Tod im Maisfeld. Herbert Weyand

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tod im Maisfeld - Herbert Weyand страница 2

Tod im Maisfeld - Herbert Weyand KHK Claudia Plum

Скачать книгу

vom Leib. Es dauerte weniger als eine Minute bis zur Vereinigung mit Grunzlauten und spitzen Schreien. So schnell der Akt begann, so schnell war er vorbei. Einige Augenblicke lagen sie schwer atmend aufeinander und lösten sich voneinander. Plötzlich wurde der Schweiß unangenehm und machte die Zweisamkeit unappetitlich. Die beiden Körper klebten und klitschen aneinander. Die Luft war schwül, vom heißen Sommertag aufgeheizt.

      Vor wenigen Wochen genossen sie den Körperkontakt nach dem Verkehr. Jetzt empfand die Frau leichten Ekel vor der Verbindung der Körperflüssigkeiten. Die Beziehung schien am Ende.

      »Lass‹ uns nach draußen gehen. Die Luft ist mild«, sagte die Frau und drückte ihn weg.

      »In Ordnung«, meinte er und stieg rückwärts aus der geöffneten Autotür.

      Beide machten sich nicht die Mühe etwas überzuziehen. Wer kam schon mitten in der Nacht her?

      »Komm, wir laufen ein Stück«, forderte sie ihn auf. Ohne darauf zu achten, ob er folgte oder nicht, spazierte sie los. Sie hob die Arme und suchte einen Luftzug, der nicht kam. Die Frau reckte die Brüste nach vorn, die in leichte Bewegung gerieten, während sie voranschritt. Der sinnliche Körper ging in der Dunkelheit auf. Energisch warf sie, mit einer Kopfbewegung, das verklebte Haar nach hinten und wischte mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.

      Missmutig folgte er und die Augen saugten jede Bewegung auf. Er bekam nicht genug von diesem Körper. Was wusste er von ihr? Wenn er ehrlich war … nichts. Deutlich nahm er vorhin ihre Abwehr wahr und eine Ahnung beschlich ihn. Sie wollte das Verhältnis beenden.

      Sie lief barfuß so sicher, als kenne sie nichts anderes, wobei er ungelenk und unsicher die Füße aufsetzte. Der dicke Zeh stieß gegen einen Ast. Fluchend hob er ihn auf und benutzte ihn als Gehhilfe.

      »Das war es?«, stellte er fragend fest.

      »Das war es«, betätigte sie.

      »Woran liegt es?«

      »Ausgelebt. Es war von Anfang an klar, dass es nicht von Dauer sein würde.«

      »Ja. Schon. Aber muss es jetzt sein?«

      »Muss nicht. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich möchte es so.«

      »Habe ich nichts zu sagen?«

      »Nein. Gott sei Dank nicht. Dennoch … die Zeit mit dir war schön.«

      »Was machen wir hier, wenn es vorbei ist?« Er war sauer, weil sie ihm die Entscheidung abnahm.

      »Du bist uncool. Wir hatten doch eine schöne, wenn auch kurze Nummer. Und, wie gesagt … unsere Zeit war schön. Was willst du mehr?«

      »Ich will dich.«

      »Unmöglich. Das weißt du?«

      »Nichts ist unmöglich«, er stieß mit dem Stock in ihre Seite.

      »Was soll das? Du tust mir weh.«

      »Das soll auch wehtun«, er stieß fester zu. »Ich mache das so lange, bis du zur Besinnung kommst und deine Entscheidung überdenkst.« Starrsinnig wie ein Kind beobachtete er sie.

      »Du bist bekloppt. Sei froh, dass ich nicht zu deiner Frau gehe.«

      »Du drohst mir?«, fragte er aufgebracht und schlug mit dem Ast zu.

