. John Kennedy, der aus Hawaii stammte und gemäss seinen Angaben Kanaka Maoli als Vorfahren hatte, wusste, wie wichtig das Abfüllen und das Kontrollieren der Tauchflaschen war. Ein Fehler bei seiner Arbeit könnte in 70 Metern Tiefe zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. Seit er bei den United States Navy Seals vor vier Jahren als Commander den Dienst quittiert hatte und auf der Tauchbasis arbeitete, war ihm kein einziger Fehler unterlaufen. Das wird auch heute so sein, dachte er. John, gross gewachsen wirkte mit seinem durchtrainierten, kräftigen Körperbau als jemand, den man nicht als Feind haben möchte. Die zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen schwarzen Haare verliehen ihm aber eine freundliche und hilfsbereite Note.

      »Honey, das Ventil des T-Stücks und der Schraubverschluss sind geprüft. Ich bringe die Flaschen aufs Boot«, rief John Dolores zu.

      »Danke, in 10 Minuten kommen die Gäste.«

       »Du, ich habe ein eigenartiges Gefühl, das Great Blue Hole sieht zwar wie immer aus, aber etwas missfällt mir. Ich kann es aber nicht deuten«, sagte John.

      »Woran denkst du?«

      »Es ist nur so ein Gefühl, ich kenne das von meinen früheren Kampfeinsätzen bei den Navy Seals. Es riecht nach Gefahr. Aber ich sehe keine. Der Wetterbericht ist bis auf Weiteres gut«, antwortete er.

      »Mach dir keine Sorgen, es wird schon schiefgehen. Ich leite noch diesen Tauchgang und dann gönnen wir uns einen gemütlichen Abend«, rief sie augenzwinkernd John zu.

      »Nein!«, sagte John in ernsthaftem Ton.

      »Was, nein?«

      »Nein, du wirst diesen Tauchgang nicht leiten. Ich werde das tun.«

      »Doch, das werde ich«, empörte sich Dolores ein wenig.

      »Das solltest du auf keinen Fall tun!«

      »Ich streite nicht mit dir John. Ich leite den Tauchgang und damit hat es sich!«

      »Ich habe dich noch nie um was gebeten, aber ich flehe dich an, geh heute da nicht raus. Das Gefühl wird stärker und es hat mich noch nie getäuscht«, erklärte er ihr.

       Nachdenklich beobachtete ihn Dolores und spürte, dass sie ihn wirklich noch nie so erlebt hatte. Die Nasenflügel seiner etwas zu gross geratenen Nase bewegten sich unrhythmisch und das beunruhigte Dolores.

      »Was ist mit dir los, John? Fühlst du dich nicht gut? Wirst du krank?«

      »Nein, überhaupt nicht. Mir sträuben sich alle Nackenhaare, aber ich weiss nicht, warum. Schon mein Grossvater hatte so eine Art Vorahnung, wenn es sehr gefährlich zu werden schien. Er hat sich auch nie getäuscht. Glaube mir, es wird sehr, sehr gefährlich, und ich will nicht, dass du da raus gehst.«

      »Sollen wir den ganzen Tauchgang absagen?«, fragte Dolores besorgt.

      »Ich weiss es nicht«, antwortete John.

      »Also gut, wenn es sein muss, dann übernimmst du den Tauchgang«, erklärte Dolores.

      Irgendwie war ihr die ganze Sache etwas unheimlich, aber die Gäste hatten gutes Geld für den Tauchgang bezahlt. Nur wegen einer Vorahnung wollte sie nicht alles abblasen. Sie war ja auch auf das Geld angewiesen.

      Der angemietete Bus fuhr direkt vor die Tauchbasis und zehn Gäste stiegen mit ihren eigenen Tauchausrüstungen aus. Sechs Männer und vier Frauen. Dolores hoffte insgeheim, dass keine Paare dabei wären. Der Stress bei Tauchgängen in dieser Umgebung führte oftmals anschliessend zu grossen Ehekrisen. Meistens waren es nur die Männer, die begeistert waren. Oftmals überredeten sie ihre Frauen, damit diese mitmachten. John nickte ihr zu, als könnte er ihre Gedanken lesen.

