Sieben Tage. Patty May

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Sieben Tage - Patty May

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Am besten bat sie zuerst ihren Vater, der würde es bestimmt erlauben. Solche Probleme kannte Maike nicht, ihr wurde meistens jeder kleine Herzenswunsch erfüllt, da käme ihr eine Ablehnung gar nicht in den Sinn. Trotz allem ließ sich Anne von der Begeisterung anstecken, und gemeinsam fantasierten sie über den geplanten Auftritt in der Hamburger Arena. Die Freundinnen waren so vertieft in ihre Träumereien, dass sie nicht bemerkten, wie sie in den Fokus zweier Schülerinnen gerieten, die sich ihnen streitlustig in den Weg stellten.

      „Was seid ihr denn für Tussis?“

      Überrascht verstummte das Gespräch. Was wollten die nur von ihnen? Anne kannte die kaum, vermutlich waren das Zehntklässler, die standen in der Pause meistens in einer der abgelegenen und von den Lehrern nicht so leicht einzusehenden Ecken des Schulhofes, um dort zu rauchen oder was auch immer sie da eben trieben. Der letzte Jahrgang blieb lieber unter sich, mit den „Kleinkindern“ wollten die nichts zu tun haben.

      „Mann, guckt ihr vielleicht dämlich! Hat's euch die Sprache verschlagen, oder was?“

      Ratlos blickte Anne zu ihrer Freundin rüber. Die guckte ebenso irritiert, zuckte mit den Schultern und raunte: „Komm, lass uns abhauen, das ist mir zu blöd!“

      Zeitgleich setzten sie sich in Bewegung, als eines der Mädchen in Annes Fahrradlenker griff und sie aufhielt.

      „He, mal nicht so eilig, wo wir uns doch gerade so schön kennenlernen“, grinste sie schadenfroh.

      Vereinzelt zogen Schüler vorbei, doch niemand schien Notiz von der kleinen Gruppe zu nehmen.

      „Lasst uns gefälligst in Ruhe, ja!”, keifte Maike neben ihr.

      „Oh, es spricht!”, piepste die andere mit hoher Stimme und krümmte sich lauthals lachend über den eigenen Witz.

      Als Maike wütend das Gesicht verzog, bedeutete Anne ihr mit einer Geste, Ruhe zu bewahren, vielleicht würde es den beiden schnell langweilig, wenn sie sich nicht provozieren ließen. Doch im Moment schienen sie sich noch köstlich zu amüsieren. Abrupt verstummte das Gelächter, beide Parteien nutzten die Zeit, sich gegenseitig in Augenschein zu nehmen.

      Die kräftig gebaute Platinblonde hatte scheinbar das Sagen, ihr langes Haar war mit einer Spange festgesteckt, sodass der Pony in einer Welle etwa handbreit aufrecht über der Stirn stand. Was, wie Anne befand, etwas seltsam aussah. Ihr Gesicht, grobschlächtig mit kleinen Schweinsäuglein, war mit einer dicken und viel zu dunklen Make-up Schicht bedeckt. Die Zweite war der offensichtliche Gegenpart. Deren Haut war leichenblass, sodass die langen schwarzen, fast bläulich schimmernden Haare einen harten Kontrast bildeten. Sie hatte ein sehr schönes Gesicht, die Augen mit Kajal umrandet und die Lider dunkel bemalt, ließen sie gefährlich aussehen.

      Die Blonde hatte sie währenddessen umrundet, schob sich einen Kaugummi zwischen die Zähne und ergriff schmatzend das Wort.

      „Mann, seht ihr vielleicht scheiße aus! Und du bist echt besonders hässlich!“, deutete sie feixend auf Anne.

      „Ja, echt scheiße“, bestätigte die andere. „Wo kriegt ihr denn eure Klamotten her? Vom Flohmarkt?“

      Während sie johlten und sich gegenseitig anerkennend die Faust gaben, lief Anne puterrot an.

      Wofür hielten die sich eigentlich?

      Wenn sie sich die zwei so ansah, wollte sie ganz bestimmt nicht so wie die herumlaufen. Von wegen hässliche Klamotten! Die Blonde trug einen Sportanzug, mit den dazu passenden Turnschuhen, und die Dunkelhaarige machte einen auf Rapper. Also eventuell hatte sie ja keine Ahnung in Sachen Mode, aber aus welcher Faschingskiste hatten die denn ihre Klamotten her?

