Der Frauenmann. Louis Flathmann

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Der Frauenmann - Louis Flathmann

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eben.

      „Danke fürs Fahren.“, umging Felix die Frage.

      „Ich trage dir wenigstens noch deine Tasche mit rein.“, ließ Yannick sich nicht abschütteln.

      Er parkte auf dem Hof neben Felix’ Wagen und zog die Handbremse an.

      Das Haus kam ihm ungewohnt vor. Kein Wunder, Felix war zwei Monate nicht zuhause gewesen.

      Beim Eintreten begrüßte ihn gleich die leere Kaffeetasse auf der Kommode im Flur. Er erinnerte sich, dass sein letzter Tag, an dem er das Haus verließ, gleichzeitig sein letzter Arbeitstag gewesen ist. Er war spät dran und trank den letzten Schluck Kaffee beim Schuhe anziehen aus. Danach hätten ihn zwei Wochen Urlaub erwartet. Eine Reise war nicht geplant. Er wollte einfach nur mal die Zeit zuhause genießen.

      Das lange Ausschlafen am Morgen, Filmabende bis in die Nacht mit seinen Freunden veranstalten, und ab und an mal einen Ausflug machen.

      Ein ganz normaler, langweiliger, entspannter Urlaub. Doch es kam alles anders. Jetzt war er erst mal bis auf unbestimmte Zeit krankgeschrieben. Und alles wegen diesem Arschloch.

      Yannick merkte, wie sein Freund schon im Eingang stehen blieb und die Kommode anstarrte. Er fixierte sie regelrecht. Statt einem „Ist alles klar bei dir?“ fragte er „Soll ich deine Sachen ins Wohnzimmer bringen?“

      Felix beantwortete dies mit einem monotonen Kopfnicken. Er hörte gar nicht mehr auf damit. Es hatte den Anschein, als würde er sich mit dem Nicken beruhigen wollen. Sich ins Gleichgewicht „schaukeln“.

      Vorsichtig legte Yannick ihm seine Hand auf die Schulter. Felix erschrak so sehr, dass sein Erschrecken sich sofort auf Yannick übertrug.

      „Ähm“, Felix schien zu überlegen. „Ja klar, stell sie einfach irgendwo ab.“

      Das Wohnzimmer war sauber und ordentlich. Wobei „sauber“ nach Felix’ Meinung nur auf den ersten Blick zutraf. Über die zwei Monate hatte sich überall eine gut sichtbare Staubschicht gebildet. Eigentlich hasste Felix es, wenn seine Freunde sein Haus in einem dreckigen, unaufgeräumten oder verstaubten Zustand sahen. Jedoch war es ihm dieses Mal mehr als egal.Gedankenverloren ließ er sich aufs Sofa fallen. Nachdem sein Kumpel Yannick seine Tasche auf den Boden stellte, versuchte er ihn mit „Hast du Hunger? Wollen wir etwas bestellen? Wir können auch zum Hähnchenboss gehen.“ Aufzumuntern. Der Hähnchenboss war der Lieblingsimbiss von den beiden. Vor dem Vorfall holten sie sich dort jeden Freitag ein halbes Hähnchen mit Pommes.

      Neben jeglichen positiven Emotionen war Felix auch der Appetit verloren gegangen. Er wollte nicht mehr raus und sich beim Hähnchenboss etwas zu essen holen. Zu groß war die Scham.

      Schließlich ließ er sich doch noch zu einer Pizza überreden.

      Der Lieferdienst ließ nicht lange auf sich warten.

      „Ich verstehe einfach nicht, warum.“, brach Felix beim Essen das minutenlange Schweigen. Es war ein Satz, von dem er keine Antwort erwartete.

      Yannick schien erleichtert zu sein, dass sein Kumpel endlich versuchte, über die Qualen, die er erleiden musste, zu reden. Nie hatte Felix richtig ein Wort über das Erlebte verloren. „Er redet doch von diesem Schwein, oder?“, fragte sich Yannick.

      Er traute sich nicht, ihn näher zu fragen. Nach den richtigen Worten suchend, kaute er auf seinem Stück Pizza herum. Yannick wollte einfach so schnell nichts einfallen, was er hätte antworten können.

