Der Shaolin. Karl-Heinz Jonas

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eilig. Ruhig näherte er sich.

      Der Unbekannte war prunkvoll gekleidet und gut bewaffnet. Dies und sein Auftreten ließen in ihm einen mächtigen Menschen vermuten.

      Vielleicht war das Mädchen eine seiner Bediensteten, die von den Herren oft als Eigentum betrachtet und auch so behandelt wurden.

      Bei den beiden angekommen, herrschte der Fremde den jungen Mönch sofort an: „Verschwinde.“

      Dieser Mensch gefiel Li Ning ebenso wenig wie dessen arrogante Art. Trotzdem fragte er in höflichem Ton: „Wer ist dieses Mädchen? Was hat es getan?“

      „Das geht niemanden etwas an. Kümmere dich um deine Angelegenheiten. Ich sagte schon einmal, du sollst verschwinden. Ich bin es nicht gewohnt, mich wiederholen zu müssen.“

      Am liebsten hätte Li Ning diesen unangenehmen Menschen geohrfeigt, doch dies verboten ihm sowohl seine Erziehung als auch sein Mönchsgewand. Deshalb sagte er, sich mühsam beherrschend: „Dieses Mädchen, das Ihr in Angst und Schrecken versetzt und fast zu Tode gehetzt habt, hat sich in meinen Schutz begeben und damit diese Angelegenheit auch zu der meinen gemacht. Da Ihr mir nicht sagen wollt, worin sein Vergehen besteht, nehme ich es mit in unser Kloster. Ihr könnt Euch an unseren Abt wenden, um Eure Klage gegen das Mädchen vorzubringen.“ Li Ning wollte die noch immer bewusstlose Unbekannte auf den Arm nehmen und sich entfernen.

      Der Fremde antwortete mit einem schallenden Gelächter. Doch es war kein Lachen, wie Li Ning es kannte; keinerlei Freude schwang darin mit. Es war ein falsches Lachen.

      Plötzlich verstummte der Mann, und der Ausdruck in seinem Gesicht verfinsterte sich zusehends. „Entweder du verschwindest jetzt, oder ich mache dir Beine.“

      Auch Li Ning reichte es jetzt, und er antwortete mit unverhohlenem Spott in der Stimme: „Nun, wenn Ihr wollt, dass ich verschwinde, werdet Ihr wohl genau das tun müssen.“

      „Was?“, fragte der Fremde verdutzt.

      „Mir Beine machen.“

      Li Ning hatte nicht die geringste Ahnung, wen er vor sich hatte. Spaß verstand er jedenfalls keinen. Blinde Wut funkelte unversehens in seinen Augen. Blitzschnell holte er aus und wollte Li Ning eine Ohrfeige versetzen, doch dieser reagierte ebenso schnell. Die Hand des Angreifers fuhr ins Leere.

      Es war die erste ernsthafte Auseinandersetzung Li Nings, und er fühlte sich durchaus nicht wohl in seiner Haut. Trotzdem sagte er mit einer gehörigen Portion Spott in der Stimme: „Vielleicht irre ich mich, aber ich glaube nicht, dass mir davon Beine wachsen werden.“

      Der Fremde griff sofort wieder an. Diesmal versuchte er es mit einem Fußtritt in den Unterleib, was Li Ning als äußerst unfair empfand. Entsprechend war seine Reaktion. Er machte eine schnelle Seitwärtsbewegung, ergriff den vorbeischwingenden Fuß und führte dessen Bewegung so weit noch oben fort, bis das Standbein des Angreifers vom Boden gerissen wurde. Der Mann landete, jeder Unterstützungsfläche beraubt, krachend auf dem Rücken.

      Um Schlimmeres zu verhüten, versuchte Li Ning es noch einmal mit ruhigen Worten: „Ich kenne Euch nicht, und ich suche keinen Streit mit Euch. Da das Mädchen jedoch meine Hilfe benötigt, bin ich verpflichtet, ihm beizustehen. Wenn Ihr ihm etwas vorzuwerfen habt, wendet Euch an den Abt des Klosters. Doch nun bitte ich Euch: Gebt Frieden.“

      Der Fremde schien jedoch in seinem Zorn jegliche Kontrolle über sich verloren zu haben. Bereits im Aufstehen riss er sein Schwert aus der Scheide.

