Der Frauenmann. Louis Flathmann

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Der Frauenmann - Louis Flathmann

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      Mit Yannick hatte er noch nicht über diese Belastung geredet. Und er hatte es eigentlich auch nicht vor. Zu groß war die Scham und Trauer, obwohl er wusste, dass er sich für nichts schämen brauchte. Erst recht nicht vor seinem langjährigen besten Freund.

      Angeekelt stand er im Badezimmer und kämpfte mit sich selbst, endlich die Blase zu leeren. Den Klodeckel hatte er bereits hochgeklappt, doch er brachte es einfach nicht fertig, sich hinzusetzen.

      Nie wieder im Stehen pinkeln können… Felix war eigentlich kein Stehpinkler, doch diese Tatsache tat ihm im Herzen weh. Manchmal war es nämlich wirklich praktisch gewesen. Er merkte, wie seine Gedanken wirr durcheinanderflogen und ihm Kopfschmerzen verursachten. Er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. War es Ärger oder Scham?Es war die Scham. Obwohl keiner mit ihm im Raum war, war es ihm unglaublich peinlich, so auf Toilette gehen zu müssen. Peinlich war es auch, so ein Theater um einen verdammten Toilettengang zu machen, war Felix der Meinung. Doch er konnte es einfach nicht abschütteln. Die Scham war da und blieb. Zehn Minuten hatte er gebraucht, um sich endlich auf den Deckel zu setzen. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er Wasser zu lassen. Den Anblick, der jetzt anstelle seines Penis zwischen den Beinen war, konnte er nicht anders aushalten.

      Er spürte den warmen Urin an den Innenseiten seiner Oberschenkel entlanglaufen. Zwischen seinen Beinen war es noch leicht geschwollen, hatten die Ärzte ihm mitgeteilt. Die Schwellung würde aber bald nachlassen.Ein erneuter Ekel überfiel ihn. Ein Ekel, der so stark war, dass er ihm eine Gänsehaut auf der Haut hinterließ. „So etwas, was Ihnen zugefügt wurde, haben wir noch nie erlebt.“, erinnerte er sich an die Worte der Kriminalkommissarin Brünjes. Auch die Ärzte im Krankenhaus haben so einen Fall von schwerer Körperverletzung noch nie zuvor bei sich liegen gehabt. Schwere Körperverletzung… Sein Leben wurde ihm zerstört und man nannte es bloß schwere Körperverletzung! Felix war schon immer der Meinung, dass die Justiz ein Witz war, doch durch diese Aussage der Polizei war er nun hundert prozentig davon überzeugt.

      Das Wasser hörte langsam auf zu laufen und tröpfelte nur noch. Jetzt kam der schrecklichste Moment. Blitzschnell zog er sich die Hose hoch und merkte, wie die letzten Tropfen des Urins seine Boxershorts durchnässten. „Lange ertrage ich das nicht mehr!“, war er sich sicher.

      Im Spiegelschrank über dem Waschbecken bot sich Felix ein trauriges, blasses, fremdes Bild seines Selbst. Dicke Augenringe markierten seine Augenränder. Die einst fröhlichen grünen Augen waren leer und man sah ihnen an, dass sie tagelang geweint haben mussten. Die Blässe im Gesicht hätte von einer Leiche stammen können. Die Unterlippe war gerissen vom ständigen Kauen auf ihr. Die dunkelblonden Haare standen zerzaust vom Kopf ab und glichen dem Beispiel einer Reibungselektrizität, die man mithilfe eines Luftballons verursachen konnte. Insgesamt sah er sich an, dass er viel abgenommen hatte. Die Knochen an den Armen waren schon leicht zu erkennen und auch sein Gesicht sah ziemlich mager aus. Kann man so wirklich leben?Felix wollte nicht wahrhaben, dass er die Person war, die ihn im Spiegel anstarrte. Das war nicht mehr er. Die Tat hatte nicht nur physische Spuren hinterlassen, sondern auch psychische.

      Der unglaubliche Zorn, gemischt mit der unterdrückten Traurigkeit machte sich in ihm bemerkbar. Mit einem Mal prasselten alle Emotionen auf ihn ein, wie ein starker Schneehagel.

