Ziegelgold. Tom Brook

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Ziegelgold - Tom Brook

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bringt uns doch kein Stück weiter“, knurrte Alex und stieß sich kräftig mit seinem Schreibtischstuhl ab, so dass er geräuschvoll gegen seinen Kleiderschrank stieß. „Diese Pistolen wurden anscheinend fast 40 Jahre lang gebaut. Damals gab es bestimmt Millionen von den Dingern.“ Tim nickte zustimmend. „Aber trotzdem ist die Sache schon höchst merkwürdig. Vielleicht kommen wir mit dem Lederbüchlein weiter. Was steht denn nun eigentlich drin?“ Alex knallte das geheimnisvolle Buch auf den Tisch. „Blöde Frage. Das kann ja kein Mensch lesen“, fuhr er Tim an. „Deine schlechte Laune hilft uns auch nicht weiter“, motzte der zurück. „Komm, wir fahren damit zu Leo. Vielleicht können seine Eltern die Schrift entziffern. Vielleicht ist es ein geheimes Tagebuch, das uns weiter helfen kann.“

      Alex fuhr hoch. „Tagebuch? Das könnte sein!“ Hektisch blätterte er die erste Seite auf. Er konnte mit Mühe eine 14 und eine 1935 erkennen. „Klar, das ist ein Datum, die 14 steht für den Tag und die 1935 für das Jahr. Ich kann nur den Monat nicht lesen. Tim, du bist genial!“ Tim grinste. „Was dachtest du denn. Aber warte, es kommt noch besser.“ Tim nahm ihm das Büchlein ab und blätterte bis zur 30. „Sieh mal, hier ist der Monat zu Ende. Es kann sich also nur um den April, Juni, September oder November handeln, denn nur die haben 30 Tage. Sieh mal, der nächste Monat hat 31 Tage.“ Tim blättert eifrig weiter. „Und der nächste Monat – warte mal – hat auch 31 Tage. Es kann also nur noch der Juni oder der November sein. Denn Juli und August haben 31 Tage und der Dezember und Januar auch.“ Tim blättert aufgeregt weiter. „Ha, 30 Tage hat der nächste Monat. Also kann es sich nicht um den November handeln, denn der Februar hat keine 30 Tage. Das Tagebuch beginnt also im Juni 1935.“ Alex konnte der messerscharfen Logik seines Freundes kaum folgen und sah ihn voller Respekt an. Dann sprang er auf und tippte hektisch etwas auf seiner Computertastatur ein. „Was machst du denn jetzt?“ fragte Tim verwundert. Er hatte wegen seiner logischen Glanzleistung eigentlich ein Lob seines Freundes erwartet.

      „Der alte Deependaal“, stammelte Alex und starrte auf den Monitor, „wann ist der gestorben?“ Die Wikipedia-Seite erschien.“ „Warte mal, gleich habe ich's“ Alex tippte den Namen ein und wartete gespannt, das die gewünschte Information auf dem Bildschirm erschien. „Da, ich hab's. Am 13. Oktober 1936. Los Tim, sieh nach. Steht das Datum in dem Tagebuch?“

      Mit zitternden Händen blätterte Tim das abgewetzte Tagebuch durch. „Mal sehen, im Juni geht es also los - - - Dezember 1935 - - - März 1936 - - - Juli 1936 - - - Oktober 1936. Den Oktober habe ich gefunden.“ Tim wurde immer aufgeregter. „Und jetzt der richtige Tag - - - 1. - - - 9. - - - 13. - - - Da! Der 13. Oktober 1936. Da ist er!“ Er starrte Alex an und wartete auf eine Reaktion seines Freundes, die aber ausblieb. „Und jetzt?“ Tim legte das lederne Büchlein auf den Schreibtisch und schaute Alex eindringlich an. „Und jetzt, und jetzt? Dämliche Frage. Wir brauchen jemanden, der uns das übersetzen kann.“

      „Komm, wir gehen jetzt erst einmal eine Runde Fußball spielen, ich brauch frische Luft.“ Alex sprang spontan auf und schnappte sich den Ball, als die Tür aufging. „Hallo, die Herren. Ich habe hier zufällig zwei heiße Kakao mit aufgeschäumter Milch. Wer hat Interesse?“ Alex' Mutter kam fröhlich mit zwei dampfenden Bechern hinein. „Wartet, ich stelle sie euch auf den Schreibtisch.“ Ihr Blick fiel dabei auf das Tagebuch, das nach wie vor aufgeschlagen auf dem Tisch lag. „Oh, das ist ja eine schöne altdeutsche Handschrift. Wo habt ihr die denn her? Beschäftigt ihr euch in der Schule damit?“

      Tim fiel vor Schreck fast von seinem Stuhl. „Äh ... ja ja ... das ist unser Projekt über die Herbstferien ... äh ... können Sie das lesen?“ Alex' Mutter musste lachen. „Warum bist du denn so nervös Tim? Nein, das kann ich nicht lesen. Aber Tante Lotte sitzt gerade zum Kaffee im Wohnzimmer. Die kann die altdeutsche Schrift noch lesen. Willst du nicht mal hallo sagen, Alex?“ Alex verzog das Gesicht. Eigentlich mochte er Tante Lotte, aber sie war so furchtbar neugierig, hörte schlecht und hatte eine Umarmung wie ein Schraubstock. Seit ihr Mann vor einigen Jahren gestorben war, galt ihre ganze Liebe ihrem Mops Phillip, der durch wenig tiergerechte Nahrung bald das Gewicht einer deutschen Dogge haben würde. Außerdem wunderte sie sich bei jedem Besuch, 'wie groß der Junge geworden ist'. Alex' Mutter knuffte ihn am Arm. „Los, komm schon, ich habe extra Waffeln gebacken.“ Tim strahlte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Los Kumpel, man lässt seine Tante nicht warten. Und frische Waffeln schon gar nicht.“