      „Es kommt mir alles so unheimlich surreal vor.“, begann Felix zu ergänzen. „Diese Person hat mir grundlos mein Leben genommen. Sie hat es zerstört. Und das groteske daran ist, dass es innerhalb von ein paar Stunden zerstört wurde. Einfach so.“

      Yannick bemerkte das Beben in Felix’ Stimme.

      „Felix“, begann er und legte sein Prosciuttostück auf den Pizzakarton. „Wir werden dieses verdammte Schwein finden und zur Rechenschaft ziehen.“

      Er wollte seinem Freund unbedingt helfen, ihm irgendwie Hoffnung geben, doch Felix machte den Eindruck, als hätte er seinen Satz überhört.

      „Wie soll ich so leben? Wie kann ich so leben?“

      Yannick wusste, dass Felix Recht hatte. Niemand könnte einfach so weitermachen. Nicht, nach diesem Erlebnis. Und der Tat, die an ihm verübt wurde. Sein Leben wurde ihm tatsächlich genommen und er würde verstehen, wenn Felix jetzt den Kopf in den Sand stecken würde. Aber er wollte sich nicht eingestehen, dass er wusste, dass sein Freund an dem Monster zerbrach. Zu groß war die Angst, ihn zu verlieren.

      „Ich bin für dich da, Felix.“ Mehr brachte Yannick nicht heraus. Ihm war bewusst, dass das der schlechteste Satz war, den er in dieser Situation hätte sagen können.

      Das Telefon ließ beide hochschrecken. Felix brauchte eine Weile, bis er verstand, dass sein Handy klingelte.

      „Hallo?“, meldete er sich.

      „Guten Tag, Herr Baumer. Katja Brünjes von der Kriminalpolizei Bremen hier. Wie geht es Ihnen?“

      Felix antwortete nicht, sondern schluckte nur schwer.

      „Herr Baumer, heute war ja der Tag Ihrer Entlassung…“ Sie schien eine Antwort von ihm zu erwarten, doch er schweigte noch immer.

      „Es geht darum“, fuhr sie unbeirrt fort „dass wir Sie gerne nochmal hier auf dem Revier sprechen würden. Für eine Vernehmung.“

      „Muss das noch heute sein?“, erwiderte Felix langsam. Er hatte keine Lust, nochmal alles erläutern zu müssen. So oft wurde er nun schon befragt. Reichte das nicht?Er hatte alles gesagt, was er wusste und an was er sich noch erinnern konnte. Der Täter schien etwas kleiner zu sein, als er selbst. Die Stimme war erstaunlich ruhig. Das Lachen wahnsinnig. Über die Tat selber wollte er nicht mehr sprechen, den Akten der Ärzte konnte schließlich alles entnommen werden. Mit dem Anruf der Kommissarin kamen alle Bilder schlagartig zurück. Sie fraßen sich in Felix` Herz und er hatte das Gefühl, sie wollten den letzten Rest davon zerreißen.

      „Nein, es reicht auch, wenn Sie morgen oder übermorgen kommen. Herr Baumer, ich hoffe Sie wissen, dass wir höchstes Verständnis für Ihre Situation haben. Jedoch ist jede Ihrer Aussagen enorm wichtig für unsere weiteren Ermittlungen. Wir wollen den Täter so schnell wie möglich fassen und stoppen, falls er das, was er mit Ihnen gemacht hat, nochmal vorhat zu machen.“

      Zack! Mit diesen Worten wurde ihm erneut ein Schlag in die Magenkuhle verpasst. Er verstand die Kommissarin und wusste, dass Sie recht hatte mit dem, was sie sagte, aber sein Trauma ließ ihn nicht los. Ein falsches, auch schon falsch verstandenes Wort, reichte, dass es Felix schwarz vor Augen wurde. Das, was er mit Ihnen gemacht hat.

      Wie sollte er jemals vergessen, wenn er immer wieder dran erinnert wurde?

      Konnte er überhaupt vergessen?

      Nachdem Katja Brünjes wieder keine Antwort bekam, fügte sie hinzu „Melden Sie sich bitte vorher, bevor Sie zu uns aufs Revier kommen. Alles Gute, Herr Baumer und auf Wiedersehen.“

      Mit diesen Worten legte sie auf. Felix hielt noch immer schweigend das Telefon an sein Ohr.

      Yannick sah ihn mit fragendem Blick an, doch Felix ignorierte ihn und nahm sich das nächste Pizzastück in die Hand. Anstatt

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