      Wütend zerschlug Felix mit der Faust den Spiegel und somit auch sein Spiegelbild. Adrenalingeladen blickte er auf die Scherben, die auf dem Boden verteilt waren. Dass er blutete, nahm er zunächst nicht wahr. Er bemerkte es erst, als das Blut von seiner Hand auf die weißen Fliesen tropfte.

      „WARUM ICH?“, hallte sein Schrei im Badezimmer wider.

      Immer wieder schlug Felix auf den demolierten Spiegel ein. Das Bild sollte für immer verschwinden. Völlig in Rage nahm er nicht wahr, dass einzelne Scherben schon tief in seinem blutigen Handrücken steckten. Das Adrenalin, das stärker war als bei einem Fallschirmsprung, unterdrückte die Schmerzen.

      „Er versicherte mir, dass er soweit okay ist. Ich werde aber morgen früh zu ihm fahren und mit ihm frühstücken.“, beendete Yannick seinen Bericht.

      „Wenn ich das kommende Wochenende nicht noch in Hamburg wäre, wäre ich gerne mitgekommen. Ich denke er braucht uns jetzt mehr als zuvor.“, erwiderte Yannicks Freundin Merle.

      Sie klang ziemlich bedrückt. Merle arbeitete als Eventmanagerin und war oft unterwegs. Sie reiste durch ganz Deutschland. In letzter Zeit war sie selten in Bremen. Jedoch erwarteten sie nach dem Wochenende erst einmal wieder heimische Aufträge.

      „Ich finde es toll Schatz, dass du so für ihn da bist.“

      „Selbstverständlich. Er ist mein bester Freund. Ich habe ihn nur ungern alleine gelassen. Er ließ sich einfach nicht überreden, hier mit herzukommen.“ Yannick seufzte tief.

      „Ich denke, er braucht einfach Zeit. Er war zwei Monate im Krankenhaus und ständig unter Beobachtung. Ich bin mir sicher, dass er froh ist jetzt seine Ruhe zu haben.“

      Merle schaffte es immer, Yannick’s Sorgen zu vertreiben und ihm ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Für diese Begabung liebte er sie sehr.

      „Du hast recht. Mir würde es wahrscheinlich genauso gehen, wenn ich die gleiche Scheiße wie er durchmachen würde.“ Yannick bemerkte, dass er lauter wurde. „Entschuldige, es ist einfach…“

      „Es ist okay.“, hörte er die sanfte Stimme seiner Freundin. „Mich macht es auch unglaublich wütend und fassungslos zugleich, was Felix da angetan wurde.“

      Wütend war gar kein Ausdruck. Yannick hatte sich geschworen, dass er das Schwein umbringen würde, wenn er es ausfindig machen würde. Vorher würde er ihn aber genauso leiden lassen wie Felix. Zumindest konnte ihn dieser Gedanke immer etwas beruhigen.

      „Hat die Polizei schon was näheres herausgefunden?“, holte ihn Merle’s Stimme wieder in die Realität zurück.

      „Nein. Noch nicht. Felix soll aber in den nächsten Tagen nochmal aufs Revier zu einer Vernehmung kommen. Vielleicht fällt ihm noch etwas ein, dass das verdammte Arschloch endlich überführen könnte!“ Ein tiefer Atemzug ließ ihn ruhiger werden.

      „Schatz“, setzte Merle an und einige Sekunden vergingen. „Sie werden diese Kreatur finden. Das weiß ich. Er wird nicht so davonkommen.“

      Yannick hoffte, dass seine Freundin recht hatte.

      „Du, ich muss leider Schluss machen. Du hälst mich auf dem Laufenden, okay? Grüß Felix morgen bitte ganz lieb von mir. Ich liebe dich und freue mich schon, wenn wir uns endlich wiedersehen.“ In vier Tagen würde Merle aus Hamburg zurückkommen. Yannick freute sich schon sehr auf sie.

      „Ich liebe dich auch, Schatz. Pass gut auf dich auf.“

      „Bis dann.“ Seine Freundin beendete das Gespräch mit einem lauten Schmatzer und brachte Yannick damit zum schmunzeln.

      „Ob ich nochmal bei Felix durchrufen sollte?“ fragte er sich in Gedanken. Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl im Bauch. „Nein, Merle hat recht. Er braucht Ruhe. Ich werde ihn ja gleich morgen früh wiedersehen.“, vertrieb er sich seine gedanklichen Sorgen schnell wieder.

      Kaputt und erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen. Den Schlaf würde er brauchen.

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