Der Frauenmann. Louis Flathmann

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Der Frauenmann - Louis Flathmann

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Er sah, wie der Fremde diese „Brüste“ knetete.

      Ein Ekel, wie er ihn zuvor noch nie erlebt hatte, fuhr Felix bis ins Knochenmark.

      Das war krank. Absolut KRANK!„Ich bring dich um!“, flüsterte er mit einer unglaublichen Angestrengtheit.

      Das Monster hielt inne und kicherte. „Wenn ich mit Ihnen fertig bin, können Sie es gerne versuchen.“ Die nächsten Minuten und Stunden liefen an Felix vorbei, wie ein Horrorfilm. Mit dem Unterschied, dass er mittendrin war. Sie flogen an ihm vorbei, wie ein Vogelschwarm.

      Damit er nichts mehr sagen konnte, bekam er etwas tief in den Mund gesteckt. Es waren seine Genitalien. Die Schmerzen, die er hatte, und die Tränen, die er vergoss, würde er nie vergessen. Niemals.Der Psychopath hatte mit ihm über mehrere Stunden Geschlechtsverkehr. Diese Stunden kamen ihm vor wie Jahre und waren ein ewiger Wechsel zwischen Wachzustand und Bewusstlosigkeit.

      Die hässliche Maske des Täters brannte sich in seine Seele. Bei der Vergewaltigung sah er sie das erste Mal.

      Die nächste Erinnerung war, dass er irgendwo am Waldesrand aufwachte. Wie er dort hingekommen war, wusste er nicht.

      Kapitel 1

      Zwei Monate später

      Die Sonne strahlte ins Krankenzimmer von Felix Baumer. Für April war es ein sehr warmer Tag. Die Vögel zwitscherten draußen fröhlich vor sich hin und schienen die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen.

      Heute war der Tag seiner Entlassung. Er hatte eine regelrechte Phobie gegen Krankenhäuser entwickelt und war froh, endlich nach Hause gehen zu können.

      Heute war es genau zwei Monate her. Der Tag, der sein Leben veränderte.

      Für immer. Seit dem Erlebnis hatte Felix seine Emotionen verloren. Alle, bis auf die Angst. Die Angst, die ihn immer wieder heimsuchte. Die Angst, die besonders schlimm wurde, sobald er die Augen schloss.Ohne Schlafmittel ging nachts gar nichts mehr. In diesen zwei Monaten hatte er sich zu einer lebendigen Leiche entwickelt. Kein Tag würde je wieder „erträglich“ werden, davon war er fest überzeugt. Sein Leben wurde genommen. Zerstört.Einen Monat lag er im Koma. Ein Monat, wo er keine Schmerzen spürte.

      „Herr Baumer?“ Felix hatte das Pflegepersonal gar nicht kommen hören. Die Schwester schien das zu bemerken.

      „Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Auch bei ihr erkannte Felix wieder einen Blick von Mitleid. Diesen Blick hatte er im letzten Monat so oft gesehen. Doch keiner konnte ihm helfen. Ihn aus diesem Albtraum befreien. Die Ärzte sagten ihm, dass der Mistkerl sehr genau und hochprofessionell „operiert“ hatte. Und ihm somit das Leben damit auf ewig zerstört hat. Eine Korrektur sei erst mal nicht möglich, da es ein erneuter schwerer Eingriff für seinen Körper sein würde. Frühestens in sechs Monaten sei eine Korrektur möglich, doch seine Genitalien hatte er für immer verloren. Er wurde kastriert und zu einem Mannsweib gemacht. Seine Brust wollte man vorerst in sechs Monaten versuchen, wieder einigermaßen aufzubauen, doch auch die würde nie wieder dieselbe sein. Für seinen Penis gäbe es die Lösung, ihn aus einem Vollhauttransplantat des Unterarms oder Oberschenkels herzustellen, doch das war für Felix unvorstellbar.

