Weltenwanderer-Chroniken II. Heike Möller

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Weltenwanderer-Chroniken II - Heike  Möller

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um diesen Teil von sich selbst nicht unkontrolliert auf die Welt – respektive Männerwelt – loszulassen. Doch gelegentlich konnte dieses Erbe von Nutzen sein. So wie jetzt.

      Langsam ließ sie einen Teil der Barrieren fallen, die sich schützend wie ein Kokon um ihr Unterbewusstsein gelegt hatte. Dann ließ sie die Quellnymphe ein wenig kom­men. Ihre Haut fing an zu schimmern und zu pulsieren. Der arme Mann vor ihr wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Völlig verdattert unterschrieb er ihren Antrag und stempelte ihn ab.

      „Ich danke Ihnen, Mr. Scott“, sagte sie lächelnd und schickte ihm einen intensiven Nymphen-Impuls. Dem Mann fielen fast die Augen aus dem Kopf und er wurde hochrot. Krampfhaft schloss er die Beine und legte seine Hände schützend auf seinen Unterleib.

      Immer noch lächelnd drehte Sondra sich um und verließ das Amt.

      Sondra kicherte in sich hinein.

      „Woran denkst du?“, fragte Andreas.

      „An den armen Beamten in Monaghan. Ich glaube, nachdem er mir die Genehmigung für die Ausgrabung erteilt hatte, ist er erst mal schnell auf Klo gerannt.“

      „Die Nymphe?“

      „Die Nymphe!“

      „War das fair?“

      „Nein, aber sonst hätte ich bis nach Dublin gemusst, um mir die Genehmigung einzuholen. Und das hätte vielleicht noch mal ein paar Wochen gedauert. Du weißt, ich bin nicht gerade sehr geduldig, mein Schatz.“ Sie hatten die Autobahn vor ein paar Minuten verlassen und fuhren jetzt auf der Bundesstraße weiter.

      „Wenn der Prozess gegen diesen Bastard vorbei ist, möchte ich mit dir Urlaub ma­chen, Sondra. Vielleicht zeigst du mir ja mal deine Höhle?“

      Die Stimme von Andreas klang ungewöhnlich ernst und angespannt. Sondra wusste, was ihm durch den Kopf ging. Vor knapp einem Jahr erschreckte der Fund von fünf Kinderleichen Norddeutschland. Binnen weniger Monate wurden die Mädchen entführt, missbraucht und getötet. Danach dann wie Müll weggeworfen. Kriminal­kommissar Andreas Laurenz und seine Kollegen ermittelten fieberhaft um weitere Morde zu verhindern.

      Als das sechste Mädchen entführt worden war, bekam der Fall eine persönliche Wen­dung. Das Kind entpuppte sich als die Tochter einer alten Schulfreundin von Andreas. Sondra wusste keine Einzelheiten über den Verlauf der Ermittlungen. Aber zwei Tage nach der Entführung gelang es der Sonderkommission das Kind aus den Händen des Entführers und Mörders zu befreien. Die Kleine war zwar schwer verletzt und würde noch Jahre in psychologischer Betreuung verbringen, aber sie lebte.

      Der Täter wurde verhaftet und die Sonderkommission arbeitete eng mit der Staats­anwaltschaft zusammen. Alle Beweise wurden mehrfach gesichtet und überprüft, ebenso die Zeugenaussagen und die Alibis. Jetzt, nach fast einem Jahr, stand der Pro­zess kurz bevor und die Staatsanwaltschaft und die Polizisten der Sonderkommission hofften, dass das gesammelte Material für eine Verurteilung ausreichen würde und der Täter nie wieder als freier Mensch herumlaufen kann.

      „Das ist eine ausgezeichnete Idee, Andi. Irland ist im Winter sehr schön und ruhig. Da wirst du dich bestimmt erholen können.“

      Sondra Wieland hatte die Anspannung ihres Freundes in den letzten Monaten kaum ertragen können. Es gab Momente, in denen Andreas das Lachen zu verlernen schien. Es musste grauenvoll gewesen sein, was er zu sehen bekommen hatte.

      Andreas lächelte seine Freundin jetzt dankbar an. „Es war bestimmt nicht leicht mit mir in letzter Zeit.“

      „Ich liebe dich, du Holzkopf“, sagte sie zärtlich.

