Das kalte Herz von Concarneau. Jean-Pierre Kermanchec

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Das kalte Herz von Concarneau - Jean-Pierre Kermanchec

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Picard, Sie haben dort drüben den Ausweis von Sema Le Guiffant gefunden?“

      „Stimmt, ich bin, wie beinahe an jedem Tag, von Forêt-Fouesnant aus hierher zum Manoir spaziert. Ich mag den Weg sehr gerne. Ich spaziere meistens noch durch den Park des Manoirs, sehe mir den kleinen Rosengarten an und umrunde den See. Danach gehe ich wieder zurück. Da ich gemütlich gehen muss, ich habe in beiden Kniegelenken Arthrose, gehe ich langsam und sehe daher vieles auf meinem Weg. Dabei sind mir heute der Ausweis und das Schulheft aufgefallen.“

      „Warum haben Sie die Gegenstände nicht an sich genommen und aufs Fundbüro gebracht?“

      „Madame la Commissaire, ich höre mehrfach am Tag Nachrichten. Daher kenne ich den Namen Le Guiffant. Als ich den Namen auf dem Ausweis gelesen habe, ist mir klargewesen, dass es sich hierbei um einen Fund handelt, der für die Gendarmerie oder police judiciaire von Interesse sein muss.“

      „Haben Sie auf ihrem Spaziergang mal ein Mädchen gesehen?“

      „Nein, Madame la Commissaire, ich bin hier in den letzten drei Jahren keinem Mädchen begegnet. Wenigstens keinem Mädchen alleine. In Begleitung der Eltern oder eines Freundes habe ich natürlich hin und wieder ein Mädchen gesehen. Aber das Schulheft kann hier noch nicht lange liegen, auch wenn es älteren Datums ist. Es hat gestern geregnet, und das Heft ist trocken.“

      „Sie sind ein guter Beobachter, Monsieur Picard“, meinte Anaïk.

      „Haben Sie den Ausweis in Händen gehabt?“, fragte sie Monsieur Picard.

      „Ja, natürlich, ich habe ihn doch aufgehoben und den Namen gelesen.“

      „Gut, dann würde ich Sie bitten, dass Sie meinem Kollegen ihre Fingerabdrücke geben, damit wir ihre von den anderen auf dem Ausweis unterscheiden können“, sagte Anaïk. Sie bedankte sich bei Monsieur Picard und ging zu Dustin und bat ihn, die Fingerabdrücke des Mannes abzunehmen. Dann sah sie sich weiter um.

      Monique war inzwischen zum Manoir gegangen, um nachzufragen, ob dort jemand das Mädchen gesehen hatte.

      „Ich habe das Personal im Schloss gefragt, ob sie in den letzten Tagen vielleicht ein junges Mädchen ohne Begleitung gesehen haben. Der Portier hat meine Frage verneint. Auch das andere Personal, ein Dienstmädchen und der Gärtner, haben niemanden beobachtet. Der Gärtner hat angegeben, dass er sowohl gestern als auch heute im vorderen Teil des Parks gearbeitet hat. Er hätte bestimmt gesehen, wenn sich ein junges Mädchen alleine hier aufgehalten hätte.“

      „Gut, ich habe mit dem Spaziergänger gesprochen, der den Ausweis gefunden hat, auch er hat hier kein junges Mädchen gesehen. Der Mann hat sehr gut beobachtet. Das Schulheft ist trocken gewesen, dabei hat es gestern Abend und in der Nacht geregnet. Das bedeutet, dass das Heft erst seit heute Morgen hier liegen kann. Wie kommt ein 18-jähriges Mädchen zum Manoir le Stang?“, konstatierte und fragte Anaïk.

      „Dustin wird sich weiter umsehen, wir können hier nichts mehr machen. Lass uns zurück ins Kommissariat fahren“, sagte Anaïk weiter und ging zu ihrem Wagen.

      Während der Fahrt überlegten sie, ob es sich überhaupt um einen Fall für die Mordkommission handelte. Im Kommissariat ging Anaïk zu ihrer Pinnwand und skizzierte in groben Zügen den aktuellen Stand.

