Ziegelgold. Tom Brook

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Ziegelgold - Tom Brook

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im Halbdunkel gegen einen harten Gegenstand stieß. Blitzartig breitete sich ein stechender Schmerz von seinem linken Fuß aus, der Alex stöhnend in die Knie zwang. Tim, der etwa zwei Meter vor ihm war, drehte sich um und sah seinen Freund mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen. Sofort eilte er ihm zur Hilfe.

      „Das sieht gar nicht gut aus“, sagte Tim leise, als er einen Blick auf den verletzten Fuß warf. „Der muss sofort gekühlt werden, sonst hast du morgen eine Mordsschwellung und kannst das Spiel gegen die Bremer vergessen.“ Alex krümmte sich bei der Berührung vor Schmerzen und biss sich auf die Unterlippe, während Tim nach der Ursache der Verletzung suchte. Im Gestrüpp verbarg sich ein altes Gleis, das kaum zu erkennen war. Die alten Schienen dienten früher dem Transport des Tons und führten zu den großen Stahltoren, die stellenweise vom Rost zerfressen waren. Man konnte die hellblaue Farbe nur noch erahnen, die sie in den Glanzzeiten der Ziegelei einmal hatten. Tim wollte Alex gerade auf die Beine helfen, als sie den trüben Schein einer Taschenlampe wahrnahmen. Er kam direkt aus dem Loch in der Wand.

      Die Freunde ließen sich wie auf ein Kommando in das lange Gras fallen und hielten den Atem an. Keiner sagte ein Wort. Der Lichtkegel wurde langsam größer und bewegte sich direkt auf sie zu. Alex versuchte zurückzukriechen. Er brach den Versuch aber sofort ab, als ihn ein höllischer Schmerz in seinem linken Fuß stoppte. Er stöhnte leise. Im gleichen Augenblick blieb der Lichtkegel stehen und drehte sich langsam in ihre Richtung. „Scheiße“, dachte Alex und blieb regungslos auf dem Boden liegen. Er hörte langsame und schwere Schritte auf sie zukommen. Alex und Tim verharrten völlig ruhig und bewegungslos. Alex fühlte, wie die Feuchtigkeit langsam seine Kleidung durchdrang. Er hoffte noch, dass der Fremde sie nicht entdecken möge, als ihm plötzlich das grelle Licht direkt ins Gesicht schien. Es war unmöglich, irgendetwas zu erkennen.

      „Was macht ihr hier?“, hörte er eine tiefe, bedrohlich laut klingende Stimme. An Weglaufen war nicht zu denken, schon allein aufgrund seines lädierten Fußes. Alex blickte langsam hoch. Direkt vor ihm sah er zwei schwere geschnürte Lederstiefel. Er blickte weiter zu dem Mann hoch. Er trug eine schwarze Cargohose und eine dunkelgrüne Wachsjacke. Der Fremde hielt Alex die Taschenlampe direkt ins Gesicht: „He, habt ihr was mit den Ohren? Was macht ihr hier? Hier ist der Zutritt streng verboten!“ Tim stand langsam auf und half seinem Freund hoch. „Entschuldigung, wir suchen meinen Hund. Der ist heute Nachmittag weggelaufen. Ein brauner Mischling. Er hört auf den Namen Henk“, sagte Tim und klopfte seine Kleidung ab. Respekt, dachte Alex lächelnd. So eine Unverfrorenheit hatte er Tim gar nicht zugetraut. „Grins nicht so dämlich“, herrschte ihn der Mann an. „Und warum liegt ihr dann auf dem Boden?“ „Mein Freund hat sich den Fuß verletzt und kann nicht mehr gehen“, entgegnete Tim. Die Gesichtszüge des Mannes wurden etwas freundlicher. „Seht ihr? Darum habt ihr hier auch nichts zu suchen. Lass mal sehen.“

      Der Mann beugte sich zu Alex herunter, streifte seinen Schuh ab und untersuchte den Fuß. „Damit solltest du zum Arzt gehen. Das könnte ein Bruch sein. Ich fahre dich hin. Euer Hund findet sicher auch so zurück.“ Alex traute sich nicht zu widersprechen. „Was machen Sie hier eigentlich?“ fragte Tim, der seinen Freund beim Gehen stützte. Zum ersten Mal lächelte der Fremde.

      „Mein Name ist Dr. Eyken. Ich bin Historiker an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg und untersuche im Auftrag der Landesregierung die Geschichte der Ziegeleien zwischen Bremen und der holländischen Grenze.“ Die Freunde nickten anerkennend. Auf dem Rückweg hing Alex förmlich zwischen Tim und dem Historiker, da er kaum auftreten konnte. Jeder noch so vorsichtige Schritt verursachte einen stechenden Schmerz. Als sie an der Straße angekommen waren, waren alle drei vor Anstrengung atemlos. Nach einer kurzen Verschnaufpause packte Dr. Eyken die zwei Räder der Freunde in den Kofferraum seines Volvo Kombis. Dann stiegen sie ein und Alex nannte dem Doktor seine Adresse.

