Tagungsband über das Historische Symposium "220 Jahre Humboldt in Franken". Группа авторов

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Tagungsband über das Historische Symposium

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      Wir haben einen Überblick über das Franken des Ancien Régime, über das vor-hardenbergische Franken gewonnen, das in vielem ein Abbild des Heiligen Römischen Reiches in nuce bildete – und dieses sogar um einige Tage überlebte. Erst am 16. August 1806, also 10 Tage, nachdem Kaiser Franz II. (1768-1835) die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches niedergelegt hatte, erklärte der bayerische Gesandte beim Fränkischen Reichskreis, der in die Bamberger Direktorialrechte eingerückt war, die Kreisversammlung im Namen des Königs von Bayern für aufgelöst.64

      Das am 1. Januar 1806 proklamierte Königreich Bayern bildete dagegen einen eigenständigen Staat, der über eine weitgehend ungebrochene Tradition vom Stammesherzogtum über das um die österreichischen Länder und Tirol verkleinerte Herzog- und Kurfürstentum bis zum souveränen Königreich verfügte, seit 1180 von Wittelsbachern regiert. Die wohl einschneidendsten Veränderungen seiner Geschichte erlebte es zwischen 1802 und 1815, als aus dem alten Kurfürstentum, säkularisierten Hochstiften des bayerischen, den meisten Territorien des fränkischen und den östlichen Teilen des schwäbischen Reichskreises das moderne Bayern geformt wurde.65 Damit sind wir am wohl schwärzesten Punkt der bayerisch-fränkischen Beziehungen angelangt. Mit Legitimität hatten die Säkularisationen und Mediatisierungen nach dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 sicher nichts zu tun, sondern mit kühler Machtpolitik. Und hätte Bayern nicht zugegriffen - eine müßige Fragestellung - hätte Preußen versucht, seine fränkische Stellung zu behaupten und auszubauen. Denken wir nur an die rigorose Politik Karl August Freiherr von Hardenbergs, der bei der Inbesitznahme der Markgraftümer für die Krone Preußen Ansprüche auf ganz Franken erhoben hatte.66 Hardenberg wollte die beiden Fürstentümer zum Brückenkopf für das Ausgreifen Preußens nach Süddeutschland ausbauen. Als nächsten Schritt plante er die Übernahme der Hochstifte Bamberg und Würzburg, wobei ihm in Bayern ein Gegner erwuchs, der mit ähnlichen Methoden arbeitete. Dieses konnte sich dabei auf Frankreich und Rußland stützen, die eine Hegemonialstellung Preußens verhindern wollten. Daran scheiterte Hardenbergs Politik eines „fränkischen Neupreußen“. Bereits 1802 besetzte Bayern die fränkischen Hochstifte, Würzburg bildete dann zwischen 1805 und 1814 ein eigenes Großherzogtum.67 Damals stand nicht Bayern gegen Franken, sondern Machtpolitik gegen altes Reichsrecht, das keine Verteidiger mehr fand. Die Markgraftümer kamen erst – auf dem Tauschweg und durch Verkauf – 1806 und 1810 an Bayern. Die übrigen weltlichen Territorien fielen meist im Zuge der Mediatisierung ebenfalls 1806 an das neue Königreich.

      Widerstände bei der fränkischen Bevölkerung in den ehemaligen Hochstiften lösten weniger die Zugehörigkeit zu einem anderen Staatswesen und die damit verbundene Verwaltungsneuorganisation aus als vielmehr die radikalen Säkularisationsmaßnahmen. Die Aufhebung der Klöster und die Unterdrückung tradierten religiösen Brauchtums verletzten die Gefühle der gläubigen Bevölkerung. Kulturelle Werte und Kunstwerke gingen bei den vielfach barbarisch durchgeführten Aktionen zugrunde.