      »Hör auf«, sie ging schneller und wurde sich ihrer Nacktheit bewusst. Der Typ drehte durch. Er schlug wieder zu. Sie lief in ein Feld, mit kniehohem Mais und stolperte unversehens. Er stand über ihr. Welch eine Verwandlung machte er durch? Kalte Augen und eine hassvolle Fratze schauten auf sie hinunter. Weshalb hatte sie bisher nicht bemerkt, dass er eine Macke hatte? Liebe oder was es sonst war, machte tatsächlich blind. Mit Grauen sah sie den Stock auf ihre Brust zurasen. Ein Schlag in ihre linke Brustseite. Brennender Schmerz, ein kurzer spitzer Schrei, ein Röcheln und die Augen brachen. Sie war tot.

      Fluchend stellte er einen Fuß auf ihre Schulter und zog den Stock heraus. Dann ging er ungelenk den Weg zurück, den sie gekommen waren. Nicht einmal sah er zurück oder achtete darauf, ob ihn vielleicht jemand sah. Es war ihm egal.

      *

      eins

      »Wetten, dass ich schneller laufen kann, als du.« Die Vierzehnjährige versuchte ihn, aus der Reserve zu locken.

      »Das ist doch blöd. Ich schlage dich immer«, antwortete der fünfzehnjährige Junge. Was sie wohl von ihm wollte? Etwa Knutschen? Dann konnte sie es doch sagen. Er war nicht abgeneigt. Sie war nett und gefiel ihm. Lebte noch nicht lange im Dorf und ging den Jungen bisher aus dem Weg. Er kannte sie kaum. Einige wenige Begegnungen an der Bushaltestelle. Mehr war da nicht. Sie gingen in Geilenkirchen zur Gesamtschule und riskierten in der Pause schon einmal, den einen oder anderen Blick. Heute auf der Heimfahrt nahm er das Herz in beide Hände und setzte sich neben sie. Auf die Frage, ob sie Lust an einem Treffen habe, geschah das Wunder. Sie sagte ohne Zieren zu.

      »Lass‹ uns ein wenig dahinten durch die Felder spazieren.«

      »Gern«, sagte sie in einem Dialekt, den er nicht zuordnen konnte.

      »Woher kommst du?«, fragte er.

      »Vom Feldkreuz.«

      »Nein. Aus welcher Gegend.«

      »Aus Franken. Das liegt in Bayern. Mein Vater ist bei den AWACs.«

      »Mein Vater arbeitet in Boscheln in einer Maschinenfabrik.«

      »Wie heißt du?«

      »Dennis. Und du?«

      »Ria. Von Maria. Meine Eltern sind Katholiken aus Überzeugung.«

      »Dann sind sie hier richtig«, er schmunzelte. Nach der Kinderkommunion war er gerade zweimal in der Kirche gewesen. Ein ständiger Streitpunkt mit seiner Mutter, die jeden Sonntag zur Kirche lief.

      Sie schlenderten an dem Maisfeld vorbei, das wohl in den nächsten Tagen abgeerntet wurde. Die Blätter wurden schon braun, und der Mais fiel aus den Kolben zu Boden. Dann brummten die Häcksler und LKW einige Nächte auf den Feldern und im Dorf. Oktober. Möwen schwärmten von allen Seiten in das Feld und fraßen. Ihre Bäuche waren so voll, dass sie kaum vom Boden abheben konnten.

      »Ist das Mais?«, fragte sie.

      »Ja«, antwortete er erstaunt über ihre Unkenntnis.

      »Ich komme aus einer Stadt. Bamberg«, erklärte sie. »Alles hier herum kenne ich nur aus Büchern. Bis vor Kurzem waren Kühe für mich lila.« Sie lachte und umschloss mit einer Handbewegung die Gegend. »Meine Eltern leben sehr zurückgezogen. Ich bin selten irgendwo hingekommen.«

      »Ich bin hier aufgewachsen. Wenn du möchtest, zeige ich dir alles.«

      »Ja gern.« Sie kam ihm unruhig vor und wollte scheinbar noch etwas sagen, hielt es jedoch zurück. Hoffentlich hatte sie keine Angst vor ihm. Sie lebten in einer blöden Zeit. Die Medien überschlugen sich mit Nachrichten von Entführungen und sexuellen Straftaten. In den letzten Wochen war in der Nähe

Скачать книгу