      Nun wurde es für Li Ning ernst, denn es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der Wütende die Waffe auch benutzen würde. Kaum auf den Füßen, schwang dieser dann auch das Schwert hoch über den Kopf und schlug mit aller Kraft zu. Wieder wich Li Ning eben so schnell zur Seite aus, und das Schwert zog eine tiefe Furche in den Waldboden. Sofort schlug der Mann erneut zu, diesmal von der Seite. Li Ning beugte den Oberkörper ab, und die Waffe fuhr mit einem zischenden Laut über seinen Kopf hinweg. Sofort richtete er sich wieder auf und führte nun seinerseits einen Fauststoß zum Brustkorb des Angreifers. Dieser Stoß war nicht kraftvoll genug geführt, das Brustbein des Mannes zu zertrümmern, aber immerhin kräftig genug, ihm die Luft aus den Lungen zu pressen. Bewusstlos sank er zu Boden.

      Als Li Ning sich davon überzeugt hatte, dass keine Gefahr für das Leben des Fremden bestand, nahm er dessen Waffen an sich. Dann ging er zu dem Mädchen, das gerade wieder zu sich gekommen und im Begriff war, sich zu erheben. Er half ihm auf.

      Erst jetzt bemerkte er, dass das Mädchen gar kein Mädchen mehr war, sondern vielmehr eine junge Frau. Eine wunderschöne junge Frau! Die zerrissene Kleidung ließ einiges von ihrem Körper sehen und noch mehr erahnen.

      Auch sie schien dies zu bemerken. Schamrot im Gesicht zupfte sie hier und dort an ihrer Kleidung, ohne dass es ihr gelang, ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen.

      Li Ning verriet mit keinem Blick, dass ihm die Peinlichkeit ihrer Situation bewusst war. Vielmehr bemühte er sich, ihr ihre Furcht zu nehmen.

      „Habt keine Angst, er wird einige Zeit schlafen“, sagte er freundlich.

      „Ja, einige Zeit wird er vielleicht schlafen“, antwortete sie, „aber sobald er erwacht, wird sein Zorn umso größer sein. Ihr kennt diesen Menschen nicht!“

      „Ja, Ihr habt Recht, ich kenne diesen Menschen nicht. Doch wenn er wieder zu sich kommt, werden wir das Kloster längst erreicht haben. Und dort kann er Euch nichts zuleide tun."

      Da sie nichts entgegnete, fragte er: „Was wollte der Mann eigentlich von Euch? Arbeitet Ihr in seinem Haus?“

      „Nein, ich arbeite nicht für ihn“, antwortete sie, und ein wenig Trotz schwang in ihrer Stimme mit. „Ich bin heute früh in den Wald gegangen, um Beeren zu sammeln. Wie dieser Kerl dorthin kam, weiß ich nicht. Jedenfalls stand er plötzlich vor mir. Und was er von mir wollte, ist wohl nicht sehr schwer zu erraten!“

      Nun war es an Li Ning zu erröten.

      Die junge Frau bemerkte es und schämte sich. „Entschuldigen Sie“, sagte sie deshalb schnell. „Ihr rettet mich vor diesem Kerl, und ich bringe Euch dafür in Verlegenheit.“

      „Schon gut, es war ja meine eigene Schuld."

      Um die peinliche Situation zu beenden, fragte er in freundlichem Ton: "Wollt Ihr mir nicht sagen, wer der Mann ist?“

      Wieder flackerte Furcht in ihren Augen auf. "Es ist Ek Chen, der Sohn des Präfekten. Er wird von allen als ein rücksichtloser Raufbold gefürchtet. Diese Niederlage wird er Euch niemals vergessen. Wenn er kann, wird er Euch dafür töten.“

      „Ich fürchte ihn nicht“, sagte Li Ning, mehr um die verängstigte Frau zu beruhigen als aus Selbstsicherheit.

      „Weiß er, wer Ihr seid und wo Ihr wohnt?“

      „Nein….. Ich hoffe nicht“, antwortete sie unsicher.

      „Nun, dann ist es wohl besser, ich bringe Euch heim zu Euren Eltern“, schlug Li Ning vor.

      „Dafür wäre ich Euch sehr dankbar. Doch müssen wir uns beeilen, denn sobald dieser schreckliche Mensch kann, wird er uns verfolgen.“

      „Ja, aber da er uns auf dem Weg zum Kloster glaubt, wird er uns nicht finden. Doch Ihr habt Recht, Eile ist geboten.“

      Er legte die Waffen neben

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