Schöne Festtage. Elisa Scheer

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Schöne Festtage - Elisa Scheer

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noch mehr Bäume auf dem Weg?“

      „Zwei. Ziemliche Trümmer.“

      „Elf – zwölf – eins, zwei Stunden für die Mauer, drei – morgen früh, würde ich sagen. Bevor die alles weggeschafft haben, ist es wieder dunkel. Und die Leute sind sicher auch schon müde.“

      „Aber morgen früh sitze ich ab acht mit gepacktem Koffer und freigelegtem Auto da und warte!“, kündigte ich an.

      Er tippte mir auf die Nase. „Was glaubst du, was ich morgen tue? Vergiss die Schnitzelorgie nicht!“

      „Wie könnte ich! Ich hab so Hunger!“

      Wir stiegen den Berg wieder hinauf und kehrten in die warme Hütte zurück. „Noch acht Müsliriegel, gelbe Gummibärchen, ein Packet Knäcke, eine Tüte Chips und ein Schrumpelapfel. Wünschen gnädige Frau einen Menüvorschlag?“

      „Teilen wir uns den Apfel, ja?“

      Er schnitt ihn mit dem Taschenmesser durch und reichte mir die Hälfte. Ich aß gierig und nagte den Butzen so sorgfältig ab wie noch nie im Leben.

      „Warum sagst du immer gnädige Frau und euer Gnaden?“

      „Bist du nicht was Besseres?“

      Ich schaute dumm. „Inwiefern? Du bist doch der Akademiker!“

      „Aber du bist adelig!“

      „Ja und? Bin ich deshalb irgendwie anders? Nur weil mein Nachname aus zwei Worten besteht?“

      „Wohl nicht. Was bist du eigentlich?“

      „Bitte?“

      „Na, eine Komtesse oder eine Baronesse oder was?“

      „Jetzt pack mal deine Märchenbücher weg. Gar nichts. Ich glaube, die Familie wurde von Kaiser Wilhelm geadelt. Mein Ururopa war vorher Kommerzienrat. Das von kam den Kaiser wahrscheinlich billiger als eine Steuerermäßigung. Warum fasziniert dich das so?“

      „Lebt man dann irgendwie anders?“

      „Ich weiß nicht. Mein einer Bruder züchtet Pferde, auf dem Gut meiner Eltern, der andere ist Anwalt, da kommt das von ganz gut auf dem Kanzleischild. Und Pullis entwerfen, Artikel schreiben und Shootings organisieren könnte ich auch so. Ich lasse das von ohnehin meistens weg.“

      „Musst du dann eines Tages einen Adeligen heiraten?“ Ich verschluckte mich fast an meinem Rest Kaffee.

      „Sag mal, was liest du eigentlich? Courths-Mahler? Natürlich nicht, meine Eltern mischen sich nie in meine Angelegenheiten ein. Ich könnte auch mit einem Alternativen im Wendland leben und zehn kleine Castorkämpfer großziehen – ohne Trauschein – und sie wären nicht sauer. Ehre der Familie oder so? Wirklich nicht!“

      „Hätte ja sein können. Ich kannte in meiner Schulzeit mal eine, die blieb praktisch immer in ihren Kreisen.“

      „Schön blöde, da war es sicher erzlangweilig.“

      „Das war sie selbst auch“, bekannte er und grinste etwas schief. Wir spielten den Nachmittag über wieder verbissen Trivial Pursuit. Dieses Mal gewann ich, aber auch nur knapp. Ich versuchte danach noch ein bisschen zu stricken, aber für das komplizierte Muster war es nicht mehr hell genug. Ich fröstelte und legte noch etwas Holz nach.

      „Sieben Scheite haben wir noch – und hinter dem Küchenschrank habe ich noch ein paar Spanholzkisten gefunden, die verheizen wir auch, ja?“

      Ich war einverstanden. „Wenn du die Zeitung durchhast, nehmen wir sie zum Anzünden. Mir graust so vor heute Nacht, in der Kammer wird es täglich kälter.“

      „Bei mir schließt das Fenster nicht richtig“, jammerte er.

      „Und meins ist nicht dicht“, trumpfte ich auf.

      „Und wer ist jetzt ärmer dran?“, feixte er. Ich knuffte ihn gegen den Arm.

      „Wir sind bescheuert“, stellte er dann fest.

      „Ist das was Neues?“

      „Warum schlafen wir in diesen eisigen Kammern? Wir könnten den ganzen Kram doch auch hier vors Feuer zerren, Matratzen, Bettzeug und so weiter. Dann hätten wir wenigstens die Restwärme. Und der Raum ist nicht so ausgekühlt.“

      Das klang eigentlich ziemlich schlau. Ein bisschen zanken könnte man sich dann auch noch, und wenn dem anderen die ultimative gemeine Antwort eingefallen ist, stellt man sich einfach schlafend, so dass er nie weiß, ob der Geistesblitz überhaupt gewürdigt wurde, überlegte ich mir erfreut.

      „Aber erst gehen wir noch mal gucken, wie weit die Leute gekommen sind, ja?“

      In der Dämmerung kletterten wir wieder über den Schneewall und die Baumwurzel und guckten nochmal über die Mauer. Die war unübersehbar noch da, aber die Bäume waren aus dem Weg geschafft, und ein großer Schneeräumer war direkt hinter der Mauer abgestellt. Morgen früh...

      Zufrieden stapften wir zurück, spielten noch ein bisschen und räumten dann den Platz vor dem Kamin frei.

      „Ich hab Hunger“, jammerte Tarek.

      „Sag bloß? Du kannst die gelben Gummibärchen haben – und Knäckebrot. Und die letzten Chips teilen wir uns.“

      Einträchtig futterten wir die Chips und stellten so viele Teelichte auf, dass der Raum schon von daher fast lauwarm wurde. „Wieso heißt du eigentlich Tarek?“, wollte ich dann wissen.

      „Ich komme aus dem Bayerwald, da ist das häufiger. Meine Mutter ist Tschechin.“

      Ich nickte. „Habt ihr einen Hof?“

      „Wie kommst du denn darauf?“

      War das schon wieder falsch?

      „Ich dachte nur, das ist doch eine eher bäuerliche Gegend, und du wirkst so naturverbunden...“

      „Voll daneben, Nora, wie immer. Mein Vater ist der stellvertretende Leiter der örtlichen Kreissparkasse, und meine Mutter ist Hausfrau. Meine beiden älteren Schwestern sind verheiratet, kinderreich und berufstätig, und keiner von uns kann eine Kuh melken. Du etwa?“

      Ha! „Ich schon.“

      „Du Stadtpflanze?“

      „Ich mag ja eine Stadtpflanze sein“, entgegnete ich mit dem letzten Rest Würde, „aber ich bin auf dem Land aufgewachsen. Und meine Eltern halten zwar keine Kühe, aber die Nachbarn schon. Und da hab ich´s gelernt.“

      „Respekt! Wo auf dem Land?“

      „Auf halbem Weg zwischen Leisenberg und München, bei Geresing.“

      „Kenn ich nicht“, musste er zugeben.

      „Kennt keiner, denk dir nichts. Und ich möchte da auch nicht mehr leben. Für Kinder ist es toll, vom Schulweg mal abgesehen, aber jetzt ist mir die City doch lieber.“

      „Wo

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