      Maike musste der gleiche Gedanke in den Sinn gekommen sein. „Habt ihr eigentlich schon mal in den Spiegel geschaut?“, meldete sie sich zu Wort, und Anne entfuhr ein Kichern.

      Drohend baute sich die Blondine vor Maike auf, sie war gut einen Kopf größer.

      „Halt bloß deine Fresse, ja! Oder willst du 'n paar aufs Maul, Miststück?“

      „Halt doch selber die Fresse, du dämliche Kuh!“

      Maike konnte sich scheinbar nicht länger zurückhalten. Doch Anne war längst nicht so mutig, sie wollte auf keinen Fall Ärger mit denen, lieber ließ sie sich weiter beleidigen, wenn sie dafür nur heil aus dieser Sache herauskamen. Panisch versuchte sie, dem ein Ende zu setzen.

      „Nun lasst uns schon gehen. Okay? Vergessen wir das Ganze einfach!“

      „Na, Schiss in der Hose? Ich mach euch fertig, da könnt ihr Gift drauf nehmen!“

      „Du hast doch bloß ne große Klappe! Ich lass mir gar nichts von dir gefallen! Und Schiss habe ich schon mal gar nicht!“

      Maikes Stimme überschlug sich fast, wahrscheinlich hatte auch sie Angst, aber klein beigeben war noch nie ihre Stärke gewesen. Warum konnte sie denn nicht ein einziges Mal den Mund halten? Die Situation lief aus dem Ruder, und ihre Freundin musste natürlich noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen. Instinktiv spürte Anne die drohende Gefahr, sie wollte die Flucht ergreifen, doch Maike rührte sich nicht vom Fleck, stand der Blonden stocksteif gegenüber, so dicht, dass sich ihre Köpfe fast berührten, und spie ihr wütend Beleidigungen ins Gesicht. Ohne Vorwarnung stieß die Anführerin Maike grob die Hände vor die Brust, sodass die völlig überrascht einige Schritte zurücktaumelte. Darauf schien das andere Mädchen nur gewartet zu haben, denn im selben Augenblick versetzte sie Annes Fahrrad einen kräftigen Tritt, sodass es scheppernd auf dem Gehweg landete. Gerade als Maike sich auf ihre Kontrahentin stürzen wollte, schallten laute Rufe von den Wänden des Schulgebäudes wider und verhinderten Schlimmeres.

      „He, he! Was ist denn hier los? Sofort aufhören!“

      Leitner, der Physiklehrer, eilte mit großen Schritten herbei. Streng und ein wenig außer Atem sah er alle der Reihe nach an.

      „Was war das gerade?“

      Maike stand der Blonden mit geballten Fäusten gegenüber, bereit, sofort zum Angriff überzugehen. Den Kopf hochrot vor Zorn, konnte man glauben, sie wolle ihre Gegnerin zu Boden starren. Die hob gänzlich unbeeindruckt die Schultern und wandte sich mit engelsgleichem Lächeln dem Lehrer zu.

      „Rein gar nichts, Herr Leitner. War nur Spaß!“

      „Nach Spaß sah mir das aber ganz und gar nicht aus!“

      Mit scharfem Blick musterte er die kampfeslustige Maike.

      „Und was habt ihr beide dazu zu sagen?“

      „Wir haben schließlich nicht angefangen!“, maulte sie störrisch.

      „Die haben uns provoziert, und wie!“, beschwerte sich die Dunkelhaarige sofort. „Überhaupt, wir kennen die gar nicht!“

      Anne schnappte hörbar nach Luft, das war ja wohl der Gipfel der Gemeinheiten!

      „Das glaubt ihr doch wohl selber nicht! Wir euch provoziert? Mann, ihr seid dermaßen feige, ihr ...“

      „Jetzt beruhigen sich mal wieder alle!“

      Leitners tiefe Bassstimme überdröhnte Maikes hysterisches Gekreisch.

      „Sehen Sie ...!“, triumphierte die Dunkle.

      Maike

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