Das kalte Herz von Concarneau. Jean-Pierre Kermanchec

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Das kalte Herz von Concarneau - Jean-Pierre Kermanchec

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waren gemacht und nirgends hatten sich größere Mengen Staub angesammelt. Die Reisekoffer der Familie standen in einem Abstellraum, sodass die Gendarmen nicht von einer Urlaubsfahrt ausgehen konnten. Auch die Zimmer der Kinder sahen aus, als habe hier jemand aufgeräumt, selbst auf den Schreibtischen lag kein Blatt Papier. Das Haus machte beinahe einen unnatürlich aufgeräumten Eindruck. Niemand verreiste kurz und hinterließ sein Haus so tadellos. Nein, hier stimmte etwas nicht. Die Gendarmerie bat die police judiciaire aus Nantes um Hilfe. Die Spurensicherung ging durch das gesamte Haus. Mit viel Mühe fanden sie einige Fingerabdrücke, die aller Wahrscheinlichkeit nach den Familienmitgliedern zuzuordnen waren, und eine kleine Blutspur, die eine DNA-Analyse ermöglichte und abschließend eindeutig dem Vater zugeordnet werden konnte. Eine weitere DNA konnte nicht sofort geklärt werden. Der Artikel schloss mit der Frage, ob es sich hier um ein Verbrechen handelte.

      Anaïk legte die Zeitung zur Seite. Eine verschwundene Familie war ihr im Verlaufe ihrer Tätigkeit als Kommissarin noch nicht untergekommen. Sie hatte in den Nachrichten der letzten Tage immer wieder einen Bericht über diese vermisste Familie gesehen aber sich nicht weiter damit beschäftigt. Schließlich handelte es sich um ein eventuelles Verbrechen, das in den Zuständigkeitsbereich von Nantes fiel. Sie hatte dem Bericht der aktuellen Ausgabe der Zeitung entnommen, dass der Vater, Jules Le Guiffant, mit seiner Frau Adèle und den beiden Kindern, dem 21-jährigen Sohn Ravan und der 18-jährigen Tochter Sema seit sieben Jahren in dem Haus wohnte. Die Nachbarn hatten von einer glücklichen Familie gesprochen. Nie hatten sie Streitigkeiten mitbekommen.

      Anaïk machte sich Gedanken über das Verschwinden der Familie, als Monique, ihre Kollegin, in der Tür stand und sie aus ihren Überlegungen riss.

      „Störe ich dich, Anaïk?“, fragte Monique vorsichtig.

      „Überhaupt nicht, ich habe gerade einen Artikel im Ouest-France gelesen, den ich aus lauter Verzweiflung über diese stupiden Formulare aufgeschlagen habe.“

      „Sag bloß, du hast über die verschwundene Familie gelesen?“

      „Ja! Warum fragst du?“

      „Weil mich gerade ein Anruf von der Pforte erreicht hat, dass dein Telefon blockiert ist, denn man wollte dich in genau dieser Angelegenheit erreichen.“

      „Ich muss gegen das Telefon gekommen sein, als ich mich über diese Formulare geärgert und sie vom Tisch gewischt habe“, antwortete sie Monique.

      „Die Gendarmerie von Fouesnant hat angerufen. Ein Spaziergänger hat in der Umgebung des Manoir Le Stang, in Forêt-Fouesnant, einen Personalausweis und ein altes Schulheft gefunden.“

      „Was haben wir mit einem Personalausweis und einem Schulheft zu tun? Der Finder soll es auf dem Fundbüro abgeben, beziehungsweise gleich dem Besitzer, da er schon den Ausweis hat.“

      „Ganz so einfach ist es nicht, Anaïk, der Ausweis gehört Sema Le Guiffant!“

      „Was sagst du? Der Ausweis gehört dem verschwundenen Mädchen?“

      „Ja, und das Schulheft allem Anschein nach dem Vater des Mädchens. So wie es aussieht, hat das Mädchen die Sachen dort verloren.“

      Jetzt war Anaïk völlig präsent. Vergessen waren die dummen Formulare und ihre Verärgerung über Nourilly.

      „Wir müssen uns die Gegend persönlich ansehen. Die Spurensicherung solle ebenfalls sofort an den Ort kommen. Vielleicht sollten wir die ganze Umgebung mit Hunden absuchen lassen.“

      Anaïk stand auf, schnappte sich ihre Tasche.

      „Gehst du von einem Verbrechen in Fouesnant aus?“, fragte Monique ihre Chefin.