      „Hier ist Ihr Entlassungsbericht. Sie können jetzt nach Hause gehen. Sollen wir Ihnen ein Taxi bestellen?“

      Felix winkte ab. Er wollte in diesem desolaten Zustand niemanden sehen. Und vor allem wollte er nicht gesehen werden. Zumindest nicht von weiteren wildfremden Personen. Er schämte sich zutiefst für sein neues Äußeres. Obwohl er wusste, dass man ihm das Grausame nicht sofort ansehen konnte. Sondern nur, wenn man genau hinsah. Er wusste, er konnte nichts dafür. Er war nicht Schuld an dem, was der Kastrierer aus ihm machte. Kastrierer. Das war der neue Name für das schreckliche Monster. Auch die Polizei hatte versucht, ihn immer wieder zu ermutigen bei den Befragungen, dass es nicht seine Schuld sei. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Doch selbst eine Festnahme würde niemals für Genugtuung und Gerechtigkeit sorgen können. Niemals.

      „Ich rufe einen Freund an. Der wird mich abholen.“, antwortete Felix anteilnahmslos. Und er war anteilnahmslos. Seit dem Vorfall hatte er nicht nur jegliche Gefühle verloren, sondern auch jegliches Interesse. Er würde seinen Kumpel Yannick anrufen. Er zählte zu einem seiner besten Freunde und stand vor allem in den vergangenen Wochen stark hinter ihm. Sie kannten sich seit der fünften Klasse.

      „Okay, brauchen Sie noch etwas?“, versuchte die Blondine ihn anzulächeln. Er sah noch immer das Mitleid und Entsetzen in ihren Augen. Das Entsetzen, über so eine grauenvolle Tat. Sein Anblick hatte beim gesamten Personal Narben hinterlassen. Narben in den Seelen.

      „Nein, vielen Dank.“

      Nachdem die Krankenschwester das Zimmer verlassen hatte, wählte er die Nummer von Yannick.

      „Ja?“ Yannick Brunsen nahm nach dem zweiten Klingeln ab.

      „Hallo Yannick, Felix hier…“

      „Felix, ist alles gut bei dir?“, wurde er sofort von seinem Freund unterbrochen.

      Die Sorge in seiner Stimme war groß. Das Verhältnis zwischen ihnen hatte sich in der letzten Zeit geändert. Gleichzeitig hat diese harte Zeit sie jedoch auch noch mehr zusammengeschweißt. Vor zwei Monaten hätte Yannick noch mit „Na, altes Haus?“ abgehoben.

      „Soweit ja.“, log Felix. Er wusste, dass sein langjähriger Freund wusste, dass schon lange nicht mehr alles gut war. „Mein Entlassungsbrief ist fertig. Kannst du mich abholen?“

      „Ich mache mich sofort auf den Weg!“, kam es am anderen Ende der Leitung wie aus der Pistole geschossen.

      Mit leerem Blick starrte Felix durch die Windschutzscheibe. Es hatte angefangen zu regnen und die Scheibenwischer glitten immer wieder im taktischen Rhythmus durch sein Blickfeld. „Das Wetter passt perfekt zu meiner Stimmung.“, dachte Felix.

      Das Radio spielte leise die neusten Charts. Das gleichmäßige Brummen des Motors ließ Felix in eine Art Trance fallen.

      „Wenn du möchtest, kannst du bei mir schlafen…“, setzte Yannick an, doch er verstummte. Der traurige Anblick nahm auch ihn mit. Wie bei jedem Mal, als er ihn sah.

      „Ich…“ Felix schluckte die Traurigkeit mitsamt den Tränen herunter. „Danke. Ich möchte einfach nur nach Hause.“

      „Klar, kein Problem. Du kannst dich trotzdem jederzeit bei mir melden.“

      Yannick sparte sich ein „Bist du dir sicher?“.

      Der Rest der Autofahrt verlief schweigend.

      „Neben Yannick fühle ich mich wie ein Nichts. Ein Neutrum. Er ist immer noch er. Er hat seine flache Brust, seinen Penis und seine Hoden.“, quälte sich Felix. Wobei er seinem Kumpel ganz und gar nicht wünschte, was ihm widerfahren ist. Das wünschte man niemandem. Nicht mal seinem schlimmsten Feind.Das Gedankenkarussell ließ ihn die ganze Zeit nicht zur Ruhe kommen. Es wollte einfach nicht von ihm ablassen. Genau wie das Monster damals. Wie ein Messerstich stachen ihm die Erinnerungen erneut ins Herz. Immer und immer wieder.

      „Soll ich mit reinkommen?“

      Felix hatte nicht bemerkt, dass sie schon angekommen waren. Er hatte zwar die ganze Fahrt über aus dem Fenster geschaut,

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