Der Frauenmann. Louis Flathmann

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Der Frauenmann - Louis Flathmann

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schrie und schrie und hatte immer noch Hoffnung, von irgendjemandem gehört zu werden. Doch würde man ihn in diesem dunklen Dreckloch hören? Die Luft roch betonartig und feucht. War er in einem Keller? Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, da es keine Fenster zu geben schien, die auf eine Tageszeit hätten schließen lassen. Sein Schreien schien den Irren nur noch mehr anzutreiben.

      „Ja, schreien Sie! Schreien Sie sich die Seele aus dem Leib! Hier wird Sie niemand hören, die Wände sind schallisoliert!“ Auch sein Ton wurde lauter. Lachend lauter.

      „Was für eine Scheiße wollen Sie hier an mir durchführen, Sie verdammter Mistkerl?!“, schrie Felix. Ein Stein fiel ihm beim Schreien vom Herzen. Jedoch war die Erleichterung nur von kurzer Dauer.

      „Haben Sie es immer noch nicht kapiert?“ Der Psychopath sprach mit Felix, wie mit einem kleinen Kind. Er hatte das Gefühl, sein Peiniger verdrehte die Tatsachen. Er war nicht der Dumme und Verrückte! Aber er würde verrückt werden, wenn er hier noch länger liegen würde. Felix glaubte zu verstehen, was der Irre vorhatte, doch er hoffte, dass es nicht so sein würde, wie er dachte. Seine Brust war mit zwei großen Kreisen markiert. Außerdem waren an seine Genitalien mehrere Striche gekritzelt worden. „Oh doch, ich habe verstanden, was du krankes Miststück mit mir vorhast. Du willst mir die Brustwarzen entfernen und mich womöglich beschneiden. Bestimmt hast du irgendeine kranke Sekte, für die du das tust. Danach werde ICH DICH umbringen!“, antwortete er im Kopf. Dass alles viel schlimmer war, als er dachte, wusste er noch nicht. Er hätte es niemals erahnen können.

      „Sie werden von mir einen anderen Körper bekommen. Ich werde Sie zur Frau machen. Es wird eine lange und sehr schwierige Operation. Sie bekommen genügend Schmerzmittel. Ich bin ja kein Unmensch!“, erzählte der fremde Mann mit einem Lächeln in den Mundwinkeln. „Ich werde jetzt auch loslegen, schließlich wollen wir ja bis morgen früh fertig sein, nicht?“ Erneut verfiel er in sein schauriges Gelächter.

      Felix fühlte sich so, als hätte man ihm soeben den Boden unter den Füßen weggerissen. Er hätte mit allem gerechnet und sich schon das schlimmste ausgemalt.

      Die Brustwarzen abgeschnitten bekommen, brutal beschnitten werden, oder einfach nur sinnlos gefoltert werden, aber NIEMALS damit! Warum wollte der Psycho aus ihm eine FRAU machen? Er konnte diesen verrückten Plan doch nicht wirklich in die Tat umsetzen?Heftig wurde Felix aus seinen Gedanken gerissen, als ihm die Augen wortwörtlich aufgerissen wurden. Ein tosender Schmerz durchfuhr nun nicht nur seinen Kopf, sondern auch seine Augen. Dann folgten zwei heftige Stiche in seinen Lidern. Seine Augen begannen wie wild zu tränen und sein Sichtfeld verwandelte sich schlagartig in eine schwammige Umgebung. Für die Angst war kein Platz mehr, denn der Schmerz vertrieb jegliche Gefühle und bohrte sich mit einer enormen Kraft bis in sein Unterbewusstsein.

      „Ich möchte zu hundert Prozent sicher sein, dass Sie alles mit ansehen können. Ich halte Ihnen mit Klammern die Augen auf, falls Sie sich wundern, woher der Druck in den Augenlidern auf einmal herkommt. Die Augenklammern werden nach dem Eingriff entfernt. Das kann unschöne Narben geben, ist aber nicht weiter tragisch.“

      Felix spürte, wie die Tränen auf seine Brust tropften. Sie wollten einfach nicht aufhören zu fließen.

      „Ich weiß, ich weiß“, bahnte die verrückte Stimme sich erneut in Felix’ Ohren. „Alles Neue ist erst mal seltsam, aber irgendwann gewöhnt man sich dran. Man findet sich mit der Situation ab.“

      Felix erschrak, als er bemerkte, dass der Unbekannte ihm auf die Schulter klopfte. Er war nicht mehr wütend. Er hatte Angst. Todesangst.Wenn dieser Mistkerl ihm schon mit Klammern gewaltsam die Augen öffnete, würde er ihm auch mehr antun. Doch würde er ihn wirklich zu einer Frau verstümmeln?Das waren seine letzten Gedanken, denn plötzlich überfiel ihn ein großes Druckgefühl im gesamten Körper, das genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. Es fühlte sich an, als würde er schweben, fast schon fliegen.Es war ein tolles Gefühl.

