Das kalte Herz von Concarneau. Jean-Pierre Kermanchec

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Das kalte Herz von Concarneau - Jean-Pierre Kermanchec

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Den Garten hinterließ er in perfektem Zustand. Der Rasen war gemäht, die zahlreichen Hecken geschnitten, und das Heidekraut rund um seinen kleinen See begann zu blühen. Sein See war ein wahrer Roz L´och, Heidebucht und Rosenteich. Marc hatte in den letzten Wochen noch verschiedene edle Rosen rund um den See gepflanzt.

      Bevor Marc sich auf den Weg zum Flughafen machte, verabschiedete er sich noch von seiner Mutter. Er verstaute sein Gepäck in den Wagen, verschloss das Haus und fuhr nach Trégunc.

      Seine Mutter erwartete ihn bereits. Sie hatte ihm ein zweites Frühstück vorbereitet, und Marc ließ es sich schmecken.

      „Hast du noch einmal mit Loana gesprochen?“, fragte Simone ihren Sohn.

      „Wegen der Hochzeit?“

      „Natürlich wegen der Hochzeit. Loana ist eine nette Frau, du musst ein bisschen auf ihre Wünsche eingehen, du brauchst einen Menschen an deiner Seite“, insistierte Simone.

      „Ich habe doch dich, Mutter“, erwiderte Marc und genoss sein Stück Baguette.

      „Ich werde nicht ewig leben, ich bin beinahe 70 Jahre alt!“

      „Papperlapapp, du bist gesund wie ein Fisch im Wasser, Mutter“, meinte Marc und nahm einen kräftigen Schluck von dem Rotwein, den seine Mutter auf den Tisch gestellt hatte.

      Marc hatte bis jetzt immer Glück gehabt, er war nie in eine Kontrolle der Gendarmerie geraten. Sein Alkoholspiegel hätte bestimmt oft deutlich über den erlaubten 0,5 ‰ gelegen. Er verbrachte noch eine Stunde bei seiner Mutter, erzählte ihr von seiner bevorstehenden Arbeit im Indischen Ozean, und machte sich dann auf den Weg zum Flughafen nach Quimper.

      Der Flughafen lag auf dem Gebiet der Gemeinde Pluguffan, südwestlich der Stadt Quimper, direkt an der voie express nach Pont-l´Abbé. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte er den Langzeitparkplatz des Flughafens erreicht. Er stellte seinen Wagen ab und checkte ein. Er gab sein Gepäck auf, kaufte eine Tageszeitung und setzte sich in die Lounge. Die Überschrift im Ouest-France stach ihm sofort in die Augen.

       Mysteriöser Fund in Fouesnant

       Personalausweis des verschwundenen Mädchens gefunden! Ein Verbrechen wahrscheinlich?

      Marc hatte die Berichte über die verschwundene Familie in den letzten Wochen genau verfolgt. Eine ganze Familie war verschwunden, einfach so untergetaucht. Für Marc stand fest, dass die Familie ausgewandert war. Bestimmt hatten sie sich heimlich auf den Weg nach Australien oder Neuseeland gemacht. Vielleicht waren sie total überschuldet und wollten ihren Gläubigern entkommen, wahrscheinlich drehte es sich um Geld. Geld und Ansehen waren ja auch wichtig im Leben, wenigstens für Marc Solliec. Er las den Artikel aufmerksam. Ein Spaziergänger hatte den Ausweis des Mädchens beim Manoir Le Stang, in der Nähe von Forêt-Fouesnant, gefunden, sowie ein altes Schulheft des Vaters. Die Polizei, so stand in dem Bericht, wusste noch nicht, ob es sich um ein Verbrechen handelte.

      „In Fouesnant? wie kommt der Ausweis nach Fouesnant“, murmelte Marc vor sich hin. Der Fund in Fouesnant passte nicht zu seinen Vorurteilen. Eine Flucht aus Frankreich läuft sicher nicht über Fouesnant. Pluguffan, das hätte er sich noch vorstellen können. Wenn jemand aus dem Land verschwinden will, dann wählt er vielleicht den Flughafen. Aber Fouesnant? Dort gab es weder einen Flughafen noch ein Hafen, der groß genug für entsprechende Passagierschiffe war, nicht einmal einen Bahnhof gab es dort. Warum also Fouesnant? Er würde im Flugzeug darüber nachdenken können. Marc faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in seine Bordtasche. Sein Boarding begann.

      Kapitel 7

      Zwei Monate waren inzwischen seit dem Auffinden des Personalausweises von Sema Le Guiffant vergangen. Anaïk Bruel dachte immer wieder einmal an diese Nachricht, obwohl der Fall sie eigentlich nichts anging. Sie hatte in den zurückliegenden Wochen gelesen, dass eine Schwester der verschwundenen Familie mit ihrem Mann im Finistère einen landwirtschaftlichen Betrieb führt.