      „Wir haben eine verschwundene Familie mit Namen Le Guiffant, den Vater Jules und die Mutter Adèle, sowie die beiden Kinder, Sema und Ravan. Der Wohnort der Familie ist Carquefou bei Nantes. Seit mehr als zwei Wochen ist die Familie spurlos verschwunden. Es fehlen Hinweise auf ein Verbrechen. Das Auto der Familie steht in der Garage, der Wagen des Sohnes fehlt. Seltsam ist, dass in dem Haus fast alle Spuren entfernt worden sind. Das Haus ist gründlich gereinigt worden. Ein Spaziergänger hat den Ausweis des Mädchens und ein Schulheft des Vaters gefunden, mehr als 200 Kilometer vom Wohnsitz der Familie entfernt. Auf was können wir schließen, Monique?“

      „Nun, zuerst fällt mir dazu ein, dass die Familie in Fouesnant einen Kurzurlaub verbringen wollte.“

      „Gut, wäre denkbar, dem wiederspricht aber, dass es keine Urlaubszeit ist, dass die Koffer im Haus gefunden worden sind, das Auto in der Garage steht und auch sonst nichts auf eine Urlaubsfahrt hinweist. Außerdem, warum sollte der Vater sein altes Schulheft mit in den Urlaub nehmen?“, erwiderte Anaïk.

      „Und wenn die gesamte Familie aus Frankreich verschwinden wollte? Sozusagen gemeinsam untertauchen? Dann kann es sein, dass sie den Ausweis einfach weggeworfen haben.“

      „Dieser Frage sind die Kollegen in Nantes wohl auch nachgegangen, so habe ich in der Zeitung gelesen. Monique, wenn du aus dem Land verschwinden willst, dann brauchst du doch zumindest deinen Ausweis, ohne Ausweispapiere wird es schwer, in einem anderen europäischen Land neue Papiere zu erhalten. Und wer wandert aus, ohne irgendwelche Kleidungsstücke mitzunehmen?“

      „Vielleicht hat das Mädchen den Ausweis ja tatsächlich verloren“, sinnierte Monique.

      „Das würde bedeuten, dass das Mädchen heute Morgen beim Manoir Le Stang gewesen sein muss“, sagte Anaïk und sah auf die Pinnwand.

      „Und jemand hat ihn dort weggeworfen?“

      „Das ist die Frage. Wenn der Ausweis nicht verloren worden ist, und es spricht noch etwas dagegen, dann muss er dort weggeworfen worden sein.“

      „Was spricht noch dagegen, dass er verloren worden ist, Anaïk?“

      „Das Schulheft des Vaters! Die meisten Menschen tragen ihren Ausweis im Portemonnaie. Ein altes Schulheft trägt niemand mit sich.“

      „Ja, Anaïk. Es ergibt keinen Sinn, den Ausweis und ein Schulheft gleichzeitig zu verlieren. Wir können folglich davon ausgehen, dass die beiden Gegenstände absichtlich dort hingelegt worden sind.“

      „So sehe ich es, Monique. Die Frage bleibt, von wem?“

      „Dann halten wir ein Verbrechen für wahrscheinlich?“

      „Ein Verbrechen oder bewusste Irreführung. Aber wer führt die Polizei in die Irre und warum?“

      „Kann da jemand Amok gelaufen sein und will die Tat verschleiern?“

      „Soweit möchte ich jetzt nicht gehen, aber seltsam ist die Sache schon. Da wir keine Leiche und somit keinen Mord haben, können wir folglich auch nicht ermitteln. Wir müssen diesen Fall von der Vermisstenstelle bearbeiten lassen. Wir teilen den Kollegen in Nantes die Information über den Fund mit und überlassen denen das weitere Vorgehen.“

      „Schade, das wäre einmal etwas Abwechslung gewesen.“

      Kapitel 6

      Marc Solliecs Maschine von Quimper nach Paris würde in sechs Stunden gehen. In Paris hatte er den Weiterflug auf die Réunion. Er würde wieder für zwei Monate das Kommando auf seinem Schiff übernehmen.

      Marc hatte sich über seine Mutter geärgert, sie hatte ihn bei seinem Hochzeitstermin nicht unterstützt. Loana hatte er noch zweimal besucht und sich vor zwei Tagen von ihr verabschiedet. Loana war distanzierter gewesen. Er schob es auf den kleinen Disput über den Hochzeitstermin und die entsprechenden Feierlichkeiten, denen er keine große Bedeutung beimaß, die aber für Loana wichtig zu sein schienen.

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