Tagungsband über das Historische Symposium "220 Jahre Humboldt in Franken". Группа авторов

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Tagungsband über das Historische Symposium

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Verwaltungsreformen entscheidend erleichtert.

      Betrachten wir die weiteren fränkischen Territorien. Die drei Hochstifte Bamberg, Eichstätt und Würzburg und der Hoch- und Deutschmeister bildeten die geistliche Fürstenbank des Fränkischen Kreises. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden sie von verschiedenen Säkularisationsprojekten bedroht.26 Im Zeitalter der Aufklärung wurde die Berechtigung geistlicher Herrschafts- und Besitztitel in Zweifel gezogen. Besonders umfassend war das Säkularisationsprojekt von 1742/43, als von Preußen der Plan ausging, mehrere Hochstifte zu säkularisieren, um die schmale Machtbasis Kaiser Karls VII. Albrecht (reg. 1742-1745) zu erweitern. Auch wenn der Kaiser sich von solchen Plänen distanzierte und ihre Urheberschaft in der geschickten Wiener Propaganda vermutete, so war damit doch die Existenz der geistlichen Staaten in Frage gestellt.

      Das Hochstift Bamberg umfaßte zu Ende des 18. Jahrhunderts 65 Quadratmeilen und 150000 bis 195000 Einwohner.27 Freilich bildete es kein geschlossenes Gebiet, sondern war durchsetzt von reichsritterschaftlichen Gebieten und von Mediatbesitzungen des Dompropstes, des Domkapitels und der Klöster.28 Die bis heute wertwolle „Historisch-topographische Beschreibung des Kaiserlichen Hochstifts und Fürstenthums Bamberg“, Nürnberg 1801 (ND München 1978) stammt von dem Banzer Benediktiner Johann Baptist Roppelt, der praktischer Geometer und Kartograph war. Es gab 54 Vogtämter, 24 Kastenämter, 46 Steuerämter und 29 Centämter, deren Kompetenzen nicht streng geschieden waren, die sich territorial überschnitten und oft in Personalunion wahrgenommen wurden. Die Stadt Bamberg wurde erst 1748 durch die Auflösung der Immunitäten zu einer Verwaltungseinheit. Mittelbehörden gab es nicht, die Regierungsspitze bildeten der Hofrat, die Hofkammer und der Geistliche Rat. Justiz und Verwaltung waren nicht getrennt.

      Das Hochstift Würzburg umfaßte zu Ende des 18. Jahrhunderts 87 Quadratmeilen und 250000 Einwohner. Es war in 54 Ämter eingeteilt, die juristische, finanzwirtschaftliche und Verwaltungsaufgaben zu erfüllen hatten. Außerhalb der Ämterorganisation standen die Stadt Würzburg, die Besitzungen des Domkapitels, des Ritterstiftes St. Burkard, der Stifte Haug und Neumünster, der Universität und des Juliusspitals, der Jesuiten, des Domstifts, des Bürgerspitals und von 15 Abteien. Daneben gab es die Centgerichtsbarkeit. Die Juden verfügten über eine eigene Gerichtsbarkeit. Mittelbehörden existierten nicht, die Zentralbehörden waren ähnlich wie in Bamberg organisiert.

      Die Hochstifte Bamberg und Würzburg wurden im Jahr 1792 wie schon unter Friedrich Karl von Schönborn (reg. 1729-1746) und Adam Friedrich von Seinsheim (reg. 1757/55-1779) von Franz Ludwig von Erthal29 (reg. 1779-1795) in Personalunion regiert. Erthal, dem man gewöhnlich den Sieg der Aufklärung im katholischen Franken zuschreibt, faßte seine Stellung zu dieser Geisteshaltung zusammen, „daß ich stets ein Beförderer der wahren und zweckmäßigen Aufklärung sein und bleiben werde, von deren Wohlthätigkeit, wenn darunter gründlicher Religionsunterricht und steter Betrieb der Sittlichkeit mitverstanden wird, ich vollkommen überzeugt bin.“30 In seinen Regierungsgrundsätzen stellte er das Bischofsamt über die Reichsfürstenwürde.31 In pädagogischer Absicht versuchte er als typischer Aufklärer alle Lebensbereiche zu regeln. Er ließ neue Ritualien, Gesangbücher und Katechismen einführen. Gegen Elemente des Wallfahrtswesens und die Vielzahl von Feiertagen wandte er sich, unter anderem mit der Feiertagsverordnung von 1785.32

      Die Reformen des Zivilrechts unter den Fürstbischöfen Adam Friedrich33 und des Strafrechts unter Franz Ludwig34 bewegten sich vollkommen auf der Höhe der Zeit. Beide bemühten sich erfolgreich um das Bildungswesen. Erthal errichtete 1791 in Bamberg nach Würzburger Vorbild ein Schullehrerseminar.35 Gleichzeitig wurde die Oberaufsicht über das Bamberger Schulwesen der ausschließlichen geistlichen Aufsicht durch das Generalvikariat entzogen und der Schulkommission übertragen. An den beiden Universitäten Würzburg und Bamberg gewannen die Vertreter der Aufklärung weiter an Boden, besonders auf den Gebieten von Pastoraltheologie und Kirchengeschichte. 1782 berief Franz Ludwig von Erthal den Würzburger Benediktiner von St. Stephan Matern Reuß, der eine Studienreise zu Kant nach Königsberg unternommen hatte, auf den Würzburger Lehrstuhl für Logik, Metaphysik und praktische Philosophie.36 Er war der erste, der sich an einer katholischen Universität zur Philosophie Kants bekannte und 1788 über sie las. Im folgenden Jahr veröffentlichte er die Schrift „Soll man auf katholischen Universitäten Kants Philosophie erklären?“. Der Kantianismus entwickelte sich auch an den katholischen Universitäten Würzburg und Bamberg, wo Georg Eduard Daum und Johann Friedrich Batz schon früher die Philosophie Kants vertreten hatten, zu einer förmlichen Modeerscheinung.

