Ziegelgold. Tom Brook

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ziegelgold - Tom Brook страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Ziegelgold - Tom Brook

Скачать книгу

toll! Das ist ja nicht viel“, meinte Tim enttäuscht; „Lass uns mal sehen, was unter Joost Deependal steht.“ Alex klickte auf den ersten Link, und nun erschien ein längerer Text:

      Joost Deependaal, (geboren am 19. August 1841 in Rotterdam/Niederlande und gestorben am 27. Mai 1908 in Valparaíso/Chile) war ein niederländischer Großkaufmann und Großreeder des 19. und 20. Jahrhunderts. Er und seine zwei Söhne schufen mit insgesamt 87 Schiffen bis ins 20. Jahrhundert hinein eine der größten Segelschiffreedereien der Welt: Deependaal & Zoons Zeevervoersonderneming B.V. , kurz DZZ. Die seinerzeit bekannte Reedereiflagge zeigte die roten Initialen DZZ mit blauer Welle auf weißem Grund. Jost Deependaal stammte aus Rotterdam und war Sohn eines erfolgreichen Textilkaufmanns. 1856 ging er 15-jährig nach Amsterdam und begann dort bei einem Geschäftspartner seines Vaters eine kaufmännische Ausbildung. 1861 begab er sich auf eine Südamerikareise nach Chile, wo er als Vertreter des Bordeauxer Reederkapitäns Clemens Le Blanc arbeitete. 1870 wurden beide Partner, Sie lieferten Kohle nach Chile und im Gegenzug wurden Salpeter und Kupfer nach Europa eingeführt. Die Reisen dauerten damals bis zu 170 Tagen. 1886 verstarb Le Blanc in Bordeaux. Die Söhne Staas (damals 20 Jahre alt) und Henk (16 Jahre) stiegen in die Handelsgeschäfte ein. Dies war die Geburtsstunde der Deependaal & Zoons Zeevervoersonderneming B.V.. Die Deependaals gaben bis 1890 dreißig Schiffe zwischen 1200 und 2000 Bruttoregistertonnen in Auftrag und wurden durch den Salpeterhandel zu einer der reichsten Familien Hollands. 1895 ertrank Staas Deependaal bei einer Segelregatta vor der englischen Küste. Bis 1908 wuchs die Flotte auf 87 Schiffe, darunter befanden sich die größten Viermaster der Welt. Joost Deependaal verstarb auf einer Geschäftsreise am 27. Mai 1908 an einer Virusinfektion in Valparaíso/Chile. Sein Sohn Henk führte die Geschäfte weiter. Ende 1911 verkaufte er überraschend die Handelsgesellschaft für 750000 Goldpesos an einen ehemaligen chilenischen Geschäftsfreund seines Vaters und verließ die Niederlande mit unbekanntem Ziel.

      „750 000 Goldpesos!“ Alex pfiff durch die Zähne. „Kein Wunder, dass er sich den teuren Mercedes und das Silberbesteck leisten konnte.“ Tim sah ihn an: „Wo ist wohl das viele Geld geblieben? Und wer hat 1936 Henk Deependahl erschossen? Wenn das überhaupt stimmt, was mein Opa erzählt hat. Und wo ist der Sohn von Henk geblieben? Wie hieß der noch?“ „Cobus“, antwortete Alex gedankenversunken und wunderte sich selbst, weil sein Namensgedächtnis sonst eher unzuverlässig war.

      „Essen ist fertig!“, rief plötzlich Alex' Mutter die Treppe hoch. Alex sprang hoch. Samstags gab es immer Pfannkuchen mit Sirup, eine seiner Leibspeisen. „Bleibst du zum Essen?“, fragte er Tim. Der winkte aber ab. „Nee. Lass man. Treffen wir uns um vier bei der Ziegelei? Ich würde mich da gerne mal umsehen.“ Alex lachte. „Willst du nach den Goldpesos der Deependaals buddeln?“, fragte er seinen Freund. Tim sah ihn beleidigt an, denn nun kam ihm die Idee auch ein wenig naiv vor. „Okay, okay. Um vier vor dem Tor“, sagte Alex schnell, als er Tims enttäuschtes Gesicht sah und verabschiedete seinen Freund an der Tür.

      Nach fünf Pfannkuchen konnte Alex sich nicht mehr rühren und räkelte sich zufrieden in der Küchenbank. „Was habt ihr denn so lange am Computer gemacht?“, fragte sein Vater, der nach dem Essen genüsslich einen Espresso trank. „Ich habe weder Schüsse noch Explosionen gehört“, spielte er mit einem leichten Grinsen auf die Computerspiele an, die Alex ab und zu spielte, und die sein Vater gerne als 'pädagogisch wenig wertvoll' bezeichnete. Typisch Papa dachte Alex. Eigentlich war sein Vater voll in Ordnung. Aber er hatte anscheinend immer noch nicht richtig verstanden, dass sein Sohn jetzt 14 war und nicht mehr mit Playmobil spielte.