      »Hey John, gibt es eigentlich eine Scheidungsstatistik nach Tauchgängen?«, rief Dolores ihm zu.

      »Keine Ahnung, aber es wäre mal interessant, dem nachzugehen«, erwiderte er.

      Auf der Teilnehmerliste war ersichtlich, dass vier Amerikaner, zwei Kanadier, zwei Norweger und je ein Deutscher und Franzose den Tauchgang bestreiten wollten. Nachdem sie die angekommen Gäste begrüsst hatten, erklärten sie die Regeln und dass den Anweisungen von John Kennedy, dem heutigen Tauchleiter, strikt Folge zu leisten sei. Mit Ausnahme der Amerikaner kannten sich die Teilnehmer nicht. Alle nickten, und wie üblich unterzeichneten die Teilnehmer ein paar Formulare, damit später keine juristischen Schwierigkeiten zu erwarten wären. Jedem Teilnehmer wurde, wie immer bei solchen Tauchgängen, ein Body zugewiesen. Das hiess, dass immer zwei Personen gegenseitig füreinander verantwortlich sein würden. Die vier Paare entschieden schnell, dass sie sich gegenseitig als Body dienen wollten. Der Franzose, der Deutsche und John bildeten ein Dreierteam. Jeder Taucher war selber für seine Ausrüstung zuständig. Alle brachten diese in einem bereitgestellten Korb aufs Tauchschiff. Flossen, Tauchbrille, Tauchmesser, Neoprenanzug, Manometer, Oktopus in doppelter Ausführung, aufblasbares Jackett und sonst noch das eine oder andere.

      »Warum heisst das Atmungsgerät eigentlich Oktopus?«, dachte John bei jedem Tauchgang. Aber eigentlich war es ihm egal.

      »Hauptsache, sie funktionieren, und wenn nicht, hat ja jeder Taucher noch einen zweiten«, dachte er.

       Nachdem bei jedem Taucher das Jackett an der Flasche festgeschnallt und mit dem entsprechenden Hakenverschluss gespannt worden war, wurden beide Oktopus an der gleichen Seite des T-Stücks an der Flasche angeschraubt. Ein Oktopus wurde in der Tasche mit einem Klettverschluss befestigt. Anschliessend wurde das Jackett an der anderen Seite des T-Stücks für das Luftgemisch angeschraubt. Das lose Ende mit dem Manometer für die Druckanzeige wurde in die Tasche gesteckt. Nachdem alle weiteren Handgriffe ordnungsgemäss durchgeführt worden waren, nahmen die Teilnehmer auf den zugewiesenen Sitzen im Schiff Platz. Bevor der eigentliche Tauchgang begann, ging John nochmals seine Checkliste durch und kontrollierte, ob die Gäste ihre Neoprenanzüge auch richtig angezogen hatten. Er hatte mal einen Anfänger, der doch tatsächlich den Anzug verkehrt angezogen hatte. Noch heute fragte er sich schmunzelnd, wie er das nur geschafft hatte. Aber hier waren zertifizierte Taucher am Werk und jeder Handgriff sass. Wenn auch der eine oder andere sich bevormundet fühlte. Vor jedem Tauchgang machte sich John ein Bild von den Teilnehmern. Er wollte wissen, mit wem er es zu tun hatte. Dies hatte er sich schon während seiner Zeit bei den Navy Seals angewöhnt. Er schätzte die Lage jeweils anhand der Persönlichkeitsprofile ein und entschied dann, wie der Tauchgang ablaufen sollte. Da war Roy Meyer, der mit seiner Frau Kate aus Boston und mit einem befreundeten Paar, Neville und Linda

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