Tagungsband über das Historische Symposium "220 Jahre Humboldt in Franken". Группа авторов
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Dr. Ingo Schwarz, der Leiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle an der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg, stellte heraus, dass Humboldt in der Region „wirklich hart gearbeitet“ hatte. Das Thema Gold habe sich dabei von Goldkronach ausgehend wie ein roter Faden durch sein Leben gezogen, schließlich sei Humboldt in späteren Jahren der Goldbergbauexperte in Russlands gewesen. Auch ein Aufsatz aus den 1830er Jahren über die „Schwankungen der Goldproduktion“ sei bekannt. Daraus werde auch ersichtlich, dass der internationale Handel schon für Humboldt ein wichtiges Thema gewesen sei. Die Grundlagen dafür seien im Fichtelgebirge gelegt worden.
Freilich hatte Humboldt nicht bei null begonnen, so Professor Rainald Becker von der Universität Bayreuth. Schon vorher habe es wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Botanik und der Naturgeschichte gegeben, die im Wesentlichen von den Jesuiten getragen worden sei. Durch ihre Missionstätigkeit hätten sie das landeskundliche Wissen stark gefördert und Alexander von Humboldt habe dieses Wissen nicht nur systematisch ausgewertet sondern in seinen Schriften auch immer wieder zitiert.
Das Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V.
Der als gemeinnützig anerkannte Verein „Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V.“ wurde im März 2008 gegründet. Der Verein hat es sich insbesondere zur Aufgabe gemacht, an Leben und Werk von Alexander von Humboldt zu erinnern, der von 1792 bis 1795 in Goldkronach gelebt hat.
Weiterer Vereinszweck des „Alexander von Humboldt-Kulturforums Schloss Goldkronach e.V.“ ist es, die Geschichte von Schloss Goldkronach als ehemaligen Amtssitz der Markgräflichen Verwaltung und seine wechselhafte Besitz- und Bewohnungshistorie zu erforschen und zu dokumentieren. Dabei soll auch der Bezug des Fichtelgebirges als Markgräfliches Besitztum und Wirtschaftsressource wie auch als Inspiration des kulturellen Schaffens um Bayreuth verdeutlicht werden.
Hierzu führt der Verein Veranstaltungen und Projekte verschiedener Art durch, die der Pflege von Kunst und Kultur, der Völkerverständigung sowie der kulturellen Zusammenarbeit mit dem Ausland dienen.
Seit dem Jahr 2011 werden Leben und Wirken Alexander von Humboldts in einer Ausstellung dokumentiert. Auf 10 Tafeln werden ausführliche Informationen rund um das Universalgenie Alexander von Humboldt dargestellt.
Die Ausstellung befindet sich in der Eingangshalle des Schlosses Goldkronach, kann aber auch jederzeit über die Internetseite des Kulturforums abgerufen werden.
Weitere ausführliche Informationen über den Verein und Alexander von Humboldt finden Sie auf unserer Internetseite www.humboldt-kulturforum.de.
Professor Dr. Dieter J. Weiß: Franken zur Zeit Alexander von Humboldts
von Professor Dr. Dieter J. Weiß
Als der junge Assessor im preußischen Bergdepartement Alexander von Humboldt1 (1769-1859) am 12. Juli 1792, aus Sachsen-Coburg-Saalfeld kommend, in Ludwigstadt fränkischen Boden betrat,2 war er sich dessen wahrscheinlich gar nicht bewußt, er war in das Markgraftum Brandenburg-Kulmbach gelangt. Am folgenden Tag reiste er durch den Thüringer Wald nach Steben und Naila, beide ebenfalls im Markgraftum Kulmbach gelegen. Am 14. Juli inspizierte er in der Nähe von Steben Bergwerke, denen in den folgenden Wochen und Monaten weitere Besichtigungen zunächst in der Umgebung, dann auch im Markgraftum Brandenburg-Ansbach, in Crailsheim und Bruckberg, folgten.3 Seit Jahresanfang 1792 standen diese beiden Markgraftümer, auch als Fürstentümer Ansbach und Bayreuth bezeichnet, unter preußischer Verwaltung. Am 26. August 1792 erstattete Humboldt dem Chef des preußischen Bergwesens Friedrich Anton Freiherrn von Heinitz (1725-1802) in Bayreuth mündlich Bericht. Dieser beschloß darauf mit Karl August von Freiherrn von Hardenberg, Humboldt zum Königlichen Oberbergmeister in den drei Bayreuther Bergämtern zu ernennen. Bereits am folgenden Tag berichtete Alexander seinem Freund Carl Freiesleben davon.4 Mit Datum vom 6. September wurde dann das Bestallungsdekret im Namen König Friedrich Wilhelms II. von Preußen (reg. 1786-1797) ausgefertigt, daß Humboldt zum „Königlichen Oberbergmeister in Unseren Fränkischen Fürstentümern“ ernannte.5 Fränkisch dient hier zur Unterscheidung von den übrigen Herrschaftsbereichen des Königs von Preußen oder Markgrafen von Brandenburg, das Epitheton Königlich war zwar reichsrechtlich falsch, aber faktisch zutreffend. Humboldt faßte seine Beobachtungen in einem bereits am 22. September vollendeten Bericht „Ueber den Zustand des Bergbaus und Hütten-Wesens in den Fürstentümern Bayreuth und Ansbach im Jahre 1792“6 zusammen, den er Hardenberg in Ansbach überreichte. Im Anschluß brach er zu einer Besichtigungsreise zu Bergwerken in Bayern, Österreich, Galizien und Schlesien auf.