      „Wir haben recherchiert“, war seine knappe Antwort. „Re...“ Sein Vater verschluckte sich an seinem Kaffee und musste kurz husten. „Recherchiert? In den Ferien? Donnerwetter. Darf man fragen, was?“ fragte er interessiert nach. „Mensch, Papa.“ Alex war genervt. Erstens mochte er die permanente Neugierde seiner Eltern nicht und die ironische Art seines Vaters schon gar nicht. Er hatte schon öfter überlegt, dass es nicht immer von Vorteil war, als Einzelkind aufzuwachsen. Hätte er noch Geschwister, würde sich die elterliche Fürsorge auf mehrere Kinder verteilen. Und zweitens wollte er nichts über die Deependaals erzählen. „Ich muss noch Gitarre üben“, sagte er schnell und rannte aus der Küche. Seine Eltern sahen ihm entgeistert nach. „Erst Computerrecherchen in den Ferien, dann freiwilliges Gitarreüben. Höchst merkwürdig. Ist das jetzt die Pubertät?“, fragte sein Vater. Doch Alex' Mutter zuckte nur ratlos mit den Schultern.

      4

      Samstag 16:18 Uhr

      Nachdem Alex zum Leidwesen seiner Eltern eine halbe Stunde versucht hatte, mit seiner E-Gitarre das Intro von AC/DCs 'Thunderstruck' einzuüben, fuhr er zu dem vereinbarten Treffpunkt. Tim war noch nicht da und so hatte Alex Zeit, sich schon mal umzusehen. Die beiden großen Schornsteine waren zwar stark verwittert, aber sie standen noch kerzengerade und ragten stolz in den grauen Himmel, als wollten sie von den vergangenen Zeiten erzählen, als die gesamte Gegend von den Ziegeleien noch gut leben konnte. Heute arbeiteten viele in der großen Müller-Werft oder waren weggezogen. Die Schornsteine waren seit über dreißig Jahren nicht mehr im Gebrauch und sind vom Einsturz bedroht. Das Gelände war weiträumig eingezäunt und an jeder Ecke stand das Schild 'BETRETEN VERBOTEN. ELTERN HAFTEN FÜR IHRE KINDER'.

      Wie jedes Kind in Kleiborg kannte Alex natürlich die Schlupflöcher im Zaun. Er war schon öfter auf dem Gelände gewesen, weil er hier in den alten Tongruben sein Mountainbike mal richtig ausfahren konnte. In die alten Gemäuer ging er aber nur ungern. Zum einen, weil seine Eltern ihn immer wieder gewarnt hatten, dass das alte Dach beim erstbesten Sturm zusammenbrechen könnte, und zum anderen traf sich hier gerne die Clique der 17-Jährigen in den Resten der alten Villa, um ungestört ihr billiges Bier zu trinken. Da sie noch keinen Führerschein hatten und es im Dorf keinen Jugendtreff gab, hatten sie den verlassenen Ort für ihre Treffen ausgesucht. Die Erwachsenen waren davon zwar wenig begeistert, tolerierten dies jedoch stillschweigend.

      Alex wollte sich gerade mit seinem Rad durch den Zaun zwängen, als er hörte, wie sich Tim näherte. „Tut mir leid, auf dem Kopfsteinpflaster hat sich der Lenker wohl ein wenig gelöst...“, rief er schon von weitem. Ein Blick auf Tims Klamotten reichte Alex aus, um sich den Sturz mit dem steuerlosen Gefährt vorzustellen. Die tiefgrüne Farbe, die sich von Tims Jeans bis zu seiner Jacke hinaufzog, ließ auf einen mittelgroßen Kuhfladen schließen. „Keine Details bitte“, unterbrach er seinen Freund und rümpfte die Nase. Dann schob er sein Fahrrad durch die schmale Lücke, die hinter einer alten Weide kaum zu sehen war. Etwas angesäuert stellte Tim sein Rad an das alte, stark verrostete Werkstor. Er nahm sich viel Zeit, um es mit einem auffällig neu aussehenden Kryptonit-Schloss anzuschließen. Dann folgte er Alex durch die Lücke im Zaun. Der sah ihn nur mitleidig an. „Hast du Angst, dass jemand das alte Tor klaut oder warum schließt du deinen Schrotthaufen daran fest?“ Tim, der keine Lust mehr hatte, auf die dummen Sprüche seines Freundes einzugehen, ging wortlos an ihm vorbei in Richtung Ziegelei. Alex zuckte die Achseln und trottete langsam hinterher. Ein verschlammter Weg führte direkt auf die beiden großen Schornsteine zu.

      Die riesige Ruine sah in der beginnenden Dämmerung trostlos und unheimlich aus. Die großflächigen roten Dächer waren an vielen Stellen unter dem Druck der schweren Dachziegel eingefallen, so dass man zum Teil die morsche Dachkonstruktion sehen konnte, die nun schutzlos Wind und Wetter ausgeliefert war. Die großen Fenster waren fast alle zerschlagen. Alex wusste aus Zeitungsberichten, dass einige seltene Fledermausarten in dem alten Gemäuer Zuflucht gefunden hatten. Die Freunde liefen weiter auf ein altes Transformatorenhäuschen zu, das mit zahlreichen Graffiti verziert war. Die großen Isolatoren standen bedrohlich aussehend von dem kleinen Backsteinturm ab. Überall wucherten Brennnesseln, meterhohe Disteln und wild wachsende Birken. Das ganze Gelände war übersät mit Glasscherben und alten Ziegeln in den unterschiedlichsten Formen.

      Vorsichtig gingen die Freunde auf das größte Gebäude der alten Ziegelei zu. Die nur etwa zwei Meter hohen Seitenwände waren zum Teil eingebrochen, so dass man relativ einfach hineinklettern konnte, denn

Скачать книгу