      Erthal ließ verschiedene gesundheitspolitische Maßnahmen durchführen, so erließ er eine Hebammenordnung und errichtete eine Hebammenschule. 1787 wurde in Bamberg mit einem modernen, 1789 eröffneten Krankenhausneubau begonnen.37 Es entsprach hinsichtlich Anordnung und Ausstattung der Krankenzimmer, Handhabung der Hygiene und pflegerischer und ärztlicher Betreuung modernsten Anforderungen. Sein Vorbild war das 1784 errichtete Wiener Allgemeine Krankenhaus. Es sollte in erster Linie Armen und Dienstboten zur unentgeltlichen Behandlung zur Verfügung stehen. Auch in der Armenfürsorge wurden wesentliche Fortschritte erzielt.38 1779 führte Franz Ludwig in Würzburg die Armen-Polizei ein, um den sündhaften Müßiggang zu beenden und ehrlichen Broterwerb zu ermöglichen. Als arm galt, wer sich den notwendigen Lebensunterhalt nicht selbst verschaffen konnte. Um diese Armen von den Arbeitsscheuen zu trennen, wurden Zwangsarbeitshäuser eingerichtet. Diese Armenordnung wirkt als Vorbild für den Fränkischen Reichskreis und wurde 1816 der Armenverordnung des Königreichs Bayern zugrundegelegt.39

      Im Frühjahr 1790 überließ Erthal als Fürstbischof von Würzburg dem Kaiser Truppen für den Einsatz gegen das revolutionäre Frankreich. 1792 bemühte er sich um eine Neutralitätserklärung des Fränkischen Kreises gegenüber Frankreich,40 mußte sich aber schließlich dem Reichskrieg anschließen. Diese Konstellation bestimmte bis zum Ende die Politik der fränkischen Hochstifte.

      Nach Erthals Tod am 14. Februar 1795 wählte das Würzburger Kapitel Georg Karl von Fechenbach (reg. 1795-1808) zum Fürstbischof. Trotz Unterstützung des Kaiserhofes konnte er sich in Bamberg nicht durchsetzen, weil er im dortigen Domkapitel nicht aufgeschworen war. Die Bamberger Kapitulare einigten sich nach langen Verhandlungen und verschiedenen politischen Pressionen auf einen schwachen Kompromißkandidaten, den greisen Regierungspräsidenten Christoph Franz von Buseck (reg. 1795-1802/1805). Auf Grund der politischen Umstände konnte er keine bedeutenden innenpolitischen Aktivitäten entfalten. Aus Treue zur Reichsverfassung lehnte er 1795 das Angebot Hardenbergs ab, Bamberg in die preußische Neutralitätszone einzubeziehen. 1796 mußten die fränkischen Bischöfe vor den heranrückenden Franzosen nach Böhmen fliehen, die Würzburg besetzten.

      Das Hochstift Eichstätt umfaßte zu Ende des 18. Jahrhunderts noch 20 Quadratmeilen und 62000 Einwohner. Es bestand im wesentlichen aus zwei Teilen, einem größeren Komplex um Eichstätt an der Altmühl bis Berching im Norden und das Oberstift aus mehreren kleineren Gebieten um Herrieden, Ornbau, Abenberg und Spalt. Es verschloß sich anders als die mainfränkischen Diözesen weitgehend den Forderungen der Aufklärung. Als letzter Eichstätter Fürstbischof wurde Joseph von Stubenberg41 (reg. 1791-1821, †1824) 1791 gewählt. Die von Hardenberg mit harter Rücksichtslosigkeit durchgeführte Revindikationspolitik drohte auch die geistliche Jurisdiktion des Bischofs einzuschränken. Hardenberg entwickelte den Plan der Errichtung eines Generalvikariates für die Katholiken in den preußischen Territorien in Franken.42 1794/95 visitierte Stubenberg die Pfarreien und Klöster im Hochstift persönlich. Er unterstützte ein vom Bischof von Freising und Regensburg angeregtes Projekt einer Verbindung der geistlichen Reichsstände zur Erhaltung der Wahlstaaten,43 dem aber Würzburg und Bamberg fernblieben.

      Das reichsunmittelbare Territorium des Hoch- und Deutschmeisters umfaßte zu Ende des 18. Jahrhunderts nur noch das Meistertum Mergentheim mit 10 Quadratmeilen und 32000 Einwohnern, das Amt Ellingen als Sitz der Ballei Franken war 1796 von Preußen okkupiert worden.44 Der Deutsche Orden, dessen Vertreter der Reichsdeputation angehört hatte, überstand zunächst den Reichsdeputationshauptschluß. Er wurde erst 1809 in den Rheinbundstaaten aufgehoben und säkularisiert, im Kaiserreich Österreich bestand er fort.

      Auf

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