      Sein Patient schien ihm wegzutreten.

      Er war auf die Situation vorbereitet, dass er bewusstlos werden könnte. Er hatte vorgesorgt. Zugegeben, er war ein wenig enttäuscht. Enttäuscht, dass sein Patient bereits bewusstlos wurde, bevor die OP richtig losging.

      Den Ärger ließ er ihn mit dem Defibrillator spüren. Eine teure Anschaffung. Aber sie war notwendig, wie er feststellen musste.

      Das Geräusch des Gerätes und das anschließende Aufzucken seines Opfers ließen ihn erneut loslachen. „Konzentration!“, ermahnte er sich innerlich.

      Sein Patient kam allmählich wieder zu Bewusstsein. Er war bereit, den Defibrillator bei jedem Bewusstseinsverlust einzusetzen. Dafür hatte er ihn ja schließlich gekauft. Und er würde ihn noch oft einsetzen.

      Sein Opfer war nicht mehr in der Lage, zu sprechen. Die Mischung aus Muskelrelaxans, Schmerzmitteln und Östrogenen hatte bereits volle Leistung getan! Ihm war bewusst, dass das Östrogen in so einer kurzen Zeit nicht viel reißen würde. Dazu müsste er sein Opfer schon über Monate gefangen halten, aber er wollte diesen Bastard so schnell wie möglich wieder loswerden. Sicher war aber, dass die weiblichen Hormone seinen Testosteronspiegel ziemlich durcheinanderbringen würden.

      Jetzt war es so weit. Gleich würde er loslegen. Und niemand konnte ihn aufhalten, geschweige denn davon abbringen.

      Er schaltete das Radio ein und drehte es laut auf. Er liebte den Sender, der den ganzen Tag über Oldies spielte. Da konnte seine Arbeit ja nur perfekt werden! Er griff zum Skalpell und schnitt in das Fleisch, das er um diese perfekte Brust markiert hatte. Er würde mit dem Brustaufbau beginnen. Dann würden die Orchiektomie und die Meatus urethrae folgen. Zuletzt würde er die Labienplastik durchführen und schließlich die Neovagina und die Neoklitoris aufbauen. Kurz gesagt, er würde ihm Brüste machen und eine funktionstüchtige Vagina, mit der er außerdem problemlos urinieren kann. Er stellte fest, dass es keinen Sinn machte, seinem Patienten in diesem Zustand jeden Schritt zu erklären. Er war nicht mehr richtig aufnahmefähig. Er entschied sich dafür, die OP im Stillen durchzuführen. Und nur die Musik „sprechen“ zu lassen. Er griff zu den Silikonplatten und sah, wie der junge Mann mit Entsetzen alles mit verfolgte. Die Geräte verrieten ihm, dass sein Puls immer schneller wurde.

      Die schrecklich alte Musik war lange verstummt.

      Felix fühlte sich wie unter Drogen. Er wusste nicht, wie lange er jetzt schon alleine in diesem dunklen Verlies lag. In der HÖLLE.Der Fremde hatte sich ewig an ihm vergangen.

      Er hatte wehrlos mit ansehen müssen, wie er Blut verlor. Viel Blut. Aber er lebte noch. Er war zu keinem klaren Gedanken fähig. Es schien, als hätte der Verrückte ihm die Klammern, die mit einer unglaublichen Spannung in seinen Lidern steckten, entfernt, da er die Augen endlich wieder schließen konnte. Felix stand unter Schock. Immer wieder sah er sein Blut, wie es aus den frischen Wunden lief, vor Augen und die ganzen messerscharfen Skalpelle, die dafür verantwortlich waren. Still musste er alles mit ansehen, was… Schritte versetzten ihn erneut in Angst und er stockte den Atem.

      „Na, wie geht’s der jungen Dame?“

      Noch nie hatte Felix so einen großen Wunsch… Den Wunsch zu sterben.Zitternd schloss er die Augen. Er wollte dieses Monster nicht mehr sehen; nicht mehr hören, jedoch war er noch nicht in der Lage, sich die Ohren zu zuhalten.

      „Ich muss sagen, die OP lief sehr, sehr gut und zu meiner vollsten Zufriedenheit!“

      Ein Klatschen.„Die Verbände muss ich Ihnen jetzt entfernen.“ Felix merkte ein ganz leichtes, taubes Gefühl in seiner Brust. Für einen kurzen Moment öffnete er die

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