Alexander von Humboldt wirkte vom Juli 1792 bis zum Februar 1797, unterbrochen durch mehrere Forschungsreisen, als Leiter des Bergbaus in den Bergämtern Naila, Wunsiedel und Goldkronach.7 Ab 1. Juni 1793 war dabei Bayreuth sein hauptsächlicher Standort, von wo er weiter eine lebhafte Korrespondenz führte.8 Am 21. Mai 1795 informierte er Johann Wolfgang von Goethe in einem Schreiben anläßlich der Übersendung seiner Werke über seine Ernennung zum Oberbergrat.9 In Franken fanden in diesen Jahren entscheidende politische Veränderungen statt – die in erster Linie von Preußen und erst in zweiter Linie vom revolutionären Frankreich ausgingen. Die Leitung der Verwaltung der beiden Markgraftümer hatte bereits 1790 im Auftrag des Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach und Kulmbach Karl August Freiherr von Hardenberg (1750-1822) übernommen, der mit quasi vizeköniglichen Vollmachten regierte und der auf eine in seinen Augen mittelalterliche Welt getroffen war.10
Franken bildete seit dem frühen Mittelalter eine Zone besonderer Königsnähe.11 Dies hatte die Ausbildung eines Bayern oder Schwaben vergleichbaren Herzogtums und damit die Entstehung eines Reichsfürstentums verhindert. Eine Folge davon war, daß sich Franken zu einem Boden territorialer Zersplitterung entwickelte.12 Weder konnten die Bischöfe von Würzburg die Chance einer staatlichen Konzentration zum Ausbau einer geistlichen Landesherrschaft, die in der sogenannten „Güldenen Freiheit“ von 1168 lag, nutzen, noch gelang den Zollern die Durchsetzung der Ansprüche ihres „Kaiserlichen Landgerichts Burggrafentums Nürnberg“ zur Ausbildung eines Herzogtums Franken. Das Herzogtum Franken der Würzburger Bischöfe blieb auf deren Bistum beschränkt.13 Zwar waren die Hochgerichtssprengel in Franken topographisch genau festgelegt, doch wurde der Blutbann zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf die vier hohen Fälle Mord, Brand, Raub und Notzucht eingeschränkt. Die Zivilgerichtsbarkeit und die mittlere Strafgerichtsbarkeit lagen bei der Vogtei, die von der Grundherrschaft wahrgenommen wurde.14 Diese übte auch das Gesetzgebungs- und Verordnungsrecht aus. Aus dieser Wurzel erwuchs der Komplex der „Polizei“, der Bereich der inneren Verwaltung mit Aufsichts- und Konzessionsrechten für die Wirtschaft. Weitere Herrschaftsrechte bildeten die Regalien Wildbann, Forsthoheit, Zoll und Geleit, Bergrecht, Marktrecht und Judenschutz. Die Erbhuldigung der Untertanen brachte die Landeshoheit zum Ausdruck. In Franken standen diese unterschiedlichen Rechts- und Herrschaftskreise nicht getrennt nebeneinander, sondern durchdrangen und überschichteten sich vielfältig. In Franken wie auch in Schwaben und am Rhein herrschte also das Prinzip des territorium non clausum. Dies hatte zur Folge, daß es keine festen linearen Territorialgrenzen gab, daß die Landeshoheit oft umstritten war und daß sich mehrere Reichsstände die Herrschaft über einen Ort mit unterschiedlichen Rechten teilen konnten.15
Betrachten wir zunächst die wichtigsten Territorien des fränkischen Raumes. Seit dem Spätmittelalter gab es zwei Markgraftümer der Zollern in Franken,