      „Mensch, bist du groß geworden“, rief Tante Lotte, als die Freunde ins Wohnzimmer kamen. Alex verdrehte die Augen. Tante Lotte trug ein pfirsichfarbenes Hängekleid und einen kleinen Hut mit Plastikkirschen und sah aus, als käme sie direkt von einem englischen Pferderennen. Alex' Vater meinte einmal, Tante Lotte habe im Internet einen Shop gefunden, der die alten Klamotten der englischen Königin verkaufen würde. Eigentlich war sie die Tante von Alex' Mutter, aber Alex hatte sich seit seiner frühen Kindheit an den Beinamen Tante gewöhnt, und irgendwie passte der auch gut zu ihrem Äußeren.

      „Komm mein Junge, lass dich mal knuddeln.“ Tante Lotte drückte Alex so fest an ihre mächtigen Busen, dass Tim für einen Moment den Eindruck hatte, Alex' Augäpfel würden hervor treten. Nachdem sein Freund sich nur mühsam aus der Umklammerung befreit hatte, setzten sich beide aufs Sofa und stürzten sich auf die warmen Waffeln. Während Alex sich einen Berg Schlagsahne auf die Waffel packte, überlegte er krampfhaft, wie er das Thema auf das Tagebuch lenken sollte. „Unn wasch maschti Schule“ fragte Tante Lotte kauend, während sie Mops Phillip die andere Hälfte der Waffel mit Sahne ins Maul schob, an der der Hund fast erstickt wäre. „Ab 200 Gramm wird’s undeutlich“, murmelte Alex leise. Er hatte keine Lust, seine schulischen Leistungen jetzt schon mit seiner Großtante zu diskutieren. „Ab zwei Hunden wird’s unfreundlich? Wieso? Ich will mir gar keinen zweiten Hund kaufen. Außerdem ist Phillip immer freundlich“, schmollte sie und drehte Alex beleidigt den Rücken zu.

      Alex' Mutter erkannte den richtigen Zeitpunkt, in die etwas holperige Unterhaltung einzuschreiten. „Tante Lotte, die beiden haben ein Schulprojekt und müssen dafür einen handgeschriebenen, altdeutschen Text lesen. Kannst du ihnen dabei helfen?“, brüllte sie ihre schwerhörige Tante an. Die wurde auf einen Schlag wieder freundlich. „Natürlich. Selbstverständlich helfe ich euch gerne. Was lest ihr denn? Gedichte?“, fragte sie zuckersüß. Bevor Alex antworten konnte, riss sie ihm schon das Büchlein aus der Hand und setzte sich eine Brille auf, die entfernt an einen Schmetterling erinnerte. Tim hatte ein Lesezeichen ins Tagebuch gelegt, um den 13. Oktobers 1936 schnell wieder zu finden. Prompt blätterte Tante Lotte gut gelaunt genau diese Seite auf und fing leise an zu lesen.

      Tim und Alex hielten den Atem an. Fanden sich in dem Tagebuch Hinweise auf den Mord an Henk Deependaal vor 70 Jahren, oder waren es ganz banale Aufzeichnungen eines Menschens, die überhaupt nichts mit der Sache zu tun hatten? Tante Lotte las hochkonzentriert die alte, schon leicht verblichene Schrift. Alex meinte zu erkennen, wie ihre Atmung schneller und ihre Gesichtszüge härter wurden. Im Wohnzimmer wurde es ganz still, nur das Ticken der alten Wanduhr war zu hören. Nach einigen Minuten ließ Tante Lotte langsam das Büchlein sinken und blickte starr geradeaus. Ihr Gesicht war kreideweiß. Alex verbog vor Aufregung seine Kuchengabel. „Oh Gott!“, stammelte Tante Lotte und blickte die Freunde mit trüben Augen an. Selbst Phillip wurde unruhig und fing leise an zu winseln.

      Alex' Mutter hörte auf zu lächeln. „Was ist hier los? Wo habt ihr das Buch überhaupt her?“ Sie blickte die Freunde eindringlich an. Alex sah Tim Hilfe suchend an. In solchen Situationen hatte Tim meistens die besseren Einfälle. Aber der saß nur auf dem Sofa, sagte kein Wort und blickte krampfhaft auf seine Füße. Endlich brach Tante Lotte ihr Schweigen. „Ich wünschte, ich hätte das hier nicht gelesen.“ Alex und Tim hielt es kaum noch auf dem Sofa. Die Spannung im Raum war förmlich zum Greifen. Tante Lotte seufzte tief. „Hier schreibt doch tatsächlich jemand in allen Einzelheiten, wie er ein kleines Lamm geschlachtet hat. Igitt, war das eklig.“

      Alex und Tim sahen sich ungläubig an. „Äh, das war alles? Und sonst? Steht da gar nichts besonderes drin?“ Tante

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