      „Keine Ahnung, aber es ist doch seltsam, dass wir hier im Finistère, 200 Kilometer von Nantes entfernt, den Ausweis des verschwundenen Mädchens finden“, sagte Anaïk und machte sich auf den Weg zu ihrem Dienstwagen.

      Das Manoir Le Stang in Forêt-Fouesnant war ein prächtiges Gebäude aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Es lag in einem 40 Hektar großen Park mit einem kleinen See und stellte seit vielen Jahren Gästen aus aller Welt seine 16 Zimmer zur Verfügung. Das Eingangstor zum Innenhof wurde abends durch eine schwere Kette verschlossen. Damit war gesichert, dass keine Fahrzeuge in den Hof fuhren, und die Nachtruhe der Gäste ungestört blieb. Die Fahrzeuge der Gäste standen auf einem großen Parkplatz, der durch einen Bewegungsmelder erhellt wurde, wenn jemand bei Nacht den Platz aufsuchte. Zu dem Parkplatz des Manoirs führte eine Kastanienallee. Genau auf dieser Allee hatte ein Spaziergänger den Ausweis von Sema Le Guiffant gefunden.

      Das Navi in Anaïks Dienstwagen hatte sie über die voie express bis zur Ausfahrt Concarneau geführt und von dort die wenigen Kilometer zurück nach Forêt-Fouesnant. Das Manoir lag vor dem Ort, in unmittelbarer Nähe zur D 783. Auf dem Parkplatz des Manoirs standen bereits die Einsatzfahrzeuge der Gendarmerie.

      „Bonjour, Madame la Commissaire, mein Name ist Armel Breton, ich habe Sie über den Fund informiert. Sie sind bestimmt die Nachfolgerin von Commissaire Ewen Kerber“, sagte der Gendarm freundlich lächelnd.

      „Stimmt! Mein Vorgänger ist jetzt schon seit zwei Jahren pensioniert“, erwiderte Anaïk und sah Monsieur Breton an.

      „Ja, ich hatte ein- oder zweimal das Vergnügen der Zusammenarbeit mit Monsieur le Commissaire, wenn auch nur an Rande“, sagte der Gendarm und wendete dann das Gespräch.

      „Wenn Sie mir bitte folgen wollen, ich zeige Ihnen die Fundstelle.“ Er schritt zügig auf die Allee zum Eingangstor des Manoirs zu.

      „Genau hier hat der Fußgänger den Ausweis des Mädchens und das Schulheft des Vaters gefunden. Ich habe mich sofort an das vermisste Mädchen erinnert und die Mordkommission angerufen.“

      „Sie gehen von einer Ermordung des jungen Mädchens aus?“ Anaïk sah Monsieur Breton an.

      „Ein Mädchen von 18 Jahren fährt bestimmt nicht nach Forêt-Fouesnant und geht hier am Manoir Le Stang spazieren, verliert seinen Personalausweis und ein altes Schulheft des Vaters. Meinen Sie nicht auch?“

      „Da liegen Sie sicher richtig, aber es gibt zahlreiche weitere Möglichkeiten für das Auftauchen des Ausweises hier. Dennoch danke für ihre Information. Ich werde mir den Fundort ansehen.“

      Inzwischen war auch Dustin Goarant, der langjährige Leiter der Spurensicherung, eingetroffen.

      „Hallo Anaïk, habt ihr wieder einen Toten?“, fragte er.

      „Bonjour Dustin, nein einen Toten haben wir nicht. Bestimmt hast du auch schon von der verschwundenen Familie aus Nantes gehört. Der Gendarm Breton hat uns informiert, dass ein Fußgänger hier den Ausweis des verschwundenen Mädchens gefunden hat und ein Schulheft, das wohl vom Vater stammt. Es kann nicht schaden, wenn wir uns den Fundort genauer ansehen.“

      Dustin begann mit seiner Arbeit. Die Fundstelle hatte der Gendarm mit seinem Kollegen bereits weiträumig abgesperrt. Sein Kollege, Romain Bozec, trat jetzt an die kleine Gruppe heran.

      „Verzeihen Sie, Madame la Commissaire, dort drüben steht der Mann, der die Sachen hier gefunden hat. Möchten Sie mit dem Mann sprechen? Er würde sich ansonsten gerne auf den Heimweg machen“, fragte er.

      Anaïk wandte sich um, überlegte kurz und sagte: „Ich würde sehr gerne mit dem Mann sprechen, ich komme in zwei Minuten zu ihm.“ Dann sah sie sich noch weiter vor Ort um.

      „Bonjour,

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