      Nachdem sie ohne ein Wort zu wechseln eine Weile gefahren waren, drehte sich der Mann zu Tim um. „Warum hast du deinen Hund Henk genannt? Das ist ein recht seltener Name.“ Tim schluckte. Die Notlüge mit dem entlaufenen Hund war ihm spontan eingefallen. Dass er dabei den Vornamen des ehemaligen Ziegeleibesitzer Deependaal genannt hatte, war ihm so schnell gar nicht bewusst geworden. „Äh, also, der Hund, also Henk...“, stotterte Tim hilflos. Alex kam ihm zur Hilfe: „Tim hat den Hund aus dem Tierheim, und die hatten ihm dort den Namen gegeben.“ „Genau“, ergänzte Tim erleichtert. Der Mann sah skeptisch von einem zum anderen, sagte aber nichts.

      Zwanzig Minuten später waren sie bei Alex' Eltern. Seine besorgte Mutter nahm ihren verletzten Sohn erschrocken in den Arm und machte dem verdutzten Tim Vorwürfe, wie er den Ausflug auf das alte Ziegeleigelände überhaupt hatte zulassen können. Inzwischen nahm Alex' Vater die Räder aus dem Kombi und bedankte sich per Handschlag bei Dr. Eyken. Als Alex kurze Zeit später mit ihm auf dem Weg zum Arzt war, konnte er sich erst einmal eine ordentliche Standpauke anhören. „Tausendmal gesagt“ und „viel zu gefährlich“ waren die einzigen Gesprächsfetzen, die Alex mitbekam.

      „Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?“ Der scharfe Ton der Frage seines Vaters riss Alex aus seinen Gedanken, die sich immer noch um die Geschehnisse auf dem Ziegeleigelände drehten. „Klar, Paps, immer doch“, antwortete er mit einem zuckersüßen Lächeln. Die Zornesfalten seines Vaters verschwanden und er musste lächeln. „Was war das eigentlich für ein Vogel, der euch nach Hause gebracht hat?“ Alex sah seinen Vater an. „Das war Dr. Eyken. Er ist Historiker in Oldenburg und schreibt eine wissenschaftliche Arbeit über Ziegeleien.“ Alex' Vater sah ihn aufmerksam an. „Historiker? Der hatte eine Lange & Söhne Saxonia am Handgelenk. Die kostet gut und gerne 20 000 Euro. Ich glaube, der hat euch ganz schön verschaukelt.“ Alex starrte seinen Vater an.

      5

      Sonntag 9:58 Uhr

      Zum Glück war Alex' Fuß nicht gebrochen. Die gestrige Untersuchung bei seinem Hausarzt Dr. Behrends hatte ergeben, dass Alex sich nur drei Zehen verstaucht hatte. Nun saß er völlig frustriert am Beckenrand und durfte verfolgen, wie seine Mannschaft gegen die Bremer nach drei Vierteln mit 7:9 zurücklag. Falke wollte Alex partout nicht spielen lassen, nachdem er seinen Fuß gesehen hatte. Alle guten Worte, ihm ginge es doch gut, brachten nichts. Auf Tims an Logik kaum zu überbietendes Argument, Alex müsse doch nur schwimmen und nicht laufen, ging er erst gar nicht ein.

      Wie üblich bei einem Rückstand hatte Falke einen hochroten Kopf und versuchte brüllend und wild gestikulierend seine junge Mannschaft anzutreiben. Aber mit Alex fehlte nun mal der Mannschaftskapitän, und das merkte man dem Spiel an. Jeder der sieben Jungen gab sein Bestes, aber es war kein System im Spielaufbau zu erkennen. Die Bremer witterten ihre Chance. Sie wurden immer stärker und trugen einen Angriff nach dem anderen auf das Tor von Welle vor. Welle war der Torwart und hieß eigentlich Jan. Da er der Schwerste der Mannschaft war und immer mit einer Arschbombe ins Wasser sprang, nannten ihn alle nur Welle. Er hielt heute fast jeden Ball und schwamm den Bremer Angreifern immer wieder furchtlos entgegen. Es waren noch drei Minuten zu spielen und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Hansestädter einen Vorsprung von drei Toren herausspielten. Der Bremer Trainer stand breitbeinig mit verschränkten Armen hinter dem Tor von Welle und griente herablassend, als hätte er den Sieg schon in der Tasche. Mit seiner Brille im Haar sah er total affig aus, fand Alex.

      Plötzlich sprangen die Zuschauer auf. Tim hatte halblinks von Leo den Ball bekommen und schwamm nun direkt auf das Tor des Gegners zu. Ein Bremer Spieler kraulte ihm entgegen. Tim hatte sich den Ball bereits vorgelegt, als er plötzlich den Ellenbogen seines Gegners ins Gesicht bekam und laut aufschrie. Kein Pfiff. Die Schiedsrichterin ließ ungerührt weiterspielen. Alex sprang erregt auf, so dass sich sofort sein schmerzender Fuß meldete und ihn zwang, sich wieder zu setzen. Wasserball war zwar kein Sport für kleine Mädchen, aber das war ein klares Foul.

      Sein Freund schwamm mit einer blutigen Nase an den Beckenrand. Wutentbrannt zog Falke ihn aus dem Wasser und schrie der Schiedsrichterin Worte zu, die Alex kaum verstand, so überschlug sich die Stimme seines Trainers

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