       Herausragende Kunstschätze wurden nach München transportiert. Die dabei geschlagenen Wunden vernarbten lange nicht, der Dichter Karl Immermann (1786-1840) mußte die andauernde Empörung bei seiner „Fränkischen Reise“ noch 1837 feststellen.68 Diese modern-aufgeklärten Maßnahmen, dieser radikale Bruch mit der Tradition trafen aber nicht nur Franken, sondern ganz Bayern. Es war die Spätaufklärung, die ihre Kirchenfeindschaft und ihren Nützlichkeitswahn, ihre Ablehnung gewachsener Traditionen und ihren Zentralisierungsfetischismus auslebte.

      Der Beginn der bayerischen Herrschaft in Franken stand so unter einem Unstern. Die Identität der ehemaligen Hochstiftsuntertanen war katholisch geprägt, Proteste entzündeten sich an antikirchlichen Maßnahmen. Noch stärker blieb in den Reichsstädten die Erinnerung an das Reich wirksam. Als im Juni 1809 ein österreichisches Freikorps nach Franken gelangte, öffnete ihm die Nürnberger Bevölkerung die Tore, gegen die Polizeidirektion kam es zu Ausschreitungen, die bayerischen Wappen wurden abgerissen. Die Identität der ehemaligen Reichsstädter hatte sich auf Nürnberg und darüber auf das Reich bezogen, die Loyalität galt dem römisch-deutschen Kaiser, die einfach auf den Kaiser von Österreich übertragen werden konnte. In den vormaligen Markgraftümern war noch die Anhänglichkeit den alten Landesherren gegenüber lebendig, die man dem König von Preußen bewahrt hatte. Daran änderten auch die panegyrischen Formen der Bekundung der Anhänglichkeit und des Gehorsams an den neuen bayerischen König zunächst nichts. Die traditionelle Loyalität zu Kaiser und Reich wie zu den Hohenzollern konnte sich in Franken mit der modernen nationalen Bewegung des Zeitalters der Befreiungskriege verknüpfen.

      Als aber nach einem langen Leben Alexander von Humboldt im Jahr 1859 starb, war Franken längst fester Teil des Königreichs Bayern geworden. Dafür hatten die bayerische Verfassung von 1818 und besonders die Integrationspolitik König Ludwigs I. (reg. 1825-1848, †1868) gesorgt. Der Monarch dokumentierte 1835 die Vielfalt seiner Länder aus „vier Völkerstämmen“ in einem neuen Titel: „Ludwig von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben etc. etc.“.69 Erstmals waren damit alle Franken zumindest dem Titel nach in einem Herzogtum vereinigt. Ludwig I. bemühte sich erfolgreich, die eigenständigen Traditionen der fränkischen Territorien zu beleben.70 In diesen Bereich gehört die Historisierung des bayerischen Wappens (1835), für das er den fränkischen Rechen, der seit dem 14. Jahrhundert auf Grabsteinen der Würzburger Fürstbischöfe begegnet, als Symbol für Franken bestimmte.71 Er bezog auch die Regierungskreise in dieses Konzept ein, indem er 1837 die Flußnamen durch die historisierenden Bezeichnungen Ober-, Mittel- und Unterfranken und Aschaffenburg ersetzen ließ.72 Ein weiteres Element bildete seine Denkmalpolitik, in mehreren fränkischen Städten ließ er Monumente der früheren Regenten aufstellen.73 Ludwig I. inszenierte sich dadurch als Erben der fränkischen Fürsten. Auf diese Weise trug er zur Bildung einer fränkischen Identität bei, die auf die Person des Monarchen ausgerichtet sein sollte. Er konstituierte den König und die Dynastie als Klammer und Garanten der Einheit des Königreiches.

      Werner Blessing hat darauf hingewiesen, daß gerade der moderne Staat eine neue Verbundenheit über alte Grenzen hinweg erzeugt hatte, daß die „Einbayerung“ auch eine „Frankonisierung“ bewirkt hatte.74

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