      Der Hof der Familie Bourret lag in der Nähe von Pont-Croix. Die Polizei von Nantes hatte den Bourrets in den ersten Tagen nach dem Verschwinden der Familie Le Guiffant einen Besuch abgestattet und nach näheren Informationen gesucht. Die Spurensicherung hatte im Haus der Familie Le Guiffant die DNA von Monsieur Bourret gefunden. Der Schwager, Monsieur Dunvel Bourret, hatte erzählt, dass Jules Le Guiffant ihm gegenüber einige Male von einem Plan gesprochen hat, eine Schafzucht in Australien aufbauen zu wollen. Da er aber zu wenig Ahnung von der Schafzucht hatte, hatte er den Plan wieder verworfen. Seine DNA im Haus der Familie Le Guiffant hatte er mit seinen Aufenthalten bei seinem Schwager begründet.

      Die Bourrets lebten von ihrem kleinen Hof. Sie hatten sich auf den Anbau von Bio-Produkten spezialisiert und verkauften ihre Erzeugnisse auf den Märkten von Audierne, Pont-l´Abbé und Quimper.

      Pont-Croix lag so weit von Fouesnant entfernt, dass es unwahrscheinlich war, dass das Mädchen vom Hof des Onkels zu einem Spaziergang nach Fouesnant gefahren war. Es gab auch keinerlei Hinweise, dass die Familie einen Ausflug nach Pont-Croix unternommen hatte. Anaïk vermutete, dass jemand den Ausweis dort platziert hatte.

      Ohne Nourillys Formulare wären die letzten Wochen durchaus angenehm gewesen. Anaïk war gerade dabei, die Anzahl der Stunden zu schätzen, die sie mit den Fahrten zu ihren Einsatzorten verbracht hatten, als Monique ins Büro trat.

      „Anaïk, wir haben einen Anruf von der Gendarmerie aus Trégunc erhalten. Der Gendarm, Dinan Le Coc, hat uns informiert, dass am Strand von Pendruc eine Jeans gefunden worden ist. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann könnte es die Jeans des verschwundenen Mädchens, Sema Le Guiffant, sein.“

      Anaïk ließ den Kugelschreiber auf die Tischplatte fallen und sah Monique entgeistert an.

      „Die Jeans des Mädchens Sema am Strand von Pendruc? Ist sie angeschwemmt worden?“

      „Das kann ich dir nicht sagen, ich habe den Polizisten nicht danach gefragt. Monsieur Le Coc hat mir die genaue Lage des Fundortes beschrieben, wir können uns selbst ein Bild machen.“

      „Dann nichts wie hin, ich freue mich über jede Abwechslung. Diese Formulare bringen mich noch um den Verstand. Ich hoffe, dass Nourilly irgendwann die Ideen zu neuen Formularen ausgehen.“ Sie verließen das Kommissariat.

      Die voie express war heute Tag schwach befahren, sodass sie die Ausfahrt von Concarneau schnell erreicht hatten. Sie fuhren in Richtung des kreiz-kêr, dem Stadtzentrum, und überquerten den Moros. Monique mochte den Blick von der Brücke über den Moros, der eine herrliche Sicht auf die Altstadt von Concarneau mit ihren hohen Mauern, den sie umgebenden Hafen, das Trockendock der Firma Piriou und auf das offene Meer mit den vielen Segelbooten bot. Sie folgten der Straße weiter, passierten zwei weitere Kreisverkehre, überquerten die Anse de Minaouët und nahmen Direktion auf Lambell. Ihr Navi zeigte, dass sie jetzt auf Pendruc zufuhren, einem Ortsteil der Gemeinde Trégunc. Am Ende der Straße sahen sie den Wagen der Gendarmerie stehen. Der Beamte hatte die Kommissarinnen erwartet, begrüßte sie und wollte ihnen sofort den Weg zur Fundstelle der Hose zeigen.

      „Wir ziehen uns noch unsere Gummistiefel an“, sagte Anaïk. Dann folgten sie dem Gendarmen.

      „Wir müssen einige Meter zu Fuß gehen, mit dem Fahrzeug kann man nicht näher ranfahren“, sagte er und ging zügig zum sentier côtier. Der schmale Fußweg führte an den Felsformationen der Küste vorbei, die die Strände von Pendruc und Pouldohan trennten. Am Ende des schmalen Weges blieb der Gendarm an einem steinernen Obelisken stehen und machte Anaïk auf einen

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