      Damit war alles gesagt. Sondra lehnte sich lächelnd in den Autositz zurück und dach­te an den Moment in Vilgard, als sie befürchtete Andreas durch den Messerstich eines Trolls zu verlieren. In diesem Moment war ihr bewusst geworden, dass der Mann, den sie in ihren Armen gehalten hatte, ein bedeutender Teil ihres Lebens sein würde.

      Und sie hatte nicht vor, diesen Mann jemals wieder gehen zu lassen.

      Die Eltern von Andreas, Silke und Olav Laurenz, hatten ein kleines Gestüt. Als An­dreas mit Sondra vor das Haupthaus fuhr, ging die Haustür auf und Olav Laurenz trat vor die Tür.

      „Schön, dass ihr gekommen seid, Kinder!“ Er umarmte nicht nur seinen Sohn zur Begrüßung, sondern auch Sondra.

      Olav Laurenz war Anfang sechzig, groß und hager. Seine blauen Augen blickten im­mer forschend in die Gesichter seiner Gesprächspartner und er war ein unbe­stechlicher Geschäftsmann. Seine Familie war ihm aber das Wichtigste. Egal wie ge­winnbringend ein Projekt sein konnte, sobald ein Mitglied seiner Familie ihn brauch­te, war er zur Stelle und er ließ alles andere stehen und liegen.

      Olav legte einen Arm um Sondras Schulter. „Andi, du bringst Sondra viel zu selten hierher. Wenn sie hier ist, geht es einem gleich viel besser.“

      Andreas grinste seinen Vater an. „Na-na, du alter Schwerenöter! Begebe dich nicht auf fremdes Terrain!“

      Lachend führte Olav Sondra galant in das Herrenhaus, hängte ihren Trenchcoat auf einen Bügel und gab ihr ein paar Gästepantoffel. Sondra fand das von Anfang an ir­gendwie süß. Sie wäre barfuß oder mit frischen mitgebrachten Socken umher ge­laufen. Aber die Eltern von Andreas bestanden nun mal auf die Pantoffeln.

      „Seht mal, wen ich hier habe“, sagte Olav und zog Sondra lächelnd an der Hand führend in das Wohnzimmer.

      Silke Laurenz stand auf, ebenfalls lächelnd. Sie hatte warme, braune Augen und sanf­te Gesichtszüge. Ihre hellblonden Haare waren kinnlang und benötigten noch keine künstliche Farbe. Lachfalten hatten sich neben den Augen und in den Mundwinkeln tief eingegraben.

      Sie war Ende fünfzig, aber so manche vierzigjährige Frau wäre neidisch auf die schlanke, sportliche Figur dieser Frau.

      „Sondra, Liebes! Schön, dass du hier bist.“ Silke nahm Sondra in die Arme und küsste sie auf beide Wangen. Sondra erwiderte die Küsse und strahlte die ältere Frau an.

      „Ich freue mich auch, wieder mal hier zu sein. Danke für euer herzliches Will­kommen!“

      Andreas hatte inzwischen seine Schwester Petra umarmt und wurde nun von dem sechsjährigen Jonas angesprungen. Spielerisch, als ob der Knirps zwei Zentner wie­gen würde, strauchelte Andreas rückwärts und ließ sich laut stöhnend auf die Couch fallen.

      „Sag mal, hast du Kraftfutter der Pferde zu Essen bekommen?“

      „Nö, Onkel Andi. Ich laufe viel und mache jetzt Judo! Und in der Klasse bin ich der Beste im Sport!“

      Jonas war gerade erst eingeschult worden. Er war ein guter Schüler, dem das Lernen Spaß machte und der alles Neue in sich aufsog wie ein Schwamm.

      Petra Schubert, geborene Laurenz, umarmte Sondra ebenfalls zur Begrüßung. Sie hatte die blauen Augen ihres Vaters, aber das warme Wesen ihrer Mutter. Wenn sie lachte, bildeten sich auf den Wangen links und rechts zwei tiefe Grübchen und ihre Augen strahlten mit der Sonne um die Wette.

      „Schwesterherz, kriegst du Zwillinge oder warum gehst du so auseinander?“

      „Andi!“ Sondra war ein wenig entsetzt über die ruppige Art, aber Petra lachte nur.

      „Volltreffer, großer Bruder. Ich

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